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F.

Mit Nichten. Dieser Erdenkreis
Gewährt noch Raum zu großen Thaten.
Erstaunenswürdges soll gerathen,

Ich fühle Kraft zu kühnem Fleiß.

630.

Faust II. 4. H. 13, 108.

Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt.
Thor, wer dorthin die Augen blinzend richtet,
Sich über Wolken seinesgleichen dichtet.

Er stehe fest und sehe hier sich um;

Dem Tüchtigen ist diese Welt nicht stumm.

631.

Faust II, 5. H. 13, 220.

Am Ende des Lebens gehen dem gefaßten Geiste Gedanken

auf, bisher undenkbare.

Sie sind wie selige Dämonen, die

sich auf den Gipfeln der Vergangenheit glänzend niederlassen.

Spr. in Prosa, Eth. IV (1825). H. 19, 76.

632.

Ich wüßte auch nichts mit der ewigen Seligkeit anzufangen, wenn sie mir nicht neue Aufgaben und Schwierigkeiten zu besiegen böte. Aber dafür ist wohl gesorgt. Wir dürfen nur die Planeten und Sonnen anblicken; da wird es auch Nüsse genug zu knacken geben. unterh mit Kanzler Müller v. 26. Jan. 1825.

633.

Alle gesunden Menschen haben die Ueberzeugung eines Daseins und eines Daseienden um sie her. Indessen giebt es auch einen hohlen Fleck im Gehirn d. h. eine Stelle, wo sich kein Gegenstand abspiegelt. Wird der Mensch auf diese Stelle besonders aufmerksam, vertieft sich darin, so verfällt er in eine Geisteskrankheit, ahnet hier Dinge aus einer anderen Welt, die aber eigentlich Undinge sind und weder Gestalt noch Begrenzung haben.

Spr. in Prosa, Eth. IV (1825). H. 19, 79.

634.

Laßt fahren hin das allzu Flüchtige!
Ihr sucht bei ihm vergebens Rath.
In dem Vergangnen lebt das Tüchtige,
Verewigt sich in schöner That.

Und so gewinnt sich das Lebendige
Durch Folg' aus Folge neue Kraft;
Denn die Gesinnung, die beständige,
Sie macht allein den Menschen dauerhaft.
So löst sich jene große Frage
Nach unserm zweiten Vaterland.
Denn das Beständige der ird'schen Tage
Verbürgt uns ewigen Bestand.

Zur Logenfeier, Sept. 1825. H. 2, 427.

635.

Höchst merkwürdig bleibt es hierbei, daß (bei der Verwesung) eben dieses Ableben, diese eintretende Herrschaft der Elemente, die auf Zerstörung des Individuums hinausgeht, sich energisch durch Elasticität offenbart, und daß die sich entwickelnde aura sich gleich wieder entschieden gestaltet. Eine solche abermalige Erscheinung möchte denn doch der Hylozoist zu seiner Entschuldigung anführen.

An Nees v. Esenbeck, den 13. Nov. 1825. Bratran. 2, 134.

636.

Wer keinen Namen sich erwarb, noch Edles will,
Gehört den Elementen an.

637.

Faust II. 3. (1826.) H. 13, 172.

Es mußte mir des Nachdenkens werth erscheinen, daß, wenn dort (bei der Verstäubung einer abgelebten Fliege) der aufgelöste Organismus sich als Verstäubung manifestirt und schon mitunter als zellige Faser erscheint, derselbe hier (bei der Verwesung einer Fliege im Wasser) um den entseelten Körper einen Nimbus bildet und alle Verstäubung sich zu einem Continuum ordnet und zwar in demselben Maße, wie sie vorher elastisch abstoßend in einem leichteren Elemente wirkte, hier in einem dichteren vollkommen zusammenhängend erscheint. Man mag so gern das Leben aus dem Tod betrachten und zwar nicht von der Nachtseite, sondern von der ewigen Tagseite her, wo der Tod immer vom Leben verschlungen wird.

An Nees von Esenbeck, den 27. Sept. 1826. Bratran. 2, 159.

638.

Mir erscheint der zunächst mich berührende Personenkreis wie ein Convolut von sibyllinischen Blättern, deren eines nach dem andern, von Lebensflammen aufgezehrt, in der Luft zerstiebt

und dabei den überbleibenden von Augenblick zu Augenblick höheren Werth verleiht. Wirken wir fort, bis wir vor oder nach einander, vom Weltgeist berufen, in den Aether zurückkehren! Möge dann der ewig Lebendige uns neue Thätigkeiten denen analog, in welchen wir uns schon erprobt, nicht versagen! Fügt er sodann Erinnerung und Nachgefühl des Rechten und Guten, was wir hier schon geleistet, väterlich hinzu, so werden wir gewiß nur desto rascher in die Kämme des Weltgetriebes eingreifen. Die entelechische Monade muß sich nur in rastloser Thätigkeit erhalten. Wird ihr diese zur anderen Natur, so kann es ihr in Ewigkeit nicht an Beschäftigung fehlen.

639.

An Zelter, den 19. März 1827.

