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Sonnengottes Marduk auftritt. Noch einfacher wäre anzunehmen, daß Jahve mit dem Mondgotte einfach identifiziert worden ist. Solche Identifizierungen finden wir ja überall, wo sich eine Astralreligion über eine bereits vorhandene ältere Religion, deren Gottheiten keine Himmelsgottheiten waren, hinweggelagert hat. Die alten Götter werden dann zu den Astralgottheiten in Beziehung gesetzt, gewinnen dadurch selbst astralen Charakter und bekommen dann natürlich auch ihren Ort am Himmel. Auf diesem Wege sind höchstwahrscheinlich - allerdings in einer für uns wohl vorhistorischen Zeit eine ganze Zahl kanaanäischer Baalsgottheiten, die man sich in den Naturerscheinungen wirksam und in Naturgegenständen wie Bäumen, Steinen, Quellen u. dgl. verkörpert dachte, zu Himmelsherren, speziell zu Sonnengöttern geworden. Bei einem Wetter- und Gewittergott machte eine Identifizierung mit dem Mondgotte um so weniger Schwierigkeiten, als man wohl von jeher gewohnt war, atmosphärische Erscheinungen, Wettersturm und Gewitter zu dem Monde in Beziehung zu setzen, genau so wie auch bei uns heutzutage der Mond im Volksglauben als eine Art Wettermacher gilt. Ob man sich hierfür speziell darauf berufen kann, daß Mond- und Wettergott in bildlichen Darstellungen oft mit demselben Symbol des Hörnerkopfschmuckes bedacht werden (vgl. H. Zimmern in Eberh. Schrader, Die Keilinschriften u. das A. T. 3. Aufl., S. 362), mag fraglich sein, da hier ein Zufall walten kann. Denn beim Mondgotte erklären sich die Hörner als Anspielung auf die Mondsichel, beim Wettergotte dagegen daraus, daß man sich ihn gern als brüllenden Stier vorstellte. Doch wie dem auch sein möge, die Identifizierung eines Astralgottes mit einem Gotte, der irgend eine Naturmacht verkörperte, ist etwas so Gewöhnliches, daß man sich nicht einen Augenblick zu bedenken braucht, eine Identifizierung Jahves mit dem Mondgotte anzunehmen. Von dieser Annahme aus fällt nun aber auch wohl erwünschtes

Licht auf die sicher alte Bezeichnung Jahves als Jahve Şeba'oth. Damit wird bekanntlich Jahve als „Jahve der Heerscharen" oder als „Jahve der Heere" charakterisiert. Diese Bezeichnung enthält nach ihrem ursprünglichen Sinne sicher eine astrale Beziehung.60) Denn unter den Heerscharen sind die himmlischen Heerscharen zu verstehen, oder das Sternenheer, das unter der Anführung des Mondgottes am nächtlichen Himmel aufzieht. Auch der babylonische Gott Sin und der Gott Anu, mit dem jener ja oft identifiziert wurde, gilt als Herr des Sternenheeres, vgl. Frdr. Jeremias in Chantepie de la Saussaye, Lehrbuch der Religionsgeschichte. 3. Aufl., Bd. I, S. 285.61) Jahve wird durch diesen Namen also geradezu als ein Himmelsgott charakterisiert. Wenn der Name später in den Samuelisbüchern auf Jahve als den Herrn der Heerscharen Israels bezogen wird (1. Sam. 1745), so ist hier die ursprünglich astrale Beziehung in eine geschichtliche Beziehung umgesetzt, was der gegensätzlichen Stellung der Jahvereligion zu der Astralreligion vollkommen entspricht. Sehr häufig kehrt die Bezeichnung später bei den großen Propheten wieder, hier aber mit vergeistigter Bedeutung. Sie soll dort besagen, daß Jahve der souveräne Herr aller kosmischen und irdischen Mächte, der θεὸς παντοκράτωρ ist. Hat die Bezeichnung aber ursprünglich eine astrale Bedeutung, so haben wir für jene älteste Zeit einen doppelten Jahve oder vielleicht besser gesagt, zwei Seiten an dem einen Jahve zu unterscheiden, eine naturhafte Seite (Jahve als Wetter- und Gewittergott, eventuell auch Vulkangott) und dann eine astrale Seite (Jahve als Mond- und Himmelsgott). Das ist aber genau das, was wir von vornherein erwarten durften.

Wir glauben somit erwiesen zu haben, daß die Stämme des Sinaigebietes und darunter eben auch die Stämme, unter denen Moses auftrat, und aus denen später das Israelvolk erwuchs, neben Gottheiten, die an bestimmten irdischen Orten lokalisiert, oder die zu kleineren

