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gesprochen nationalen Form der Jahvereligion längst schon getan hatte. Denn daß Jahve zugleich der Schöpfer der Erde und des Himmels und somit eigentlich der Herr der Welt sei, war damals sicher kein neuer Gedanke mehr. Die jahvistischen Bestandteile der Urgeschichte innerhalb Gen. 2-11 mögen ihre letzte Feilung und ihre endgültige literarische Formulierung erhalten haben, wann sie wollen darüber hat die literarkritische Forschung zu entscheiden. Ganz unabhängig von diesem Entscheide steht aber jedenfalls die Tatsache, daß es sich zum größten Teile hier um Stoffe handelt, die zum Gemeinbesitz des alten Orientes gehörten, deren Spuren wir daher überall finden, und die darum auch schon dem ältesten Israel wenigstens auf kanaanäischem Boden bekannt gewesen sein müssen. Wenn wir nämlich bedenken, wie stark Kanaan damals bereits seit vielen Jahrhunderten unter babylonischem Kultureinfluß gestanden hat, so muß man ohne weiteres voraussetzen, daß den Kanaanäern auch die babylonischen Spekulationen und Mythen bekannt gewesen sind. Ist das aber der Fall, so müssen auch die in Kanaan eingewanderten Israeliten, sobald sie anfingen, sich mit den Kanaanäern zu vermischen, mit diesen mythischen Stoffen bekannt geworden sein, und sie müssen dann notwendig auch den Versuch gemacht haben, sie auf ihren Gott Jahve zu übertragen. Daß der nationale Charakter Jahves dafür nicht das geringste Hindernis zu bilden brauchte, haben wir bereits früher gezeigt. Die universaleren Gedanken mußten sich um so eher mit Jahve verknüpfen lassen, als ja er, wenigstens seinem ursprünglichen Wesen nach, darauf angelegt war, die nationale Form zu sprengen und eine universale Geltung zu beanspruchen. So trat denn dem nationalen Gott Jahve auf kanaanäischem Boden bald der universale oder der Weltengott Jahve zur Seite, dem praktischen Monotheismus im nationalen Gewande ein begrifflicher oder theoretischer Monotheis

mus, der über das nationale Niveau prinzipiell hinausgehoben war, oder, daß wir es kurz sagen, dem Jahveglauben die „Jahvelehre". Die „Jahvelehre“ ist also nicht auf spezifisch israelitischem Boden gewachsen, sondern sie ist durch Aufnahme der altorientalischen Mythen und Spekulationen in die israelitische Jahvereligion zustande gekommen. Wir können demnach im Prinzip (aber unter den nötigen Restriktionen, die sich aus unseren früheren Ausführungen von selbst ergeben) Hugo Winckler durchaus zustimmen, wenn er (in Eberh. Schraders Keilinschriften und das Alte Testament 3. Aufl. S. 209) sagt: „Die gesamte durch den Monotheismus (wohlgemerkt: durch den Monotheismus als ,,Lehre", einen anderen Monotheismus kennt Winckler nicht) vertretene Weltanschauung ist den Stämmen, welche Israel und Juda schließlich gebildet haben, ursprünglich fremd, und nicht in den Köpfen ihrer Angehörigen entstanden, wenn sie den Pflug führten und die Herden weideten. Sie ist ihnen von den Kulturmittelpunkten gebracht worden, wo der Menschengeist die Ergebnisse eines hochentwickelten Wissens rastlos mit allen Erscheinungen der umgebenden Welt zu vereinigen bemüht war, und wo neue Anschauungen gegen alte kämpften.“

Freilich hat diese Jahvelehre nicht sofort mit dem nationalen Jahveglauben die nötige Fühlung genommen; sie lief neben diesem zunächst genau so unvermittelt her, wie die Urgeschichten der Genesis unvermittelt neben der national gefärbten Väter- und Volksgeschichte stehen. Sie hatte wohl mehr für einzelne, die in ihr die willkommene Korrektur der gröberen volkstümlichen Jahvevorstellung fanden, Bedeutung, als für das Volk im allgemeinen, das sich immer nur für Jahves spezielles Wirken für Israel interessierte. Das heißt: sie stand nicht im Mittelpunkte des religiösen Interesses. Der Weltengott Jahve und der Nationalgott Jahve waren eigentlich zwei verschiedene

Jahves, die in keiner engen Fühlung miteinander standen. Sollte der Nationalgott Jahve über sich selbst hinauswachsen, so mußte er mit dem Weltengott Jahve in Fühlung gebracht werden, und sollte der Weltengott Jahve wirkliche Bedeutung für die Religion gewinnen, so mußte er, da diese Religion ihren nationalen Charakter unmöglich verleugnen konnte denn eine andere Religion als eine nationale ist im Altertum nicht denkbar -, mit dem Jahve der Volksreligion in Fühlung kommen.

