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oder das Herbstäquinoktium, und endlich 4. durch den Südpunkt, d. h. die Wintersonnenwende oder das Wintersolstitium. Durch Festlegung dieser vier Punkte gewinnt man die vier Weltecken, die vier Pfeiler, auf denen der Himmel Anus ruhend gedacht wird.28) Jede dieser vier Weltecken ist nun einem der kleineren Planetengötter unterstellt. Der Ostpunkt gehört dem Gotte Marduk, der im Jupiter in Erscheinung tritt, der Nordpunkt gehört dem Gotte Ninib, der sich im Mars offenbart, der Westpunkt gehört dem Gotte Nebo, der im Merkur seine Erscheinungsform hat, und der Südpunkt endlich gehört dem Gotte Nergal, der sich im Saturn manifestiert.29) Beiläufig sei bemerkt, daß diese Planetenordnung speziell auf das Stierzeitalter abgestimmt ist, also nicht ohne weiteres für alle anderen Zeitalter, die eine andere Anordnung der Planeten verlangen, Geltung hat. Indem nun so die vier Planetengottheiten zu dem Jahreslauf der Sonne in Beziehung gesetzt werden, erscheinen sie geradezu als die Vertreter der vier Vierteljahrssonnen. Damit ergeben sich folgende Gleichungen:

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Die vier Planetengottheiten sind also im Grunde gar keine selbständigen Gottheiten, sondern nur Teilerscheinungen der einen großen Gottheit, die in der Sonne wirksam ist.

Diesem System liegt die Vierteljahrseinteilung zugrunde. Neben der Vierteljahrsrechnung findet sich nun aber, wie vorhin schon bemerkt, auch die Halbjahrseinteilung, die entweder von den Äquinoktialpunkten oder von den Solstitialpunkten ausgeht. Bei der Äquinoktialeinteilung erstreckt sich vom Frühjahrsäquinoktium bis zum Herbstäquinoktium die Sommerhälfte, vom Herbstäquinoktium bis zum Frühjahrsäquinoktium die Winter

hälfte. Als Vertreter der Sommerhälfte und der Sommersonne gilt dann Marduk (Jupiter), als Vertreter der Winterhälfte und der Wintersonne der Gott Nebo (Merkur), d. h. also: Marduk + Nebo = Sonne. Dieser Gedanke findet im Kultus von Babylon einen höchst charakteristischen Ausdruck. Am Neujahrsfest, das in Babel, als der Stadt des Marduk, des Gottes der Frühjahrssonne, natürlich im Frühjahr, am Tag des Frühjahrsäquinoktiums gefeiert wurde, wurde die Statue des Nebo, der in Borsippa seinen Tempel hatte, in feierlicher Prozession, an der auch andere Götter in Gestalt ihrer Statuen teilnahmen, zum Marduktempel in Babel gebracht.30) Nebo stattete also dem Marduk seinen Besuch ab, natürlich zu dem Zwecke, ihm die Herrschaft, die er im Winterhalbjahre geführt hatte, für das Sommerhalbjahr abzutreten. Wir haben hier ein deutliches Beispiel dafür, wie der monotheisierende Gedanke, für den Marduk und Nebo nur als Teilerscheinungen des Sonnengottes galten, im polytheistischen Kult seinen eigentümlichen Ausdruck gefunden hat. Das Volk mochte sich über die sich besuchenden Götter freuen und sich am Pompe der Prozession ergötzen, die „Wissenden" kannten den Sinn der Zeremonie und sahen in ihr den sinnlichen Ausdruck für eine höhere Idee. In einer interessanten Variation begegnet uns das „,Besuchsmotiv" in einer anderen Spekulation, die ebenfalls mit der Halbjahrseinteilung rechnet, die Jahreshälften aber von Solstitium zu Solstitium laufen läßt.81) Es heißt da, daß beim Wintersolstitium die Töchter von Ezida, d. h. des Nebotempels in Borsippa, in das Haus des Tages, d. h. des Marduktempels von Babylon, übersiedeln, um die Tage zu verlängern, und daß umgekehrt am Tage des Sommersolstitiums die Töchter von Esagil, d. h. des Marduktempels von Babylon, in das Haus der Nacht, d. h. des Nebotempels von Borsippa, übersiedeln, um die Tage zu verkürzen. D. h. also kurz: die Nebo- und Marduktöchter besuchen sich an den beiden Solstitien. Die Töchter aber

sind die Horen oder die Stunden, die den Tag ausmachen. Der Sinn des Ganzen ist also: Am Tage des Wintersolstitiums kommen die Nebotage, d. h. die kurzen Tage, und besuchen die Marduktage, d. h. die langen Tage, um die Herrschaft an sie abzutreten, und umgekehrt am Tage des Sommersolstitiums kommen die Marduktage oder die langen Tage zu den Nebotagen oder den kurzen Tagen, um die Herrschaft wieder an diese abzutreten. Marduk und Nebo erscheinen also auch hier wieder als die Repräsentanten der beiden Jahreshälften und der beiden Halbjahrssonnen, d. h. als Teilerscheinungen eines Ganzen. Die zuletzt angeführte Spekulation ist uns freilich nur durch einen recht jungen Text aus der Arsacidenzeit (250 v. Chr. bis 227 n. Chr.) bezeugt, aber die dieser Spekulation zugrunde liegenden Gedanken sind uralt, und speziell das „Besuchsmotiv" ist bereits in der Stierperiode ausgebildet gewesen und vielleicht auch da nicht erst erfunden.

