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849.

Ich weiß nicht, ob's Eurem Verstand oder Eurem Herzen mehr Ehre macht, daß Ihr so jung und so friedfertig seid, ohne deswegen schwach zu sein; denn freilich ist's auch kein Vortheil für die Herde, wenn der Schäfer ein Schaf ist.

Brief des Pastors zu ***, 1773. H. 27, 87.

850.

Wer die Geschichte des Wortes Gottes unter den Menschen. mit liebevollem Herzen betrachtet, der wird die Wege der ewigen Weisheit anbeten.

851.

Ebendas. S. 91.

Luther arbeitete, uns von der geistlichen Knechtschaft zu befreien. Möchten doch alle seine Nachfolger so viel Abscheu vor der Hierarchie behalten haben, als der große Mann empfand!

852.

Ich schwör' bei meinem Leben,

Ebendas. S. 92.

Hätte man St. Paulen ein Bisthum geben,
Poltrer wär' er worden, ein fauler Bauch
Wie caeteri confratres auch.

Der ewige Jude, Fragm. 1774 (?) H. 3, 182.

853.

Reformation hätt' ihren Schmaus

Und nahm dem Pfaffen Hof und Haus,
Um wieder Pfaffen nein zu pflanzen,
Die nur in allem Grund der Sachen

Mehr schwägen, weniger Grimassen machen.

854.

Ebendas. H. 3, 188.

Man wiederholte so oft in jenen toleranten Zeiten, jeder Mensch habe seine eigene Religion, seine eigene Art der Gottesverehrung. Ob ich nun gleich dies nicht geradezu behauptete, so konnte ich doch ... bemerken, daß Männer und Frauen einen verschiedenen Heiland bedürfen.

Dichtg. und Wahrh. XIV. 1774. H. 22, 156.

855.

Das Himmlische, Ewige wird in den Körper irdischer Absichten eingesenkt und zu vergänglichen Schicksalen mit fortDichtg. und Wahrh. XIV. 1774. H. 22, 171.

gerissen.

856.

Wir... schienen freudiger zu folgen, wie denn die Gebräuche der katholischen Kirche dem Protestanten durchaus bedeutend und imposant sind, indem er nur das Erste, Innere, wodurch sie hervorgerufen, das Menschliche, wodurch sie sich von Geschlecht zu Geschlecht fortpflanzen, und also auf den Kern dringend, anerkennt, ohne sich gerade in dem Augenblicke mit der Schale, der Fruchthülle, ja dem Baume selbst, seinen Zweigen, Blättern, seiner Rinde und seinen Wurzeln zu befassen.

Dichtg. und Wahrh. XVIII (1775). H. 23, 68.

857.
W.

Allein die Welt, des Menschen Herz und Geist!
Möcht jeglicher doch was erkennen.

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Ja, was man so erkennen heißt!

Wer darf das Kind beim rechten Namen nennen?
Die wenigen, die was davon erkannt,
Die thöricht g'nug ihr volles Herz nicht wahrten,
Dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen offenbarten,
Hat man von je gekreuzigt und verbrannt.

858.

Faust I. 1. H. 12, 24.

Die Kirche hat einen guten Magen,
Hat ganze Länder aufgefressen

Und doch noch nie sich übergessen.

Die Kirch' allein, meine lieben Frauen,

Kann ungerechtes Gut verdauen.

859.

Ebendas. 9. H. 12, 92.

Und

Ein katholischer Christ wird immer dasselbige hören, überall auf die gleiche Weise unterrichtet und erbauet werden. das ist's, was die Gewißheit unsres (des katholischen) Glaubens macht, was uns die süße Zufriedenheit und Versicherung giebt, in der wir einer mit dem andern fest verbunden leben.

Der Pater, Reise in d. Schweiz II, den 12. Nov. (1779.)

860.

Kirchen, Thürme, Gebäude haben etwas Großes und Vollständiges in der Anlage, das allen Menschen insgeheim Ehr=

furcht einflößt. Hier und da fehlt es auch nicht an etwas Abgeschmacktem, damit die Menschheit versöhnt und angezogen werde. Es ist dies überhaupt der Genius des katholischen äußeren Gottesdienstes; noch nie habe ich es aber mit so viel Verstand, Geschick und Konsequenz ausgeführt gesehen als bei den Jesuiten.

Ital. Reise, den 4. Sept. 1786. H. 24, 5.

861.

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Was die Mutter Gottes für eine schöne Erfindung ist, fühlt man nicht eher als mitten im Katholicismus. Es ist ein Gegenstand, vor dem einem die Sinne so schön stillstehen, der eine gewisse innerliche Grazie der Dichtung hat, über den man sich so freut und bei dem man so ganz und gar nichts denken kann, daß er recht zu einem religiösen Gegenstande gemacht ist. Reisetagebuch v. 8. Oft. 1786.

862.

Dem Mittelpunkt des Katholicismus mich nähernd, von Katholiken umgeben, ... trat mir so lebhaft vor die Seele, daß vom ursprünglichen Christenthum alle Spur verloschen ist. Ja, wenn ich es mir in seiner Reinheit vergegenwärtigte, wie wir es in der Apostelgeschichte sehen, so mußte mir schaudern, was nun auf jenen gemüthlichen Anfängen ein unförmliches barockes Heidenthum lastet. Ital. Reise, den 27. Okt. 1786. H. 24, 112.

