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nach, sind Schelling's naturphilosophische Leistungen, durch welche derselbe den subjectiven oder transcendentalen Idealismus Fichte's zu ergänzen suchte. Es war nach der völligen Subjectivirung der Philosophie durch Fichte der erste Versuch, wieder eine objective Philosophie zu gewinnen, und das von Fichte ganz ignorirte Gebiet der Natur für das philosophische Denken zurückzuerobern. Der starke Drang, die Natur als Einheit, als inneres organisches Leben, als das Ringen des unbewussten Geistes nach seiner Gestaltung und Subjectivirung zu begreifen, verlieh diesen Bestrebungen einen Werth für ihre Zeit, welchen sie nach dem Detail ihrer Resultate nicht beanspruchen können. Der damalige Stand der empirischen Naturwissenschaften gab einer Philosophie der Natur zu wenig festen Boden, so dass der Trieb, ein systematisches Ganze zu schaffen, nur durch willkürliche Phantasiegebilde einer vorgeblich apriorischen Speculation befriedigt werden konnte. Gleichwohl liefen auch im Einzelnen werthvolle Gedanken mit unter, und der Schelling'sche Drang nach Einheit der Naturauffassung wirkte in der Stille segensreich fort, als im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts die stets wachsende Arbeitstheilung die empirischen Naturwissenschaften mehr und mehr in einzelne zusammenhangslose Zweige zersplitterte. Erst jetzt, wo verschiedene Naturforscher wieder den Drang zu naturphilosophischer Zusammenfassung fühlen, wird dieser principielle Werth der älteren Naturphilosophie Schelling's und seiner Schüler (Steffens, Oken) wieder mehr gewürdigt, und dem schärferen Auge zeigen sich feine Fäden, welche die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpfen (z. B. der Einfluss Goethe's und Johannes Müller's auf Ernst Haeckel).

Schelling selbst hat indessen die Naturphilosophie als solche niemals für einen principiellen philosophischen Standpunkt ausgegeben, sondern dieselbe immer nur als die eine, objective Seite seines ersten Systems bezeichnet, dessen andre, subjective Seite der transcendentale Idealismus bildet. Die volle Klarheit über das Verhältniss beider Seiten und über die Art ihrer Synthese auf dem Standpunkt der Identitätsphilosophie" ist ihm übrigens erst im J. 1801 aufgegangen*), und deshalb wird man Schelling's erstes

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*) Vgl. die „Darstellung meines Systems der Philosophie" (Schelling's sämmtl. Werke Abth. I, Bd. 4).

System mit Recht in das 19. Jahrhundert setzen und die Schriften aus den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts als den allmählichen Durchbruch zu der Identitätsphilosophie ansehen dürfen.

Mehr als das Princip der Identität des Subjectiven und Objectiven im Begriffe der Vernunft hat Schelling eigentlich nicht gegeben; ehe er das System aus diesem einheitlichen Princip in einheitlicher Weise durchführen konnte, kam er zu dem Bewusstsein, dass dieses idealistische Princip der absoluten Vernunft selbst einer Ergänzung bedürfe, die er in dem realistischen Princip des Willens fand. Das erstere erhielt seine Ausführung im Hegel'schen, das letztere im Schopenhauer'schen System. Hieraus wird meine Behauptung erklärlich, dass das spätere System Schelling's eine Synthese der Hegel'schen und Schopenhauer'schen Philosophie darstellen soll, ohne dass doch Schelling die letztere gekannt zu haben scheint; er hatte aber vor Schopenhauer dessen Princip selbstständig gewonnen.

Auch in formeller Hinsicht nimmt Schelling eine Mittelstellung zwischen Hegel und Schopenhauer ein. Hegel ist das grossartigste Denkergenie für abstracte Speculation, welches die Erde je erzeugt hat. In einer so dünnen Luft, dass Anderen der Athem ausgeht, entfaltet er erst recht kühn und frei seine Schwingen, und schwebt ungeblendet der Sonne entgegen; wie ein jonglirender Athlet lässt er die wuchtigsten Gedankenblöcke mit spielender Leichtigkeit vor dem Blick des erstaunten Lesers auf und nieder tanzen. Aber dafür ist er der unmittelbaren Anschauung entfremdet, und seine dialectischen Gaukeleien haben nur zu oft etwas Willkürliches und Gewaltsames, seine Sprache wegen ihrer Abstractheit etwas Trockenes, Schwerfälliges und Pedantisches, so dass eine besondere Geistesanlage dazu gehört, um den positiven speculativen Gehalt aus seiner oft sophistischen Dialectik herauszulesen. Schopenhauer verhält sich ganz entgegengesetzt; er sucht so sehr als irgend möglich den Boden der Anschauung festzuhalten, und ist deshalb bei seiner ungewöhnlichen schriftstellerischen Begabung die Lectüre seiner geistvollen Schriften ein Genuss und eine Anregung für jeden Gebildeten. Indem er aber das, was nicht aufhören darf, Ausgangspunkt der Untersuchung und Controle derselben zu sein, womöglich während der ganzen Dauer der philosophischen Erörterung nicht verlassen will, beschneidet er sich selbst die Flügel, die ihn von

der Erfahrung zu den letzten Principien tragen sollten, verkümmert er sich absichtlich sein nicht unbedeutendes speculatives Talent, das meistens nur gegen seinen Willen durchbricht. Schelling hält in seinen besseren Arbeiten die rechte Mittelstrasse inne; er perhorrescirt die rein abstracte Begriffsdialectik Hegel's, setzt aber auch nicht, wie Schopenhauer nur zu oft thut, das anschauliche Bild an die Stelle des Gedankens, sondern er weiss, dass die Aufgabe der Philosophie ist, sich von der Anschauung zum Begriff zu erheben, und dass es oft nützlich ist, schwierige abstracte Gedanken durch nachträglich hinzugefügte Bilder und Vergleiche zu verdeutlichen. Der Stil seiner vollendetsten Vorträge ist gleich fern von der unförmlichen Kathederpedanterie Hegel's wie von dem feuilletonistischen Esprit Schopenhauer's; er bietet das Muster einer aristokratischen, harmonischen Durchbildung, deren Schönheit sich freilich nicht aufdrängt, sondern aufgesucht sein will.

