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warum ist das Absolute aus seiner Absolutheit herausgetreten und hat sich seiner Gottheit gleichsam begeben? (vgl. I. 8. 244. Z. 5-4 v. unten). Das Herabsinken aus dem seligen in den unseligen Zustand kann nur als ein Fall oder Abfall bezeichnet werden; eine That im höchsten Sinne des Worts war es, die die reine Ewigkeit zerriss, eine vorzeitliche That, da mit ihr erst die Zeit begann, durch sie erst gesetzt wurde. ,,Jener Vorgang ist das unvordenkliche Verhängniss, das unvordenkliche", ...,,weil nach ihm erst das wirkliche Bewusstsein entsteht (vor ihm ist nur das Bewusstsein in seiner reinen Substantialität“, II. 2, 154 d. h. das Material zu einem künftigen Bewusstsein) „Ein Verhängniss aber ist er . . . weil sich der Wille durch den Erfolg" (nämlich die Unseligkeit des geschaffenen Zustandes) „den nicht beabsichteten, auf eine ihm selbst in der Folge nicht mehr begreifliche Weise überrascht sieht." (II. 2, 153.)*) Mit einem nur als bildlich zu rechtfertigenden, aber mit dem Schopenhauer'schen völlig übereinstimmenden Ausdruck ist eine vorweltliche Schuld die Quelle des jetzigen Zustandes, in welchem die Seele gleichsam zur Strafe an den Leib gefesselt ist (vgl. I. 6, 47). Erst aus dem Abfall wird ein nicht sein Sollendes erklärlich, erst aus dem Vorhandensein eines nicht sein Sollenden wird das erfahrungsmässig constatirte Vorhandensein eines Processes begreiflich, der ohne ein solches (das bei Hegel völlig fehlt) gar nicht möglich ist, oder wenigstens nicht, wenn nicht etwas (der Wille) auf eine Weise (als wollender) wäre, wie es nicht sein sollte. (I. 10, 247. Z. 6-8.)

Endlich stimmt Schelling auch darin mit Schopenhauer überein, dass er den in seinen ersten Schriften behaupteten Unbegriff einer transcendentalen Freiheit (als ein ungeheuerliches Mittelding zwischen transcendenter oder intelligibler Freiheit und empirischer Nothwendigkeit) fallen lässt, mit Entschiedenheit alles Dasein der Nothwendigkeit verfallen erklärt, (I. 8, 234 Z. 16--17) und sich auf den Begriff einer intelligibeln Freiheit stützt, wie ihn am klarsten Schopenhauer in seiner Schrift über die Freiheit dar

*) Die nicht anders als vernunftlos sein könnende That des vernunftlosen Willens stellt sich nicht nothwendig, sondern factisch hinterher als ver

nunft widrig heraus.

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gelegt hat. Dieser Umschwung Schelling's ist schon in seiner Abhandlung über das Wesen der menschlichen Freiheit (vgl. I. 7, 352) merklich, doch spuken in dieser ganz unter Böhme'schen Einfluss geschriebenen Arbeit noch die alten schiefen Theorien durch. Erst in den Weltaltern" wird das Verhältniss klarer. Hier sagt er von ,,jener unbegreiflichen Urthat, in der sich zuerst die Freiheit eines Menschen entscheidet," folgendes: „Es ist anerkannt, dass keiner sich nach Gründen oder Ueberlegung seinen Charakter gewählt hat; er war nicht mit sich selbst zu Rath gegangen; gleichwohl beurtheilt jeder diesen Charakter als ein Werk der Freiheit, gleichsam als eine ewige (nie aufhörende, beständige) That. Mithin erkennt das allgemeine sittliche Urtheil in jedem Menschen eine Freiheit" („eine unbedingte, nicht für die einzelne That"), „die sich selbst Grund, sich selbst Schicksal und Nothwendigkeit ist. Aber eben vor dieser abgründlichen Freiheit erschrecken die meisten, wie sie vor der Nothwendigkeit erschrecken, eins oder das andere ganz zu sein" (I. 8, 304). Wenn eine individuelle Menschenseele gesetzt werden soll, so muss sie zunächst in der Idee gesetzt werden. Dann aber bedarf es der Erhebung eines Wollens, welches die Idee dieser Seele verwirklicht, und eben dieses Wollen selbst ist das Individuelle an ihr. So ist eine unendliche Möglichkeit anderer, gleichberechtigter, ebenfalls individueller Seelen gesetzt, an welche je nach vorbestimmter Ordnung und nach der jeder zukommenden Stelle die Reihe des Wollens d. h. des Actes kommt, durch den jede sich selbst, und mit sich die Welt aus der Idee setzt" (II. 1, 464).*)

