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richtig gehen, so bleibt nichts übrig, als sie zurückzustellen. Diese Wahrheiten sind in der deutschen politischen Entwickelung auch bereits von allen mittleren Parteien anerkannt, und der Streit dreht sich nur noch um das Schneller oder Langsamer, um das Mehr oder Weniger des accelerirenden und des retardirenden Elements der Entwickelung. Es ist richtig, dass die wahre Verbindung des Begriffs mit der Wirklichkeit nicht in der Apotheose der Existenz zum Begriff, sondern in der Incarnation des Begriffs zur Wirklichkeit zu suchen ist" (Ruge); aber eben weil man es bei dieser Incarnation mit der Umbildung historischer Existenzen zu thun hat, schadet ein Uebereilen aus Verkennung der Aufnahmefähigkeit dieser Existenzen weit mehr als eine mässige Verspätung. Die wahre und gesunde Beschleunigung des Entwickelungsprocesses ist deshalb allein in einer Steigerung der Aufnahmefähigkeit der historischen Existenzen für höhere Formen der Idee, d. h. in Steigerung der Bildung, zu finden; auch diese Erkenntniss bricht sich nachgerade in allen Parteien Bahn.

Diesem Verhältniss einer wirklich historischen Entwickelung ist Hegel in der Philosophie der Geschichte am nächsten gekommen. Er spricht es hier noch einmal mit Nachdruck als Princip der Geschichte aus, dass die Vernunft,,die Substanz, wie die unendliche Macht, sich selbst der unendliche Stoff alles natürlichen und geistigen Lebens, wie die unendliche Form, die Bethätigung dieses ihres Inhalts ist.",,Dass sie sich in der Welt offenbart, und nichts in ihr sich offenbart als sie, ihre Ehre und Herrlichkeit, das ist es, was, wie gesagt, in der Philosophie bewiesen, und hier so als bewiesen vorgesetzt wird." So wird der Satz verständlich: „was wirklich ist, das ist vernünftig, und was vernünftig ist, das ist wirklich." D. h. nur was für diesen Augenblick vernünftig ist, ist wirklich, nicht was überhaupt oder an sich vernünftig ist, aber vernünftiger Weise erst in späteren Stadien der Entwickelung sich verwirklichen kann oder unter überwundenen Zuständen einmal vernünftig war. „Die Entwickelung, die in der Natur ein ruhiges (?) Hervorgehen ist, ist im Geist ein harter unendlicher Kampf des Geistes gegen sich selbst." Da nun die Momente dieses Kampfes, die überwindenden und die zu überwindenden, zugleich sind, so sind letztere, welche an und für sich nur auf einer früheren Stufe vernünftig waren, jetzt nur

insofern noch vernünftig, als der Kampf selbst vernünftig genannt werden kann, der freilich ohne sie nicht wäre. Dies ist aber eben die Frage, warum denn ,,der harte unendliche Kampf" sein müsse, wenn nichts ist als die Vernunft, ihre Ehre und Herrlichkeit! Warum kann die Geschichte nicht auch friedliches Hervorgehen der höheren aus der niederen Form sein? Hegel selbst lehrt uns: weil ,,der Uebergang der Bestimmung in ihre Verwirklichung vermittelt ist durch Bewusstsein und Willen", die zunächst (in der Individuation) der natürlichen Selbstsucht hingegeben sind. Bewusstsein und Eigenwille sind allerdings Producte der Individuation, aber eben die Individuation vermag Hegel aus seinen Principien nicht zu begreifen, und sie rächt sich hier für die sonstige Verachtung des einzelnen Dieses, indem sie sich als unentbehrlich für das Verständniss der historischen Entwickelung erweist. Folge der Bewusstseinentstehung ist der Irrthum, Folge der Entstehung des Eigenwillens die mit den Interessen des Allgemeinen collidirende Selbstsucht. Erst dadurch, dass der Eigenwille der Individuen sich in seinen selbstsüchtigen Interessen gegen den Fortschritt des Ganzen und die von diesem verlangten Opfer versteift, wird der harte Kampf des Geistes gegen sich selbst möglich. Aber dieses sich Versteifen des Eigenwillens setzt ein Unvernünftiges voraus, d. h. etwas, das sich dem friedlichen und sachgemässen Fortschritt der Vernunft widersetzt. Wären die Individuen gar nichts weiter als Incarnationen der Vernunft, so wäre es trotz der Individuation unbegreiflich, wie die vernünftige Entwickelung dazu käme, ein harter Kampf zu sein; denn die Individuen müssten als Incarnationen der Vernunft nothwendig immer im Normalschritt mit der Entwickelung der allgemeinen Idee mitgehen, und die in ihnen incarnirte Vernunft müsste in jedem Augenblick so weit als nöthig die particulären Interessen beherrschen, um alle realen Conflicte zu vermeiden. Die formelle, thatsächliche Fortexistenz eines ideell bereits überwundenen Rechtes ist ein für den Panlogismus schlechthin unmöglicher Begriff, der formulirte Widerspruch der Erfahrung gegen das exclusiv logische Princip. Nur wenn das Vernünftige bloss den Inhalt des unlogischen Willens bildet, kann die Individuation des letzteren dazu führen, dass die vernunftlose Form des Wollens in der individuellen Erscheinung eigensinnig eine für das Allgemeine bereits überwundene Stufe des Inhalts fest

