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238.

Unsere Zustände schreiben wir bald Gott, bald dem Teufel zu und fehlen ein- wie das anderemal. In uns selbst liegt das Räthsel, die wir die Ausgeburt zweier Welten sind. Spr. in Prosa, Nat. I Nr. 785. (1822?) H. 19, 170.

239.

Das Höchste, was wir von Gott und der Natur erhalten haben, ist das Leben, die rotirende Bewegung der Monas um sich selbst, welche weder Rast noch Ruhe kennt. Der Trieb, das Leben zu hegen und zu pflegen, ist einem jeden unverwüstlich eingeboren; die Eigenthümlichkeit desselben jedoch bleibt uns und andern ein Geheimniß. Die zweite Gunst der von oben wirkenden Wesen ist das Erlebte, das Gewahrwerden, das Eingreifen der lebendig-beweglichen Monas in die Umgebungen der Außenwelt, wodurch sie sich selbst erst als innerlich Grenzenloses, äußerlich Bewegtes gewahr wird.

Spr. in Prosa, Nat. VI Nr. 1028. (1822). H. 19, 221.

240.

Das Allgemein-Menschliche entwickelt sich aus jedem edlen Gemüth, das mit Ruhe auf sich wirken läßt und aus sich selbst heraus wirkt.

241.

An Schulz, den 9. Aug. 1823.

Alle Wirkungen des Aeußeren auf das Innere trägt er (Stiedenroth in seiner Psychologie) unvergleichlich vor und wir sehen die Welt nochmals nach und nach in uns entstehen. Aber mit der Gegenwirkung des Inneren nach Außen gelingt es ihm nicht ebenso. Der Entelechie, die nichts aufnimmt, ohne sich's durch eigne Zuthat anzueignen, läßt er nicht Gerechtigkeit widerfahren und mit dem Genie will es auf diesem Wege gar nicht fort.

Spr. in Prosa Eth. IV Nr. 357. (1825). H. 19, 81.

242.

Der Mensch ist nicht geboren, die Probleme der Welt zu lösen, wohl aber zu suchen, wo das Problem angeht, und sich sodann in der Grenze des Begreiflichen zu halten.

Unterh. mit Eckermann, den 15. Oft. 1825.

243.

Das Wahre, mit dem Göttlichen identisch, läßt sich niemals von uns direkt erkennen; wir schauen es nur im Abglanz, Bei

spiel, Symbol, in einzelnen und verwandten Erscheinungen. Wir werden es gewahr als unbegreifliches Leben und können dem Wunsche nicht entsagen, es dennoch zu begreifen.

Versuch einer Witterungslehre (1825). H. 34, 47.

244.

Und so sag' ich zum letzten Male,
Natur hat weder Kern noch Schale;
Du aber prüfe allermeist,

Ob du Kern oder Schale seist.
„Wir kennen dich, du Schalk,

Du machst nur Possen;

Vor unsrer Nase doch
Ist viel verschlossen."

Ihr folget falscher Spur.
Denkt nicht, wir scherzen.
Ist nicht der Kern der Natur

Menschen im Herzen?

Ultimatum (Ausg. von 1827). H. 2, 237.

245.

Zwischen Oben, zwischen Unten
Schweb' ich hin zu muntrer Schau,
Ich ergöze mich am Bunten,
Ich erquicke mich am Blau.

Und wenn mich am Tag die Ferne
Blauer Berge sehnlich zieht,
Nachts das Uebermaß der Sterne
Prächtig mir zu Häupten glüht,

Alle Tag' und alle Nächte

Rühm' ich so des Menschen Loos.
Denkt er ewig sich in's Rechte,

Ist er ewig schön und groß.

Dem Grafen M. Brühl, den 24. Dec. 1826. H. 3, 166.

246.

Eine tägliche Uebersicht des Geleisteten und Erlebten macht erst, daß man seines Thun's gewahr und froh werde. Fehler und Irrthümer treten bei solcher täglichen Buchführung von selbst hervor; die Beleuchtung des Vergangenen wuchert für die Zukunft.

Unterh. mit Kanzler Müller, den 23. Aug. 1827.

247.

Das Herz ist für sich selbst eine Welt und muß in sich selbst

schaffen und zerstören.

An Adele Schopenhauer, den 16. Nov. 1827.

248.

Das Schaudern ist der Menschheit bestes Theil;
Wie auch die Welt ihm das Gefühl vertheure,
Ergriffen fühlt er tief das Ungeheure.

249.

Faust II (I Akt). 1828? H. 13, 51.

Jede Produktivität höchster Art, jedes bedeutende Aperçu, jede Erfindung, jeder große Gedanke, der Früchte bringt und Folge hat, steht in niemandes Gewalt und ist über alle irdische Macht erhaben. In solchen Fällen ist der Mensch oftmals als ein Werkzeug einer höheren Weltregierung zu betrachten, als ein würdig befundnes Gefäß zu Aufnahme eines göttlichen Einflusses.

