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falt und selbstsüchtig genug sind, daß sie, um weltliches zu erhal ten oder zu gewinnen, sich wirklich als Feinde des guten betragen, das auf dem Gebiete des weltlichen gemeinsamen Lebens gefördert werden soll. Die Leiden nun, die den treuen Dienern des Herrn auf irgend einem Gebiete aus diesem Zustande entstehen, die sind wirklich in der Aehnlichkeit der Leiden Christi. Und wie viele giebt es deren! ja wie allgemein ist die Klage, daß es deren beständig giebt! Denn die treuen Diener Christi stehen immer und in jeder Beziehung auf der Seite des guten, mögen sie es nun selbst an die Hand geben, oder nur denen hülfreich und willfährig sein, von denen es ausgeht. Wenn es also hintertrieben wird, indem die eigennůzigen und gewaltthätigen durch Vorspiegelungen aller Art die Meinung und den Beistand der an und für sich für das gute wenig erregten Menge gewinnen: so leiden jene, und wenn auch kein Kreuzige, kreuzige über sie ausgerufen wird. Wiewol auch das selten ausbleibt; denn Eigennuz und Herrschsucht sind, der reinen Liebe zum guten gegenüber, immer entweder leidenschaftlich und gewaltthätig, oder arglistig und heimtükkisch. Weil nun aber diese doch immer nur wenig ausrichten können ohne jene Menge, so wendet sich nun auch billig die ächte wohlthätige Liebe der Jünger Jesu am meisten denen unter unfern Brüdern zu, welche am meisten in Gefahr sind, in eine solche Unempfänglichkeit zu versinken, damit sie offen erhalten werden für das gute und immer mehr gewaffnet gegen jene Umtriebe, die von verderbten måch, tigen oder sonst angesehenen ausgehn. So oft wir an dieses Kreuzige denken, das so bedeutend dasteht in dieser lezten Ent wikklung der Führung des Erlösers, und es uns schwer aufs Herz fällt, wie leichtsinnig die verführten für die That ihrer Verführer die Verantwortung übernehmen wollten vor Gott und Menschen, so daß die Hohenpriester sich mit demselben Recht rein waschen konnten wie Pilatus: wieviel ähnliches fällt uns nicht ein aus den Geschichten der Menschen im großen und im kleinen! Und wenn wir nun bedenken, daß auch unter denen, welchen es hernach durchs Herz ging, daß sie zu Petrus und den andern Aposteln sagten, Ihr Männer, lieben Brüder, was sollen wir thun, daß wir felig werden, oder unter denen, die bei andern Gelegenheiten von der Wahrheit des Evangeliums ergriffen wurden, manche von diesen Kreuzigern mögen gewesen sein: wie sehnlich müssen wir nicht wünschen, solcher Sünde auf alle Weise vorzubeugen und unsere Brüder vor dem Zustande zu bewahren, in welchem sie so verderblichen Einwirkungen Raum zu geben fähig sind.

Was war aber zweitens die Sünde in den Hohenpriestern

und ältesten des Volkes, durch welche diese große Menge in Be wegung gesezt war? Laßt uns dabei ja nicht vergessen, daß gerade von ihnen der Erlöser selbst sagt, Sie wissen nicht was sie thun, und daß auch Paulus diese Leiter des Volkes vorzüglich im Sinne hat, wenn er Israel das Zeugniß giebt, Sie eiferten wol um Gott, aber mit Unverstand "). Halten wir uns an diese Vorgänger, so werden wir so gehässigen Ansichten nicht Raum geben, daß bei diesen Gegnern des Erlösers eine Feindschaft gegen das gute überhaupt zum Grunde gelegen habe; denn widersprechen wollen wir doch diesen beiden nicht. Schwerlich also werden wir etwas anderes sagen können, als auch dieses schon sei aus jenem unvers ständigen Eifer hergekommen, der aber, weil er nicht ganz rein war - denn etwas unreines ist immer im Spiel, wenn der Eifer so ins unverständige ausweicht, — auch nicht wagte offen hervor. zutreten, sondern lieber ein hinterlistiges Verfahren einschlug. Denn offenen Streit mit dem Erlöser und offnes Auftreten gegen ihn im Angesichte des Volkes hatten diese Gegner, wie wir aus dem Stillschweigen der Evangelisten schließen können, immer vermieden. Einzelne zwar hatten sie bisweilen abgeschikkt, um Fragen an ihn zu stellen, wodurch sie eine Sache gegen ihn bekämen; das war aber durch die klare und einfache Weisheit des Erlösers immer vereitelt worden. Nur einmal hatten sie es gewagt, ihn geradezu zu fragen, er möge ihre Seele nicht länger aufhalten, sondern es gerade heraus sagen, ob er Christus sei; als er aber, um sich mit ihnen darüber nåher zu verständigen, auch selbst eine vorläus fige Frage an sie richtete, so wichen sie ihm gleich aus und hatten nicht Lust, sich mit ihm in einen Gedankenwechsel über diesen Gegenstand einzulassen. Heimlich aber waren sie unter einander eins darüber geworden, es sei besser, daß Einer umkomme, denn daß das ganze Volk zu Grunde gehe. Sie wollten also auch in diesem Rathe das beste ihres Volkes auf eine thätige Weise, und das war der Eifer; daß sie aber glaubten, ihrem Volke welchem der Erlöser seine persönliche Wirksamkeit ausschließend widmete und durch die Uneigennůzigkeit und Bescheidenheit seines Wirkens deutlich genug zeigte, daß er nichts anders wollte, als das Volk zu dem leiten, was zu seinem Frieden diente, diesem Volke könne durch eine solche Wirksamkeit in Thun und Lehre ein we fentlicher Nachtheil entstehen, und das Joch der äußeren Knechts schaft, von dem sie es am liebsten befreit håtten, könne durch das,