Wie sie (Makarie) heranwuchs, überall hilfreich, unaufhaltsam in großen und kleinen Diensten, wandelte sie wie ein Engel Gottes auf Erden, indem ihr geistiges Ganze sich zwar um die Weltsonne, aber nach dem Ueberweltlichen in stetig zunehmenden Kreisen bewegte. Wir hoffen, daß eine solche Entelechie sich nicht ganz aus unserem Sonnensystem entfernen, sondern, wenn sie an die Grenzen desselben gelangt ist, sich wieder zurücksehnen werde, um zu Gunsten unserer Urenkel in das irdische Leben und Wohlthun wieder einzutreten.

Wanderjahre, III. 15. H. 18, 410. 412.

640.

Jede Entelechie ist ein Stück Ewigkeit und die paar Jahre, die sie mit dem irdischen Körper verbunden ist, machen sie nicht alt. Ist diese Entelechie geringerer Art, so wird sie während ihrer körperlichen Verdüsterung wenig Herrschaft ausüben. Ist aber die Entelechie mächtiger Art, wie es bei allen genialen Naturen der Fall ist, so wird sie bei ihrer belebenden Durchdringung des Körpers nicht allein auf dessen Organisation kräftig und veredelnd einwirken, sondern sie wird auch bei ihrer geistigen. Uebermacht ihr Vorrecht einer ewigen Jugend fortwährend geltend zu machen suchen.

Heilige Gluthen,
Wen sie umschweben,
Fühlt sich im Leben.
Selig mit Guten.

Vogel, Goethes Selbstzeugnisse.

Gespr. mit Eckermann, den 11. März 1828.

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642.

Der Mensch soll an Unsterblichkeit glauben. Er hat dazu ein Recht, es ist seiner Natur gemäß und er darf auf religiöse Zusagen bauen. Wenn aber der Philosoph den Beweis für die Unsterblichkeit aus einer Legende hernehmen will, so ist das sehr schwach. Die Ueberzeugung unserer Fortdauer entspringt mir aus dem Begriff der Thätigkeit. Denn wenn ich bis an mein Ende rastlos wirke, so ist die Natur verpflichtet, mir eine andere Form des Daseins anzuweisen, wenn die jeßige meinen Geist nicht ferner auszuhalten vermag.

Gespr. mit Eckermann, v. 4. Febr. 1829.

643.

Kein Wesen kann zu nichts zerfallen,
Das Ew'ge regt sich fort in allen.
Am Sein erhalte dich beglückt!
Das Sein ist ewig; denn Gesetze
Bewahren die lebend'gen Schäße,
Aus welchen sich das All geschmückt.

Wanderjahre, Il. (gedichtet Febr. 1829). H. 3, 191.

644.

Es ist nun jährig, daß Sie als theure, geprüfte Freundin mir Ihren Antheil zu erkennen gaben bei dem schweren Geschick, denjenigen (den Großherzog) vor mir hingehen zu sehen, dem ich dem Laufe der Natur und meinen Wünschen gemäß in jene Gegenden hätte vorantreten sollen.

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Wenn man eine Jahreshöhe nach der andern ersteigt und sich von so manchen irdischen Dingen nach und nach entfernt, giebt nichts einen sichereren Begriff von unverwüstlicher Dauer, als wenn wir frühere verehrte und geliebte Freunde uns noch immer so nah fühlen, als wären wir örtlich niemals von ihnen getrennt gewesen. An Pauline Gotter, den 28. Sept. 1829. 648.

Was hat man nicht alles über Unsterblichkeit philosophirt, und wie weit ist man damit gekommen? Ich zweifle nicht an unserm Fortdauern, denn die Natur kann die Entelechie nicht entbehren. Aber wir sind nicht auf gleiche Weise unsterblich und, um sich künftig als große Entelechie zu manifestiren, muß man auch eine sein.

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Gespr. mit Edermann v. 1. Sept. 1829. 649.

Der Tod ist doch etwas so Seltsames, daß man ihn unerachtet aller Erfahrung bei einem uns theuren Gegenstande nicht für möglich hält. Dieser Uebergang aus einer uns bekannten Existenz in eine andere, von der wir auch gar nichts wissen, ist etwas so Gewaltsames, daß es für die Zurückbleibenden nicht ohne die tiefste Erschütterung abgeht.

Gespr. mit Edermann v. 15. Febr. 1830.

650.

Die Hartnäckigkeit des Individuums und daß der Mensch abschüttelt, was ihm nicht gemäß ist, ist mir ein Beweis, daß so etwas (die Entelechie) existire. Leibniz hat ähnliche Gedanken über solche selbständige Wesen gehabt und zwar, was wir mit dem Ausdruck Entelechie bezeichnen, nannte er Monaden.

Gespr. mit Eckermann, den 3. März 1830.
651.

Uebrigens begreifst Du, daß ich ein testamentarisches und codicillarisches Leben führe, damit der Körper des Besißthums, der mich umgiebt, nicht allzu schnell in die niederträchtigsten Elemente, nach Art des Individuums selbst, sich eiligst auflöse. Doch haben Könige selbst nicht ein Querfingerbreit über ihr irdisches Dasein hinaus wirken können; was wollen wir anderen armen Teufel für Umstände machen?

An Zelter, den 23. Nov. 1831.

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