Ich möchte beten, wie Moses im Koran: „Herr, mache mir Raum in meiner engen Brust." 2. An Herder, Juli 1772. Unter allen Besizungen auf Erden ist ein eigen Herz die kostbarste, und unter Tausenden haben sie kaum zween. Gedanken über eine alte Aufschrift (Frankf. Gel. Anz., 1772). H. 29, 19. 3. Dazu wünschen wir ihm (Lavatern) innige Gemeinschaft mit dem gewürdigten Seher unserer Zeiten (Klopstock), rings um den die Freude des Himmels war, zu dem Geister durch alle Sinne und Glieder sprachen, in dessen Busen die Engel wohnten. Dessen Herrlichkeit umleucht' ihn, wenn's möglich ist, durchglüh' ihn, daß er einmal Seligkeit fühle und ahnde, was sei das Lallen der Propheten, wenn äggŋta öýuara den Geist füllen! Anz. der Aussichten in die Ewigkeit (Frankf. Gel. Anz. 1772). H. 29, 64. Allgegenwärtge Liebe, 4. 5. Hast mir gegossen Freude zu leben und Muth. Pilgers Morgenlied, 1772. H. 3, 40. Hebe, liebendes Herz, dem Erschaffenden dich! Sei mein Herr du, mein Gott! Du Alliebender, du, Der die Sonne, den Mond und die Stern Schuf, Erde und Himmel und mich! Mahomet's Nachthymne. H. 3, 45. 6. Und die Flüsse von der Ebne Der mit ausgespannten Armen Die sich, ach, vergebens öffnen Seine Sehnenden zu fassen! Mahomets Gesang, 1772/73. H. 1, 140. 7. Der Herr, mein Gott, hat sich freundlichst zu mir genaht. Siehst Du ihn nicht? An jeder stillen Quelle, unter jedem blühenden Baum begegnet er mir in der Wärme seiner Liebe. Wie dank ich ihm, er hat meine Brust geöffnet, die harte Hülle meines Herzens weggenommen, daß ich sein Nahen empfinden fann. Entwurf zum Mahomet, 1772/73. J. G. 2, 29. 8. Lieber, Du redest mit mir als einem Ungläubigen, der begreifen will, der bewiesen haben will, der nicht erfahren hat. Und von alledem ist gerade das Gegentheil in meinem Herzen. Ich bin vielleicht ein Thor, daß ich euch nicht den Gefallen thue, mich mit euren Worten auszudrücken. 11. Vor dir (dem Straßburger Münster) wie vor dem Schaum stürmenden Sturze des gewaltigen Rheins, wie vor der glänzen den Krone der ewigen Schneegebirge, wie vor dem Anblick des heiter ausgebreiteten See's und deiner Wolkenfesten und wüsten Thäler, grauer Gotthardt, wie vor jedem großen Gedanken der Schöpfung wird in der Seele reg, was auch Schöpfungskraft in ihr ist. In Dichtung stammelt sie über, in krigelnden Strichen wühlt sie auf dem Papier Anbetung dem Schaffenden, ewiges Leben, umfassendes, unauslöschliches Gefühl deffen, das da ist, das da war und da sein wird. Dritte Wallfahrt nach Erwin's Grabe, Juli 1775. H. 28, 354. 12. Ich führe mein Leben in Klüften, Höhlen, Wäldern, in Teichen, unter Wasserfällen, bei den Unterirdischen und weide. mich aus in Gottes Welt. 13. An Herder, den 9. Aug. 1776. Altar des lieblichsten Dankes Wird ihm des gefürchteten Gipfels Schneebehangener Scheitel, Den mit Geisterreihen Kränzten ahnende Völker. Harzreise im Winter, Dec. 1777. H. 1, 147. 14. Möge die Idee des Reinen, die sich bis auf den Bissen erstreckt, den ich in den Mund nehme, immer lichter in mir werden! Tagebuch vom 7. Aug. 1779. 15. Gebe Gott, daß unter mehr großen Vortheilen auch dieser uns nach Hause begleite, daß wir unsere Seelen offen behalten und wir die guten Seelen auch zu öffnen vermögen. 16. An Fr. v. Stein, den 30. Nov. 1779. Ich bin geneigter als Jemand, noch eine Welt außer der sichtbaren zu glauben, und ich habe Lebens- und Dichtungskraft genug, sogar mein eigenes Selbst zu einem Schwedenborgischen Geisteruniversum erweitert zu sehen. Alsdann mag ich aber gern, daß das Alberne und Ekelhafte menschlicher Exkremente L durch eine feine Gährung abgesondert und der reinlichste Zustand, in den wir versezt werden können, empfunden werde. 17. An Lavater, den 14. Nov. 1781. Frisch hinaus, da wo wir hingehören. In's Feld, wo aus der Erde dampfend jede nächste Wohlthat der Natur und, durch die Himmel webend, alle Segen der Gestirne uns umwittern, wo wir dem erdgebornen Riesen gleich, von der Berührung unserer Mutter kräftiger, uns in die Höhe reißen! 18. Egmont, V. Aft. 1782 (?) H. 7, 79. Welche Seligkeit ward mir Sterblichem! Träum' ich? Empfänget 19. Röm. Elegien VII (1789?). H. 2, 22. Irrthum verläßt uns nie; doch ziehet ein höher Bedürfniß Immer den strebenden Geist leise zur Wahrheit hinan. Vier Jahreszeiten Nr. 58 (1796). H. 2, 170. 20. Was ist das Heiligste? Das, was heute und ewig die Geister, Tiefer und tiefer gefühlt, immer nur einiger macht. 21. Ebendas. Nr. 69. H. 2, 172. Die Sonne tönt nach alter Weise Ihr Anblick giebt den Engeln Stärke; Und schnell und unbegreiflich schnelle |