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562.

Frage nicht, durch welche Pforte
Du in Gottes Stadt gekommen.

Divan IV. 12 (vom 30. Mai 1815). H. 4, 65.

563.

Ich wandle auf weiter, bunter Flur
Ursprünglicher Natur.

Ein holder Born, in welchem ich bade,

Ist Ueberlieferung, ist Gnade.

Gott, Gemüth u. Welt (veröff. 1815). H. 2, 315.

564.

Nicht zu viel sage ich, wenn ich Sie versichere, daß ich täglich und stündlich Ihrer gedenke, und nicht zu fromm drücke ich mich aus, wenn ich hinzuseße: in meiner Art von Gebet.

565.

An Boisserée, den 2. Juni 1815.

Die Moral ist ein ewiger Friedensversuch zwischen unsern persönlichen Anforderungen und den Geseßen eines unsichtbaren Reiches. Sie war gegen Ende des lezten Jahrhunderts schlaff und knechtisch geworden, als man sie dem schreckenden Calcul einer bloßen Glückseligkeitstheorie unterwerfen wollte. Kant faßte sie zuerst in ihrer übersinnlichen Bedeutung auf, und wie überstreng er sie auch in seinem kategorischen Imperativ ausprägen wollte, so hat er doch das unsterbliche Verdienst, uns von jener Weichlichkeit, in die wir versunken waren, zurückgebracht zu haben. Unterh. mit Kanzler Müller, d. 29. April 1818.

566.

Weiter kann ich nichts sagen als daß ich mich auch hier im Islam (d. h. in Gottergebenheit) zu halten suche.

567.

An Zelter, d. 20. Sept. 1820.

Ich bilde mir nicht ein, daß ich recht habe, aber das weiß ich, daß ich auf's Rechte losgehe. An Schulz, d. 25. Okt. 1820.

568.

Man muß tüchtig geboren sein, um ohne Kränklichkeit auf sein Inneres zurückzugehen. Gesundes Hineinblicken in sich selbst, ohne sich zu untergraben, nicht mit Wahn und Fabelei, sondern mit reinem Schauen in die unerforschte Tiefe sich wagen, ist eine seltene Gabe. Zur Naturwissensch. im Allg. (verf. 1820-21). H. 34, 120.

569.

Wenn ich kennte den Weg des Herrn,
Ich ging ihn wahrhaftig gar zu gern;
Führte man mich in der Wahrheit Haus,
Bei Gott, ich ging nicht wieder heraus.

Zahme Xenien II. (1821.) H. 2, 357.

570.

Man muß sein Glaubensbekenntniß von Zeit zu Zeit wiederholen, aussprechen, was man billigt, was man verdammt. Das Gegentheil läßt's ja auch nicht daran fehlen.

Spr. in Prosa, Nat. V Nr. 975. (1821.) H. 19, 211.

571.

Die eigentliche Religion bleibt ein Inneres, ja Individuelles. Denn sie hat ganz allein mit dem Gewissen zu thun; dieses soll erregt, soll beschwichtigt werden, erregt, wenn es stumpf, unthätig, unwirksam dahinbrütet, beschwichtigt, wenn es durch reuige Unruhe das Leben zu verbittern droht.

Wanderjahre, I 7. (1821.) H. 18, 98.

572.

Sie zusammen (die ethnische, philosophische und christliche Religion) bringen eigentlich die wahre Religion hervor; aus diesen drei Ehrfurchten (vor dem, was über, neben und unter uns ist) entspringt die oberste Ehrfurcht, die vor sich selbst, und jene entwickeln sich abermals aus dieser, so daß der Mensch zum Höchsten gelangt, was er zu erreichen fähig ist, daß er sich selbst für das Beste halten darf, was Gott und Natur hervorgebracht haben, ja daß er auf dieser Höhe verweilen kann, ohne durch Dünkel und Selbstheit wieder ins Gemeine gezogen zu werden.

Wanderjahre, II. 1. (1821.) H. 18, 167.

573.

Wir wollen der Hausfrömmigkeit das gebürende Lob nicht entziehen; auf ihr gründet sich die Sicherheit des Einzelnen, worauf zulegt denn auch die Festigkeit und Würde beruhen mag. Aber sie reicht nicht mehr hin. Wir müssen den Begriff einer Weltfrömmigkeit' fassen, unsere redlich menschlichen Gesinnungen in einen praktischen Bezug in's Weite sezen.

Vogel, Goethes Selbstzeugnisse.

Wanderjahre, II 7. (1821.) H. 18, 245. 8

574.

Redlich habe ich es mein Lebelang mit mir und anderen gemeint und bei allem irdischen Treiben immer auf das Höchste hingeblickt. Sie und die Ihrigen haben es auch gethan. Wirken wir also immerfort, so lange es Tag für uns ist.

An Auguste geb. Gräfin Stolberg, d. 17. Apr. 1823.

575.

Mir ist die populäre Philosophie stets widerlich gewesen; deshalb neigte ich mich leichter zu Kant hin, der jene vernichtet hat.

Unterh. mit Kanzler Müller, d. 29. Dez. 1823.

576.

In religiösen Dingen, in wissenschaftlichen und politischen, überall machte es mir zu schaffen, daß ich nicht heuchelte und den Muth hatte, mich auszusprechen, wie ich empfand. Ich glaubte an Gott und die Natur und den Sieg des Edlen über das Schlechte. Aber das war den frommen Seelen nicht genug; ich sollte nun auch glauben, daß 3=1 und 1=3 sei; das aber widerstrebte dem Wahrheitsgefühl meiner Seele. Auch sah ich nicht ein, daß mir damit auch nur im Geringsten wäre geholfen gewesen.

