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sein. Durch den nachbarschaftlichen Verkehr, wie durch die politische Abhängigkeit, in der Syrien und Kanaan zuerst von Babylon und dann von Ägypten stand, waren diese Länder in den großen Kulturzusammenhang des alten Orients hineingezogen. Damit war unmittelbar aber auch ein Austausch der Ideen gegeben, und daß dabei die Syrer und Kanaanäer mehr die Empfangenden als die Gebenden waren, versteht sich ganz von selbst. Es ist somit gar nicht daran zu zweifeln, daß auch die höheren religiösen Gedankenbildungen und theologischen Spekulationen ihren Weg bis in diese Länder hinein gefunden haben; das wird namentlich in der Zeit, in der Syrien und Kanaan eine babylonische Provinz war, der Fall gewesen sein. Natürlich sind solche Ideen nicht ohne weiteres in die breiten Massen des Volkes eingedrungen. Wie sie in Ägypten und Babylonien immer nur das Eigentum der Gebildeten und der „Wissenden" gewesen sind, so werden sie auch hier nur zum Besitz der geistigen Elite, vor allem der Priesterschaften an den größeren Heiligtümern, geworden sein. Läßt sich dafür auch nicht gerade der direkte inschriftliche Beweis antreten, so liegt diese Annahme doch viel zu sehr in der Natur der Sache, als daß man sie einfach in das Gebiet müßiger Spekulation verweisen dürfte.

Um so deutlicher lassen sich für Syrien, Phönizien und Kanaan aber jene monarchischen Zuspitzungen der Götterwelt aufweisen, die wenigstens für die „Wissenden" eine Konzentration des Gottesgedankens bedeutet haben und für monotheistische Gedankenbildungen wenigstens den Anknüpfungspunkt hätten abgeben können. Daẞ z. B. die aramäischen Inschriften von Sendschirli die Verehrung eines Gottes 'El bezeugen, ist sicher bedeutsam.40) Das nomen appellativum 'el ist hier zum Eigennamen geworden und hat damit den Klang angenommen, den wir aus unserem Worte,,Gott" heraushören. Zwar stehen diesem 'El die Götter Hadad, Rešeph, Šamaš u. a. zur

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Seite, aber der auf einer assyrisch-aramäischen Bilingue sich findende Personenname Sassariel Sarsariel,'El ist König der Könige" läßt einigermaßen ahnen, welche Bedeutung man diesem Gotte 'El beilegte. Aus dem phönizischen Pantheon sei auf den schon in einer Inschrift aus der Hammurabizeit erwähnten Baál šamêm verwiesen, der als König des Himmels und als König und Herr der Götter galt.11) Zu denken gibt ferner der phönizische Baål Ṣaphon d. h. der Herr des Nordens, in dem man wohl weniger den Baål des Libanon, und noch weniger den Baål des Nordwindes, sondern, wie Baethgen in seinen Beiträgen zur semitischen Religionsgeschichte S. 22f. bereits annähernd richtig vermutet hat, den Gott, der im Nordpunkt des Himmels thront, d. h. den obersten Himmelsgott, eine Widerspiegelung des babylonischen Anu, der ebenfalls als Inhaber des Nordpunktes am Himmel galt, zu sehen haben wird. Speziell für Byblos ist uns durch Philo von Byblos12) der Kult eines 'El éljon d. h. eines höchsten Himmelsgottes bezeugt. Von dem 'El éljon von Byblos läßt sich aber der 'El éljon des alten Jerusalem, der nach Gen. 14 18 f. dort um die Zeit gegen 2000 v. Chr. verehrt worden ist, nicht trennen. Für das Kanaån der Zeit um 1400 v. Chr. haben wir in dem hochwichtigen Briefe des Kanaånäers Aḥijami,4) auf den wir später noch ausführlich zu sprechen kommen werden, ein höchst interessantes Denkmal persönlicher Frömmigkeit, die sich in einem unerschütterlichen Vertrauen auf einen „Herrn der Götter" dokumentiert, und zwar in einer Weise, die uns zeigt, daß die übrigen Götter für diesen Aḥijami ihre Bedeutung so gut wie ganz verloren hatten. Es ist bedauerlich, daß wir bis jetzt noch nicht mehr solcher intimen Zeugnisse individueller Frömmigkeit, an denen es sicher nicht gefehlt hat, besitzen. Wir würden aus ihnen manchen tieferen Einblick in das religiöse Innenleben der alten Kanaånäer, Phönizier und Syrer gewinnen, der uns zeigen könnte,

daß Ansätze nicht nur zu einem spekulativen, sondern auch zu einem religiösen oder praktischen Monotheismus auch hier überall vorhanden waren. Die Inschriften, auf deren Studium wir für unsere Kenntnis der alten Religionen meist angewiesen sind, lassen uns hier im Stich. Sie sind doch immer nur im Stil des offiziellen polytheistischen Kultus gehalten und machen uns so wohl mit dem Pantheon der einzelnen Kultusorte auf das zuverlässigste bekannt, verraten uns aber viel zu wenig von den intimeren Regungen des religiösen Lebens, wie sie uns etwa durch einen Brief, wie den des Ahijami, bezeugt werden.

