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der in El-Öla gefundenen Inschriften noch nicht völlig untereinander eins geworden sind. Vor allem aber ist die Frage nach dem Werte der Vätergeschichten (Gen. 12 ff.) für die israelitische Religionsgeschichte insofern in ein neues Stadium getreten, als man sich jetzt mehr und mehr geneigt zeigt, die Patriarchengeschichte und hier wieder speziell die Abram überlieferung für kanaanäischen Ursprunges zu halten, woraus man dann weiter das Recht ableitet, sie für die Geschichte der Religion des ältesten Israel und der mosaischen Zeit ganz aus dem Spiele zu lassen. Hier liegt allerdings ein sehr ernstliches Problem vor, von dessen richtiger Lösung sehr viel für die Beantwortung unserer Frage abhängt, und wir müssen jedenfalls stark mit der Möglichkeit rechnen, daß diese Beantwortung doch nicht ganz so einfach ist, wie es nach den bisherigen Ausführungen, die sich auf die von uns bis jetzt im ganzen kritiklos angenommene biblische Überlieferung stützten, den Anschein haben mußte. Bei der enormen Wichtigkeit, die speziell die Abramüberlieferung für unsere Untersuchung hat, sehen wir uns in die Notwendigkeit versetzt, speziell auf diese Überlieferung etwas näher einzugehen.

Auch wir sind, wie wir gleich vorwegschicken wollen, nicht mehr in der Lage, den genuin israelitischen Charakter der Abramüberlieferung in jeder Beziehung festzuhalten. Gewiß findet sich viel spezifisch Israelitisches darin, aber das wird sich über eine ältere Grundschicht nichtisraelitischer Herkunft hinweggelagert haben. Die Gestalt des Abram ist jedenfalls so fest mit dem kanaanäischen Boden verwachsen, daß man in der Tat nicht mehr darum herumkommen wird, in Abram etwas anderes als eine kanaanäische Figur zu sehen. Denn die hergebrachte, an dem Buchstaben der alttestamentlichen Überlieferung orientierte Meinung, daß Abram und seine Familie die leiblichen Vorfahren des Israelvolkes repräsentieren, daß diese leiblichen Vorfahren Israels zuerst

von Osten her in Kanaan eingewandert, von dort nach Ägypten ausgewandert und hier zum Volke herangewachsen seien, daß dieses Volk dann von Ägypten in die Wüste gezogen und aus dieser wieder in das Land der Väter zurückgewandert sei, rechnet

um von

mit

anderen Schwierigkeiten hier ganz abzusehen einem so merkwürdigen circulus der Begebenheiten, wie er nur in einer künstlich konstruierten, aber nie und nimmer in der wirklichen Geschichte denkbar ist. Ist aber Abram im Grunde eine kanaanäische Gestalt, so wird allerdings alles, was wir über die von ihm repräsentierte Religionsstufe wissen, zunächst nur für das Gebiet von Kanaan Geltung haben können. Daß das nun aber auch für das Verständnis der Religion Israels irgendwelche Bedeutung haben kann und wird, und daß jedenfalls der Historiker mit dem in der Abramreligion gegebenen Faktor auch für die israelitische Religionsgeschichte irgendwie rechnen muß, ist bei dem Verhältnis, in dem Israel zu Kanaan steht, so selbstverständlich, daß man eigentlich kein Wort darüber zu verlieren nötig haben sollte. Doch ehe wir uns darüber näher auslassen, müssen wir zunächst festzustellen versuchen, was sich noch mit einiger Sicherheit über die Religion der Abramzeit ausmachen läßt.

Charakteristisch für diese Religion war jedenfalls die Verehrung eines höchsten 'el, eines 'elohim oder eines el šaddaj, d. h. eines summus deus, den wir uns ohne Zweifel am Himmel lokalisiert vorzustellen haben. Die Verehrung dieses höchsten 'el hat vielleicht die Verehrung anderer untergeordneter Gottheiten noch keineswegs ausgeschlossen, aber sie muß der Abramreligion so sehr ihr charakteristisches Gepräge gegeben haben, daß man ihr einen starken Zug zum religiösen Monotheismus hin nicht absprechen darf. Der Gedanke an einen höchsten, mächtigen Gott, an ein höchstes numen hat sich hier jedenfalls über die polytheistischen und etwa

noch nachwirkenden polydämonistischen Vorstellungen in einer Weise hinweggelagert, die auf eine ideelle Konzentration des Göttlichen mit aller Macht hindrängt. Man darf nicht einwenden wollen, daß die monotheistische Stimmung erst durch eine spätere Überarbeitung vom Standpunkte des israelitischen Monotheismus aus in die Abramüberlieferung wie in die Väterüberlieferung überhaupt hineingetragen sei. Denn gerade die Verehrung eines 'el, eines 'elohim oder eines 'el šaddaj hat so gar nichts spezifisch Israelitisches an sich. Eine israelitische Überlieferung würde Abram etwa zu einem Jahveverehrer gemacht haben, wie es die jahvistische Traditionsform in der Genesis ja tatsächlich auch getan hat, aber sie würde kaum einen 'el šaddaj oder einen abstrakten 'elohim eigens für Abram konstruiert haben. Gerade in diesem Punkte müssen wir daher eine alte, gute historische Überlieferung sehen, die man nicht so leichten Kaufes darangeben darf, und die gerade von einer Theologie, die sich selbst SO geflissentlich als eine religionsgeschichtliche bezeichnet, mit besonderer Gewissenhaftigkeit gewürdigt werden sollte.

