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ihr eigentlich nicht schwer fallen sollte. (Es folgt die Skizze zu einer Reformationscantate Christus in der Weltgeschichte'.)

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Bald nach ihrer Entstehung und Verbreitung litt die christliche Religion durch sinnige und unsinnige Keßereien; sie verlor ihr ursprüngliches Reine. Als sie aber gar rohe Völker und verderbte Gesittete bändigen und beherrschen sollte, waren derbe Mittel nöthig; nicht Lehren, sondern Dienst bedurfte man. So entstand eine Art von heidnischem Judenthum, das noch bis auf den heutigen Tag lebt und webt. Das mußte alles in den Gemüthern umgeworfen werden; deshalb bezieht sich das Lutherthum einzig auf die Bibel. Luther's Verfahren ist kein Geheimniß, und jezt, da wir ihn feiern sollen, thun wir es nur im rechten Sinne, wenn wir sein Verdienst anerkennen, darstellen, was er seiner Zeit und den Nachkommen geleistet hat.

874.

An Zelter, den 14. Nov. 1816.

Lassen Sie uns bedenken, daß wir dies Jahr das Refor= mationsfest feiern und daß wir unsern Luther nicht höher ehren können, als wenn wir dasjenige, was wir für recht, der Nation und dem Zeitalter ersprießlich halten, mit Ernst und Kraft, und wäre es auch mit einiger Gefahr verknüpft, öffentlich aussprechen.

875.

An Rochliz, den 1. Juni 1817.

Dreihundert Jahre hat sich schon

Der Protestant erwiesen,

Daß ihn von Papst und Türkenthron
Befehle baß verdrießen.

Was auch der Pfaffe sinnt und schleicht,

Der Prediger steht zur Wache,

Und daß der Erbfeind nichts erreicht,

Ist aller Deutschen Sache.

Auch ich soll gottgegebne Kraft

Nicht ungenugt verlieren.

Und will in Kunst und Wissenschaft

Wie immer protestiren.

Den 31. Okt. 1817 (veröff. 1819). H. 2, 266.

876.

Den deutschen Mannen gereicht's zum Ruhm,
Daß sie gehaßt das Christenthum,

Bis Herrn Karolus' leidgem Degen.
Die edlen Sachsen unterlegen.

Doch haben sie lange genug gerungen,
Bis endlich die Pfaffen sie bezwungen
Und sie sich unter das Joch geduckt.
Doch haben sie immer einmal gemuckt.
Sie lagen nur im halben Schlaf,

Als Luther die Bibel verdeutscht so brav.
Sankt Paulus, wie ein Ritter derb,
Erschien den Rittern minder herb.
Freiheit erwacht in jeder Brust,
Wir protestiren all' mit Lust.

Zahme Xenien II (1817?; veröff. erst 1836). H. 3, 275.

877.

Der Verständige strebt, alles Denkbare seiner Klarheit anzueignen und selbst die geheimnißvollsten Erscheinungen faßl ich aufzulösen. Volks- und Priesterglaube wird daher (in Zeiten der Aufklärung) keineswegs verworfen, aber hinter demselben ein Begreifliches, Löbliches, Nügliches angenommen, die Bedeutung gesucht, das Besondere ins Allgemeine verwandelt und aus allem Nationalen, Provinzialen, ja Individuellen etwas der Menschheit überhaupt Zuständiges herausgeleitet. Dieser Epoche kann man ein edles, reines, kluges Bestreben nicht absprechen; sie genügt aber mehr dem einzelnen wohlbegabten Menschen als ganzen Völkern. Denn wie sich diese Sinnesart verbreitet, folgt sogleich die letzte Epoche, welche wir die prosaische nennen dürfen, da sie... das Aelteste in die Gestalt des gemeinen Tages zieht und auf diese Weise Urgefühle, Volksund Priesterglauben, ja den Glauben des Verstandes, der hinter dem Seltsamen noch einen löblichen Zusammenhang vermuthet, völlig zerstört. Diese Epoche kann nicht lange dauern. Das Menschenbedürfniß, durch Weltschicksale aufgeregt, überspringt rückwärts die verständige Leitung, vermischt Priester-, Volksund Urglauben, klammert sich bald da bald dort an Ueberlieferungen, versenkt sich in Geheimnisse, seht Märchen an die Stelle der Poesie und erhebt sie zu Glaubensartikeln. Anstatt verständig zu belehren und ruhig einzuwirken, streut man willkürlich Samen und Unkraut zugleich nach allen Seiten; jeder Einzelne tritt als Lehrer und Führer hervor und giebt Vogel, Goethes Selbstzeugnisse.

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seine vollkommene Thorheit für ein vollendetes Ganze. Und so wird denn auch der Werth eines jeden Geheimnisses zerstört, der Volksglaube selbst entweiht, und so ist das Tohu wa Bohu wieder da, aber nicht das erste, befruchtete, gebärende, sondern ein absterbendes, in Verwesung übergehendes, aus dem der Geist Gottes kaum selbst eine ihm würdige Welt abermals erschaffen könnte. Geistes-Epochen, Aufs. z. deutsch. Litter. (1817). H. 29, 208.

878.

Es ist wahr, was Gott im Koran sagt: 'wir haben keinem Volk einen Propheten geschickt als in seiner Sprache'. Und so sind denn die Deutschen erst ein Volk durch Luthern geworden.

An Blumenthal, den 28. Mai 1819 (G.-Jahrb. 2, 286).

879.

