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diese Überlieferung hier nur insofern, als sie religionsgeschichtliche Zusammenhänge von größter Wichtigkeit andeutet. Es darf hier wohl noch einmal daran erinnert werden, daß es gerade innerhalb der altbabylonischen .Mondreligion, die sich auch sonst durch hohe Züge und einen nicht unbeträchtlichen ethischen Gehalt auszeichnete, und die gerade in Ur Kasdim und Harran ihre berühmtesten Stätten hatte, zu monotheisierenden Ansätzen gekommen ist, sofern hier der Gott Sin, d. h. die im Monde sich offenbarende Gottheit als summus deus verehrt und, wie seine Gleichsetzung mit Anu, dem Vater der Götter und Menschen, dem ilu xar oxýv, uns deutlich zeigte, geradezu als der Gott schlechthin gefeiert wurde. Wenn die Überlieferung den Abram nun gerade von diesen Mondheiligtümern ausgehen läßt, so will sie, wie wir eben schon betonten, damit offenbar einen historischen Zusammenhang zwischen jener monotheisierenden altbabylonischen Sinreligion und der monotheistisch gearteten Abramreligion in Kanaan andeuten. Solche Zusammenhänge sind nun aber gerade für die Zeit, in die die Gestalt des Abram zu setzen sein wird (ca. 2200 v. Chr.), zu erwarten, denn um jene Zeit war Kanaan eine babylonische Provinz, die unter sehr intensivem babylonischen Einflusse stand. Dieser Einfluß mußte sich aber speziell auch auf dem Gebiete der Religion geltend machen.

Die Frage ist nun aber, ob die Abramreligion lediglich als ein Absenker der altbabylonischen Sinreligion von Ur Kasdim und Harran zu beurteilen ist, oder ob wir etwa anzunehmen haben, daß sich hier bereits ein Fortschritt von den bloßen Ansätzen zu einer monotheistischen Religionsform zu einem, wenn auch keineswegs begrifflichen oder theoretischen, so doch praktischreligiösen Monotheismus vollzogen hat, d. h. zu einem Monotheismus, der die vielen Götter zwar nicht theoretisch negierte, aber sie doch hinter dem summus

deus, auf den die Verehrung sich konzentrierte, in einer Weise zurücktreten ließ, die sie für die Religion bedeutungslos machte (vgl. das oben angeführte Beispiel des Ahijami). Die alttestamentliche Überlieferung, die den Abram zwar von Ur Kasdim und Harran ausgehen. läßt, aber ihn zu Ḥarran zugleich in einen Gegensatz stellt denn sein Weggang nimmt sich zugleich wie eine innere Loslösung von jenen Stätten aus legt diesen Gedanken nahe. Aber wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, daß in der israelitischen Überlieferung dieser Gegensatz erst nach und nach herausgearbeitet worden ist. Jedenfalls liegen in der Abramüberlieferung selbst manche Anzeichen dafür vor, daß diese Religion, auch wenn sie einen Schritt über die altbabylonische Astralreligion hinaus vorstellt, noch keinen prinzipiellen Bruch mit dieser Religion hat bedeuten wollen. Diese Anzeichen liegen in den zahlreichen und charakteristischen Mondmotiven, mit denen die Abramüberlieferung ausgestattet ist. Schon der Name Abram weist auf den Bereich des alten Mondkultus von Ur Kasdim in bezeichnender Weise hin, denn gerade dort, wo der Mondgott Sin als „barmherziger, gnädiger Vater" verehrt wurde (vgl. den bekannten Festhymnus auf Sin), war dieser Name und andere ihm ähnliche sehr gebräuchlich, wie überhaupt im Bereich des Mondkultus.50) Hätte die Abramreligion den bewußten Gegensatz zu der Sinreligion markieren wollen, so hätte der Name Abram doch wohl durch einen anderen ersetzt werden sollen. Wenn ferner die Gemahlin Abrams den Namen Sara, und eine der Frauen aus seiner nächsten Verwandtschaft den Namen Milka trägt (s. Gen. 1129), so gibt das ebenfalls zu denken, denn diese Namen entsprechen genau den Titeln der in Harran neben dem Mondgott Sin verehrten weiblichen Gottheiten 51). Vor allem aber ist die Zahl 318, die in Gen. 1414 mit der Gestalt des Abram verbunden erscheint, beweisend, denn diese Zahl, die

