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nationale Herrschaft der Makkabäer ignoriert werden, last nur die Deutung zu, daß es entweder vor der syrischen Religionsverfolgung oder ziemlich viel später entstanden ist. Aber dann entscheidet seine religiöse und nationale Stellung und Haltung gegen die letztere und für die erstere Alternative.

Die Religiosität des Buches ist auf dem Wege zum Pharisäismus, aber doch noch weit von ihm entfernt. Ein Jenseits, eine Auferstehungshoffnung, liegt noch nicht im Gesichtskreis des Verfassers. Daß Gott in diesem Leben dem Frommen hilft und den Bösen vernichtet, ist die Behauptung des Buches, die nach den verschiedensten Seiten hin demonstriert wird. Das Leiden des Frommen wird nicht als Problem behandelt, sondern nur um der Kontrastwirkung willen ins Auge gefaßt, um den endlichen Erweis der Gerechtigkeit Gottes um so herrlicher ins Licht zu stellen. Das Beste, was einem Frommen beschieden sein kann, ist ein langes und glückliches Leben und zuletzt, was infolge der Herkunft des Stoffes ganz besonders betont wird (z. B. 4,3), ein ehrenvolles Begräbnis durch die Hand der Nachkommen: Tobit selbst wird 158 (112) jahre alt, Tobia 127 (B 107, 117). Dann wird der Mensch zu Erde (3,6). Durch reichliches Almosengeben sammelt man sich einen guten Schatz, nicht fürs Himmelreich, sondern für den Tag der Not (4.9). Hierin stimmt das Buch im Unterschiede vom Daniel mit Jesus Sirach überein. Dieses gänzliche Fehlen der Auferstehungshoffnung weist in vormakkabäische Zeit, aus dem letzten Jahrhundert v. Ch. ist es nicht so leicht zu erklären.

Als die hauptsächlichsten Gebote der Religion bezeichnet Raphael: Gebet mit Fasten, und Mildtätigkeit und Rechtschaffenheit. Besser ist rechtschaffene Armut, als ungerecht erworbener Reichtum, und besser ist es Almosen

Beihefte z. ZAW. XIII.

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geben als Gold aufhäufen (12,8). Wohltätigkeit ist auch eine Hauptforderung des Katechismus, den Tobit seinen Sohn zum Abschied lehrt (4,3-19 vgl. 1, 16; 2, 14). Sie ist das beste Opfer (4, 10 δῶρον 12), und in ihr ist auch die Pflicht drei Zehnte zu geben, begriffen (1,6—8 vgl. 2, 2). Wie bei Sirach ist also die Forderung der Religion vor allem die Moral, die freilich hier wie dort den Gottlosen von der Mildtätigkeit ausschließt (vgl. 4, 17 mit Sir. 12, 1-7). An Daniel erinnert daneben, daß Tobit sich aller heidnischen Nahrung enthält (1, 10-12).1 In jüngere Zeit könnte allein die Forderung von drei Zehnten führen, weil das Buch der Jubiläen (c. 32) nur von zwei Zehnten redet, die übrigens auch LXX (zu Dt. 26, 12) kennt. Es ist aber wohl denkbar, das die Praxis, drei Zehnte zu geben, in kleinen Kreisen früh bestand, und es ist zu beachten, daß Tobit sie für sich selbst von seiner frommen Großmutter Debora herleitet. Vor später Datierung des Buches warnt dagegen auch die Forderung, die Toten zu speisen, die Tobit wiederum in Übereinstimmung mit Sirach erhebt (4, 17 vgl. Sir. 7,33).3

Für einen vormakkabäischen Ursprung des Buches spricht sodann seine Haltung gegenüber den Heiden. Von dem fanatischen Fremdenhaß, dem kriegerischen, ja blut

1 Auffällig berührt sich 1, 10-12 mit Dan. I darin, daß Gott dem Tobit wegen seiner Enthaltung von heidnischer Speise χάριν καὶ μορφὴν ἐνώπιον Ενεμεσσάρου verleiht. Aber Abhängigkeit des Buches Tobit von dem Buche Daniel ist damit nicht zu beweisen.

2 Herzfeld (Geschichte des V. Jisrael I 316) hebt hervor, daß die Chronik vom zweiten und dritten Zehnten nichts sagt, und meint, daß das Buch Tobit aus diesem Grunde bedeutend jünger sein müsse. Aber die Chronik kann ziemlich viel älter sein als die syrische Religionsverfolgung. Es scheint, daß Sirach sie kannte.

3 Bemerkenswert ist noch, daß die Verunreinigung durch eine menschliche Leiche 2, 4-9 leichter genommen zu sein scheint, als Num. 19, 11 ff. Σ verdoppelt hier die Waschung. Über die Form der Eheschliebung 7, 11-13 vgl. Rosenmann a. a. O. S. 15-19.

dürstigen Geist der nachmakkabäischen Zeit, etwa der Bücher Judith und Esther - spürt man noch nichts; vielmehr sind die Juden ihren Peinigern auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. Aber man merkt bereits, daß der Gegensatz gegen das Heidentum sich von neuem verschärft hat. Die Juden fühlen sich als die Nachkommen der Propheten (4,12) und als die Heiligen (12,15). Wie früher in den Tagen Ezras verbietet die jüdische Exklusivität ein fremdes Mädchen zu heiraten (4, 12ff). Auch die wiederholte Mahnung, die Toten кaλ zu begraben (4,3. 4; 14, 10) kann kaum einen andern Sinn haben als:,,fern von den Leichen der Heiden, nahe bei den Brüdern". Diese Exklusivität hindert aber weder den Tobit noch seinen Neffen, hohe Staatsstellungen bei den heidnischen Königen anzunehmen (1, 13. 21), ganz wie die Proverbien, Jesus Sirach und auch noch Daniel es dulden, und wie es ja am Hofe der Seleukiden und Ptolemäer oft der Fall war.

