ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[ocr errors]

vergleicht sie mit diesen, so werdet ihr euch leicht davon überzeu gen. Schon früher einmal, wie uns der Evangelist Johannes *) erzählt, hatten die Hohenpriester einen nur damals noch minder bekannten Rath gefaßt, auch während einer festlichen Zeit Chris stum zu tödten, und hatten ihre Diener ausgeschikkt um ihn gefangen zu nehmen, während er in den Hallen und Gängen des Tempels lehrte. Diese kamen aber unverrichteter Sache zurükk, und als ihre vorgesezten sie deswegen zur Rede stellten, so ants worteten sie, sie hätten es nicht vermocht, denn so gewaltig wie dieser habe noch nie ein Mensch geredet. Wir lesen nun nicht, daß sie sie, wie es in einem strengeren Regiment wol geschehen wäre, über ihren Ungehorsam gestraft håtten, sondern die Vers hältnisse scheinen hierin mild gewesen zu sein; wohl aber machten sie ihnen damals Vorwürfe über dieses Ergriffensein von der Gewalt der Rede des Erlösers, als ob es sich für die Diener der Hohenpriester nicht zieme, sich hierin dem ungesegneten Volke gleichzustellen, und fragten sie in hartem und stolzem Tone, ob wol irgend einer von ihnen, den angesehenen und obersten des Volks, an diesen Jesus glaube. Von einem solchen gewaltigen Eindrukk der Neden des Erlösers auf die Menschen aus dem dem Bolke lesen wir nun viele Zeugnisse in der Schrift, und daß die Diener der Hohenpriester auch Muße und Gelegenheit hatten ihn zu hören, so wie daß sie sich diesem Eindrukk ohne stråfliche Pflichtverlezung auch in ihren Handlungen ganz hingeben konnten, lehrt uns jenes Beispiel. Wenn also dieser Eindrukk allgemein geworden, wenn er nicht nur etwas augenblikkliches geblieben wäre, sondern fortgewirkt hätte, und alle demselben eben so treu geblieben wären, als jene: so hätten die Hohenpriester und oberften keine Diener gefunden, die ihnen diesen Auftrag vollzogen hätten, einen solchen Mann, wie Christus war, einem Verbrecher gleich zu binden und gefangen fortzuführen, um über göttliche Dinge von solchen gerichtet zu werden, von denen sie wol einsahen, daß sie hierin viel weniger werth wären, als er, und eigentlich gar nichts bedeuteten gegen ihn. Wäre also diese Empfänglichkeit nicht zurükkgedrängt gewesen und erstorben in dieser ganzen Schaar: so hätten die Ereignisse jener Nacht nicht stattfinden können, und es wäre dem Erlöser geworden, daß der Kelch noch einmal vor ihm vorüberging. Und Spuren von je. nem Eindrukk zeigten sich allerdings auch hier noch. Denn nach

Joh. 7, 11-49.

dem, was uns Johannes erzählt *), ging der Erlöser, als er die Schaaren kommen hörte, ihnen entgegen und fragte sie, Wen fuchet ihr? Und auf die Antwort, Jefum von Nazareth, erwiederte er selbst, Ich bin es. Da wichen sie zurükk, sagt Johannes, und stürzten zur Erde nieder, so wurden fie verwirrt und ergriffen, indem vielen unter ihnen wol auch Erinnerungen an die Gewalt seiner Rede und an die Ehrfurcht, welche er ihnen abgenöthiget, in diesem Augenblikk zurükkkehrten und den Eindrukk verstärkten, den seine einfache Freimüthigkeit in diesen Worten, Ich bin es und überhaupt die Unbefangenheit und Ruhe, womit er sich ihnen darbot, auf jeden machen mußte. Denn ein solches Betragen, wie dieses, wenn auch nicht mit der vollen innern Reinheit und Sicherheit, sondern mit etwas menschlicherem vermischt, aber doch im ganzen ein solches, konnte man von jedem erwarten, der, mit dem Bewußtsein der Unschuld und dem dadurch erwekkten Muthe ausgerüstet, auf eine solche Weise im Namen derer gesucht wird, welche von Gottes und menschlicher Ordnung wegen ein wenn auch nur beschränktes Recht hatten über ihn zu gebieten. Inso fern also das Betragen des Erlösers in diesem Augenblikk seiner Gefangennehmung weder etwas übermenschliches war, noch auch nur etwas ganz ungewöhnliches, indem das Gegentheil unwürdig gewesen sein würde und feigherzig: so dürfen wir freilich wol sas gen, wenn in ähnlichem Falle auch ein anderer auf dieselbe Weise geredet und gehandelt hätte, so würden diese Diener wol nicht zurükkgewichen sein und bestürzt zur Erde niedergefallen. Also war es doch vorzüglich wieder die Person des Erlöfers, welche so auf sie wirkte, aber gewiß nicht etwa durch eine besondere Ab, ficht Christi und auf eine von ihm eigens veranstaltete wunders bare Weise: sondern es war der Gesammteindrukk seines Wesens und Thuns, der lebendig hervorgerufen eine solche Wirkung her, vorbrachte. Also Spuren jener Empfänglichkeit für das reine und göttliche in der Person des Erlösers finden wir auch hier noch; aber doch kehrten diese ausgesendeten nicht wie jene, in des nen die geistige Gewalt des Herrn keine so sinnliche Wirkungen hervorgebracht hatte, unverrichteter Dinge zurükk, sondern sie ers mannten sich wieder und vollbrachten ihr aufgetragenes Werk, nicht mit Widerstreben und unter Entschuldigungen, wie man eine unwillkommene Pflicht vollzieht, sondern mit der Gleichgültigkeit des alltäglichen. Und doch gab der Erlöser - der freilich nicht,