Wir haben bis jetzt das Verhältnis der vier Planetengötter zur Sonnengottheit ins Auge gefaßt und gesehen, daß diese vier Götter als Teilerscheinungen der einen in der Sonne sich offenbarenden göttlichen Macht betrachtet werden konnten und tatsächlich auch betrachtet wurden. Jede dieser Teilerscheinungen konnte nun aber auch wieder das Ganze repräsentieren. Mit Bezug auf Nergal z. B. haben wir dafür ein besonders deutliches literarisches Zeugnis,82) allerdings auch erst wieder aus der Arsacidenzeit, aber diese Zeit produzierte keine neuen Ideen, sondern lebte in diesen Dingen ganz von dem alten System. Der betreffende Text lautet: „Am 18. Tammuz (Sommersonnenwende) steigt Nergal in die Unterwelt hinab, am 28. Kislev (Wintersonnenwende) steigt er herauf. Šamaš und Nergal sind eins." Genau so wie Nergal konnten aber auch Marduk und Ninib die ganze Sonne repräsentieren. Man sieht, wie elastisch im Bereich dieser Spekulationen die Vorstellungen von den Göttern sind. Die

große Gottheit zerlegt sich in ihre einzelnen Teilerscheinungen, die Teilerscheinungen gehen wieder zum Ganzen zusammen, und jede einzelne Teilerscheinung kann sich selbst wieder zum Ganzen auswachsen. Solche Vorstellungen sind doch aber nur unter der Voraussetzung möglich, daß hinter ihnen die Überzeugung von einer einheitlichen göttlichen Macht steht, die sich in der regelmäßigen Bewegung der Gestirne und dem darauf beruhenden Jahreslauf offenbart.

Nicht anders steht es schließlich mit dem Verhältnis der Sonne zum Monde und zum Venusstern. Diese Gestirne zeigen analoge siderische Eigenschaften und müssen darum als Manifestationen einer und derselben göttlichen Macht erscheinen. Wie die Sonne vier Phasen aufweist (als Frühjahrs-, Sommer-, Herbst- und Wintersonne), so zeigt auch der Mond vier Phasen oder vier Viertel, und vier Phasen (die gewiß auch im alten Babylon schon beobachtet sind) zeigt auch der Venusstern. Und wie die Sonne den Tierkreis in einem Jahre durchläuft, so legt der Mond dieselbe Bahn in einem Monat zurück; die zwölf Tierkreisbilder sind darum Sonnenhäuser und Mondstationen zugleich, d. h. Stationen, in denen Sonne und Mond auf ihrem Laufe Einkehr halten und sich ausruhen. Also im Großen wie im Kleinen überall derselbe Verlauf, die gleiche Manifestation ein und derselben göttlichen Macht. Welch eine Fülle von Beziehungen, Kombinationen und Identifizierungen sich von hier aus ergibt, versteht sich von selbst. Doch wir müssen es uns versagen, hier weiter auf die komplizierten und scheinbar oft krausen Gedankengänge der astrologischen Lehre einzugehen, denn das wenige, das wir bis jetzt ausgeführt haben, zeigt ja deutlich genug, wohin die Lehre am letzten Ende hinaus will. Die Grundanschauung, die in ihr in den verschiedensten Variationen wiederkehrt, die überall wenigstens zwischen den Zeilen zu lesen ist, die, wenn auch unausgesprochen, überall im Hintergrunde steht, läßt sich

auf den abstrakten Ausdruck bringen: die verschiedenen Götter sind im Grunde keine selbständigen Mächte, sondern nur Teilerscheinungen der einen im Weltganzen sich offenbarenden göttlichen Macht.

Diese eine göttliche Macht ist nun freilich eine schwer greifbare Größe. Sie ist für die Religion dasselbe wie für die Philosophie das Ding an sich. Es begreift sich daher, daß sie immer wieder zu einem bestimmten, konkreten Gotte in Beziehung gesetzt wurde, in dessen Wirken sich die Gottheit dem Menschen offenbarte. Dieser bestimmte Gott galt dann als die Verkörperung der einen Gottheit. Für das Marduk- oder Stierzeitalter war natürlich Marduk dafür der gegebene Gott. Mit besonderer Einstellung auf ihn hat die prinzipielle Erkenntnis von dem einen in der Vielheit von Göttern sich offenbarenden Göttlichen folgende (über das astrale System hinausgreifende und auch das ethische Moment in sich aufnehmende) Formulierung gefunden, die sich in einem neubabylonischen Texte3) findet:

Ninib ist Marduk der Kraft,

Nergal ist Marduk des Kampfes,
Zamama ist Marduk der Schlacht,

Bel ist Marduk der Herrschaft und des Regimentes,
Nebo ist Marduk des Geschäfts,

Sin ist Marduk als Erleuchter der Nacht,

Šamaš ist Marduk als Herr alles dessen, was recht ist,
Addu (Ramman) ist Marduk des Regens,
Sukh ist Marduk des Heeres,

. . Marduk...

Schukamuna ist Marduk des Tongefäßes.

Hier ist Marduk (abgesehen von dem auf Zamama bezüglichen Passus, der seine Stellung nach dem über Nergal einer Ideenassoziation verdankt) zunächst mit den vier Planetengöttern der vier Weltecken [wobei Marduk,

Baentsch, Monotheismus.

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