Mit bitterer Feindschaft und Verachtung begegnen die Heiden den Juden, die ein Spott für alle Völker sind (3,4). König Sennaherib entwickelt sich nach seinem erfolglosen Zuge gegen Juda (ähnlich wie Antiochus IV bei der Rückkehr von seinen ägyptischen Feldzügen) zu einem systematischen Judenverfolger, der seinen Opfern nicht einmal ein ehrliches Begräbnis gönnt (1, 17—20). Auf der andern Seite schämen sich die Vornehmen unter den Juden bereits, zu diesem verachteten Volke zu gehören. Sie werden ermahnt, sich nicht hochmütigen Herzens abzuwenden von ihren Brüdern, den Söhnen und Töchtern ihres Volkes, und keine Mischehen zu schließen (4, 13). Diese Ermahnung ist bei Tobias, dem Sohn der gänzlich verarmten Familie, eigentlich völlig deplaciert; um so mehr fühlt

die Absicht, vornehme weltlich gesinnte Leser zu treffen, die sich schämen, ein jüdisches Weib zu heiraten,

die also den oberen Gesellschaftsschichten angehören und das altväterliche Herkommen verachten. Man darf dabe zugleich an die bekannten vormakkabäischen Hellenisierungsund Bildungsbestrebungen denken, die 4, 19 mit dióti rav ἔθνος οὐκ ἔχει βουλήν abgelehnt werden. Denn diese Worte beziehen sich jedenfalls auf die griechische Weltweisheit, die von Sirach prinzipiell verworfen wird, wogegen die ältere Zeit der fremdländischen Weisheit freundlich gegenüberstand. Innerhalb des Volkes ist die Scheidung zwischen Sündern und Gerechten groß (4, 17). Geflissent. lich wird immer wieder die peinlich treue Gesetzeserfüllung des Tobit hervorgehoben (1,3-9. 11f. 16-18 usw.), offenbar im Hinblick auf Juden, die es damit weniger ernst nehmen. Man wird auch hierbei an Sirach erinnert, der öfter zur Ableistung der heiligen Abgaben ermahnt. Bei alledem sind die Frommen eine kleine Minderheit. Tobit ist μόνος unter πᾶσαι αἱ φυλαί dem mosaischen Gesetz treu geblieben (1, 5. 6).

Auch diese Tendenzen, diese Gefahr der Auflösung im Heidentum und der inneren Zersplitterung unter fremder Oberherrschaft weisen in die vormakkabäische Zeit. Wie man nachher derartige Stoffe und Gedanken formte, zeigen Judith und Esther mit wünschenswertester Deutlichkeit.

Bemerkenswert ist noch, daß Tobit an die Wiederaufrichtung des Judentums als Nation in messianischer Zeit überhaupt nicht denkt (14,5), im Gegensatz zu den Propheten des zweiten Tempels und zu den Makkabäern; nur als Kirche wird das Judentum dann alle Völker umfassen (14, 6.7) der einzige universalistische Gedanke in diesem durchweg partikularistisch gerichteten Buche.

Für ein höheres Alter des Buches spricht endlich sein literarischer Charakter, die Kunst der Darstellung und

die idyllische Ruhe, die über dem Ganzen legt. De Be handlung des Stoffes ist auierordentlich geschickt und ferfühlig; das Buch liest sich fast wie ein Doma E meisterhafte Exposition fuhrt uns runächst de Vorabel der beiden Kreise vor, aus denen räumlich weit getrennt, aber einig in der Treue gegen das vaterliche Gesetz, dramats personae stammen. Mit anschaulichster Lebendigkeit werden dann aus den Höhen und Tiefen menschlichen Schicksals die Fäden zur Schürzung des Knotens gesponner, in dessen Lösung himmlische und höllische Machte eingreifen. Und harmonisch läuft nach der Peripetie die Erzahlung aus in die anziehende Schilderung des verdienten Glückes eines beschaulichen Lebensabends.

Die Ereignisse in Ninive und Rhaga sind so glucklich zusammen verwoben, daß alles aufs ungezwungenste ineinander greift und die höhere Einheit der Handlung niemals gestort wird. Bewundernswert ist der Verfasser, dem im Grunde nicht künstlerischer Drang oder literarische Interessen, sondern religiös-lehrhafte Tendenzen die Feder in die Hand gedrückt haben, auch darin, daß er diese Tendenzen nirgends unangenehm in den Vordergrund schiebt, sondern sie scheinbar achtlos den Leser selbst aus den Geschehnissen abstrahieren läßt.

We im Aufbau, so ist auch in der Einzelausführung das Buch groß und ästhetisch vollendet. Mit feinen Zügen wird gezeichnet, nicht derb unterstrichen. Um die überquellende Freude zu schildern, mit der der Vater dem endlich heimkehrenden, fast totgeglaubten Sohne, entgegen. hastet, erza. It der Verfasser nur, daß der blinde Greis trotz der sonst dem Alter wie der Blindheit eigenen Vorsicht stolperte (11,10).

Dieser iterarische Typus kann nicht leicht aus den unruhigen und schreckensreichen Zeitläuften verstanden werden,

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