Es hat nunmehr unsere Aufgabe, die bleibenden und höchsten Resultate der gesammten geschichtlichen Entwickelung darzulegen, sich dahin präcisirt, dass es vor Allem darauf ankommt, den hauptsächlichen Gedankengehalt der philosophischen Leistungen Schelling's, Hegel's und Schopenhauer's sich klar zu machen, und dieselben in ihrer organischen Zusammengehörigkeit und gegenseitigen Ergänzung zu begreifen. Dieser enger begrenzten Aufgabe wollen wir in den nachfolgenden Betrachtungen näher treten.

II. Schelling's Identitätsphilosophie.

(1867.)

1. Der Schritt über Fichte hinaus.

„Die Philosophie hat höhere Forderungen zu erfüllen, und die Menschheit, die lange genug, es sei im Glauben oder im Unglauben, unwürdig und unbefriedigt gelebt hat, endlich in's Schauen einzuführen. Der Charakter der ganzen modernen Zeit ist idealistisch, der herrschende Geist das Zurückgehen nach innen. Die ideelle Welt drängt sich mächtig an's Licht, aber noch wird sie dadurch zurückgehalten, dass die Natur als Mysterium zurückgetreten ist. Die Geheimnisse selbst, welche in jener liegen, können nicht wahrhaft objectiv werden als in dem ausgesprochenen Mysterium der Natur. Die noch unbekannten Gottheiten, welche die ideelle Welt bereitet, können nicht als solche hervortreten, ehe sie von der Natur Besitz ergreifen können. Nachdem alle endlichen Formen zerschlagen sind und in der weiten Welt nichts mehr ist, was die Menschen als gemeinschaftliche Anschauung vereinigte, kann es nur die Anschauung der absoluten Identität in der vollkommensten objectiven Totalität sein, die sie auf's neue und in der letzten Ausbildung zur Religion auf ewig vereinigt."

Mit diesen Worten schliesst Schelling die Einleitung in der zweiten Auflage (1802) der „Ideen zu einer Philosophie der Natur": sie deuten die Unbefriedigung mit dem Fichte'schen Standpunkte an und die Richtung, in welcher die Ergänzung desselben gesucht wurde.

Ich setze als bekannt voraus, wie die gemeine Verstandesphilosophie vor Kant in Frankreich und Deutschland über die Dinge

Y. Hartmann, Stud, n. Aufs,

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darauf losphilosophirte, als verstände sich ihre Realität von selbst; desgleichen, wie dieser naive, oder dogmatische Realismus durch Kant's Kriticismus gebrochen wurde und erst Fichte ein neues positives System aufstellte, den subjectiven Idealismus. Es konnte nicht ausbleiben, dass diese Stufe der Entwickelung bald die heftigsten Anfechtungen erfahren musste, da sie dem praktischen nach aussen gerichteten Instinct des Menschen nicht Gentige that, und die Frage nach der Realität einer von mir unabhängigen Aussenwelt als eine bloss speculative darzustellen suchte. Wenn sie nun aber gar die sogenannte todte Natur, die nicht mehr in der Form beschränkter İchs erscheint, ignoriren musste, so konnte ihr diese Interesselosigkeit wohl verziehen werden (und immer noch leichter als dem Materialismus die für die Welt des Geistes), aber sie musste offenbar getadelt werden und zu einer Reaction führen, die der Natur ein vorwiegendes Interesse zuwandte. Diese Reaction zeigte sich in Schelling's 1797 erschienen „Ideen zur Philosophie der Natur", einem Versuch, der in seiner ersten Gestalt durchaus noch kein klares Verhältniss zum Fichte'schen Idealismus zeigt. Erst nach und nach bildete sich im Rückblick auf den lange Zeit vergessenen Spinoza und wohl nicht ohne wesentliche Einwirkung des ihm damals eng befreundeten Hegel, in Schelling das Doppelsystem der „Identitätsphilosophie" heraus, als dessen eine Seite die im ,,Transscendentalen Idealismus" (1800) gegebene Bearbeitung des Fichte'schen Systems sich darstellt, während als seine andre Seite die Naturphilosophie in ihren verschiedenen Ueberarbeitungen und Gestalten*) Geltung behält.

Der naive Realismus wie der subjective Idealismus hatten sich ein jeder für sich als einseitig erwiesen, und die Durchführung des Fichte'schen Systems hatte nur dazu gedient, den die Zeit beherrschenden Gegensatz des Idealen und Realen, des Subjectiven und Objectiven auf die äusserste Spitze zu treiben. War denn aber dieser Gegensatz wirklich so unversöhnlich, wie er schien, bedurfte es nicht bloss eines kühnen Griffes, um den Gordischen Knoten zu zerhauen? Schon Fichte hatte ja die Sphäre des beschränkten In

*),,Von der Weltseele" (1798); „Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie" (1799), verschiedene Abhandlungen in der Zeitschrift für speculative Physik" in den folgenden Jahren und endlich das „System der gesammten Philosophie und der Naturphilosophie insbesondere" (1804).

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