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und ist es sehr wahrscheinlich, dass die von Schopenhauer für Violett und Orange angesetzten Zahlenwerthe nicht werthvoller sind als der für Grün. Anders steht es mit den Coefficienten für Blau, Roth und Gelb, welche wohl bei der anscheinend ganz willkürlichen Zahlenauswahl maassgebend gewesen zu sein scheinen. Diese letzteren stehen nämlich zu einander im Verhältniss 1 1 3 2

des goldenen Schnitts (

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welches Zeising für

soviel Gebiete des ästhetischen Elementarurtheils als entscheidend nachgewiesen hat, und dessen Einfluss auch für die Grundvertheilung der Farben auf einer Fläche nicht ganz von der Hand gewiesen werden kann, -nur dass hier der jeder Farbe zugewiesene Raum ihrer Lichtintensität umgekehrt proportional sein muss (vgl. Carriere's Aesthetik 2. Aufl. Bd. II S. 195 -196).

Es scheint dieses Verhältniss des goldenen Schnitts zwischen den Zahlen für die drei wichtigsten Grundfarben zu sein, weshalb Schopenhauer diese von ihm ohne nähere Begründung aufgestellten Zahlen für so einleuchtend und selbstevident bält. Erst von diesen scheint er die Zahlen für die Complementärfarben abgeleitet zu haben, indem er den letzteren den Werth 1

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zuschrieb. Hier

liegen aber die beiden Voraussetzungen zu Grunde, dass complementäre Farben von gleicher Sättigung bei ihrer Vereinigung ein weisses Licht von gleicher Intensität geben müssen, und dass bei der Vereinigung complementärer Farben zu weissem Licht auch physiologisch eine blosse Addition ohne gegenseitige theilweise Auslöschung der Eindrücke stattfinde. Beide Voraussetzungen scheinen aber gleich unhaltbar. — Näher getreten ist diesen Fragen meines Wissens zuerst der Physiologe Hering, der in den Sitzungsberichten der Wiener Academie (Bd. LXVI Heft 1, Bd. LXVIII Heft 6, Bd. LXIX Heft 1-5) eine neue physiologische Farbentheorie niedergelegt hat. Hering behält wie Young und Helmholtz eine „qualitative Theilung" der Netzhaut in dem Sinne bei, dass drei verschiedene Arten von Elementen oder Substanzen sich in die Aufgabe theilen, den gesammten Umfang der Lichtempfindungen zu vermitteln; das Neue an seiner Theorie ist aber, dass er jeder dieser drei Substanzen zwei entgegengesetzte Thätigkeiten beimisst, von denen die eine der chemischen Decomposition, die andere der

Recomposition der Nervenmasse entspricht. Die Helmholtz'sche Theorie hatte das Gelb als Mischung von Grün und Roth betrachten müssen, was in der That kaum haltbar ist; Hering hingegen nimmt an, dass die eine Substanz durch ihre zwei Functionen die Empfindungen des Grünen und Rothen, die zweite die des Blauen und Gelben, die dritte die des Schwarzen und Weissen vemittelt. Hering nimmt ferner an, dass die Elemente der dritten Art im Auge überwiegen, und von allen sichtbaren Strahlen mehr oder minder afficirt werden, die Elemente der ersten und zweiten Art aber nur von Strahlen gewisser Brechbarkeit zu je einer ihrer Functionen angeregt werden. Aus diesen Voraussetzungen erklärt es sich, dass wir keine Farben von absoluter Sättigung empfinden können, weil die weissempfindenden Elemente immer zugleich mit den farbigen afficirt werden; es erklärt sich ferner, dass wenn ein farbiges Element von gleichstarken Impulsen zur Ausübung seiner beiden entgegengesetzten Functionen getroffen wird, diese Impulse sich paralysiren, und in solchem Falle nur die gleichzeitig angeregte Function der weissempfindenden Elemente übrig bleibt.

