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angenommen werden dürfen? Für den, der sich um ein wirklich historisches Verständnis der Erscheinungen bemüht, wird immer etwas Mißliches und Unbefriedigendes in der Zumutung liegen, auf den Versuch, die beiden monotheistischen Strömungen in ein historisches Verhältnis zueinander zu setzen, ganz verzichten zu sollen. Er wird immer wieder zu dem Versuche hingetrieben werden, entweder beide aus einer gemeinsamen Grundlage herzuleiten, oder die eine Strömung als die geschichtliche Voraussetzung der anderen und die später hervorgetretene als eine Art Reaktion gegen die ältere, als deren Fort- oder besser Umbildung zu begreifen.

Die alttestamentliche Überlieferung in ihrer uns vorliegenden Gestalt rät zudem ja selbst, die Lösung des Problems in dieser Richtung zu suchen. Läßt sie doch die auf den Monotheismus angelegte Jahvereligion aus einer Vorstufe herauswachsen, die selbst bereits ein unleugbar monotheistisches Gepräge verrät. Und nicht nur das, sie setzt die Repräsentanten der Religion der „Väter" in eine direkte Beziehung zu den großen Zentren der Religionen des alten Orients. Abram wird von ihr bekanntlich zu Babylonien und Mesopotamien in Beziehung gesetzt, speziell zu den altberühmten Mondheiligtümern von Ur Kasdim und von Ḥarran. Den Joseph schickt die Vätersage nach Ägypten und läßt ihn dort zum Schwiegersohne des Oberpriesters Potiphera von Heliopolis werden. Ob Abram oder Joseph historische Persönlichkeiten sind oder nicht, ist für unsere Frage vollkommen gleichgültig, und wir haben deshalb in dieser Beziehung hier keine Entscheidung herbeizuführen. Ihre Gestalten repräsentieren jedenfalls wenigstens nach dem Sinne der alttestamentlichen Überlieferung jenige alte Semitengruppe, aus der das spätere Volk sich hervorgegangen ansah, und an diese Gestalten haben sich die ältesten geschichtlichen Erinnerungen Israels, die Erinnerungen an seine Vorzeit angehängt. Nun beachte

Baentsch, Monotheismus.

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die

man wohl: Ur Kasdim und Harran sowohl wie Heliopolis oder On sind nicht bloß geographische Begriffe, sondern die Namen alter hochberühmter Heiligtümer mit hochgebildeten Priesterschaften, in deren Mitte eben jene monotheistischen oder doch monotheisierenden Spekulationen zu Hause waren. Allein die Nennung der Namen dieser Heiligtümer mußte für das Bewußtsein eines einigermaßen gebildeten alten Orientalen eine ganze Welt höherer religiöser Vorstellungen auslösen. Wenn nun jene ältesten Repräsentanten des Volks gerade zu solchen Heiligtümern in Beziehung gesetzt werden, wenn die Überlieferung oder Sage den einen von ihnen ausdrücklich zum Schwiegersohne des heliopolitanischen Oberpriesters macht worin nach meiner Überzeugung mehr als ein bloß novellistischer Zug liegt — so zeigt sich darin allem Anscheine nach ein Bewußtsein davon lebendig, daß die von Abram und Joseph repräsentierten Generationen der ‚Väter“ mit den religiösen Gedanken, wie sie an jenen Heiligtümern gehegt wurden, irgendwie bekannt gewesen und von ihnen natürlich auch beeinflußt gewesen sind. Unter solchen Umständen scheint doch die Annahme berechtigt, daß die Vorväter Israels bereits eine Art monotheistischen Gottesglaubens, wenn auch zunächst nur in altorientalischem Sinne, besessen haben, d. h. den Glauben an ein höchstes Wesen, das hinter den Einzelgöttern stand. Dazu würde ja im Grunde auch die alttestamentliche Überlieferung stimmen, die den sogen. „Patriarchen“ einen Elohimkult abstrakter Art zuschreibt. Dazu würde aber auch stimmen, wenn den Vorvätern Israels gelegentlich einmal der Dienst vieler Gottheiten vorgeworfen wird (vgl. Jos. 24 14 ff.), denn das eine schließt ja nach altorientalischer Anschauung das andere nicht aus.

Und kommen wir zu Moses. Auch Moses wird von der alten Überlieferung nach Ägypten versetzt. Er soll in Ägypten geboren und sogar von einer ägyptischen Prinzessin erzogen worden sein. Daß er „in aller Weis

