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endlich, und doch gestehe ich gern, Gott und Satan, Höll' und Himmel, die Du so schön bezeichnest, sind in mir Einem.

472.

An Lavater, den 7. Mai 1781.

Wenn man älter und die Welt enger wird, denkt man manchmal mit Wunden an die Zeiten, wo man sich zum Zeitvertreib Freunde verscherzt und in leichtsinnigem Uebermuthe die Wunden, die man schlägt, nicht fühlen kann noch zu heilen bemüht ist.

473.

An Jacobi, den 2. Oft. 1782.

Wena Du eine glühende Masse Eisen auf dem Heerde siehst, so denkst Du nicht, daß so viele Schlacken darin stecken, als sich erst offenbaren, wenn es unter den großen Hammer kommt. Dann scheidet sich der Unrath, den das Feuer selbst nicht ab= sonderte, und fließt in glühenden Tropfen und Funken davon, und das gediegene Erz bleibt dem Arbeiter in der Zange. Es scheint, als wenn es eines so gewaltigen Hammers bedurft habe, um meine Natur von den vielen Schlacken zu befreien und mein Herz gediegen zu machen. Und wie viel Unart weiß sich da noch zu verstecken! An denselben, den 17. Nov. 1782.

474.

Ich brachte reines Feuer vom Altar;

Was ich entzündet, ist nicht reine Flamme

Ilmenau, 3. September 1783. H. 1, 111.

475.

Ach, warum versäumt man so viel Augenblicke, Freunden wohlzuthun!

476.

An Jacobi, den 3. März 1784.

Gebe der Himmel, daß bei meiner Rückkehr auch die moralischen Folgen an mir zu fühlen sein möchten, die mir das Leben in der weiten Welt gebracht hat!

Ital. Reise, v. 20. Dec. 1786. H. 24, 139.

477.

O daß dem Menschen nichts Vollkommnes wird,
Empfind' ich nun. Du gabst zu dieser Wonne,
Die mich den Göttern nah und näher bringt,
Mir den Gefährten, den ich schon nicht mehr

Entbehren kann, wenn er gleich kalt und frech
Mich vor mir selbst erniedrigt und zu nichts
Mit einem Worthauch Deine Gaben wandelt.
Faust I. 13 (1786-88?) H. 12, 105.

478.

Bin ich der Flüchtling nicht, der Unbehauste,
Der Unmensch ohne Zweck und Ruh,

Der wie ein Wassersturz von Fels zu Felsen brauste
Begierig wüthend nach dem Abgrund zu?

Und seitwärts sie mit kindlich dumpfen Sinnen
Im Hüttchen auf dem kleinen Alpenfeld,
Und all' ihr häusliches Beginnen

Umfangen in der kleinen Welt.

Und ich, der Gottverhaßte

Hatte nicht genug,

Daß ich die Felsen faßte,

Und sie zu Trümmern schlug u. 5. w.

479.

Faust I. 13. H. 12 108.

Es liegt um uns herum

Gar mancher Abgrund, den das Schicksal grub,
Doch hier in unserm Herzen ist der tiefste,
Und reizend ist es, sich hinabzustürzen.

480.

Tasso V. 2. H. 7, 285.

[Ich erinnere mich kaum eines Gebotes. Nichts erscheint wir in der Gestalt eines Gesezes; es ist ein Trieb, der mich leitet und mich immer recht führt. Ich folge mit Freiheit meinen Gesinnungen und weiß so wenig von Einschränkung als von Reue. Gott sei Dank, daß ich erkenne, wem ich dieses Glück schuldig bin, und daß ich an diese Vorzüge nur mit Demuth denken darf; denn niemals werde ich in die Gefahr kommen, auf mein eigenes können und Vermögen stolz zu werden, da ich so deutlich erkannt habe, welch' Ungeheuer in jedem menschlichen Busen, wenn eine höhere Kraft uns nicht bewahrt, sich erzeugen und nähren könne.

Bekenntnisse einer schönen Seele, Lehrjahre VI. (1795) H. 17, 396].

481.

Es freut sich die Gottheit der reuigen Sünder.
Unsterbliche heben verlorene Kinder

Mit feurigen Armen zum Himmel empor.

Der Gott und die Bajadere (1797). H. 1, 274.

482.

Es irrt der Mensch, so lang' er strebt.

Faust, Vorsp. im Himmel (1797?). H. 12, 13.

483.

Dem Herrlichsten, was auch der Geist empfangen,
Drängt immer fremd und fremder Stoff sich an.

484.

Faust I. 1. H. 12, 25.

Besänftiget des Herzens grimmen Strauß,
Entfernt des Vorwurfs glühend-bittre Pfeile!

485.

Faust II. 1. H. 13, 3.

Hinter ihm im wesenlosen Scheine

Lag, was uns alle bändigt, das Gemeine.

Epilog zu Schiller's Glocke, den 10. Aug. 1805. H. 1, 137.

486.

Und so soll ich, die Bramane,

Mit dem Haupt im Himmel weilend,

Fühlen Paria dieser Erde

Niederziehende Gewalt.

Legende (1821; schon 1783 geplant). H. 1, 279.

487.

Wir sehen in unser Leben doch nur als in ein zerstückeltes zurück, weil das Versäumte, Mißlungene uns immer zuerst entgegentritt und über das Geleistete, Erreichte in der Einbildungskraft überwiegt.

Spr. in Prosa, Nat. VI Nr. 1044 (1822.) H. 19, 226. 488.

Wenn gewisse Erscheinungen an der menschlichen Natur, betrachtet von der Seite der Sittlichkeit, uns nöthigen, ihr eine Art von radikalem Bösen, eine Erbsünde, zuzuschreiben, so fordern andere Manifestationen derselben, ihr gleichfalls eine Erbtugend, eine angeborne Güte, Rechtlichkeit und besonders eine Neigung zur Ehrfurcht zuzugestehen.

Zur ausw. Litteratur (1824). H. 29, 721.

489.

Alle menschlichen Gebrechen.
Sühnet reine Menschlichkeit.

An den Schauspieler Krüger, den 31. März 1827. H. 3, 355.

490.

Indem man bei einer solchen Epoche (dem 50jährigen Regierungsjubiläum des Großherzogs) bei allem, was in ihr uns Gutes zufließt, an das Vergangene zurückdenkt und die großen Prüfungen überschaut, wodurch eine redliche Thätigkeit gar oft gehemmt worden, so fühlt man die Forderungen, die ein bedeutendes Leben an uns machte, so streng und gewisser= maßen drückend, daß alle selbstischen Gefühle dadurch ertödtet werden, und dasjenige als eine Last auf uns liegt, was uns früher vielleicht zu Eitelkeit und Uebermuth verführt haben möchte. An Schreibers, Jan. 1826. (Bratran. 2, 228).

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(Förster hatte die Vermuthung ausgesprochen, die Rechtfertigung der Worte 'ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewußt' werde die Lösung des Faustproblems bilden. Goethe verneinte dies mit den Worten:)

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