Die Hering'sche Theorie wird ebenso wie die Young-Helmholtz'sche nur als ein provisorischer Versuch zu einer physiologischen Farbentheorie aufzufassen sein, und es wird noch vieler solcher Versuche bedürfen, bis wir etwas gewinnen, was dem gegenwärtigen Stand der physikalischen Theorie des Lichts annähernd gleichkommt. Unter den ersten Anläufen zu einer physiologischen Farbentheorie wird aber eine spätere Geschichtsschreibung denjenigen Schopenhauer's stets mit Achtung verzeichnen müssen.

VII. Dynamismus und Atomismus.

(1869.)

Es giebt keinen Dynamismus, der die Kräfte, aus welchen er die Materie construirt, als etwas schlechthin Allgemeines und Continuirliches ohne jede individualisirende Discretion hiuzustellen wagte; - es giebt keinen Atomismus, dem nicht an seinen Atomen für das reelle Erklärungsbedürfniss die Kräfte die Hauptsache wären. Jeder Dynamismus ist mehr oder minder atomisirend, jeder Atomismus mehr oder minder dynamisch; jeder von beiden ist es um so mehr, je besser er sich selbst versteht, und je schärfer er sich fasst. Hieraus eröffnet sich die Perspective, dass Dynamisten und Atomisten dahin kommen müssen, sich in einem dynamischen Atomismus oder atomistischen Dynamismus zu vereinigen. Wenn alle Philosophen so mathematisch gebildet wären wie Leibniz und alle Physiker und Mathematiker so philosophische Köpfe wie ein Ampère, Cauchy und Moigno, so wäre diese Vereinigung eine längst vollendete Thatsache.

1. Kant.

Als den Vater des modernen Dynamismus kann man Kant bezeichnen. Das Motiv seiner Aufstellungen lag wohl in dem Widerwillen gegen die actio in distans, mindestens in Bezug auf die abstossenden Kräfte, und er glaubte dieselbe dadurch zu umgehen, dass er die Abstossungs-Kräfte den Raum continuirlich erfüllen liess und alle Wirkungen unter ihnen als Berührungswirkungen darstellte. Wenn aber die Abstossung nur durch gegenseitige Berührung, durch unmittelbares einander-Stossen und

Drücken erfolgen soll, so muss, folgerte Kant, die Abstossungskraft in den ausschliesslich auf einander wirkenden Oberflächen ihren Sitz haben, d. h. sie muss eine Flächenkraft sein. Die Vorstellung Kants ist also die, dass der Körper (z. B. eine Gasart) sich aus Raumelementen von solchen stereometrischen Gestalten zusammensetzt, dass zwischen den sich berührenden Oberflächen nirgends eine Lücke bleibt (etwa wie elastisch gedachte Bienenzellen in einem Bienenkorbe). Wird der Körper zusammengedrückt, so werden sämmtliche Raumelemente auf einen engeren Raum eingeschränkt, also auch die Oberfläche eines jeden verkleinert; mit der Verkleinerung der Oberfläche wächst aber die Flächenkraft der Abstossung. Nun frage ich aber: wenn die Abstossungskraft nur in der Oberfläche des Raumelements wohnt, was ist dann in seinem Inhalt? Doch wohl der perhorrescirte leere Raum! Dann aber ist die continuirliche Raumerfülllung durch die Materie wiederum Täuschung, und wenn man sich doch einmal dieser Täuschung entschlagen, den leeren Raum statuiren und die Kräfte doch allemal in einer solchen Beziehung zum Raum denken muss, dass sie keinen Raum (zu welchem doch drei Dimensionen gehören) einnehmen, so erscheint es doch jedenfalls natürlicher, bequemer für die Rechnung und übereinstimmender mit der Wirkungsweise der Anziehungskraft, die Abstossungskräfte nicht in den Oberflächen fest abgegrenzter Raumelemente, sondern in den Centris ihrer (nunmehr völlig unabgegrenzten) Wirkungssphären localisirt zu denken.