Gespr. mit Eckermann, d. 4. Jan. 1824.

577.

Mit allem Streben nach Selbsterkenntniß, das die Priester, das die Moralisten uns predigen, kommen wir nicht weiter im Leben, gelangen wir weder zu Resultaten noch zu wahrer innerer Besserung.

Unterh. mit Kanzler Müller, d. 8. März 1824.

578.

Wer Wissenschaft und Kunst besißt,

Der hat Religion;

Wer jene beide nicht besigt,

Der habe Religion.

Zahme Xenien VI (erst 1836 veröffentlicht). H. 3, 274.

579.

Dieses führe ich nur an als ein Zeichen, wie wenig wir wissen und daß an göttlichen Geheimnissen nicht gut zu rühren ist. Auch sollen wir höhere Marimen nur aussprechen, insofern sie der Welt zugute kommen. Andere sollen wir bei uns behalten, aber sie mögen und werden auf das, was wir thun,

wie der milde Schein einer verborgenen Sonne ihren Glanz breiten.

Gespr. mit Eckermann, d. 15. Okt. 1825.

580.

Die vielen Vorzüge, die man diesem Werke (Heinroth's Anthropologie) auch zugesteht, zerstört der Verf. selber, indem er über die Grenzen hinausgeht, die ihm von Gott und der Natur vorgeschrieben sind. Auch wir sind allerdings überzeugt, daß der Anthropolog sein Menschenkind bis in die Vorhöfe der Religion führen könne, dürfe, müsse, aber nicht weiter als bis dahin.

Zur deut. Litteratur (Kunst u. Alterth. V. 2., 1825). H. 29, 211.

581.

Soviel Philosophie, als ich bis zu meinem seligen Ende brauche, habe ich noch allenfalls. Eigentlich brauche ich gar keine.

Unterh. mit Kanzler Müller, d. 16. Juli 1827.

582.

Legte man sich über die Mysterien ein unverbrüchliches, . ehrerbietiges Stillschweigen auf, ohne die Dogmen mit verdrießlicher Anmaßung, nach dieser oder jener Linie verkünftelt, irgend jemandem wider Willen aufzunöthigen oder sie wohl gar durch unzeitige Spöttereien oder vorwißiges Ableugnen bei der Menge zu entehren und in Gefahr zu bringen, so wollte ich selbst der Erste sein, der die Kirche meiner Religionsverwandten mit ehrlichem Herzen besuchte und sich dem allgemeinen praktischen Bekenntniß eines Glaubens, der sich unmittelbar an das Thätige knüpft, mit vergnüglicher Erbauung unterordnete.

Gespr. mit Falk (Falk, Goethe S. 84).

583.

Besieht man es genau, so gründet sich doch zuleht nur ein jeder auf ein gewisses inneres Behagen an seinem Dasein. Der Glaube, die Zuversicht auf das bißchen, was man ist oder sein möchte, beseelt einen jeden und so möcht' er sich auch dem andern machen, eigentlich den anderen sich gleich machen. Und dann, denken sie, wäre es gethan!

3. deut. Litterat. (Anz. v. Jacobi's Briefwechsel, 1827). H. 29, 219.

584.

Eigentlich kommt alles auf die Gesinnungen an; wo diese sind, treten auch die Gedanken hervor und, nachdem sie sind, sind auch die Gedanken. Spr. in Prosa, Eth. VI. No. 542. H. 19, 116.

585.

Ich ehre und liebe das Positive und ruhe selbst darauf, insofern es nämlich von Uralters her sich immer mehr bestätigt und uns zum wahrhaften Grunde des Lebens und Wirkens dienen mag. Dagegen freut mich, nicht etwa die Zweifelsucht, sondern ein direkter Angriff auf eine ursurpirte Autorität.

586.

An Schulz, d. 10. Jan. 1829.

Von der Philosophie habe ich mich selbst immer frei erhalten; der Standpunkt des gesunden Menschenverstandes war auch der meinige.

Gespr. mit Eckermann, d. 4. Febr. 1829.

587.

Frömmigkeit ist kein Zweck, sondern nur ein Mittel, um durch die reinste Gemüthsruhe zur höchsten Kultur zu gelangen. Deswegen läßt sich bemerken, daß diejenigen, welche Frömmigkeit als Ziel und Zweck aufstecken, meistens Heuchler werden.

Spr in Prosa, Eth. I (1823). H. 19, 27.

588.

Wirst du die frommen Wahrheitswege gehen,
Dich selbst und andre trügst du nie.

Die Frömmelei läßt Falsches auch bestehen,
Derwegen haß' ich sie.

Zahme Xenien IV (veröff. erst 1832). H. 2, 377.

589.

Ihr Gläubigen, rühmt nur nicht euren Glauben
Als einzigen. Wir glauben auch wie ihr.
Der Forscher läßt sich keineswegs berauben
Des Erbtheils, aller Welt gegönnt und mir.

Zahme Xenien II (veröff. erst 1836). H. 3, 274.

590.

In dieser Hinsicht ist es ganz recht, daß alle Religionen nicht unmittelbar von Gott selber gegeben werden, sondern daß sie als das Werk vorzüglicher Menschen für das Bedürfniß und die Faßlichkeit einer großen Masse ihresgleichen berechnet sind. Wären sie ein Werk Gottes, so würde sie niemand begreifen; da sie aber ein Werk des Menschen sind, so sprechen sie das Unerforschliche nicht aus. Gespr. mit Eckermann, d. 28. Febr. 1831.

591.

Friede mit Gott und ein Wohlgefallen an wohlwollenden Menschen! Also sei es und bleibe! An Zelter, Nr. 818, 1831.

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