ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

592.

Die Kunst ruht auf einer Art religiösem Sinn, auf einem tiefen, unerschütterlichen Ernst, deswegen sie sich auch so gern mit der Religion vereinigt.

Spr. in Prosa, Kunst III Nr. 690 (mitgeth. erst 1832). H. 19, 147.

593.

Des religiösen Gefühls wird sich kein Mensch erwehren, dabei aber ist es ihm unmöglich, solches in sich allein zu verarbeiten; deswegen sucht er oder macht sich Proselyten. Das Letztere ist meine Art nicht, das Erstere aber habe ich treulich durchgeführt und von Erschaffung der Welt an keine Confession gefunden, zu der ich mich völlig hätte bekennen mögen. Nun erfahre ich aber in meinen alten Tagen von einer Sekte der Hypsistarier, welche, zwischen Heiden, Juden, Christen geklemmt, sich erklärten, das Beste, Vollkommenste, was zu ihrer Kenntniß käme, zu schäßen, zu bewundern und zu verehren und, insofern als es mit der Gottheit in nahem Verhältniß stehen müsse, anzubeten. Da ward mir auf einmal aus einem dunklen Zeitalter her ein frohes Licht; denn ich fühlte, daß ich zeitlebens getrachtet hatte, mich zum Hypsistarier zu qualificiren. Das ist aber keine kleine Bemühung; denn wie kommt man in der Beschränkung seiner Individualität wohl dahin, das Vortrefflichste gewahr zu werden? An S. Boisserée, d. 29. März 1831.

594.

Ich habe nichts gegen die Frömmigkeit;
Sie ist zugleich Bequemlichkeit.
Wer ohne Frömmigkeit will leben,
Muß großer Mühe sich ergeben,
Auf seine eigne Art zu wandern,
Sich selbst genügen und den andern,
Und freilich auch dabei vertraun,
Gott werde wohl auf ihn niederschaun.

Zahme Xenien II (mitgetheilt erst 1836). H. 3, 274.

595.

Der Gotteserde lichten Saal
Verdüstern sie zum Jammerthal.
Daran entdecken wir geschwind,
Wie jämmerlich sie selber sind.

Zahme Xenien II (mitgetheilt erst 1836). H. 3, 263.

596.

Ich habe immer gesucht, das möglichst Erkennbare, Wißbare, Anwendbare zu ergreifen. Hierdurch bin ich für mich an die Grenze gelangt, dergestalt, daß ich da anfange zu glauben, wo andere verzweifeln und zwar diejenigen, die vom Erkennen zuviel verlangen und, wenn sie nur ein gewisses dem Menschen Beschiedenes erreichen können, die größten Schäße der Menschheit für nichts achten. So wird man aus dem Ganzen in's Einzelne und aus dem Einzelnen in's Ganze getrieben.

597.

An S. Boisserée, d. 25. Feb. 1832.

Es giebt den Standpunkt einer Art Religion, den der reinen Natur und Vernunft, welcher göttlicher Abkunft. Dieser wird ewig derselbige bleiben und dauern und gelten, so lange gottbegabte Wesen vorhanden. Doch ist er nur für Auserwählte und viel zu hoch und edel, um allgemein zu werden. Sodann giebt es den Standpunkt der Kirche, welcher mehr menschlicher Art. Er ist gebrechlich, wandelbar und im Wandel begriffen; doch auch er wird in ewiger Umwandlung dauern, so lange schwache menschliche Wesen sein werden.

Gespr. mit Eckermann, d. 11. März 1832.

Fortdauer nach dem Todé.

Sehnsucht ins Ferne, Künft'ge zu beschwichtigen,
Beschäftige dich hier und heut' im Tüchtigen.
Chines. Jahres- u. Tageszeiten XIV. (1827.)

598.

Nun begleiten Ihre Thränen einen Gemahl zu der ewigen Sabbath's-Ruhe, einen Mann, der seinen Wochenlohn redlich verdient hat. Er hat ihn nun.

An die Großmutter Textor, Febr. 1771.

599.

Gott allein kann wissen, wie groß die Schritte sein müssen, die hier die Seele thun muß, um dort seiner Gemeinschaft, dem Wohnplag der Vollkommenheit, dem Umgang und der Freundschaft höherer Wesen näher zu kommen.

Anz. v. Münter, Bekehrungsgeschichte Struensee's. (1772.) H. 29, 43.

600.

Es war immer so und natürlich, daß der nach Ewigkeit Hungernde und Dürstende solche Speisen sich droben in Phantasie bereitete, die seinem Gaumen hier angenehm waren, sein Magen hier vertragen konnte. Der weiche Orientale bepolstert sein Paradies um wohlgeschmückte Tische. Der brave Norde überschaut vom Asgard in den Tiefen des Himmels unermeßlichen Kampfplatz und ruht dann, sein Glas Bier mit Heldenmuth auszechend, neben Vater Odin auf der Bank. Und der gelehrte denkende Theolog und Weltkündiger hofft dort eine Akademie, durch unendliche Experimente, ewiges Forschen sein Wissen zu vermehren, seine Erkenntniß zu erweitern.

