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als das höchste Wesen selbst 4) - - so wäre damit wenigstens ein Punkt gegeben, an den sich früher oder später monotheistische Gedankenbildungen hätten ansetzen können. Der Berliner Assyriologe Friedrich Delitzsch) hat neuerdings auf etymologischem Wege, durch eine allerdings etwas problematische Deutung der Gottesbezeichnung 'el, eine stark monotheistische Tendenz wenigstens für eine Gruppe der alten Semiten, die sogen. „kanaanäischen" Semiten,®) erweisen zu können geglaubt. Wie dem nun aber auch sein möge, jedenfalls handelt es sich hier immer um religionsphilosophische oder religionsgeschichtliche Theorien, um Analogieschlüsse und um etymologische Argumentationen, die, so wertvoll und beachtenswert sie auch an sich sein mögen, doch nie den Wert von urkundlich belegten Tatsachen besitzen.

Nun aber kommt die Assyriologie und versichert uns, mit solchen urkundlich belegbaren Tatsachen wirklich dienen zu können, mit Tatsachen, die es zur Evidenz erheben, daß es wenigstens innerhalb der alten babylonischen Religion, und dann natürlich auch in dem von Babylon her beeinflußten altorientalischen Kulturkreise, zu zweifellos monotheistischen Ansätzen, ja zu einer wirklichen,,monotheistischen Lehre" gekommen sei.") Das ändert mit einem Schlage die Lage. Tatsachen kann man ins Auge schauen; sie schaffen den festen Boden, auf dem eine erfolgreiche, zu Resultaten führende Diskussion sich anstellen läßt.

Sind es aber auch wirkliche Tatsachen, und nicht etwa bloß kühne Phantasien und Einbildungen, beruhend auf vorschnell-sanguinischer Deutung des betreffenden Textmaterials, die die Assyriologie uns zu bieten hat? Es wäre das erste Mal nicht, daß wir durch stürmische Sanguiniker von jener Seite her aufs Glatteis geführt würden. So müssen wir allen Ernstes fragen: Lassen sich tatsächlich solche monotheistische Ansätze, läßt sich gar eine richtige „monotheistische" Lehre in der Religion

des alten Babylon und Assur nachweisen? Diese Frage werden wir zuerst zu beantworten haben.

Bei der Beantwortung dieser Frage werden wir uns, um vor Konfusionen geschützt zu bleiben, immer vor Augen halten müssen, daß die altbabylonische Religion wie jede einigermaßen entwickelte Religion eine komplizierte Größe darstellt, innerhalb deren verschiedene Richtungen oder Strömungen zu unterscheiden sind. Wie z. B. für die israelitische Religion, so können wir auch hier in der Hauptsache drei verschiedene Stränge unterscheiden: 1. den Strang der nationalen Volksreligion, 2. den Strang der Religion der frommen Herzen und Seelen, etwa entsprechend der Religion der Propheten und Psalmisten in Israel, denen die Religion eine Angelegenheit des innersten Menschen ist, und endlich 3. den Strang der priesterlichen Religion. Wir werden also zu untersuchen haben, ob sich innerhalb dieser drei Stränge monotheistische Tendenzen geltend machen, und, wenn dies der Fall ist, wie geartet sie in jeder dieser Strömungen sind.

Gibt es monotheistische Strömungen zunächst in der Volksreligion?) Sofern man unter Volksreligion die Religion des niederen Volkes versteht, wird man von ihr in diesem Zusammenhange ganz absehen dürfen. Das Volk liebt immer massive Vorstellungen von seinen Göttern, ist vielfach noch in rohestem Geister- und Dämonenglauben befangen, glaubt an Zauber und Beschwörung und dergleichen Dinge mehr. Selbst die höher Gebildeten im alten Babylon sind im Dämonenglauben und im Glauben an die Kraft von Beschwörungen noch ganz befangen gewesen, und die Religion hat, wie die zahlreichen Beschwörungshymnen zeigen, selbst auf der höheren Stufe immer mit dieser minderwertigen Art von Glauben gerechnet und ihn dadurch geradezu legalisiert. Wie stark wird dieser Glaube erst beim niederen Volke grassiert haben! Von monotheistischen Regungen kann füglich