menschlichen Gemeinschaften (Sippen, Einzelstämmen) in ausschließliche Beziehung gesetzt waren und darum keine weitergreifende Bedeutung hatten, auch einen obersten Himmelsgott kannten, dessen Manifestationen sie namentlich im Mond, außerdem aber im Sturm und Wetter und den sonstigen Erscheinungen, die für die Gegend etwa charakteristisch waren, erblickten. Handelt es sich bei diesem summus deus nun auch noch keineswegs um eine nach unseren Begriffen universale Größe denn Kult- und Machtbereich dieses Gottes waren für das Bewußtsein seiner Verehrer doch schließlich nur an das Sinaigebiet, das für sie allerdings die Welt bedeuten mochte, gebunden - so schloß die Vorstellung von ihm doch immer ein umfassenderes, die Vorstellung von einer simplen Lokalgottheit weit überragendes Moment ein, an das eine höhere Gottesvorstellung in jedem Augenblick anknüpfen konnte. Wir müssen uns gewiß hüten, den Sinaistämmen ohne weiteres die hohen, geklärten Vorstellungen, die man etwa in Ur Kasdim von dem Gotte Sin hatte, aufzuoktroyieren, aber wir werden nicht leugnen können, daß mit der Verehrung eines nicht nur auf der Erde, sondern zugleich am Himmel lokalisierten Gottes für die Religion dieser Stämme ein Moment gegeben war, das sie über das Niveau, welches die alttestamentliche Theologie heute für diese Religion in Anspruch nehmen zu müssen glaubt, um ein Beträchtliches hinaushebt. Mutatis mutandis gilt doch schließlich für alle Menschen, auf welcher Kulturstufe sie auch stehen, der Satz, daß der Aufblick zum Himmel mit seiner im gesetzmäßigen Lauf der Gestirne sich dokumentierenden ewigen Ordnung den Gottesgedanken konzentriert und ihn über die Verwirrung des Polytheismus und Polydämonismus hinaus zur Ahnung der Gottheit, eines Göttlichen erhebt, das vom Himmel herab über die Menschen und Dinge auf Erden waltet. Und mag für das Gros das mehr oder weniger dunkel geahnte Göttliche auch immer wieder hinter

den niederen Gottheiten, die ihren Verehrern in den irdischen Kultobjekten handgreiflich nahe gebracht waren, zurückgetreten sein, so ist und bleibt das Vorhandensein einer solchen Ahnung des Göttlichen doch immer bedeutsam. Es ist ein Funke, der unter der Asche glüht, und der, wenn Gottes Odem einmal mächtig dareinweht, zur hellen Flamme emporlodern kann. Jedenfalls können wir uns den Moses als den Stifter einer so bedeutsamen Religion, wie die Jahvereligion es war, ohne eine solche umfassendere Gottesvorstellung nicht denken. Ohne sie bleibt ein religiöses Erlebnis, wie wir es für Moses als Grundlage seines Werkes voraussetzen müssen, ein psychologisches Rätsel. Wie dem auch sein möge, jedenfalls sind kräftige Spuren der altorientalischen Astralreligion auch für das Gebiet jener alten Hebräerstämme, die später das Volk Israel mit bilden halfen, nachweisbar, und wenn es hier wohl auch nicht zu jenen monotheisierenden Spekulationen gekommen ist, so waren doch wenigstens in den gehobenen Vorstellungen, wie sie eine Astralreligion mit sich bringt, speziell in der Konzentration der Verehrung auf einen summus deus, Anknüpfungspunkte für eine bedeutsame religiöse Bewegung, wie sie die Stiftung der Jahvereligion durch Moses darstellt, geboten.

Ehe wir aber auf die Stiftung der Jahvereligion selbst eingehen können, haben wir weiter zu fragen, ob das Gebiet jener alten Hebräerstämme zur Zeit des Moses nicht auch noch irgendwelchen Kultureinflüssen von außen her ausgesetzt gewesen sein mag, die für diese Religionsstiftung etwa gerade nach der monotheistischen Seite hin von Bedeutung gewesen sein könnten. Das heißt m. a. W., wir haben uns das historische und geographische Milieu, in das das Werk Mosis hineinzustellen ist, auf einen Augenblick näher anzusehen.

Man setzt die mosaische Religionsstiftung gewöhnlich in die Mitte des 13. vorchristlichen Jahrhunderts (±1250). Diese Ansetzung ist zwar keineswegs ganz

sicher, wird aber annähernd das richtige treffen. Keinesfalls werden wir damit in eine viel spätere Zeit herabgehen dürfen, da die israelitische Einwanderung in Kanaan nicht allzulange nach 1200 v. Chr. im wesentlichen abgeschlossen gewesen sein muß. Doch wie man diese Religionsstiftung chronologisch auch fixieren möge, jedenfalls war damals, als sie vor sich ging, die monotheistisch anmutende Konzentration der religiösen Verehrung auf einem am Himmel lokalisierten summus deus im westlichsten Vorderasien längst nichts Neues mehr.

Für das älteste Kanaan haben wir das früher bereits eingehend nachgewiesen. Ganz ähnlich standen die Dinge in Ägypten, wo es nicht nur zu einer monotheisierenden Lehre, sondern in Konsequenz dieser Lehre sogar zu einem wirklichen Monotheismus solaren Charakters gekommen war. Der Stifter dieses Monotheismus war der Pharao Amenophis IV. gewesen, der ca. 1400 v. Chr. lebte, also gar nicht allzulange vor Moses (s. S. 36 f.). Eine höher entwickelte Astralreligion haben wir auch für das alte Midian in Nordwestarabien vorauszusetzen, namentlich, wenn wir mit der hohen Wahrscheinlichkeit rechnen dürfen, daß dieses Midian zur Zeit Moses bereits minäische Provinz war.62) Über die minäische Religion in Midian sind wir durch den Inschriftenfund von El-Öla auf das zuverlässigste unterrichtet. Auf den betreffenden Inschriften es sind meist Bau- und Weihinschriften begegnet uns sehr häufig die minäische Göttertrias Athtar, Wadd und Nakrah. Alle drei Götter sind aber Astralgottheiten, und unter diesen muß der Gott Wadd, der durch seinen Beinamen ausdrücklich als der Herr des Mondes charakterisiert wird, die hervorragendste Rolle gespielt haben. Denn gerade diesem Gott sind sämtliche in El-Öla gefundenen Inschriften, die eine erkennbare Widmung enthalten, geweiht. Ferner sind zahlreiche Personennamen gerade mit dem Namen dieses Gottes zusammengesetzt.68) So hätten wir also auch hier wieder einen am

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