Anz. von Lavaters Aussichten in die Ewigkeit. (1772.) H. 29, 61.

601.

Wie kann ich vergehen, wie kannst du vergehen? Wir sind ja. Vergehen was heißt das? Das ist wieder ein Wort, ein leerer Schall, ohne Gefühl für mein Herz. Ich träume nicht, ich wähne nicht. Nahe am Grabe wird es mir heller. Wir werden sein, wir werden uns wiedersehen.

602.

Werther II. (1774.) H. 14, 120.

Laß uns immer näher zusammenrücken. Die Zeit kommt. doch bald, wo wir zerstreuet werden, in die Elemente zurückkehren, aus denen wir genommen sind.

603.

An Lavater, den 3. Nov. 1780.

Sie (die Natur) hat mich hereingestellt, sie wird mich auch hinausführen. Ich vertraue mich ihr. Sie mag mit mir schalten; sie wird ihr Werk nicht hassen.

Die Natur, Aphoristisch 1780-81(?). H. 34, 73.

604.

Ein Artikel meines Glaubens ist es, daß wir durch Standhaftigkeit und Treue in dem gegenwärtigen Zustande ganz allein der höheren Stufe eines folgenden und sie zu betreten fähig werden, es sei nun hier zeitlich oder dort ewiglich.

605.

An Knebel, den 3. Dec. 1781.

Du hast Deine Zuhörer (in 2 Predigten von 1783) an den breitesten Theil der Kluft geführt, die unsere Gegenwart und jene Zukunft trennt, und da suchte jeder eine Brücke, irgend ein Plätzchen, wo wahrscheinlich hinüberzukommen wäre. haft der Hoffnung nichts übrig gelassen, als sich ihrer Flügel zu bedienen.

606.

An Herder, den 20. März 1783.

Du

Ich nehme mehr Theil als Du glaubst an der tröstlichen Erfahrung, die mir Dein Brief mittheilt, daß Deine liebe A. in den letzten Zeiten sich Dir reiner, himmlischer, verklärter als in ihrem ganzen Leben dargestellt und daß sie Dir scheidend einen Vorschmack, eine Ahnung seligen und vollendeten Bleibens zurückgelassen. Wenn ich auch gleich für meine Person an der Lehre des Lucrez mehr oder weniger hänge und alle meine Prätensionen in den Kreis des Lebens einschließe, so erfreut und erquickt es mich doch immer sehr, wenn ich sehe, daß die

allmütterliche Natur für zärtliche Seelen auch zartere Laute und Anklänge in den Undulationen ihrer Harmonien leise tönen. läßt und dem endlichen Menschen auf so manche Weise ein Mitgefühl des Ewigen und Unendlichen gönnt.

An Graf Fr. Leop. Stolberg, den 2. Febr. 1789. (G.-Jahrb. IV. 158.)

607.

So laßt mich scheinen, bis ich werde,
Zieht mir das weiße Kleid nicht aus!
Ich eile von der schönen Erde
Hinab in jenes feste Haus.

Dort ruh' ich eine kleine Stille,
Dann öffnet sich der frische Blick.
Ich lasse dann die reine Hülle,
Den Gürtel und den Kranz zurück.

Mignon's Lied, Wilh. Meister VIII. 2 (1795), H. 17, 483.

608.

Wohl verwahrt ist nun der Schatz,
Das schöne Bild der Vergangenheit.
Hier im Marmor ruht es unverzehrt;
Auch in euren Herzen lebt es, wirkt es fort.
Schreitet, schreitet ins Leben zurück.
Nehmet den heiligen Ernst mit hinaus.
Denn der Ernst, der heil'ge, allein
Macht das Leben zur Ewigkeit.

609.

Chor der Jünglinge, ebendas.

Ein für allemal willst du ein ewiges Leben mir schaffen?
Mach' im zeitlichen doch mir nicht die Weile so lang.

610.

Xenie (1796). H. 3, 240.

Des Todes rührendes Bild steht

Nicht als Schrecken dem Weisen und nicht als Ende dem Frommen. Jenen drängt es in's Leben zurück und lehret ihn handeln, Diesem stärkt es zu künftigem Heil in Trübsal die Hoffnung. Beiden wird zum Leben der Tod.

Hermann u. Dorothea, IX. (1796) H. 2, 118.

611.

Nur ein Fremdling, sagt man mit Recht, ist der Mensch hier auf Erden.

Ebendas. H. 2, 124.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »