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Dulden und Entsagen. Des Herzens Unruhe.

Wer nie sein Brod mit Thränen aß,

Wer nie in kummervollen Nächten

Auf seinem Bette weinend saß,

Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.

Lehrjahre, II. 13.

358.

Ich empfand nun teine Zufriedenheit als im Wiederkäuen meines Elends und in der tausendfachen imaginären Vervielfältigung desselben.

Dichtg. u. Wahrh. V (1764). H. 20, 199.

359.

Wie könnte ein Toller vernünftig reden? Das bin ich. Ketten an diese Hände, da wüßte ich doch, warum ich büßen sollte. Du hast viel mit mir ausgestanden; stehe noch das aus, das Geschwäge. Und wenn dir's Angst wird, dann bete; ich will Amen sagen, selbst kann ich nicht beten.

360.

An Behrisch, den 10. Nov. 1767.

Kennst du einen unglücklicheren Menschen, bei solchem Vermögen, bei solchen Aussichten, bei solchen Vorzügen, als mich, so nenne mir ihn und ich will schweigen. Ich habe den ganzen Abend vergebens zu weinen gesucht, meine Zähne schlagen an einander, und, wenn man knirscht, kann man nicht weinen.

361.

Ebendas.

Dieses heftige Begehren und dieses ebenso heftige Verabscheuen, dieses Rasen und diese Wollust werden dir den Jüngling kenntlich machen, und du wirst ihn bedauern. Gestern machte mir die Welt zur Hölle, was sie mir heute zum Himmel macht.

362.

An denselben, den 11. Nov. 1767.

Allen Verdruß, den wir zusammen haben, mache ich; sie (Annette) ist ein Engel und ich bin ein Narr.

An denselben, März 1768.

363.

Kann man einem Unglücklichen verdenken, daß er sich nicht freuen kann? Mein Elend hat mich auch gegen das Gute stumpf gemacht, das,mir noch übrig bleibt. Mein Körper ist wieder hergestellt, aber meine Seele ist noch nicht geheilt. Ich bin in einer stillen unthätigen Ruhe, aber das heißt nicht glücklich sein.

An Käthchen Schönkopf, den 12. Dec. 1769.

364.

Auch ich hatte mich mit allem Wissen umhergetrieben und war früh genug auf die Eitelkeit desselben hingewiesen worden. Ich hatte es auch im Leben auf alle Weise versucht und war immer unbefriedigter und gequälter zurückgekommen.

Dichtg. u. Wahrh. X (1770–71). H. 21, 184.

365.

Der Kopf steht mir wie eine Wetterfahne, wenn ein Gewitter heraufzieht und die Windstöße veränderlich sind.

366.

An Salzmann, Juni 1771?

Freilich bei heiterem inneren Trieb und löblich geselligem Freisinn noch keine Spur von woher? und wohin? von woaus? und woein? Deshalb auch solchem Wesen gar wundersame Prüfungen bevorstanden.

Goethe über seine Straßburger Zeit (Brief an Willemer vom 3. Jan. 1828).

367.

Noch immer auf der Woge mit meinem kleinen Kahn, und wenn die Sterne sich verfinstern, schweb' ich so in der Hand des Schicksals hin, und Muth und Hoffnung, Furcht und Ruh' wechseln in meiner Brust.

368.

An Herder, Juli 1772.

Der Selbstmord ist ein Ereigniß der menschlichen Natur, welches . . . einen jeden Menschen zur Theilnahme auffordert, in jeder Zeitepoche wieder einmal verhandelt werden muß. Wir haben es hier mit solchen zu thun, denen eigentlich aus Mangel an Thaten in dem friedlichsten Zustande von der Welt durch übertriebene Forderungen an sich das Leben verleidet wird. Da ich selbst in dem Falle war und am besten weiß, was für Pein ich darin erlitten, was für Anstrengung es mich gekostet ihr zu entgehen, so will ich die Betrachtungen nicht verbergen die ich wohlbedächtig angestellt.

Dichtg. u. Wahrh. XIII (1772-73). H. 22, 128.

369.

Jammer, Jammer, von keiner Menschenseele zu fassen, daß mehr als ein Geschöpf in die Tiefe dieses Elends versank, daß nicht das erste genug that für die Schuld aller übrigen in seiner windenden Todesnoth vor den Augen des ewig Verzeihenden! Faust I (Trüber Tag, Feld), 1773? H. 12, 143.

370.

Mein Sinn hat sich noch nicht ganz erholt, wo vier Knaben gestern ertranken und keiner gerettet wurde. Nur in solchen Augenblicken fühlt der Mensch, wie wenig er ist und mit heißen Armen und Schweiß und Thränen nichts wirkt.

An Sophie v. La Roche, Ems, Ende Juli 1774.

371.

Hat nicht mich zum Manne geschmiedet

Die allmächtige Zeit

Und das ewige Schicksal?

372.

Prometheus, Herbst 1774. H. 1, 162.

Was ist der Mensch, der gepriesene Halbgott? Ermangeln ihm nicht eben da die Kräfte, wo er sie am nöthigsten braucht? Und wenn er in Freude sich aufschwingt oder in Leiden versinkt, wird er nicht in beiden eben da aufgehalten, eben da zu dem stumpfen, kalten Bewußtsein wieder zurückgebracht, da er sich in der Fülle des Unendlichen zu verlieren sehnte?

373.

Werther II (1774). H. 14, 97.

Ich fühl's, vergebens hab' ich alle Schäze
Des Menschengeists auf mich herbeigerafft,
Und wenn ich mich am Ende niederseße,
Quillt innerlich doch keine neue Kraft;
Ich bin nicht um ein Haarbreit höher,
Bin dem Unendlichen nicht näher.

374.

Faust I, 4. H. 12, 59.

Was der ganzen Menschheit zugetheilt ist,
Will ich in meinem inneren Selbst genießen,
Mit meinem Geist das Höchst' und Tiefste greifen,

Ihr Wohl und Weh auf meinem Busen häufen

Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern
Und, wie sie selbst, am End' auch ich zerscheitern.

375.

Ebendas. I, 4. H. 12, 58.

Manchmal sage ich mir: dein Schicksal ist einzig; preise die Uebrigen glücklich, so ist noch keiner gequält worden. Dann lese ich einen Dichter der Vorzeit und es ist mir, als sähe ich in mein eigenes Herz. Ich habe so viel auszustehen! Ach, sind denn Menschen vor mir schon so elend gewesen?

376.

Werther II (1774). H. 14, 93.

Ich hatte jung genug gar oft erfahren, daß in den hilfsbedürftigsten Momenten uns zugerufen wird: Arzt, hilf dir selber! Und wie oft hatte ich nicht schmerzlich auffeufzen müssen: ich trete die Kelter allein!

Dichtg. u. Wahrh. XV (1774). H. 22, 181.

377.

Ich muß die Welt lassen, wie sie ist, und dem heiligen Sebastian gleich, an meinen Baum gebunden, die Pfeile in den Nerven, Gott loben und preisen. Halleluja, Amen.

An Sophie v. La Roche, den 15. Sept. 1774.

378.

Ich lag zeither stumm in mich gekehrt und ahndete, ob eine Kraft in mir läge, all' das zu tragen, was das eherne Schicksal künftig noch mir und den Meinigen zugedacht hat; ob ich einen Fels fände, darauf eine Burg zu bauen, wohin ich im lezten Nothfall mich mit meiner Habe flüchtete.

An Sophie v. La Roche, den 21. Oft. 1774.

379.

Ich bin noch ziemlich in dem Zustande, in dem Sie mich verlassen haben, nur daß es manchmal schlimmer wird und dann von oben herab wieder ein Thautropfe des Universal-Balsams fällt, der alles wieder gut macht. Ich beschäftige mich, so gut ich kann, und das thut denn was. Indeß muß jeder seinen Kelch austrinken, spür' ich wohl, und so fiat voluntas.

380.

An Klopstock, den 15. Apr. 1775.

Ein herrlich Buch die Welt, um gescheuter daraus zu werden. Wenn's nur was hülfe! An Joh. Fahlmer, den 24. Mai 1775.

381.

Mir war's in alledem wie einer Ratte, die Gift gefressen hat; sie läuft in alle Löcher, schlürpft alle Feuchtigkeit, verschlingt alles Eßbare, das ihr in den Weg kommt, und ihr Inneres glüht von unauslöschlich verderblichem Feuer.

An Auguste geb. Gräfin Stolberg, der 17. Sept. 1775.

382.

Ich bin ein Armer, Verirrter, Verlorener. - Und doch, Liebste, wenn ich wieder so fühle, daß mitten in all' dem Nichts sich doch wieder so viele Häute von meinem Herzen lösen, so die convulsiven Spannungen meiner kleinen närrischen Composition nachlassen, mein Blick heitrer über die Welt, mein Umgang mit den Menschen sichrer, fester, weiter wird und doch mein Inneres ewig allein der heiligen Liebe gewidmet bleibt, die nach und nach alles Fremde durch den Geist der Reinheit, der sie selbst ist, ausstößt und so endlich lauter wird wie ein gesponnen Gold, - da laß ich's denn so gehen, betrüge mich vielleicht selbst und danke Gott. An dieselbe, den 18. Sept. 1775.

383.

Wie's von nun an mit mir werden wird, weiß Gott. Es wird noch unruhiger werden.

384.

An Bürger, den 18. ft. 1775.

Unser physisches sowohl als geselliges Leben, Sitten, Gewohnheit, Weltklugheit, Philosophie, Religion, ja so manches zufällige Ereigniß, - alles ruft uns zu, daß wir entsagen sollen.

Dichtg. u. Wahrh. XVI (1775). H. 23, 6. 385.

Wir sehen eine Leidenschaft an die Stelle der anderen. Beschäftigungen, Neigungen, Liebhabereien, Steckenpferde, alles probiren wir durch, um zulezt auszurufen, daß alles eitel ist. Niemand entsegt sich vor diesem falschen, ja gotteslästerlichen Spruch, ja man glaubt etwas Weises und Unwiderlegliches gesagt zu haben. Nur wenige Menschen giebt es, die solche unerträgliche Empfindung vorausahnen und, um allen partiellen Resignationen auszuweichen, sich ein für allemal im Ganzen resigniren. Diese überzeugen sich von dem Ewigen, Nothwendigen, Gesezlichen und suchen sich solche Begriffe zu bilden, welche unverwüstlich sind. Weil aber hierin wirklich etwas Uebermenschliches liegt, so werden solche Personen ge=

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