Der beste Beweis, daß es sich hier nicht um eine spätere, künstliche Konstruktion, sondern um gute historische Überlieferung handelt, liegt unseres Erachtens aber darin, daß sich die Abramüberlieferung, so wie sie von der Genesis geboten wird, jetzt immer deutlicher als ein Glied in einem größeren religionsgeschichtlichen Zusammenhange darstellt. Denn von dem 'el šaddaj des Abram ziehen sich historische Fäden zu dem 'el éljon, der nach der in diesem Punkte sicher unverdächtigen Überlieferung von Gen. 14 18f um die Zeit gegen 2000 v. Chr. in dem alten Urusalim oder Jerusalem Verehrung genossen hat, und von diesem 'el éljon hinwiederum spinnen sich die Fäden zu dem „Herrn der Götter" des Aḥijami (= Ahijawi?) aus der Amarnazeit (ca. 1400 v. Chr.), dessen religions

geschichtlich so überaus wichtiger Brief bereits früher von uns kurz erwähnt worden ist.49)

Dieser Brief erscheint uns nun aber so bedeutsam, daß wir hier auf einen Augenblick etwas ausführlicher auf ihn eingehen müssen. Der Kanaanäer Aḥijami hat diesen Brief, der übrigens einen rein privaten Charakter und keine Spur von diplomatischem Gepräge zeigt, an den König Istarwašur von Taanakh geschrieben, und zwar in babylonischer Sprache und Schrift, was wir besonders hervorheben, da dadurch der mächtige babylonische Einfluß auf das Westland für das Jahr 1400 v. Chr. wieder einmal auf das Schlagendste bewiesen wird. Dieser Brief beginnt nun mit dem charakteristischen Gruße: „Der Herr der Götter (bel ilanu) möge dein Leben behüten, denn ein Bruder bist du und die Liebe ist am Ort deiner Eingeweide und in deinem Herzen." Des weiteren erkundigt sich der Schreiber nach einem Verluste, den der König Ištarwašur durch Wegnahme mehrerer Städte seitens eines Feindes erlitten haben muß. Er fragt nämlich: „Gibt es noch Weinen für deine Städte, oder hast du dich wieder in den Besitz derselben gesetzt?" und fährt dann fort: ‚Über meinem Haupte ist einer, der da ist über die Städte. Siehe doch, ob er dir Gutes erweisen will. Wenn er sein Angesicht zeigt, dann werden die Feinde zuschanden werden, und der Sieg wird gewaltig sein." In diesem Briefe zeigt sich doch so deutlich wie möglich eine über den Durchschnitt der damaligen Zeit weit hinausliegende Gottesauffassung und Frömmigkeit. Der Schreiber hat es nicht mit Bel und Hadad, nicht mit der Astarte oder Aschera, nicht mit Amon, Ninib und Nergal, den damals hauptsächlich in Kanaan verehrten Gottheiten zu tun, sondern mit dem Herrn aller Götter, der weit über den vom Volke verehrten Einzelgöttern steht, und dessen Verehrung nicht an eine bestimmte Stadt gebunden ist. Und die ge

heimnisvoll feierliche Weise, in der er von diesem summus deus redet: „über meinem Haupte ist einer, versuche doch auch du es mit ihm" läßt erkennen, daß diesem Manne eine Ahnung von dem einen, allmächtigen Gotte aufgegangen war, vor dem die Einzelgötter zurücktreten und in ihrem Glanze verblassen mußten. Gewiß

hat er die Existenz anderer Götter nicht einfach geleugnet, ihnen wohl je und je auch seine Reverenz erwiesen, aber wir dürfen sicher sein, daß dieser Mann in allen Herzensanliegen sich nicht mehr an einen der vielen Götter, sondern nur noch an den gewendet hat, den er über seinem Haupte waltend wußte. Man darf ihm deshalb zwar keinen begrifflichen oder theoretischen, wohl aber einen praktischen Monotheismus zuschreiben. Solche Ahnungen und aufdämmernde Erkenntnisse sind nun aber, so vereinzelt sie uns auch bezeugt sein mögen, nicht nur vereinzelte Erscheinungen, die für die Geschichte gar nicht in Betracht kämen, sondern sie sind die Äußerungen einer über den rohen und naiven Polytheismus der großen Menge hinausgehobenen religiösen Erkenntnis und Religiosität, die es längst in Kanaan gegeben hat, und deren deutlichste Spuren für uns zum ersten Male in der Abramreligion zutage treten.

schon

Diese Abramreligion will nun aber, wie wir oben schon zur Genüge hervorgehoben haben, in einen noch viel weiteren geschichtlichen Zusammenhang hineingestellt werden. Die alttestamentliche Überlieferung setzt die Gestalt des Abram in sehr geflissentliche Beziehung zu den altbabylonischen Heiligtümern von Ur Kasdim und Ḥarran. Soll er doch von Ur Kasdim seinen Ausgangspunkt genommen und auf einem großen Bogen über Harran nach Kanaan gekommen sein. Wie weit diese Überlieferung für die Geschichte der Einwanderungen in Kanaan verwertet werden kann, haben wir hier nicht weiter zu untersuchen; uns interessiert

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