Joh. 18, 6.

[ocr errors]

wie mancher andere nicht uneble Mann wol gethan haben würde, an jenen unwillkührlichen Schrekken anknüpfen und ihn durch den Donner der Nede erhöhen und dann durch sie hindurchschreiten fonnte dennoch gab er ihnen durch seine ferneren Reden Ges legenheit genug, in sich zu gehen und sich zu sagen, daß auch diess mal ihre oberen es ihnen nicht als Pflichtverlezung hätten ausles gen können, wenn sie den weit über sie alle erhabenen Mann ge hen ließen, weil dieses Verfahren weder seiner, noch ihrer Würde gemäß war; allein seine Rede ging an ihnen verloren, und jenen unwillkührlichen ersten Eindrukk abgerechnet erscheinen sie als ganz würdige Werkzeuge einer Gewalt, welche den vorwurfsfreien und in der öffentlichen Meinung so hochgestellten Lehrer wie einen andern wirklichen Verbrecher gegen göttliche Ordnung und menschliche behandeln konnte. Ja wo eine Gewalt, die das gute hem. men will, solche Diener genug mit leichter Mühe finden konnte, nun da war auch Sünde, genug, um das Leiden des Erlösers herorzubringen. Denn Sünde, ja schwere Sünde ist gewiß eine solche durch entgegengesezte, wenn auch nur vorübergehende, gei. ftige Aufregungen, durch unwillkührliche, wenn auch nur sinnliche Eindrükke, welche das gute und göttliche hervorbringt, sich selbst firafende Gleichgültigkeit!

Und nicht besser stellt sich uns die ganze Masse des Volkes dar, die auch hier bei der Gefangennehmung des Erlösers ihre Vertreter hatte. Denn unter der Schaar, welche sich den abges schikkten Dienern zugefellt hatte, mögen wol so manche gewesen sein, die öfter jene flüchtige Begeisterung für Christum getheilt hatten, die uns in den Evangelien so häufig entgegentritt! Wenn er auszubleiben schien und nicht nach feiner Gewohnheit unter den ersten auf dem Feste erschienen war, so entstand ein großes Fragen unter dem Volke, wie uns Johannes erzählt, Wird er kommen, oder ausbleiben? warum verzieht er so lange? Aber wenn auch nicht dieselben Personen, ganz ähnliche wenigstens und aus derselben Klasse sind hier diejenigen, welche jezt, wie es scheint, eben so wenig eifrig für die Sache des Rathes, als Christo zuge. than, die Gefangennehmung des Erlösers nur als einen Gegens stand der Neugierde behandeln, ohne alle bestimmte Theilnahme, nur schaulustig, was sich dabei zutragen und wie es gelingen werde. Und wenn die Apostel Recht haben zu sagen, wie es auch der ganze Zusammenhang der Geschichte lehrt, daß unser Herr hoch. geachtet und bewundert gewesen ist vor allem Volk: so sind auch die wieder dieselbigen und von derselben Klasse gewesen, welche am folgenden Tage weiter gingen und sich ganz gegen Christum

auf die Seite der Hohenpriester schlugen, um ihnen alle blinde Kraft zu leihen, welche ein aufgeregter Volkshaufen ausübén kann, indem sie, frisch und bereitwillig alle Folgen auf sich zu nehmen und alle etwanige göttliche Strafe mit ihren Nachkommen zu tragen, über den sonst so bewunderten das Kreuzige, kreuzige aus, riefen und so dem römischen Landpfleger das Todesurtheil des Erlösers abdringen halfen. Und laßt es euch nicht wundern, daß ich auch diesen nur dieselbe Unempfänglichkeit und denselben Stumpfsinn zuschreibe. Denn gehaßt haben sie den Erlöser nicht; und was so erscheint, das war auch nur augenblikklich in ihrem Gemüth aufgeregt durch diejenigen, von denen sie bearbeitet und angetrieben wurden: wie denn überhaupt eine bestimmte Widrig, keit gegen das gute und wahre ursprünglich in den Gemüthern der großen Menge nicht wohnt. Aber ist dem Menschen einmal nicht darum zu thun, die Eindrükke, welche göttliche Wahrheit und göttliches Leben in ihm hervorbringen, festzuhalten; macht er daraus nicht daß ernste Geschäft seines Lebens: dann ist er eine leichte Beute derer, welche wirklich gegen das gute und wahre ar beiten, beweglich durch sinnliche Vorspiegelungen, beweglich durch menschliches Ansehn; kurz alles, auch das schlimmste kann für den Augenblikk aus solchen Menschen gemacht werden, und, ohne sich auf diese künstlich erregte. Stimmung eines im ganzen für das höhere unempfänglichen Volkes zu stüzen, hätten die Hohenpriester den Tod des Erlösers auf diesem Wege schwerlich herbeifüh ren können.