heit der Ägypter gelehret worden sei", ist zwar nirgends im Alten Testament, sondern erst im Neuen ausdrücklich gesagt (Act. 7 22). Daß das aber im Grunde gar nicht anders hätte sein können, versteht sich bei einer vornehmen ägyptischen Erziehung von selbst. Zudem lebt man nicht in einem Kulturgebiet, ohne von den dort herrschenden Kulturgedanken berührt zu werden. Dann aber müßte Moses auch von den Spekulationen der Priesterschaft von Heliopolis, die keineswegs ängstlich als Geheimlehre gehütet wurden, etwas erfahren haben, was für seine eigene Gottesauffassung unmöglich hätte gleichgültig bleiben können. Noch mehr als die Beziehung zu Ägypten betont die alttestamentliche Überlieferung aber für Moses die Beziehung zu Midian. Wie sie den Joseph zum Schwiegersohne des Oberpriesters von Heliopolis werden ließ, so macht sie den Moses zum Schwiegersohne des Oberpriesters von Midian. Auch damit sollen natürlich wieder religionsgeschichtliche Zusammenhänge und Beeinflussungen angedeutet werden. Wird doch auch ausdrücklich berichtet, daß Moses von seinem Schwiegervater Jethro in wichtigen Dingen, die mit der Religion aufs innigste zusammenhangen, grundlegende Belehrung empfangen habe, vgl. Ex. 18. Und wenn gar berichtet wird, daß Moses längere Zeit im Hause seines Schwiegervaters gelebt und ihm gedient habe, was zugleich die Teilnahme an dem Kult seines Schwiegervaters einschließt, so läßt das auf eine noch viel tiefere, intensivere Beeinflussung auf spezifisch religiösem Gebiete schließen, wie das ja auch von der alttestamentlichen Wissenschaft gebührend hervorgehoben worden ist. Wenn es sich nun freilich bei diesen Midianitern, deren Oberpriester Jethro gewesen sein soll, nur um jene unzivilisierten Nomaden gehandelt hätte, die wir später in der sogen. Richterzeit (cf. Jud. 6) sengend und brennend, raubend und mordend in Kanaan einfallen sehen, so wäre für Moses bei ihnen wohl nicht allzuviel zu holen gewesen. Es wird jetzt

aber immer deutlicher, daß wir mit den Midianitern der Moseszeit wohl etwas andere Vorstellungen zu verbinden haben werden. Das alte Midian in Nordwestarabien war im Altertum, wie der Inschriftenfund von El-Öla17) gezeigt hat, eine minäische Provinz oder Kolonie, an deren Bestand in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr. nach den neuesten Forschungen von Glaser und Hommel wohl kaum noch länger gezweifelt werden darf. 48) Die Minäer aber waren Südaraber mit einer hochentwickelten Astralreligion, die, wie alle Astralreligionen, auf eine Konzentration des Göttlichen auf einen am Himmel lokalisierten summus deus hindrängte. Unter solchen Umständen dürfte der midianitische Einfluß auf Moses keineswegs gering anzuschlagen sein.

So sehen wir denn, wie nach der alttestamentlichen Überlieferung die Religion der Väter bis in die Moseszeit hinein in große religionsgeschichtliche Zusammenhänge hineingestellt erscheint. Die Fäden gehen nach Osten und Nordosten hin bis nach Babylonien und Mesopotamien (Ur Kasdim und Ḥarran) nach Westen bis nach Ägypten (Heliopolis), und endlich nach Süden hin zu der minäischen Provinz Midian in Nordwestarabien. Das alles legt aber die Vermutung nahe, daß bereits die Vorväter Israels in vormosaischer Zeit von der höheren Gedankenwelt, wie sie an den großen Heiligtümern der Astralreligion gepflegt wurde, bis zu einem gewissen Grade berührt worden sind, und daß Moses bei der Begründung seiner auf den Monotheismus angelegten Religion an diese höhere religiöse Gedankenwelt, d. h. entweder an den Glauben an einen höchsten Gott, der hinter den Einzelgöttern stand, oder doch wenigstens an den Glauben an einen am Himmel lokalisierten summus deus, hinter den die anderen Götter zurücktraten, angeknüpft hat. Damit wäre nun aber die Frage nach dem historischen Zusammenhang des israelitischen Monotheismus mit den höher gearteten

monotheisierenden Vorstellungen der altorientalischen Astralreligionen auf die denkbar befriedigendste Weise beantwortet, und gerade der Umstand, daß die alttestamentliche Überlieferung selbst es ist, die uns auf jene Frage, die sich von unseren früheren Ausführungen her mit Gewalt uns aufgedrängt hat, eine so bereitwillige, klare und deutliche Antwort gibt, ist ganz geeignet, unser Zutrauen zu dieser so oft angefochtenen Überlieferung wenigstens hinsichtlich ihrer Grundzüge zu stärken. Jedenfalls dürfte es unter solchen Umständen feststehen, daß es sich bitter rächen muß, wenn man diese Überlieferung einfach für unglaubwürdig erklärt und von ihr bei der Erklärung der Entstehung des israelitischen Monotheismus prinzipiell absehen zu müssen glaubt.

Die moderne alttestamentliche Wissenschaft glaubt das freilich aus ihr sehr triftig erscheinenden Gründen tun zu müssen. Die Anschauung, die sie sich von der Entstehung und allmählichen Entwicklung des israelitischen Monotheismus nach den von der Literarkritik festgestellten und chronologisch angeordneten Quellen gebildet hat, läßt für die Vorfahren der Israelstämme eine höhere religiöse Gedankenbildung und vollends gar Ansätze zu einer monotheistisch gearteten oder doch wenigstens monotheisierenden Gottesvorstellung als schlechthin ausgeschlossen erscheinen. Sie hat demgemäß die monotheistische Stimmung in den Vätergeschichten auf spätere Überarbeitung oder Retuschierung vom monotheistischen Standpunkte der prophetischen Jahvereligion aus zurückgeführt. Eine Berührung des Moses mit Ägypten wird entweder ganz in Frage gestellt oder doch als für seine Gottesvorstellung ganz belanglos erklärt. Und zur Midianiter-Minäerfrage hat sie meines Wissens bis jetzt überhaupt noch keine deutliche Stellung genommen und wohl auch noch gar nicht nehmen zu dürfen geglaubt, weil die Arabisten in betreff der chronologischen Fixierung

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