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Aber auch für jene Betrachtungsweise, nach der eine Gottheit als die Erscheinungsform einer anderen, ihr übergeordneten, erscheint, lassen sich auf kanaånäischem Boden Beispiele aufweisen. Wenn z. B. eine phönizische Astarte als šem Baål, d. h. als „Name des Baål" bezeichnet wird, so soll sie damit offenbar als eine Erscheinungsform oder Manifestation eines höchsten Baål gekennzeichnet werden.44) Dasselbe gilt aber auch von der in Karthago verehrten Göttin Tanit, deren Beiname Pne Baål „Angesicht des Baål" auf genau dieselbe Vorstellungsart hinweist.45) Und diese Beispiele lassen sich noch vermehren, vgl. Baethgen, Beiträge zur semit. Rel.-Gesch. S. 268f. So sehen wir auch hier wieder, wie überall im Polytheismus ein Bestreben vorhanden ist, die Vielheit auf eine Einheit zurückzuführen, und daß jedenfalls, wenigstens für die „Wissenden", im Hintergrunde des polytheistischen Systems der Gedanke steht: Die Einzelgötter sind nur Teilerscheinungen des einen Gottes oder wie es die Römer pointiert ausgesprochen haben: numina sunt nomina.

Es würde zu weit führen, aufzuzeigen, wie sich diese Lehre auch in den Mysterien findet (vgl. dazu Alfr. Jeremias, Monotheist. Strömungen, S. 7—18), wie sie, jedenfalls vom Orient her, in die Philosophie der Griechen und Römer eingedrungen und in den Kreisen der ge

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bildeten und aufgeklärten Abendländer zu einer festen Überzeugung geworden war.46) Das, worauf es uns ankam, glauben wir ausführlich genug dargelegt zu haben, nämlich, daß es in den großen Zentren der alten Kultur, wo der Blick am weitesten war, wo die Großzügigkeit der Verhältnisse den Menschengeist am ehesten über die beschränkte Umgebung hinausheben konnte, d. h. also im alten Babylonien und im alten Ägypten, zu einer wirklich monotheistischen Lehre" gekommen war. Aber auch dort, wo sich eine eigentlich monotheistische Lehre nicht urkundlich belegen läßt, was nicht ausschließt, daß sie den betreffenden Priesterschaften bekannt gewesen ist lassen sich in der monarchischen Heraushebung gewisser Gottheiten Ansätze zu einer konzentrierteren Gottesvorstellung aufweisen, an die eine monotheistische Lehre ohne weiteres hätte anknüpfen können. Die Kulte eines 'El éljon oder Baál šamêm nehmen sich aus wie schlanke Kirchtürme, die über den verworrenen Lärm der Gassen hinaus zum reinen, klaren Himmel emporragen.

Und der Monotheismus Israels und des Judentums, sollte der nun in gar keiner Beziehung zu dem altorientalischen Monotheismus stehen? Doch ehe wir zur Beantwortung dieser Frage übergehen, müssen wir zunächst die Eigenart des israelitischen Monotheismus durch einen Vergleich desselben mit dem altorientalischen Monotheismus festzustellen suchen. Durch diese Vergleichung wird uns dann auch die Eigenart des altorientalischen Monotheismus erst recht zum Bewußtsein kommen.

II.

Der israelitische Monotheismus ist trotz seiner Einfachheit eine komplizierte Größe, insofern er nämlich verschiedene Stadien einer geschichtlichen Entwickelung durchlaufen hat. Wir können hier auf die Geschichte dieses Monotheismus nicht des langen und breiten eingehen. Das würde eine Abhandlung für sich erfordern,

und ist zudem für unsern nächsten Zweck nicht nötig. Für unsere vergleichende Betrachtung genügt es, ein Durchschnittsbild dieses Monotheismus zugrunde zu legen, oder sagen wir geradezu ein Idealbild, denn es kommt uns nicht sowohl darauf an, ihn in seiner immer nur unvollkommenen geschichtlichen Ausprägung zu erfassen, als vielmehr darauf, ihn in seiner Idee zu begreifen, genau so, wie es uns bei der Darstellung der monotheistischen Lehre des alten Orients nicht auf den Nachweis geschichtlicher Einzelheiten und von allerlei Variationen, sondern auf die Darstellung ihrer Grundidee angekommen ist. Der Kürze wegen sei es mir erlaubt, die Charakterisierung des israelitischen Monotheismus in seine Vergleichung mit dem altorientalischen zu verflechten.

Was uns da nun gleich auf den ersten Blick als tiefgreifender Unterschied zwischen beiden Arten von Monotheismus auffällt, ist, daß der altorientalische Monotheismus uns im Gewande einer spekulativen Lehre entgegentritt, der israelitische dagegen in der Form eines unumwundenen, klaren religiösen Bekenntnisses zu dem einen Gotte. Es sind also zwei grundverschiedene Stimmungen, die die vergleichende Betrachtung beider in uns auslöst. Dort, im alten Babylon, hat der monotheistische Gedanke einen überwiegend wissenschaftlichen Charakter. Er ist eigentlich nur für die Wissenden da, er trägt durchaus das Gepräge einer esoterischen Lehre. Er ist, wie man im alten Babylon sagte, „das Mysterium von Himmel und Erde", das „Geheimnis der großen Götter". Von ihm galt der Satz: „Der Wissende soll es dem Wissenden zeigen, der Nichtwissende soll es nicht sehen." In Israel dagegen wird der monotheistische Gedanke dem Volke in allen seinen Schichten verkündet; er wird von Männern, die von ihm erfüllt sind, und die es nicht lassen können, von ihm zu reden, als die wichtigste, grundlegende religiöse Wahrheit in die Menge hineingetragen. Er wird laut auf allen Märkten

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