Wenn nun aber m. g. Fr. auch für uns von einer Gemeins fchaft der Leiden Christi die Rede ist, zu welcher wir berufen sind: müssen nicht wir, die wir mitten in die durch das freie Licht des Evangeliums heller erleuchtete christliche Kirche gestellt sind, davor wenigstens sicher sein, daß uns auf diesem Wege eine solche Leis densgemeinschaft nicht entstehen kann? wird nicht schon von Kind. heit an der geistige Akker vorbereitet, um den Samen des`göttlis chen Wortes aufzunehmen? wird nicht dieser Same in die Seele gestreut, ehe der Boden wieder erhärtet oder von erstikkendem Unkraut besezt sein kann? stimmt nicht auch hernach die ganze Gestaltung und Anordnung des Lebens dazu, die Empfänglichkeit für das göttliche immer wieder zu erneuern und aufzufrichen? follte man es für möglich halten bei allen diesen beschüzenden und belebenden Hülfsmitteln, daß irgend etwas anderes die Ges müther der Christen abziehen könne von der Theilnahme an Christo und an seiner Sache? daß späterhin irgend etwas so viel Gewalt über sie gewinnen könne, um hierüber nicht nur hervorzuragen,

[ocr errors]

sondern auch die von Kindheit an genährte Anhänglichkeit so in
den Hintergrund zu stellen, daß Liebe und Bewunderung sich in
eine Gleichgültigkeit und einen Stumpfsinn verwandeln, welche
hernach, eben wie es bei diesen aus dem Volke Juda geschah,
von den Feinden des Erlösers in Dienst genommen werden können?
Das wollen wir nun freilich nicht so leicht behaupten. Zunächst
schon deshalb nicht, weil gar nicht zu denken ist, daß in der Ges
meinschaft der Christen eine Feindschaft gegen Christum entstehen
könne, wenn auch nur in wenigen, die sich dann eben so, wie es
die Hohenpriester machten, jenes gleichgültigen Haufens bedienten.
Vielmehr wollen wir glauben, daß bei allem Streit über das
Christenthum selbst — und wenn auch noch so sehr diejenigen, die
ihn erregen und dabei an der Spize stehn, ein Theil dem andern
Schuld geben, daß sie Feinde Christi und seines Reiches wären,
dem doch nicht also sei, sondern vielmehr beide Theile für Chris
ftum eifern, nur daß beide oder der eine wenigstens von beiden
im Irrthum find über seine Absicht oder seine Meinung ; - und daß,
wenn nun die Anführer sich auch an die Menge wenden und diese
in eine leidenschaftliche Bewegung sezen, es damit nicht die Bes
wandniß habe, daß, weil sie für das höhere unempfänglich sind,
sie um so eher können aufgeregt werden für und gegen Menschens
fazung und menschliches Ansehn. Sondern wie viel Mißverstand,
ja Unverstand auch dabei obwalten und mit wie unrechten Waffen
auch möge gefochten werden: alle Theilnahme an solchem Streit
rührt doch von dem gewekkten Sinn für das höhere her! und
wem Leiden daraus entstehen, der achte das nicht für die Ges
meinschaft der Leiden Christi, außer nur in sofern etwa, als wir
auch das zu den Leiden Christi rechnen, was er empfand bei dem
Unverstand und dem vorübergehenden Hader unter seinen Jüngern.

Aber daß es auch unter denen, die den Namen Christi bes kennen, eine solche Unempfänglichkeit für das höhere giebt, wer wollte das läugnen, der nur um sich sieht und dabei an das Gleichniß des Erlösers von dem Samen des göttlichen Wortes denkt? Harte Seelen, für welche alle unsere bearbeitenden Eins richtungen noch nicht erweichend genug sind, ach es giebt deren! und die mancherlei Anfechtungen, sie wirken noch eben so aus, trokknend auf weniger gesegnete Gemüther! und die Sorgen des Lebens und die Reichthümer der Welt sind noch immer überwach fendes Unkraut! und so lange es neben den treuen und zuverläs figen Jüngern Christi noch solche zurükkgebliebene oder zurükkges kommene Seelen giebt, so können sie auch eben so, wie dort das Bolk von seinen oberen, gemißbraucht werden von solchen, die

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »