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Ausführung einzelner Punkte, theils in einer Bestätigung meiner Grundprincipien nach den verschiedensten Richtungen besteht.

Den nächsten äusseren Anlass zur Herausgabe dieses Bandes gab das buchhändlerische Bedürfniss nach neuen Auflagen der Gesammelten philosophischen Abhandlungen zur Philosophie des Unbewussten", der Schrift über „Schelling's positive Philosophie als Einheit von Hegel und Schopenhauer" und der „Aphorismen über das Drama". Erstere beiden geben unter Anderm das Material zur genaueren Beurtheilung meiner Stellung in der Geschichte der Philosophie und die historische Begründung für die Nothwendigkeit des von mir vertretenen Standpunkts; ich habe die betreffenden Abhandlungen mit einigen dazu gehörigen jetzt unter dem Gesammttitel „Das philosophische Dreigestirn des 19ten Jahrhunderts" als besondere Abtheilung zusammengefasst und gebe darin eine gemeinverständliche Uebersicht der vier wichtigsten Entwickelungsstufen der Metaphysik unseres Jahrhunderts. Die „Aphorismen über das Drama“ hatten zunächst die Aufgabe, das paradoxe Problem der Lust am Tragischen zu lösen, und durch diese Lösung von ästhetischer Seite her eine neue Stütze für die Wahrheit des Pessimismus zu liefern. Die ersten beiden einleitenden Abschnitte gaben aber ausserdem Fingerzeige zur Technik des Drama's, welche durch Hinzufügung zweier neuer Abschnitte vervollständigt worden sind, so dass nunmehr eine Theilung des Ganzen in zwei selbstständige Studien (B. I u. II) gerechtfertigt erschien. Hieran schlossen sich sachgemäss einige andere,,ästhetische Studien" an, von welchen eine (B. IV.) auch als besondere Brochure in Joh. Friedr. Hartknoch's Verlag in Leipzig erschienen ist, und in dieser Gestalt zahlreiche warme Zustimmung und ebenso heftige Angriffe (unter anderen eine besondere Gegenschrift von Prölss) hervorgerufen hat.

Alle hier vereinigten Aufsätze sind zuerst in Journalen*)
erschienen; es liegen mithin diejenigen, welche ausserdem
als besondere Brochuren oder in den Ges. phil. Abhandlungen
veröffentlicht worden sind, dem Publikum zum dritten
Male gedruckt vor. Aber die journalistische Thätigkeit
eines Schriftstellers entgeht zu leicht der Aufmerksamkeit
selbst derjenigen Leser, welche dieselbe theilnehmend oder
zu polemischen Zwecken zu verfolgen wünschen, und deshalb
verspreche ich mir erst für diese zusammenfassende Samm-
lung denjenigen Grad von Beachtung, welchen ich mit Rück-
sicht auf das bessere Verständniss der Phil. d. Unb. dringend
wünschen muss. Ich betrachte diesen Band als eine un-
mittelbare Ergänzung zu der 7ten Auflage der Philosophie
des Unbewussten, da ein einziges Buch unmöglich den er-
forderlichen Raum gewähren kann, um ein neues philosophi-
sches System so darzulegen und zu begründen, dass nach
allen Seiten hin klares Licht über den Standpunkt und die
Tendenzen des Verfassers verbreitet und auch nur gröberen
Missverständnissen sicher vorgebeugt wird. Ein grösserer
Theil der hier vereinigten Aufsätze steht zu den entsprechen-
den Capiteln der Phil. d. Unb. in einem ähnlichen Verhältniss,
wie der zweite Band von Schopenhauer's Hauptwerk zum

ersten.

In diese Sammlung sind keineswegs alle von mir ver-
fassten Journalartikel aufgenommen. Solche, die nach Form
und Inhalt bloss den Charakter von Recensionen oder Be-
sprechungen, oder aber denjenigen apologetischer Polemik
tragen, sind im Allgemeinen ausgeschlossen geblieben, da-
gegen einige aufgenommen, bei welchen die Anknüpfung an

*) Philos. Monatshefte, Im neuen Reich, Blätter für literarische Unter-
haltung, Unsere Zeit, Gegenwart, Cotta's deutsche Vierteljahrsschrift, Oester-
reichische Wochenschrift für Wissenschaft und Kunst, Deutsche Dichterhalle,
Deutsche Rundschau, Walhalla, Zeitschrift für Philosophie und philosophische
Kritik, Wiener Abendpost.