*) Es darf dies nicht so ve. standen werden, als ob von Gott Entschlüsse zu gewissen Seelen lange vor ihrer wirklichen Einführung in die Welt gefasst würden, sondern diese Seelen in der Idee sind eben nur reine Möglichkeiten und zwar ewige Möglichkeiten ohne alles Verhältniss zur Zeit. Erst mit der Verwirklichung erhalten sie ein Verhältniss zur Zeit, dieses aber, d. h. der Moment ihrer Verwirklichung ist nicht zufällig, sondern durch die geistigen Bedürfnisse des Weltprocesses in dem betreffenden Stadium einerseits und durch die physiologische Beschaffenheit der Zeugungsstoffe bei der Empfängniss (überhaupt körperliche Verhältnisse) andrerseits motivirt und bedingt, also nicht frei.

v. Hartmann, Stud. u. Aufs.

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5. Verschiedenheiten von Schopenhauer.

Nachdem wir die Verwandtschaft Schelling's mit Schopenhauer besprochen haben, gebührt es sich, auch beider Verschiedenheiten kurz zu berücksichtigen. Die Verschiedenheit der Methoden, Schelling's höhere Schätzung der rein rationalen Wissenschaft und der deductiven Methode, während Schopenhauer sich wesentlich inductiv (von empirischer Basis aus) verhält, dies Alles ist schon erwähnt. Aber wichtiger ist, dass Schopenhauer's Weltanschauung gänzlich unhistorisch, die Schelling's dagegen durch und durch historisch ist. Schopenhauer's blindem, durch keine metaphysische Idee erleuchtetem und geleitetem Princip ist keine Entwickelung möglich. Ihm ist der Weltprocess ein sinnlos wüstes Treiben, ein Kreislauf auf feurigen Kohlen, der nie zu einem Ziele führen kann, weil seine Formen sich ewig wiederholen, wie die Figuren der Harlekinade, und aus dem nur das Individuum seitwärts herausspringen kann. Darum schätzt er auch die Geschichte als ein blosses Wissen ganz niedrig, weil doch kein Sinn in ihr sei und mithin nie eine Wissenschaft aus ihr werden könne. Schelling's sämmtliche Systeme ruhen hingegen auf dem Begriff der Entwickelung; nur ist diese Entwickelung in seinen früheren Systemen und ebenso bei Hegel eine bloss logische, d. h. ewige; erst in der positiven Philosophie wird sie eine reale, historische. Die Aufnahme der logischen Idee als Princip rettet der positiven Philosophie den Begriff der Entwickelung, die Aufnahme des Willens als Princip stellt erst die Entwickelung auf realen Boden und macht sie zur historischen. Schelling charakterisirt Hegel's Auffassung des Weltprocesses mit folgenden Worten: „Der Gott hat sich nicht in die Natur geworfen, sondern wirft sich immer wieder in sie, um sich ebenso immer wieder obenan zu setzen; das Geschehen ist ein ewiges, d. h. immerwährendes Geschehen, aber eben darum auch wieder kein eigentliches, d. h. wirkliches Geschehen. Der Gott ferner ist allerdings frei" (?),,,sich zur Natur zu entäussern, d. h. er ist frei, seine Freiheit zum Opfer zu bringen, denn dieser Act der Entäusserung ist zugleich das Grab seiner Freiheit; von nun ist er im Process oder selbst Process; er ist allerdings nicht der Gott, der nichts zu thun hat (wie er es wäre, wenn er

