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Gnade erkennen wir dann die göttliche Ordnung. Und so m. g. Fr. werden wir besonders in Beziehung auf diesen Uebelthåter, zu welchem der Erlöser die Worte unseres Textes geredet hat, bei näherer Betrachtung geneigt sein, an eine schon weit vorges schrittene Bearbeitung des göttlichen Geistes zu glauben. Denn weder in der Art, wie er den Hohn seines Todesgefährten abweiset, noch in den Worten, womit er sich flehend an den Erlöser wendet, finden wir die Spuren eines heftig bewegten und erschütterten Gemüthes, wie es doch bei einer plözlichen Zerknirschung und einer mitten unter den Schrekken des Todes erst beginnen, den Buße nicht anders möglich wäre. Vielmehr zeigt er sich, ehe er noch die tröstliche Gewährung seiner Bitte von dem Erlöser erhalten hatte, schon ruhig und besonnen, sowol in dieser Bitte selbst, als in dem Zeugniß, welches er von dem Erlöser ablegt; ja auch die Art, wie er von seinen und seines Gefährten strafbaren Thaten redet, zeugt von einer Selbsterkenntniß, welche nicht in Verzweiflung enden will, sondern sich schon in die Sehnsucht nach göttlicher Vergebung ergossen hat und sich nun in die Freude verliert, den gefunden zu haben, welcher allein das Flehen des Sünders unterstüzen und das Verlangen nach Vergebung stillen kann. Und um so lieber können wir dieses annehmen, als auch schon früher des Erlösers Verheißungen und Bestrebungen diesem unglükklichen nicht müssen fremd gewesen sein. Nicht also diejenigen, welche Lust haben die Aenderung ihres Sinnes bis auf die lezten Stunden des Lebens zu verschieben, finden ihr Bild in diesem Sünder, welchem der Herr die demüthige Bitte so hulds. reich gewährte, sondern alle die, an welche der Ruf des göttlichen Wortes schon ergangen ist, und die ihn auch anerkannt haben, aber ihm noch nicht wirklich oder wenigstens nicht unausgesezt gefolgt find, alle welche irgendwie wieder auf den Abweg der Sünde gerathen sind und erst am Ende ihres Lebens gewahr wers den, wie weit er sie verleitet hat.

Je mehr aber diese Ansicht des vorliegenden Falles uns anspricht, und wir also mit Sicherheit behaupten können, was der Erlöser diesem Uebelthåter gesagt, das sage er auch allen denen, die schon lange mit gläubigen Herzen gewünscht haben und auch dessen gewiß geworden sind in sich selbst, daß er an sie gedenke, auch nun er in sein Reich eingegangen ist: um besto leichter gerathen wir nun darauf, aus den Worten unseres Textes das zweite zu schließen, was ich für unsicher halte und dagegen warnen möchte. Nämlich wie der göttliche Rathschluß über alles, was zwischen dem Augenblikke liegt, wo jeder von uns das zeits

liche gesegnet, und dem großen Tage unserer allgemeinen Wieder. vereinigung mit dem Erlöser für uns ein versiegeltes Buch ist, in welchem wir nicht vermögen zu lesen, auch nicht wissen, wann die Zeit kommt, wo es uns wird erschlossen werden, und welche Stimmen der Engel dann posaunen, oder welcherlei Wohl und Wehe ausgesprochen werden wird über die Seelen der Menschen; wir aber, in diè irdische Zukunft zu blikken gewöhnt und genöthiget, niemals ruhen können in der bloßen Gegenwart, sondern immer wieder aufs neue versuchen müssen, ob wir nicht irgendwie ver mögen, auch jenes Siegel zu lösen: so hat sich auch dieses Verlangen vorzüglich immer an das Wort des Erlösers in unserm Texte geheftet, und die gläubigen sagen zu sich selbst, Wohl also nicht nach einer langen Nacht des Todes, nicht nach einem Schlaf der Seele, von dem wir ohnehin uns keine Vorstellung machen können, auch nicht nachdem wir auf mancherlei Weise vielfach durch andere vorbereitende Anstalten Gottes hindurchgeführt sein werden, sondern heute, das heißt gleich auf der Stelle, in dem Augenblikk selbst wo wir verscheiden, sollen wir mit dem Herrn im Paradiese sein. Diese Ueberzeugung schöpfen wol viele glaus bige aus dem Worte unseres Textes. Aber m. g. Fr. ist das auch wol das rechte Forschen in der Schrift? sollen wir in ihr auch wol finden wollen, was der heilige Wille des Höchsten dem Menschen verborgen hat, indem der Herr selbst sagt, Zeit und Stunde gebühre uns nicht zu wissen? Vieles freilich und herrs liches hat er uns zuerst offenbart durch den, welcher auch Leben und Unsterblichkeit zuerst ans Licht gebracht hat; aber wenn er uns auch dieses durch ihn håtte offenbaren wollen, und also des Erlösers Beruf gewesen wäre, uns davon zu unterrichten: würde er es wol verspart haben bis auf diese Zeit, wo er eigentlich nicht mehr lehrte, sondern seine Jünger schon im hohenpriesterlis chen Gebet seinem Vater übergeben hatte? Wie, der Erlöser sollte dieses seinen nächsten Jüngern und Freunden nicht enthüllt haben, weder früher im eigentlichen Unterricht, noch auch damals, als ihm so sehr daran lag, fie in jenen besorgnißvollen Tagen, die der endlichen Entwikklung seines Schikkfals vorangingen, auf das kräftigste und liebevollste zu trösten; sondern gegen sie hätte er zurükkgehalten und ihnen immer nur gesagt, die Ståtte gehe er ihnen zu bereiten, er wolle wiederkommen und sie zu sich nehmen, daß sie wären wo er ist, doch auf Zeit und Stunde hätte er sich gar nicht eingelassen, sondern darauf beharrt, die habe der Vater seiner Macht und seiner Alwissenheit vorbehalten: aber, was er ihnen versagt, das habe er diesem Uebelthåter, der ihm jezt zuerst

nahe trat, auch sogleich entdekkt, so daß seine geliebten und ders trauten nicht aus seinem eigenen Munde und an sie gerichtet, sondern nur weil glükklicherweise einer gehört was er dem Uebelthäter zugesprochen, die Entsiegelung der göttlichen Geheimnisse vernehmen sollten? Darum müssen wir billig zweifelhaft werden, ob der Erlöser hier wirklich das Siegel habe lösen wollen, welches alle übrigen menschlichen Forschungen hemmt, so daß seine frühere Verweigerung nur für eine Zeitlang gegolten håtte und nicht für immer. Zweifelhaft müssen wir werden, ob wirklich eine bis das hin verborgen gewesene Kenntniß von dem, was auf den Augenblikk des Todes für die begnadigte Seele folgt, in diesen Worten des Erlösers enthalten sei. Darum laßt uns doch näher betrachten was er wol eigentlich sagt, und wieviel Recht wir haben es so buchstäblich zu nehmen. Heute, sagt er, wirst du mit mir im Paradiese sein. Das Wort Paradies erinnert uns m. g. Fr. an jenen ersten Zustand der Menschen, den uns die heiligen Urkunden des alten Bundes schildern, wie sie in der anmuthigsten Gegend der Erde, fern von allen Unvollkommenheiten des jezigen irdischen Lebens, ohne Streit und Zwietracht weder unter sich noch mit andern Geschöpfen und ohne Mühe und Arbeit alle Bedürfnisse ihrer Natur befriedigt fanden, wie die Nähe Gottes zugleich aus seinen Werken her sie umfäuselte und in der innern Stimme ihres Herzens sich fund that. Aber dieser Zustand, welcher der urs sprünglichen Einfalt der menschlichen Natur genügte, war er etwa und konnte er derselbe sein mit jenem Zustande der Herrlichkeit, die der Erlöser bei seinem Vater gehabt hatte, ehe denn der Welt Grund gelegt war, und zu welchem er die seinigen mit sich zu erhöhen so tröstlich und erhebend verheißen hat? Wenn wir also den Ausdrukk Paradies nicht buchstäblich verstehen können: so müssen wir auch gestehen, daß der Herr über die Art und Weise unseres künftigen mit ihm Seins uns hier keine neue Kenntniß hat mittheilen wollen; sondern daß er zu dem, welchem er eine tröstliche Verheißung geben wollte, nur nach der gewohnten Weise seiner Zeit über einen Gegenstand reden konnte und wollte, der seiner nähern Beschaffenheit nach dem Menschen auf Erden verborgen sein und bleiben soll. Und wie steht es nun mit jenem Heute, welches so tröstlich in das verlangende Ohr klingt? können wir nun dieses buchstäblich nehmen, wenn jenes nicht? und wie sollten wir ein Wort, welches sich ganz auf den irdischen Gegens saz von Tag und Nacht bezieht, auf jenes Leben anwenden? Vielz mehr wenn schon der Ausdrukk Paradies uns auf jene Urkunde des alten Bundes zurükkführt, in welcher uns gleichsam das Ent.