Bei dieser Gelegenheit bekennen wir öffentlich, was wir schon oft im Stillen ausgesprochen, es sei für den größten Lebensvortheil, welchen Shakespeare genoß, zu achten, daß er als Protestant geboren und erzogen worden. Ueberall erscheint er als Mensch, mit Menschlichem vollkommen vertraut. Wahn und Aberglauben sieht er unter sich und spielt nur damit.

Zur ausw. Litteratur (1822). H. 29, 605.

880.

Ich sage Ihnen, daß die Lehre bei Ihnen (den Katholiken) besser ausgedacht ist und mehr zum Ganzen zusammengreift als bei uns. Wir haben gute Prediger; sie werden aber wenig besucht, in jeder bedeutenden Stadt fängt man an, neue Grundsäge aufstellen zu wollen. Wenn wir nur ein Original hätten!

Gespr. mit Rath Grüner v. 2. Aug. 1822.

881.

Ist Konkordat und Kirchenplan

Nicht glücklich durchgeführt?

Ja, fangt einmal mit Kom nur an,

Da seid ihr angeführt!

Zahme Xenien II (1821-24?; veröff. erst 1836). H. 3, 276.

882.

Auch gab er (Goethe) eine geniale Charakteristik der Kirchengeschichte, die ein Produkt des Irrthums und der Ge= walt sei. Die Lehre von der Gottheit Christi, decretirt durch

das Concilium von Nicaea, sei dem Despotismus sehr förderlich, ja Bedürfniß gewesen.

Unterh. mit Kanzler Müller, den 19. Okt. 1823.

883.

Sie läuten soeben mit unseren sonoren Glocken das Refor= mationsfest ein. Ein Schall und Ton, bei dem wir nicht gleichgültig bleiben dürfen. „Erhalt' uns Herr bei Deinem Wort und steure u. s. w." An Zelter, den 30. Oft. 1824.

884.

Ja gewiß, wenn wir trachten, daß Gesinnung, Wort, Gegenstand und That immer mehr als Eins erhalten werden, so dürfen wir uns für echte Nachfolger Luthers ansehen, eines Mannes, der in diesem Sinne so Großes wirkte und auch irrend noch immer ehrwürdig bleibt. Wer an solchen Ueberzeugungen festhält, wird sich seines eignen Wirkens erfreuen und auch da, wo er es gehindert fühlt, ruhigen Geistes bleiben. Es betrübt ihn, aber es trübt ihn nicht, wenn er in Künsten, Wissenschaften und sonst vielfach im Leben das Pfäffische heranschleichen sieht, wie es, den menschlichen Schwächen sich fügend, einen Tag nach dem andern sich anzueignen, bildsame Jünglinge zu umspinnen, den Eigensinn der Männer zu stärken und sich so eine bequeme Herrschaft einzuleiten weiß.

885.

An Prof. Danz, den 10. Juni 1826.

Sobald die guten Werke und das Verdienstliche derselben aufhören, sogleich tritt die Sentimentalität dafür ein bei den Protestanten. Spr. in Prosa, Eth. III Nr. 276 (1826). H. 19, 64.

886.

Der deutsche Protestant, immer mit Nachsinnen beschäftigt und außer seinen obliegenden nothwendigen Pflichten, außer seinem herkömmlichen Beruf noch immer zu geistigem Denken und Thun aufgeregt, wird eines solchen oft wiederkehrenden Ruhetags weniger (als der englische Episkopale und der Katholik) bedürfen, da er der Natur seines Glaubensbekenntnisses nach einen Theil eines jeden Tages zu feierlicher Betrachtung aufgerufen wird.

Zur ausw. Litteratur (1827?). H. 29, 752.

887.

Die Lehre von den guten Werken, daß nämlich der Mensch durch Gutesthun, Vermächtnisse und milde Stiftungen

eine Sünde abverdienen und sich überhaupt in der Gnade Gottes dadurch heben könne, ist katholisch. Die Reformatoren aber aus Opposition verwarfen diese Lehre und sezten dafür an die Stelle, daß der Mensch einzig und allein darnach trachten müsse, die Verdienste Christi zu erkennen und sich seiner Gnaden theilhaftig zu machen, welches denn freilich auch zu guten Werken führe. So ist es; aber heutzutage wird alles durcheinandergemengt.

Gespr. mit Eckermann, den 20. Juni 1827

888.

Wirst du die frommen Wahrheitswege gehen,
Dich selbst und andre trügst du nie.

Die Frömmelei läßt Falsches auch bestehen,
Deswegen haß' ich sie.

Zahme Xenien IV (ca. 1827). H. 2, 377.

889.

Sag, was enthält die Kirchengeschichte?
Sie wird mir in Gedanken zu nichte.
Es giebt unendlich viel zu lesen,
Was ist denn aber das alles gewesen?

Zwei Gegner sind es, die sich boxen,
Die Arianer und Orthodoxen.
Durch viele Säcla dasselbe geschicht,
Es dauert bis an das jüngste Gericht.

Zahme Xenien II (zuerst mitgetheilt 1836). H. 3, 273.

890.

Mit Kirchengeschichte was hab ich zu schaffen?
Ich sehe weiter nichts als Pfaffen.

Wie's um die Christen steht, die gemeinen,
Davon will mir gar nichts erscheinen.
Ich hätt' auch können Gemeinde sagen,
Ebenso wenig wäre zu erfragen.

891.

Ebendas. H. 3, 273.

Laßt euch nur von Pfaffen sagen,
Was die Kreuzigung eingetragen.

892.

Ebendas. H. 3, 275.

Luther war ein Genie sehr bedeutender Art. Er wirkt nun schon manchen guten Tag und die Zahl der Tage, da er

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