863.

Vom Theater und den kirchlichen Ceremonien bin ich gleich übel erbaut. Die Schauspieler geben sich viel Mühe, um Freude, die Pfaffen, um Andacht zu erregen, und beide wirken nur auf eine Klasse, zu der ich nicht gehöre. Beide Künste sind in ein seelenloses Gepränge (in Rom) ausgeartet.

An Herzog Karl August, den 3. Febr. 1787.

864.

Zu Anfang des 16. Jahrhunderts hatte sich der Geist der bildenden Kunst völlig aus der Barbarei des Mittelalters emporgehoben; zu freisinnigen, heiteren Wirkungen war sie gelangt. Was aber sich in der edlen menschlichen Natur auf Verstand, Vernunft, Religion bezog, genoß keineswegs einer freien Wirkung. Im Norden kämpfte ein gebildeter Menschensinn gegen die plumpen Anmaßungen eines veralteten Herkommens. Leider waren Worte und Vernunftgründe nicht hinreichend; man griff

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zu den Waffen. Tausende und aber Tausende, die ihr Seelenheil auf reinem, freiem Wege suchten, gingen an Leib und Gütern auf die grausamste Weise zu Grunde.

Ital. Reise, im Juni 1787. H. 24, 344.

865.

Rom will alles nehmen, geben nichts
Und kommt man hin, um etwas zu erhalten,
Erhält man nichts, man bringe denn was hin,
Und glücklich, wenn man dann noch was erhält.
Welcher Kluge fänd' im Vatikan

Nicht seinen Meister?

866.

Tasso I. 4 (1789). H. 7, 216.

Das eigentliche, einzige und tiefste Thema der Welt- und Menschengeschichte, dem alle übrigen untergeordnet sind, bleibt der Konflikt des Unglaubens und Glaubens. Alle Epochen, in welchen der Glaube herrscht, in welcher Gestalt er auch wolle, sind glänzend, herzerhebend und fruchtbar für Mitwelt und Nachwelt.

Israel in der Wüste, Frühl. 1797. H. 4, 313.

867.

In dem Klaren mag ich gern
Und auch im Trüben fischen;
Darum seht ihr den frommen Herrn

Sich auch mit Teufeln mischen.

Faust I, Walpurgistraum. (1797?) H. 12, 140.

868.

Durchaus ist diese Schlegel'sche Conversion der Mühe werth, daß man ihr Schritt vor Schritt folge, sowohl weil sie ein Zeichen der Zeit ist, als auch weil vielleicht in keiner Zeit ein so merkwürdiger Fall eintrat, daß im höchsten Lichte der Vernunft, des Verstandes, der Weltübersicht ein vorzügliches und höchst ausgebildetes Talent verleitet wird sich zu verhüllen, den Popanz zu spielen oder, wenn Sie ein anderes Gleichniß wollen, so viel wie möglich durch Läden und Vorhänge das Licht aus dem Gemeindehause auszuschließen.

An Graf Reinhard, den 22. Juni 1808.

869.

Im Innern ist ein Universum auch.
Daher der Völker löblicher Gebrauch,

Daß jeglicher das Beste, was er kennt,
Er Gott, ja seinen Gott benennt,
Ihm Himmel und Erden übergiebt,
Ihn fürchtet und womöglich liebt.

Gott und Welt, Prooemion (1815). H. 2, 224.

870.

Die Protestanten . . . fühlen das Leere und wollen nun einen Mysticismus machen, da doch der Mysticismus entstehen muß!

Gespr. mit Boisserée, den 4. Aug. 1815.

871.

Sie werden mir gewiß persönlich verzeihen, daß es mir komisch vorkommt, wenn wir zur dritten Säcularfeier unseres protestantisch wahrhaft großen Gewinnes (durch Berufung Schelling's nach Jena) das alte überwundene Zeug nun wieder unter einer erneuten mystisch-pantheistischen, abstrus-philosophischen, obgleich im Stillen keineswegs zu verachtenden Form wieder eingeführt sehen sollten.

An Minister v. Voigt, den 27. Febr. 1816 (Strehlke 2, 523).

872.

Ein Aufsatz (von Goethe) geht (im zweiten Hefte von Rhein und Main) voran: Die Geschichte der neuen frömmelnden Unkunst von den achtziger Jahren her. - In fünfzig Jahren begreift kein Mensch diese Seuche, wenn Gleichzeitige den Verlauf nicht bewahren. Indessen soll die möglichste Schonung herrschen; das kann aber nur im Ausdruck sein, denn an der Sache ist nichts zu schonen. An S. Boisserée, den 27. Sept. 1816.

873.

So erblickt denn Luther in dem Alten und Neuen Testament das Symbol des großen, sich immer wiederholenden Weltwesens. Dort das Gesez, das nach Liebe strebt, hier die Liebe, die gegen das Gesez zurückstrebt und es erfüllt, aber nicht aus eigener Macht und Gewalt, sondern durch den Glauben, und zwar durch den ausschließlichen Glauben an den allverkündigten und alles bewirkenden Messias. Aus diesem Wenigen überzeugt man sich, wie das Lutherthum mit dem Papstthum nie vereinigt werden kann, der reinen Vernunft aber nicht widerstrebt, sobald diese sich entschließt, die Bibel als Weltspiegel zu betrachten, welches

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