ein neu erschienenes Werk nur den äusseren Anlass zu Darlegungen von sachlicher Bedeutung bot. Desgleichen sind alle Artikel von rein politischem oder vorübergehendem Tagesinteresse ausgeschieden worden. Die Grenze war nicht immer ganz leicht zu ziehen, und es hat einiges aus besonderen Gründen Platz gefunden, welches, wie z. B. A. IV und V, in dieser Umgebung gewissermaassen der Entschuldigung bedarf. Dieselbe mag darin gefunden werden, dass ein Hauptorgan des Protestantenvereins, das ,,deutsche Protestanten-Blatt", in No. 47 v. J. 1874 in einer Recension über meine Schrift,,Die Selbstzersetzung des Christenthums und die Religion der Zukunft" die Behauptung aufstellte, dass ich in dem Culturkampfe Deutschlands gegen Rom „auf die Seite des Feindes getreten sei", und dass ich mich dem gegenüber veranlasst fühlte, meine patriotische und antirömische Gesinnung durch den Wiederabdruck zweier Artikel zu belegen und zu erhärten, die zu einer Zeit, wo erst Wenige den Ernst des heraufziehenden Ungewitters ahnten, den jauchzenden Kampfruf zur definitiven Vernichtung der Geistesknechtschaft erhoben. Weiterhin glaube ich eine Erklärung wegen der die Sammlung eröffnenden autobiographischen Skizze schuldig zu sein. Die Redaction der „,Gegenwart" forderte Anfang 1874 eine Anzahl bekannter Schriftsteller zur Einsendung von Selbstbiographien auf, welche seitdem der Reihe nach in dem genannten Blatte veröffentlicht wurden. In dieser Serie erschien im Januar 1875 auch die meinige, von folgender, statt Vorworts dienender Fussnote begleitet:

„Als die Red. d. Bl. mich zur Einsendung einer Autobiographie aufforderte, glaubte ich vorläufig auf eine solche Darstellung meines Lebens deshalb verzichten zu sollen, weil dasselbe noch zu sehr seines Abschlusses entbehrt. Wenn ich nunmehr der wiederholten freundlichen Aufforderung entspreche, so muss ich es mir doch versagen, auf die Periode nach meinem Eintritt in die Oeffentlichkeit näher einzugehen, weil die Kämpfe, inner

halb deren ich stehe, wohl von anderer Seite mit grösserer Bürgschaft für Objectivität behandelt werden können. Diese Sachlage nöthigt mich zu einer ausführlicheren Berichterstattung über die an und für sich unwichtigen Ereignisse meiner Kindheit und Jugend, und wird meine Aufgabe obenein noch dadurch erschwert, dass meinem Leben ein culturgeschichtlich interessanter Hintergrund und landschaftlich anziehende Coulissen fehlen, so dass ich in die unliebsame Nothwendigkeit versetzt bin, fast beständig und ausschliesslich von meiner Person und deren Entwickelungsgang zu reden,"

Es zeigt diese Anmerkung wenigstens, dass ich mir der Schwierigkeiten der Aufgabe wohl bewusst war; auch nach der Niederschrift habe ich 4 Monate geschwankt, ob eine Veröffentlichung opportun sei, und es ist für letztere schliesslich nur die doppelte Erwägung maassgebend geworden: erstens dass meine Person für das ferner stehende Publikum sich immer mehr mit dem Schleier des Mythus umhüllte, und zweitens, dass meine Gegner, indem sie meine Person in ihre Angriffe hineinzogen, mir jedenfalls die volle Legitimation zu einer offenen Darlegung meiner persönlichen Schicksale und Verhältnisse ertheilt hatten.

Nachdem die Skizze einmal in der Gegenwart" veröffentlicht war, konnte es nur angemessen scheinen, die in ihr enthaltenen Mittheilungen auch denjenigen Freunden und Gegnern meiner Philosophie zugänglich zu machen, welche nicht zufällig Abonnenten der „Gegenwart" sind, und schien die Sammlung meiner vermischten Aufsätze hierfür der geeignetste Platz. Meine ursprüngliche Absicht in Betreff der Anordnung des in diesem Bande vereinigten Stoffes ging dahin, mit den philosophisch wichtigsten Abhandlungen zu beginnen, also die vier Abtheilungen in umgekehrter Reihe auf einander folgen zu lassen und die Autobiographie ganz am Schluss als eine Art persönlicher Zugabe anzufügen. Die gegenwärtige Reihenfolge ist lediglich eine formelle Concession an die Wünsche des Herrn Verlegers.

So bitte ich denn, die vorliegende Sammlung mit derjenigen Nachsicht aufzunehmen, welche meinen früheren Veröffentlichungen im Ganzen so freundlich entgegengebracht worden ist, und deren eine äusserliche Nebeneinanderstellung von inhaltlich so verschiedenartigen Bruchstücken in doppelt hohem Grade bedürftig ist.

Berlin, im October 1875.

Eduard von Hartmann.

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