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Religionsphilosophie.

Dritter Theil.

Supernaturalismus

oder

die Lehre

von der

Offenbarung des A. und N. Testaments.

Von

C. A. Es chenmayer,

Professor in Tübingen.

Tübingen,

bei Heinrich Lau p p.

I 8 2 4.

Vorrede.

Mit dem dritten Bande ist die Religions, Philoso phie vollendet. Die beiden erstere Bånde sind nur die Zurüftung für den dritten. Ist das Evange lium in der That eine Offenbarung und enthält es göttliche Wahrheiten, so ist keine andere Wahl, als entweder die Vernunft mit dem Evangelium übereinstimmend zu machen, oder anzunehmen, die Idee der Wahrheit sey in menschlichen und göttlis chen Dingen nicht ein und dieselbe. In der vollesten Ueberzeugung, daß die Worte Christi; „ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" von mensch licher Weisheit keine Einrede zulassen, unternahm ich es, den Standpunkt der christlichen Offenbarung als den allein richtigen festzuhalten und zu versuchen, ob nicht alle die Wahrheiten, welche die Vernunft in ihren Ordnungen des Wahren, Schönen und Guten findet, sich zu diesem Standpunkt erheben lassen. Schon dem ersten Anblik nach ist es deuts lich, daß das Evangelium eine weit größere Aufs gabe enthält, als die Philosophie sich je gemacht hat, noch machen kann. Es spricht von einem Zusammenhange der Uebernatur und Unnatur mit der

menschlichen Natur und gibt manche Berührungss Punkte derselben an. Gibt es nun einen solchen Zusammenhang, so kann freilich die menschliche Vers nunft mit allen ihren erdenklichen Systemen nur wie ein indifferentes Glied desselben erscheinen, das zwis schen zwei unerreichbaren Polen einerseits dem Heiligen an sich andererseits der Sünde an sich in der Mitte liegt. Was sie absolut gut und absolut bös nennt, sind dann blos die äußersten Punkte ihrerMittelsphäre, von wo aus sich erst die Gebiete des. Heiligen und der Sünde an sich erweitern; d. h. es gibt noch weit größere Scheusale, als welche die Bosheit des Menschen zu erreichen vermag und noch weit höhere Ideale, als welche die Tugend des Mens schen erstreben kann. Da, wo das Vernunftprinzip seine höchste Höhe und seine tiefste Tiefe findet, da liegt noch höher das göttliche Reich und noch tiefer das satanische Reich, und das, was die Vernunft absolut nennt, wird wieder relativ. Für diese Ge biete hat die Vernunft keine Formeln mehr und der Maßstab ihrer absoluten Einheit wird völlig unzureichend.

Darum tritt die positive Offenbarung ins Mittel, belehrt den Menschen von seinem Zusammenhange mit diesen Gebieten, gibt ihm die Regeln seis nes Verhaltens, sagt ihm, was er zu thun und zu lassen habe und zeigt ihm den Weg zur Seeligkeit

wie zur Verdammniß, ermahnt ihn zum ersten und warnt ihn vor dem andern, übrigens ohne seiner, freien Wahl Geralt anzuthun. Was aber das, Wissen nicht erreichen kann, das muß der Glaube festhalten und diß ist es nun, was Christus unzählichemal dem Menschen zuruft. Wir sollen glaus. ben, daß Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben sey und uns seiner Leitung so anvertrauen, daß jeder selbstsüchtige Gedanke, zu welchem die Ver nunft mit ihren philosophischen Systemen so oft vers sucht wird, gänzlich in uns verschwinde. Die Aufs lösung aller philosophischen Systeme in der christlis chen Offenbarung ist die einzig richtige Philosophie.

In göttlichen Dingen ist der Rationalismus eis ner hellen Nacht zu vergleichen, in welcher mit dem Entweichen der Sonne die Gestirne hervortreten und dem Auge sichtbar werden. Die Sternbånke sind unsere Allheits- Prådikate und die einzele Fixsterne unsere Allgemein, Begriffe. Sie flimmern zwar, aber sie erleuchten und erwärmen uns nicht.

Der Mystizismus ist die Morgenröche des götts lichen Tages. Im ungewißen Dämmerlichte mahlen sich die schönen Bilder und Mythen am Himmel ab, während die entfernte Gestirnwelt beginnt, in dem Glanze des herannahenden Lichtes zu verschwinden. Wir ahnen zwar die Nähe des kommenden Lichtes und unser Herz sieht ihm mit Entzüken und

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