*) Röm. 10, 2.

was er lehrte und forderte, statt erleichtert, vielmehr so erschwert werden, daß das Volk ganz zu Boden gedrükkt würde: das war der Unverstand in ihrem Eifer. Håtten sie aber dabei reines Herzens sein können, hätte sich hinter diesem Eifer für das Wohl des Volkes in seinem Verhältniß zu Gott und dessen von wenigen recht verstandene Erwählung nicht ein anderer Eifer verstekkt für ihre eigene Ehre und für ihre bisherige Weise zu lehren und das Volk durch ihr Ansehn zu beherrschen: so würde doch ihr Eifer den natürlichen Gang genommen haben, daß, wenn sie Christi Lehre und Gebote für schädlich hielten, sie ihn hätten öffentlich zu widerlegen und öffentlich gegen ihn zu warnen gesucht; denn so pflegt reiner Eifer aufzutreten. Aber jene verborgene Schuld, jene geheime Rükksicht auf sich selbst hinderte sie daran und nöthigte fie fast, statt es auf den Erfolg einer Widerlegung ankommen zu lassen, lieber Gewalt mit einem leeren Schein des Rechtes anzuwenden. Wenn sie diesen Weg nicht eingeschlagen hätten, so wåre auch das Leiden des Erlösers nicht herbeigeführt worden; denn in dem offenen Streit der Rede würde er sie immer besiegt haben, und sie hätten dann, ohne sich selbst zu widersprechen und also sich vor aller Welt zu vernichten, den Weg der Gewalt nicht mehr einschlagen können und keinen Vorwand gehabt, ihn zum Tode in die Hände der Römer zu überliefern. Es gilt also von ihnen, was der Erlöser sagt, Wer aber böses thut, der kommt nicht an das Licht, auf daß seine Werke nicht gestraft werden *), und das war ihre Sünde. Die Anhänglichkeit an das väterliche Gesez und die alte Sitte kann übertrieben gewesen sein; der Wunsch einen längst vergangenen Zustand zurükkzuführen war thöricht; das Nichtverstehen der Zeichen der Zeit für solche, die das Volk leiten wollten, vielleicht unverantwortlich: die eigentliche Sünde aber war die, daß sie unter einem leeren Vorwand und gegen besseres Wissen geistiges, mochten sie es nun auch für verderblich halten, nicht mit geistigen Waffen bekämpften, sondern mit fleischlichen, nur weil sie nicht wollten ans Licht kommen, damit nicht ihre bloß äußerlichen Werke ohne Herz, damit nicht ihre unreinen Absichten gestraft würden.

Wir aber m. g. Fr., wir und das gilt doch im weiteren Sinne von allen, unter denen wir leben -waren, wie der Apostel Paulus sagt, ehedem zwar auch Finsterniß, nun aber sind wir

°) Joh. 3, 20.