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als der wirkliche blosses Ende wäre), er ist vielmehr der Gott des ewigen immerwährenden Thuns, der unablässigen Unruhe, die nie Sabbath findet; er ist der Gott, der immer nur thut, was er immer gethan hat, und der daher nichts Neues schaffen kann; sein Leben ist ein Kreislauf von Gestalten, indem er sich immerwährend entäussert, um wieder zu sich zurückzukehren, und immer zu sich zurückkehrt, nur um sich auf's neue zu entäussern" (I. 10, 160). Man kann sagen: bei Schopenhauer ist es ein Punkt, bei Hegel ein Kreis, der im Kreise umläuft; erst in der positiven Philosophie durchbricht das All-Eine den ermüdenden und nutzlosen Kreislauf zur gradlinigen Fortschreitung (vgl. I. 9, 313—23), erst in ihr kommt die Welt wirklich vorwärts, während sie bei den beiden anderen immer auf demselben Flecke sich dreht. Genauer besehen ist die logische Entwickelung bei Hegel nur im Kopfe des Philosophen eine Entwickelung, der in seinem discursiven Denken das ewige Zugleichsein der Momente auseinanderzerrt; in Wahrheit aber stellt die logische Entwickelung nur das ewige logische Verhältniss der Momente der Idee dar, denen es niemals eingefallen ist, sich aus einander zu entwickeln, weil sie von Ewigkeit zu Ewigkeit neben oder vielmehr in einander zugleich sind. Eben dies gilt für das Verhältniss der Idee, der Natur und des bewussten Geistes, wenn die Entlassung und Rückkehr als ein ewiger Process gefasst werden. Dieser Process hat kein Ziel, das er nicht ebensowohl in jedem Moment schon erreicht hätte; er kommt also gar nicht vom Fleck, und in Wirklichkeit ist keine Entwickelung vorhanden, sie ist nur zum Schein für das discursive Denken da. Ganz anders bei Schelling, wo die Welt als solche in der That einen Anfang hat, zwar keinen Anfang in der Zeit, aber mit der Zeit, d. h. wovon unserm Jetzt aus in endlicher Vergangenheit das Universum aus der Vorweltlichen Ewigkeit herausgesetzt und mit ihm und in ihm die Zeit gesetzt wurde (I. 7, 431; II. 1, 493; II. 3, 307), - wie ebenso in endlicher Zukunft das Universum sammt der Zeit ein Ende nehmen wird (vgl. I. 8, 92 und Off. Joh. 10, 5-6), wenn das Ziel des Weltprocesses erreicht ist. Hier ist wirkliche Entwickelung mit einem endlichen Ziel vorhanden, hier geschieht wirklich etwas, d. h. es giebt Geschichte. Ohne einen freien Anfang gäbe es keine eigentliche Geschichte in der Welt. Die jenen nicht begriffen,

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konnten auch nicht den Eingang in diese finden" (I. 8, 305). „Aber sie möchten da, wo nur die That entscheidet, alles mit friedlichen allgemeinen Begriffen schlichten und eine Geschichte, in der, wie in der Wirklichkeit, Scenen des Kriegs und Friedens, Schmerz und Lust, Errettung und Gefahr wechseln, als eine blosse Folge von Gedanken vorstellen" (I. 8, 207). Hegel's Philosophie ist ebenso wie die Spinoza's eine ungeschichtliche, weil nach Beiden die endlichen Dinge aus der Natur Gottes modo aeterno (wie die Lehrsätze über das Dreieck aus der Natur des Dreiecks) folgen; im Gegensatz hierzu,,ist die christliche Lehre, dass die Welt die Wirkung eines freien Entschlusses, einer That sei, eine geschichtliche zu nennen. Der Ausdruck geschichtlich, von der Philosophie gebraucht, bezog sich also nicht auf die Art des Wissens in ihr, sondern lediglich auf den Inhalt desselben" (II. 3, 138-9 Anm.).

Man sieht, dass der Gegensatz von geschichtlicher und ungeschichtlicher Philosophie wesentlich mit dem von positiver und negativer übereinstimmt, und nur von einem anders gewählten Ausgangspunkte aus präcisirt ist, nämlich dem Abfall von der Absolutheit. In Hegel's Optimismus hat die Welt in der That gar kein Interesse daran, sich zu entwickeln, da sie sich in jedem Moment ganz befriedigt findet; in Schopenhauer's Pessimismus ist wohl ein mächtiges Interesse vorhanden, aber die Möglichkeit dazu fehlt, welche nur in einem logischen Princip zu finden ist; in der positiven Philosophie ist sowohl das Interesse als die Möglichkeit gegeben. Bei Hegel ist die Zeit dem All-Einen eine gleichgültige Form, hier aber, wo das Eine, welches Alles ist, auch den Schmerz des ganzen Daseins tragen muss, wird es von dieser Zeitlichkeit - wenn auch nicht in seinem Wesen, so doch in seinem Zustand ganz empfindlich afficirt, und muss ein sehr entschiedenes Interesse daran haben, diesen Zustand nicht nur überhaupt, sondern sogar möglichst schnell,*) seinem Ziele zuzuführen, in welchem der Qual der Welt die Erlösungsstunde schlägt. Es liegt auf der Hand, dass erst eine geschichtliche Auffassung

*) Schelling lässt sich freilich in dieser sonnenklaren Consequenz durch religiöse Vorurtheile wieder irre machen, II. 3, 286 ff., worauf wir noch zurückkommen.

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