stehen der Zeit selbst mit dem aller zeitlichen Dinge vor Augen gemalt wird: so dürfen wir nicht übersehen, daß auch dort das Heute vorkommt, indem, wie es lautet, aus Abend und Morgen der erste Tag und jeder folgende der Schöpfung nach ihm ent stand, wie denn dem gemäß das Volk des alten Bundes den Tag von dem Abend anfing zu zählen auch noch zu des Herrn Zeit. Das Heute also, von dem er hier redet, beginnt natürlich eben so auch mit dem Abend, wenn die Sonne des irdischen Lebens untergeht; und nur aus diesem Abend und jenem Morgen des Erwachens, von welchem der Erlöser nichts näheres sagt, ist sein bedeutungsvolles Heute zusammengesezt. Wenn er sich nun so ganz nach der gewohnten Weise seines Volkes erklärt: haben wir wol Ursach zu glauben, er habe uns das Geheimniß der Zeit und der Ewigkeit in dem einen Worte aufschließen wollen? laßt uns ja bedenken ur. g. Fr., eben hierdurch wurden die ersten Menschen versucht, daß ihnen die Schlange vorspiegelte, sie würden sein und erkennen wie Gott; laßt uns in der Schrift mit allem Eifer nach demjenigen forschen, was von Christo zeugt, was uns geschrieben ist zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung und zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, nicht aber nach dem, was, wie der Herr aus, drükklich sagt, sein Vater eben so sehr seiner Weisheit, als seiner Macht vorbehalten hat; und laßt uns willig und gern in den Schranken der menschlichen Unvollkommenheit bleiben, damit wir nicht zu Thoren werden, indem wir überweise werden wollen. Je williger wir uns zu dieser Entsagung entschließen, je weniger wir klügelnd aus den Worten des Erlösers nehmen wollen, was seine versöhnende und beseligende Liebe nicht hineingelegt hat: um desto ruhiger und reiner werden wir uns dessen erfreuen können, was wirklich darin liegt; und darauf nun laßt uns zweitens mit eins ander unsre andächtige Aufmerksamkeit richten.

II. Was wollen wir aber nun sagen m. g. Fr., wenn wir doch das Heute in diesem Sinn auf sich beruhen lassen und auch das Bild des irdischen Paradieses uns nicht ausmalen wollen, um die Herrlichkeit, die an uns soll offenbart werden, zu erschöpfen? An den Mittelpunkt der Rede des Erlösers wollen wir uns hal. ten, an das herrliche, Mit mir, wirst du sein. Dabei muß uns zuerst auffallen, wie durch diese Verheißung der Herr denjenigen, dem er sie giebt, allen seinen åltesten liebsten und verdientesten Jüngern gleich fezt. Denn eben dies ist es ja, was er auch seis nen Jüngern verhieß in den Tagen seines zärtlichen Abschieds von ihnen, daß die innige Gemeinschaft des Geistes zwischen ihm und

ihnen nie solle unterbrochen werden, auch wenn er hingegangen. sein werde von der Erde und zurükkgekehrt zu seinem Vater, sondern daß zuerst er unter ihnen sein wolle alle Tage bis an der Welt Ende, und dann auch sie da sein sollten, wo er ist. Denn alles was er sonst noch sagt, sowol in den herrlichen Gesprächen, die uns Johannes der Evangelist aufbehalten hat, von dem Geist der Wahrheit, den sie empfangen sollten, als auch was wir im Matthäus lesen, daß sie richten sollten die zwölf Stämme Israels: das ist nichts neuès oder größeres, sondern es ist schon enthalten in diesem, Mit dem sein, dem ja alle Gewalt gegeben ist im Hims mel und auf Erden. Wie kommt also doch der Herr dazu, das felbe womit sich auch diejenigen begnügen sollten, die um seinets willen verlassen hatten, Vater und Mutter und Bruder und Schwes fter und immer bereit sein mußten für ihn in den Tod zu gehen, eben dieses auch dem zuzutheilen, der sich jezt eben zuerst an ihn gewendet und nur um das geringere demüthig gefleht hatte, daß er seiner nur irgendwie gedenken möge, wenn er in sein Reich kommen und alle, die ihm treu ergeben gewesen wären, dort um sich vers fammeln würde? wie ist er doch noch viel gütiger gegen ihn, als gegen jene andre demüthige Seele, die nur etwas begehrte von den Brosamen, die von des reichen Tische fielen, und welcher der Herr nur gerade das gewährte, warum sie gebeten hatte? Vers nommen hatte der Erlöser von diesem Manne nichts, als nur zuerst, daß er einsah, es geschehe ihm kein Unrecht, weil er todes, würdiges gethan habe, und dann noch zweitens, daß er von dem Erlöser selbst zu seinem Unglükks- und Todesgefährten sagte, Dies ser hat nichts ungeschikktes gethan? Wie genügte aber doch dies dem Erlöser sogleich zu einer so überschwänklichen Gewährung seiner Bitte? Löblich freilich ist auch schon das erste. Denn gar man, cher hätte an der Stelle dieses Mannes auch hier noch wie jener sich selbst rechtfertigende Pharifåer sagen können, Ich danke dir Gott, daß ich nicht bin wie jener andere, ohnerachtet ich wie er am Kreuz hånge. Indeß im Angesicht des Todes geschieht es freilich wol oft, daß auch solche, die sonst eher geneigt sind sich gerecht zu sprechen, doch dann die richtige Einsicht davon bekoms men, was ihre Thaten und ihr Leben werth sind. Was aber das zweite anlangt, nämlich des Uebelthåters Aussage von dem Erld. ser, so klingt es freilich sehr gering, daß er nur nichts ungeschikk. tes gethan; aber doch dürfen wir wol sagen, wenn der Erlöser in jenem Augenblikk noch ruhiges Gespräch hätte pflegen können mit den feinigen, so würde er sich auch hierüber eben so geäußert haben, wie er zu einer andern Zeit bei einer andern Gelegenheit

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