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einen historischen Wert sicher nicht hat, erklärt sich wirklich befriedigend nur aus dem Vorstellungskreise der Mondreligion heraus, denn in dem Mondjahre von 354 Tagen sind es nach Abzug der 36 Tage, an denen der Mond nicht sichtbar ist 3 Tage in jedem der 12 Monate ausgerechnet 318 Tage, an denen er sein Licht leuchten läßt52). Das drückt der Mythus in seiner Weise dadurch aus, daß er sagt: dem Mondgotte stehen in seinem Kampfe gegen die Mächte der Finsternis 318 Knappen zur Verfügung. Daß diese Zahl in einen historischen oder doch historisch sein wollenden Bericht eingedrungen ist, nimmt den nicht wunder, der die Weise der altorientalischen Geschichtsschreibung, die gern mit mythologischen Motiven operiert, nur einigermaßen kennt. Man kommt um die Beweiskraft dieser Zahl für unsere Beurteilung der alten Abramüberlieferung nicht damit herum, daß man Gen. 14 für ein sehr junges Stück, etwa für einen Midrasch aus nachexilischer Zeit, erklärt, und die Zahl 318 für eine aus dem Buchstabenwert des Namens Eliezer nach der Methode der Gematria künstlich erschlossene Zahl ansieht. Denn man mag über das Alter von Gen. 14 denken wie man will, so wird man heute doch nicht mehr in Abrede stellen dürfen, daß sich uralte Überlieferungselemente gerade in diesem Kapitel finden. Zu diesen uralten Überlieferungselementen wird nun eben auch die Zahl 318 zu rechnen sein. Denn daß diese Zahl das rein zufällige Produkt einer sehr späten künstlichen Berechnung aus dem Buchstabenwert des Namens Eliezer sein sollte, scheint bei dem eigentümlichen Charakter dieser Zahl in Verbindung mit den sonstigen auf den Vorstellungskreis der alten Mondreligion hinweisenden Merkmalen der Abramüberlieferung doch so gut wie ausgeschlossen. Wer sich hier trotzdem auf ein neckisches Spiel des Zufalls berufen wollte, dürfte leicht Gefahr laufen, in ernsten Dingen nicht mehr ernst genommen zu werden. Unter

solchen Umständen muß uns nun aber auch der Name Eliezer (Gen. 152) verdächtig vorkommen. Die Sache scheint doch so zu liegen, daß die Zahl 318 das Primäre ist, der Name Eliezer dagegen erst aus der Zahl konstruiert und zur Verhüllung der astral-mythologischen Anspielung eingeführt worden ist. Das heißt mit anderen Worten: die 318 mythologischen Knappen des Abram sind in der späteren Gestalt der Überlieferung, die auf Ausscheidung und Unkenntlichmachung aller astralmythologischen Elemente bedacht war, auf eine einzige Gestalt mit menschlich-historischem Gepräge reduziert worden. Wie dem auch sein möge, jedenfalls ist an dem engen historischen Zusammenhange der Abramreligion mit der altbabylonischen Astralreligion nicht mehr zu zweifeln, und ebensowenig daran, daß diese Religion, auch wenn sie einen Fortschritt zum religiösen Monotheismus hin bedeutet, doch noch keinen prinzipiellen Bruch mit der alten Astralreligion bedeuten wollte.

Mit diesem Nachweise hat sich uns nun aber eine großartige religionsgeschichtliche Perspektive eröffnet. Wir sehen jetzt, daß sich im alten Kanaan für die Zeit von gegen 2000 v. Chr. bis auf 1400 v. Chr. die Verehrung eines höchsten, über die anderen Gottheiten weit hinausgehobenen, und sicherlich am Himmel lokalisiert zu denkenden el, wenn auch keineswegs als die ausschließliche und allgemeine, so doch als eine höhere, über die kraẞ polytheistische hinweggelagerte Religionsform findet, und daß diese höhere Religionsform, wenigstens was die Abramreligion betriftt, am letzten Ende mit der altbabylonischen Astralreligion in einem historischen Zusammenhange steht. Die Aufzeigung gerade dieses Zusammenhanges läßt uns jetzt schon einigermaßen erkennen, welche bedeutsame Rolle die altorientalische Astralreligion in der weiteren Behandlung unseres Problems zu spielen haben wird. Doch zuvor haben wir uns zu fragen, was dieser ganze Nachweis

für unsere Auffassung der Geschichte des Gottesgedankens in Israel zu bedeuten hat.

Als die Israelstämme etwa um die Wende des 13. zum 12. vorchristlichen Jahrhundert in Kanaan eingewandert waren, fanden sie zweifellos dort jene höhere Gottesauffassung und Religiosität, deren typischer Vertreter vor ca. 1000 Jahren Abram gewesen war, noch vor. Ob sie dort noch dieselbe Rolle spielte, oder allmählich abgeblaßt und von kraẞ polytheistischen Vorstellungen ganz verdrängt war, sind schließlich müßige Fragen. Man darf sich die kanaanäische Religiosität nicht ausschließlich nach den von Tendenz nicht freien israelitischen Berichten im Alten Testament ausmalen wollen, denn diese Berichte haben es viel zu sehr mit der Außenseite der Religion, wie sie in den vielen lokalen Kulten sich zeigte, zu tun und sind durchgängig durch eine temperamentvolle Gegensätzlichkeit gegen die kanaanäische Naturreligion bestimmt. Doch wie dem auch sein möge, dafür, daß der höhere Gottesgedanke wenigstens im stillen fortgewirkt hat, garantiert allein der Umstand, daß die Abramüberlieferung durch die Jahrhunderte hindurch lebendig und wirksam geblieben ist. Denn die Israeliten haben sie ja von den Kanaanäern übernommen und allmählich mit ihren eigenen Überlieferungen verschmolzen, dergestalt, daß sie Abram zu dem Ahnen ihrer eigenen Väter und seine Religion zu der geschichtlichen Vorstufe der ihrigen machten.58) Setzen wir nun

unter aller Reserve zunächst einmal den Fall, die Israelstämme wären mit einer religiös zwar recht kräftigen, sittlich auch hochstehenden, aber begrifflich noch ziemlich rohen, ganz an die Erde und die Volksgemeinschaft haftenden Vorstellung von ihrem Gott Jahve nach Kanaan gekommen, so hätte es gar nicht anders sein können, als daß ihre rohere Gottesvorstellung mit der höheren Gottesvorstellung der alten Abramreligion so bald als möglich Fühlung gesucht und dabei notwendig ein

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