hält. Der Eigenwille enthält also thatsächlich etwas Unlogisches, etwas Vernunftwidriges in sich, das erst durch die eiserne Gewalt der Thatsachen zur Raison gebracht werden muss. Dieses vernunftwidrige Element kann nicht aus dem Logischen, sondern muss aus dem Unlogischen herstammen, d. h. aller Eigenwille setzt den Willen als metaphysisches Princip (neben der Idee) voraus. So verkehrt und unmöglich Schopenhauer's Versuch ist, den vernünftigen Intellect aus dem unvernünftigen Willen vermittelst des anthropologischen Phänomens ableiten zu wollen, gerade ebenso verkehrt und unmöglich ist der umgekehrte Versuch Hegel's, den unvernünftigen Eigenwillen aus der logischen Idee vermittelst der anthropologischen Entwickelung deduciren zu wollen. Das eine ist nicht um ein Haar gescheuter als das andere. So führt das Erklärungsbedürfniss der empirisch wahrgenommenen Beschaffenheit der historischen Entwickelung ebenso nothwendig zur Anerkennung eines unlogischen Princips neben dem logischen, wie die rein metaphysische Betrachtung. Hegel fühlt dies gleichsam durch, und der harte unendliche Kampf des Geistes gegen sich selbst, den er theoretisch zugiebt, ist ihm so unangenehm und unbequem, dass er in praxi doch wieder alles am liebsten im Lichte eines idyllisch-friedlichen Hervorgehens sehen möchte, d. h. wo er irgend kann, die logische Entwickelung für die historische substituirt.

9. Die Endlichkeit des Processes und die Negativität des Ziels.

Wir haben oben gesehen, dass der Begriff der Entwickelung Halt und Stütze nur am Begriff des Zweckes findet, und erst durch die Beziehung auf ein bestimmt zu erreichendes Ziel möglich wird. Es entsteht die Frage, wie Hegel's Philosophie der Geschichte sich zum Endziel der historischen Entwickelung stellt. Die gemeine Logik stellt folgende Alternative: entweder ist das Ziel der Entwickelung gegenwärtig schon erreicht oder nicht. Betrachten wir zunächst den letzteren Fall, so liegt es entweder in endlicher oder in unendlicher Zeitferne. Liegt es in endlicher Zeitferne, so wird es in einem bestimmten Moment erreicht werden, und muss in diesem Moment der Process entweder ganz

aufhören, oder aber er ist nicht mehr Entwickelung, wenn er noch fortdauert. Liegt das Ziel in unendlicher Zeitferne, so ist keine Entwickelung mehr möglich, so ist es so gut, als ob ein Ziel überhaupt nicht existirte, weil jede durchlaufene endliche Strecke den Process dem Ziel ebenso unendlich fern lässt, als er vorher war. Ein Process mit unendlich fernem Ziel ist ebenso wenig Entwickelung, wie das Wasserschöpfen der Danaiden eine productive Arbeit ist, und gerade Hegel, der auf diese ,,schlechte" Unendlichkeit so viel Galle ausgeschüttet hat, kann am wenigsten dieses Zugeständniss versagen. Der Fall, dass das Ziel der Entwickelung schon jetzt erreicht sei, fällt für die gemeine Logik begrifflich mit dem zusammen, dass es in endlicher Ferne erreicht werde, sobald man sich die Länge der Strecke = 0 denkt. Hegel's Dialectik aber, welche die Einheit des Widerspruchs vollzieht, belehrt uns, dass das Ziel der Entwickelung ebensowohl in jedem Moment erreicht sei, wie es uns beständig noch als zukünftiges vorschwebe. Hier ist zunächst zu bemerken, dass ein Erreichtsein des Zieles auf jeder Stufe den Begriff der Entwickelung vernichtet, indem dann jede Stufe gleich hoch mit jeder andern steht, es also keinen Fortgang vom Höheren zum Niederen mehr giebt, der erst den Begriff der Entwickelung möglich macht. Es involvirt diese Behauptung die andere, dass jede Stufe des Processes in sich einen absoluten Werth und absolute Befriedigung habe, eine Behauptung, welche als der crasseste Optimismus jedem unbefangenen Hineinblicken in den Jammer der Welt Hohn spricht, und zugleich consequenter Weise zum Quietismus nöthigt, weil sie jeden Trieb zerstört, über diesen in sich befriedigten Zustand von absolutem Werth hinauszustreben,