Schliesslich erweist sich Kant's Flächenkraft doch nur als eine rohe Uebertragung der sinnlichen Thatsache in's metaphysische Gebiet, dass ich mir den Kopf an der Wand erst stosse, wenn ich sie zu berühren glaube.

Wenn man die Dichtigkeit der Materie, welche der Zusammenpressung auf Null-Raum (die Kant wegen des unendlich gross werdenden Widerstandes für unmöglich erklärt) unmittelbar vorhergeht, mit der ungeheuren Zerstreuung vergleicht, welche die Materie in den gasförmigen Nebelflecken oder den Kometenschweifen oder gar dem Aether im Weltenraum zeigt, so zeigen sich für die Mittelpunktsentfernungen zweier benachbarter Raumelemente, innerhalb deren wir die Abstossungskraft noch wirksam sehen, die Grenzen als so weit gesteckt, dass man über die Theorie der Flächenkraft immer mehr stutzig werden muss. Dazu kommt noch, dass Kant

selbst das Gesetz der Veränderung der Kraftstärke durch eine Function der Entfernung der Mittelpunkte der Raumelemente auszudrücken versucht, und mit wahrhaft bewunderungswürdiger Divination das umgekehrte Verhältniss der Kuben der Entfernungen als solches bezeichnet (allerdings zunächst nur für unendlich kleine Entfernungen, vgl. Kant's Werke von Rosenkranz, V. S. 375).

Aber so schnell giebt Kant nicht nach, und er bestreitet meine Folgerung, dass innerhalb der Flächenkraft leerer Raum sein müsse. Leider jedoch verwickelt er sich dabei in Widersprüche, die er selbst einräumen muss. Aus den beiden Annahmen, dass die Abstossung eine nur in unmittelbarer Berührung wirkende Kraft sei, und dass die Materie den Raum continuirlich erfüllen müsse, folgert er nämlich (V. S. 353), dass zwischen je 2 Punkten A und a erst ein dritter, C, gedacht werden müsse, durch welchen die Abstossung zwischen A und a vermittelt gedacht werden müsse, weil er sowohl A als auch a näher sei, als diese sich unter einander. Derselbe Schluss würde sich aber zwischen A und C mit dem dazwischen liegenden Punkt D wiederholen und in derselben Weise bis in's Unendliche wiederkehren müssen. Nun stehen wir aber vor folgender Alternative: entweder sind auf der endlichen Strecke zwischen A und a nur eine endliche Zahl von repulsiven Raumelementen anzutreffen, dann hat aber auch jedes derselben eine endliche Grösse, also auch einen leeren Raum in sich (bei Annahme einer Oberflächenkraft) oder um sich (bei Annahme einer Centralkraft), oder es wird auf dieser Strecke eine unendliche Anzahl unendlich kleiner Raumelemente angenommen, und dabei der doppelte Widerspruch begangen: 1) das unendlich kleine Raumelement mit dem schlechthin ausdehnungslosen Punkt zu identificiren, da nur in letzterem, nicht in ersterem, Centrum, Inhalt und Oberfläche wahrhaft zusammenfällt, und 2) eine real bestehende unendliche Anzahl, eine vollendete Unendlichkeit als bestehend zu setzen, einen Begriff, den Kant selbst (S. 357 Z. 3-4) ausdrücklich perhorrescirt. Wenn wirklich Oberfläche und Inhalt mit hem Centrum zusammenfiele, so wäre schon jedenfalls keine Compression mehr möglich, und eine Ausdehnung nur durch Herstellung leerer Innenräume. Demnach erweist sich eine continuirliche Erfüllung des Raums durch Flächenkräfte als eben so unmöglich, wie die durch punktuelle Atome (Kraftcentra). Kant räumt die Unlösbar

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