Die Annäherung oder Verschmelzung beider Jahves geschah nun nicht auf dem Wege irgendwelcher Spekulation, sondern in der Gluthitze gewaltiger Katastrophen, die über das Jahvevolk hereinbrachen. Mit der fortschreitenden Ausdehnung des Assyrerreiches nach dem Westen im 8. Jahrhundert v. Chr. hatte die Idee des „Weltreiches“, die seit dem Rückgang der altbabylonischen und ägyptischen Macht, Jahrhunderte hindurch geschlummert hatte, wieder einmal aktuelle Bedeutung gewonnen, speziell auch für Israel, das sich mitten in diese Weltreichbewegung hineingestellt sah. Das bedeutete für Israel eine vielleicht unliebsame, aber wichtige Erweiterung des Horizonts, und auch Jahve mußte sich nun auf diesen erweiterten Horizont einstellen. Er brauchte zu dem Zwecke nicht erst künstlich in die Höhe geschraubt zu werden, oder mit einem plötzlichen Ruck in die Höhe zu wachsen. Der Weltengott Jahve war ja bereits da, er brauchte nur aus der stillen Sphäre religiöser Spekulation in das Welt- und Völkergetümmel hineinzutreten. Aber noch viel wichtiger war, daß die furchtbaren Katastrophen, die zunächst über das Nordreich, später auch über Juda hereinbrachen und die den totalen Ruin eines gewöhnlichen Volksgottes bedeutet hätten, sich mit dem Wesen dieses Jahve vereinbaren, ja geradezu als von ihm gewirkt begreifen ließen. Zu einer derartigen Auffassung, die wohl einzig in der antiken Welt dastehen dürfte, lag nun aber die Voraussetzung in dem kräftigen ethischen Wesen des

alten mosaischen Jahve, das sich immer schon, trotz mancher Entstellungen und Trübungen, in den rechtlichen Institutionen des Volkes und in der lebendigen Tora seiner Propheten ausgewirkt hatte, das aber nun erst, wo es den Schlüssel zur Lösung des furchtbaren Rätsels, vor das sich die treuen Verehrer dieses einzigartigen Gottes gestellt sahen, zu liefern versprach, in seiner ganzen Tiefe erkannt und empfunden wurde. In diesem ethischen Wesen Jahves lag die Energie, die Jahve als Volksgott über sich selbst hinausführte und nun die bereits vorhandenen universaleren Vorstellungen von ihm in den Vordergrund treten und wirkliche Bedeutung für die Religion gewinnen ließ. Im Lichte der Erkenntnis Jahves als einer tief ethischen Macht und zugleich der universalen Bedeutung dieses Gottes, von dessen Herrlichkeit die ganze Erde voll ist, erschienen den großen Männern der Jahvereligion oder den Propheten Israels diese Katastrophen nicht etwa als Ohnmachtsbeweise Jahves oder als eine treulose Preisgabe Israels seitens seines Gottes, sondern sie wurden als gerechte Strafgerichte des lebendigen Gottes empfunden, als Strafgerichte, die dieser Gott über Israel verhängt habe, weil es sich nicht der wahren „Gottes erkenntnis" befleißigt und die sittlichen Forderungen Jahves nicht erfüllt habe. So zeigte sich Jahve gerade im Untergange seines Volkes als der souveräne Gott. Nicht die großen Götter der siegreichen Assyrer oder Chaldäer waren die eigentlichen Herren der Welt, wie es äußerlich scheinen konnte, sondern Jahve, der die Heere der Weltmächte seinem sittlichen Zwecke dienstbar machte, war dieser Herr. Diese Erkenntnis, die zwar etwas Neues bedeutete, aber doch schließlich in der gehobenen Jahvevorstellung der alten Zeit ihre Wurzeln hatte und in einer solchen wurzeln mußte denn man kann eine solche Erkenntnis nicht zu jeder Jahreszeit von jedem beliebigen Baume pflücken, wenn man sie gerade braucht, bedeutete im tiefsten Grunde die prinzipielle Hinaushebung Jahves über

die Schranken der Nationalität oder den Sieg des Monotheismus.

Es ist so vor allem den großen Propheten Israels zu danken, daß der Jahve im Sinne des Monotheismus den endlichen Sieg davontrug. Sie sind es gewesen, die durch das Ineinanderschauen des universalen Weltengottes Jahve und des diesem entgegenkommenden ethischen Jahve des nationalen Monotheismus, den Gott Jahve auch für das religiöse Bewußtsein über die nationale Beschränkung hinausgehoben und ihn damit in die Stelle eingesetzt haben, auf die schon der Jahve des Moses die ideelle Anwartschaft hatte. Ehe freilich alle Spuren nationaler Beschränkung von Jahve abfielen, sollte noch eine geraume Zeit vergehen. Selbst der Jahve der Propheten konnte den durch eine lange Geschichte erstarkten Jahve der Volksreligion nur in langem Kampfe überwinden, und ein Erdenrest nationaler Beschränktheit ist ihm selbst bei den größten Propheten, die zugleich glühende Patrioten waren, noch anhaften geblieben. Die Wirklichkeit blieb immer hinter der Idee zurück, die Praxis hinter der Theorie. Eine bedeutsame Etappe in diesem Losringungsprozeß bedeutete das Exil. Der Zusammenbruch des nationalen Staates machte auch Jahve von seinen nationalen Schranken frei, so vor allem bei Deuterojesajas, für den der Nationalgott und der Weltengott vollkommen in eins geflossen sind, weshalb bei ihm auch der monotheistische Gedanke zum ersten Male ein wirklich universalistisches Gepräge trägt. In der nachexilischen Zeit, nach der Wiederherstellung der jüdischen Gemeinde, treten freilich die speziellen Beziehungen des einen Gottes zu dieser Gemeinde wieder stark hervor, aber neben diesem national gefärbten Monotheismus läuft doch jetzt auch ein über das Nationale prinzipiell hinausgehobener, reiner Monotheismus einher (vgl. z. B. das Buch Hiob). Diesen hat später das Christentum in sich aufgenommen, während sich jener in der Religion des Judentums fortsetzte. Das

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