ein optimistischer Quietismus, dem das politische Verhalten Hegel's vollständig entsprach. Freilich liegt dieser optimistische Zug wiederum in der Einseitigkeit des Panlogismus begründet, denn wie soll eine Welt, in welcher nichts als die Herrlichkeit der Vernunft sich an der Vernunft als an der einzigen Substanz offenbart, wohl anders als herrlich und wunderschön ausfallen, so dass sie nichts zu wünschen übrig lässt, da ein die Herrlichkeit stören-könnendes Element schlechterdings nicht existirt? Aber es ist auch zu constatiren, dass Hegel selbst die Unmöglichkeit fühlte, das Erreichtsein des Ziels in jedem Moment mit dem Wesen der Entwickelung zu vereinbaren, und dass er deshalb das Ziel

zugleich als ein zukünftiges bestehen lassen wollte. Da ist nun wiederum zu fragen, ob als ein endlich fernes oder ob als ein unendlich fernes; offenbar das letztere, wenn die Behauptung nicht Lügen gestraft werden soll, dass der Process und die Entwickelung ewig sei. Da aber ein unendlich fernes Ziel ebenso wenig den Begriff der Entwickelung möglich macht wie ein in jedem Moment erreichtes, so wird auch wohl die Verbindung beider ihn nicht möglich machen, auch dann nicht, falls sie selbst möglich wäre. In diese unmögliche Synthese unbrauchbarer Glieder setzt aber Hegel den Begriff der Entwickelung in seiner Philosophie der Geschichte, und verirrt sich damit noch viel weiter von ihrem wahren Begriff als in der Religionsphilosophie, Geschichte der Philosophie und Politik, wo er sie in die Stagnation eines absoluten Zustandes münden lässt.

Sehen wir von der Unmöglichkeit einer dialectischen Synthese ab, und versuchen wir zwischen dem in jedem Moment erreichten und dem noch zu erreichenden Ziel eine Synthese auf die Art, wie sie allein möglich ist, d. h. durch quantitative Theilung (Fichte), um zu sehen, was wir gewinnen können. Das Ziel soll also in jedem Moment der Entwickelung zum Theil erreicht sein, zum andern Theil aber noch zu erreichen sein, so zwar, dass mit jeder folgenden Stufe der Entwickelung der erreichte Theil ein wenig zunimmt, der noch zu erreichende ein wenig abnimmt. Hier muss nun auch der Process begrifflich unterschieden werden je nach seinen Beziehungen zu dem bereits erreichten oder zu dem noch zu erreichenden Ziel. In ersterer Beziehung ist er blosse Behauptung des Erreichten, also Stagnation, in letzterer Beziehung allein Entwickelung, denn nur in letzterer Beziehung hat er ein Ziel vor sich. Da aber der noch zu erreichende Theil des Ziels immer kleiner wird, wird der Antheil der Stagnation am Process immer grösser und der Antheil der Entwickelung immer kleiner, d. h. die Entwickelung verläuft sich im Sande. Da ihre Intensität vom treibenden Moment, d. h. dem Zweck abhängt, so wird ein quantitativ von O wenig mehr unterscheidbares Ziel auch nur noch einen von 0 wenig mehr unterscheidbaren Impuls ertheilen, oder die Entwickelung wird mit 0 Geschwindigkeit am Endziel ankommen, wenn sie nicht vorher an Trägheit oder Reibung völlig erlahmt. Es liegt auf der Hand, dass eine solche Entwickelung wenig dem

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