hier nicht gut die Rede sein. Etwas anderes ist Volksreligion im Sinne von National religion. Hier sind die Vorstellungen von der Gottheit geordneter. Sie sind von den Priesterschaften der großen Heiligtümer in ein System gebracht. Die Gottesvorstellung hat notwendig ein ethisches Moment in sich aufgenommen, denn die Gottheit des Gemeinwesens ist die Hüterin von Sitte und Recht. Es liegt aber in der Natur der Sache, daß auch eine Nationalreligion nicht gut eine monotheistische Religion im eigentlichen oder begrifflichen Sinne des Wortes sein kann. Denn hier waltet ja die Tendenz, die Gottheiten oder die Gottheit zu einem einzelnen Staatswesen in eine ausschließliche Beziehung zu setzen. Darin liegt implizite immer die Anerkennung, daß über die benachbarten Staatswesen andere Götter zu regieren das Anrecht haben. Das älteste Babylon zerfiel in eine Reihe von Stadtkönigreichen. Jedes dieser Stadtkönigreiche hatte seinen eigenen Gott, genauer gesagt, seine Götter. Denn jedes Heiligtum repräsentierte gewöhnlich ein ganzes Pantheon von Gottheiten. Ein solches Pantheon hat nun aber immer und das ist in der Tat ein beachtenswerter Punkt seine monarchische Zuspitzung. Der gegebene summus deus ist immer der eigentliche Schutzgott des Stadtgebietes, zu dem die übrigen Götter im Verhältnis von untergeordneten Familiengliedern (Gemahlin, Sohn, Tochter usw.) oder einer Art Hofstaat stehen. Ist die betreffende Stadt zugleich die Metropole eines Staates, so ist der betreffende Stadtgott zugleich Landesgott. Er regiert wie ein König über die übrigen Götter des Landes. Der Gott der Stadt Babel war z. B. von Urzeiten her der Gott Marduk. Als Babel unter der Herrschaft der sogen. Hammurabi-Dynastie in der zweiten Hälfte des dritten Jahrtausends v. Chr. die Hauptstadt eines babylonischen Einheitsstaates wurde (eben durch den König Hammurabi, nach dem die Dynastie gern benannt wird), wurde Marduk natürlich zugleich der summus deus dieses Staates, der baby

lonische Landesgott und damit zugleich der König über alle babylonischen Götter. Das hinderte übrigens nicht, daß der Kult der anderen Götter in gleicher Weise fortbestand und daß jeder einzelne dieser Götter an seinem Heiligtum nach wie vor als ein summus deus verehrt wurde.

Es ist nun nicht zu leugnen, daß diese summi dei der einzelnen Stadtkönigreiche oder Stadtgebiete und vor allem der oberste Gott Marduk in den Hymnen, die in ihren Kulten gesungen wurden, oft in einer Weise gefeiert wurden, die für unser Gefühl an das Monotheistische streift. Man vergißt bei diesen Hymnen fast ganz, daß es sich hier um den Preis eines lokalen, oder eines Landesgottes handelt. Sie haben vielfach einen so gewaltigen Schwung, eine so tief religiöse Kraft und einen so universalen Zug, daß wir sie, stellenweise wenigstens, ohne weiteres auf den einen Gott Himmels und der Erde übertragen und auch in unseren Gottesdiensten singen oder für unsere Liturgien verwerten könnten.

Um das zu begreifen, muß man sich immer vor Augen halten, daß diese Lokalgötter und Landesgötter im Kerne ihres Wesens eben mehr als lokale Numina waren. Sie hatten zum Teil kosmische Bedeutung, so die große Göttertrias Anu, Bel, Ea, zum Teil, und zwar zum weitaus größten Teile, waren sie Astralgottheiten, Himmelsgötter, deren Manifestationen man in den Planeten sah. Jedenfalls handelt es sich hier also um Götter, deren Bedeutung prinzipiell weit über das kleine Kultgebiet, in dem ihr Tempel stand, hinausragte. So wurde in Uruk der große Himmelsgott Anu, in Nippur der Gott Bel, der Herr der Länder, in Eridu der Gott Ea, der Herr der großen Wassertiefe und zugleich der tief verborgenen Weisheit, verehrt; die übrigen großen Kultorte teilten sich in die Verehrung der großen planetarischen Gottheiten. Der Sonnengott (Samaš) hatte in Sippar seinen Tempel, und die Sonnengötter Marduk, Nebo, Ninib und

Nergal hatten ihre Kultstätten in Babel, Borsippa, Lagaš und Kutha. In Ur florierte der Kult des Mondgottes Sin oder Nannar (Erleuchter), wie er dort gewöhnlich genannt wurde, und der Göttin Ištar wurde namentlich in Agade und Uruk (wo allerdings Anu der eigentliche summus deus war) ein eifriger Kult geweiht. So hatte jedes Gebiet in seinem Gotte zugleich ein Stück Universum und ein Stück Himmel, und die Kulte des gesamten babylonischen Staates zusammen genommen repräsentierten einen Kult aller Götter des Kosmos und aller Götter am Himmel, an deren Spitze (wenigstens in einem bestimmten Zeitalter) der Gott Marduk stand.

Man begreift unter solchen Umständen, daß das Niveau der auf diese Götter gedichteten Hymnen weit über das Niveau des rein Nationalen hinausliegen mußte; man begreift so auch, daß es in diesen Hymnen, in denen sich die Andacht und Verehrung auf einen Gott in intensivster Weise konzentrierte, zu Aussagen kommen konnte, die hart an das Monotheistische streifen. Ein besonders schönes Beispiel dafür bietet die bekannte Hymne auf den in Ur verehrten Mondgott Sin.") In dieser heißt es z. B.:

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