Gespr. mit Eckermann, den 11. März 1828.

250.

Wahre Ueberzeugung geht vom Herzen aus; das Gemüth, der eigentliche Sig des Gewissens, richtet über das Zulässige und Unzulässige weit sicherer als der Verstand, der gar manches einsehen und bestimmen wird, ohne den rechten Punkt zu treffen.

Empfehlung für Carlyle, den 14. März 1828.

251.

Jeder Mensch muß nach seiner Weise denken, denn er findet auf seinem Wege immer ein Wahres oder eine Art von Wahrem, die ihm durch's Leben hilft. Nur darf er sich nicht gehen lassen; er muß sich kontrolliren; der bloße nackte Instinkt geziemt nicht dem Menschen.

Spr. in Prosa, Eth. I Nr. 8 (1829). H. 19, 21.

252.

Dafür steht ja aber der Mensch so hoch, daß sich das sonst Undarstellbare in ihm darstellt. Was ist denn eine Saite und alle mechanische Theilung derselben gegen das Ohr des Musikers? Ja, man kann sagen, was sind die elementaren Erscheinungen der Natur selbst gegen den Menschen, der sie alle erst bändigen und modificiren muß, um sie sich einigermaßen assimiliren zu können?

Spr. in Prosa, Nat. III Nr. 866 (1829). H. 19, 187.

253.

Die Menschen sind durch die unendlichen Bedingungen des Erscheinens dergestalt obruirt, daß sie das eine Urbedingende nicht gewahren können.

254.

Ebendas. Nr. 874. H. 19, 189.

Alles, was unsern Geist befreit, ohne uns die Herrschaft über uns selbst zu geben, ist verderblich. Ebendas., Eth. I Nr. 39.

255.

So fort nun wende dich nach innen.
Das Centrum findest du da drinnen,
Woran kein Edler zweifel mag.

Wirst keine Regel da vermissen,
Denn das selbständige Gewissen
Ist Sonne deinem Sittentag.

256.

Vermächtniß 1829. H. 3, 192.

Wirst du doch immer aufs Neue hervorgebracht, herrlich Ebenbild Gottes, und wirst sogleich wieder beschädigt, verlegt von innen oder von außen! Wanderjahre III. 18 (1829). H. 18, 420.

257.

Aufschluß erwarten Sie nicht (vom zweiten Theil des Faust). Der Welt- und Menschengeschichte gleich enthüllt das zulet aufgelöste Problem immer wieder ein neu aufzulösendes.

An Graf Reinhard, den 7. Sept. 1831.

258.

Suchet in euch, so werdet ihr alles finden, und erfreut euch, wenn da draußen, wie ihr es immer nennen mögt, eine Natur liegt, die Ja und Amen zu allem sagt, was ihr in euch gefunden habt. Spr. in Prosa, Kunst V Nr. 720 (veröff. 1832). H. 19, 154.

259.

Die nächsten faßlichen Ursachen sind greiflich und eben deshalb am begreiflichsteu, weshalb wir gern als mechanisch denken, was höherer Art ist.

Spr. in Prosa, Nat. II Nr. 800 (veröff. 1833). H. 19, 175.

260.

Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche ruhig zu

verehren.

Ebendas., Nat. V Nr. 1019 (veröff. 1836). H. 19, 220.

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Kämpfen und Wirken.

261.

Edel sei der Mensch Hilfreich und gut!

Das Göttliche.

Das ist's, was wir jeho zu thun haben. Dabei müssen wir nichts sein, sondern alles werden wollen und besonders nicht öfter stillstehen und ruhen, als die Nothdurft eines müden. Geistes und Körpers erfordert.

An Hezler d. Jüngeren, den 24. Aug. 1770.

262.

Eine andere Bekanntschaft... hat mir bisher nicht wenig genugt, ein Herr **, ein Jdeal für Mosheimen oder Jerusalemen, ein Mann, der durch viel Erfahrung mit viel Verstand gegangen ist, der bei der Kälte der Welt, womit er von jeher die Welt betrachtet hat, gefunden zu haben glaubt: daß wir auf diese Welt gesezt sind besonders, um ihr nüßlich zu sein, daß wir uns dazu fähig machen können, wozu denn auch die Religion etwas hilft, und daß der Brauchbarste der Beste ist und alles, was draus folgt. Betet mit mir für mich, daß alles werde, wie's werden soll.

An Frl. v. Klettenberg, den 26. Aug. 1770.

263.

Lieber Herr Bruder, lassen Sie uns in der Fühlbarkeit gegen das schwache Menschengeschlecht, dem einzigen Glück der Erde und der einzigen wahren Theologie, gelassen fortwandeln und den Spruch des Apostels fleißig beherzigen: trachtet ihr, daß ihr Lebenskenntniß erlangt, euch und eure Brüder aufzubauen. Das ist euer Weinberg und jeder Abend reicht dem Tage seinen Lohn.

Zwo wichtige bibl. Fragen (Febr. 1773). H. 27. 2, 106.

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