ein Licht in dem Herrn").. Wie geht es also doch zu, daß auch unter uns Christen eben diese Sünde - denn es bedarf wol keis ner Beispiele aus der Vergangenheit oder Gegenwart auch noch immer verkannt und dann natürlich für alle diejenigen, die nur auf dem einfachen Wege offner Mittheilung und Zusprache das gute und wahre zu fördern wissen, eine Quelle wird von Leiden, die wahrhaft in der Aehnlichkeit sind mit den Leiden des Herrn? Was sollen wir anders sagen, als daß leider daraus am besten zu sehen ist, es sei noch nicht alles unter uns, wie es sein soll. Aber nicht ist dieses etwa wie andere menschliche Schwächen und Unvollkommenheiten, von denen ja, wie wir wol wissen, auch die Kirche Christi hier nicht frei sein kann: sondern dieses ist mehr; es ist ein Zeichen, daß auch das innerste Gemüth noch ein Kampfplaz ist, wo Licht und Finsterniß sich streiten. Denn wo die innerste Gesinnung schon rein ist und Licht, da ist für diese Sünde kein Raum mehr. Denn wer nur schon seine Lust hat an dem Lichtmag dann auch immer noch viel Finsterniß in ihm sein, die durchleuchtet werden muß: doch kann einem solchen nichts lies ber sein und er kann nichts besseres begehren, als daß alle seine Werke an das Licht kommen. Denn wer nur das Reich des Lichtes auch in sich selbst fördern will, der weiß auch, daß, so wie man auf den innersten Bewegungsgrund seiner Werke sieht, sie alle in Gott gethan sind; was aber zwischen diesem innern Bes wegungsgrunde, zwischen der reinen Absicht eines wohlwollenden Gemüthes und der äußeren Handlung liegt: darüber läßt sich ein folcher gern prüfen von jedem. Denn was es auch mangelhaftes und tadelnswerthes sei, Irrthum und Uebereilung, Leidenschaftlich keit und Versäumniß: daß das alles ans Licht hervorgezogen wird, kann einem solchen nur zum größten Vortheil gereichen, weil er dadurch gefördert wird in der Selbsterkenntniß und in der Ers kenntniß dessen, was zu einem gottgefälligen Wandel gehört. Ja m. g. Fr. wenn nur alle, welche sich Christen nennen, auf dieser Stufe stånden, wie unvollkommen sie übrigens sein möchten: so gäbe es dann nichts anderes unter uns, als die Gemeinschaft des Lichtes, brüderliches Bekenntniß und brüderlichen Zuspruch, welches alles nichts ist als Friede und Freude in dem heiligen Geist. Denn wer des anderen Werke straft, wenn sie ans Licht kommen, der thut freudiges, weil er ein wohlgefälliges Werk verrichtet im Dienste seines Herrn; und wessen Werke so gestraft werden, dem

*) Ephes. 5, 8.

widerfährt freudiges, weil er zugerichtet wird zu diesem Dienst. Wo aber die Absicht nicht rein ist, da ist auch die Freude am Licht noch nicht vollkommen; es entsteht vielmehr ein Bedürfniß für solche Fälle das Dunkel der Heimlichkeit zu suchen und eine wenn auch nur vorübergehende Freude an der Verborgenheit und an der Finsterniß., Je weniger nun jeder, der sich dahin stellt, feine eigenen Kräfte in volle Thätigkeit sezen kann, theils weil er in dem Augenblikk von der Wahrheit abgewendet ist, die allein vollen Muth giebt und erhält, theils weil er neben dem Werk, welches er verrichten will, noch eine andere Sorge hat, nämlich daß seine Absicht nicht ans Licht komme; und je mehr es zugleich jedem, dessen Absicht nicht rein ist, gerade auf den glükklichen Erfolg ankommt: um desto mehr ist er genöthigt, andere durch allerlei Mittel in Thätigkeit zu sezen, und so entsteht die Sünde der Hohenpriester und ältesten immer wieder aufs neue.

Muß uns nun das Leiden des Erlösers die tiefste Empfindung davon geben, daß jede solche Handlungsweise, der Gegenstand sei welcher er wolle, doch immer wieder gegen ihn und sein Reich gerichtet ist: o so laßt uns auf alle Weise darnach trachten, daß wir uns ganz losmachen von den Umstrikkungen der Finsterniß, um endlich ganz im Lichte zu wandeln. Müssen wir aber gestehen, es liege in der Unvollkommenheit derer, welche die Gemeine der Christen bilden, daß noch immer aus dieser zwie, fachen Gestaltung der Sünde Leiden ihren Ursprung nehmen für diejenigen, die eben von einem reineren Eifer das Reich Gottes zu fördern beseelt sind: so laßt uns, damit wir auch, wenn diese bessere Reihe uns trifft, das unsrige thun können, zweitens fras gen, wie denn nun der Erlöser dieser Sünde entgegengetreten ist, so daß er in dem Kampfe gegen dieselbe seinen Beruf vollkommen erfüllt hat.

II. Bei diesem zweiten Theil unserer Betrachtung können uns nur die eigenen Worte des Erlösers leiten. Sie enthalten freilich nichts, als daß er in diesem Augenblikk auf die Vergangenheit zurükksieht, indem er nämlich zu den Schaaren sagt, Ihr seid jezt bei nächtlicher Weile bewaffnet herausgegangen um mich zu fangen, wie man einen Räuber zu fangen sucht in seinem verborgenen Schlupfwinkel; habe ich doch täglich mitten unter euch gesessen im Tempel und gelehrt, und ihr habt mich nicht gegriffen. Hierin aber m. g. Fr. liegt zweierlei, woran wir auch für uns vollkommen genug haben, nämlich der Erlöser legt ein Zeugniß ab für sich selbst, aber auch ein Zeugniß gegen die, mit denen er es zu thun hatte.

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