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XIII.

Der Zusammenhang zwischen den Wirkungen der Schrift und den unmittelbaren Wirkungen des Erlösers.

M

Am zweiten Ostertage.

Text. Lukas 24, 30-32

Und es geschahe, da er mit ihnen zu Tische saß, nahm er das Brot, dankte, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen eröffnet und sie erkannten ihn; und er schwand vor ihnen. Und sie sprachen unter einander, Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete?

g. Fr. Die eben gelesenen Worte sind die Entwikklung jes ner schönen Geschichte, die dem heutigen Tage auf eine vorzugs liche Weise angehört. Derselbe Evangelist erwähnt in einer folgenden Erzählung aus den Tagen der Auferstehung unse res Herrn noch einmal dasselbe, daß er seinen Jüngern in dieser Zeit vornehmlich die Schrift eröffnet habe und ihnen aus der Schrift gezeigt, daß Christus mußte leiden um in seine Herrlichkeit *) einzugehen. Eben dies finden wir auch hier, indem die beiden Jünger,

"Lutas 21, 44-47.

als sie den Herrn erkannt hatten, sich dessen erinnerten, was er auf dem Wege mit ihnen geredet, und wie ihnen dabei zu Muthe gewesen war. Wir sehen also hier zweierlei; auf der einen Seite den besondern Fleiß, den in jenen lezten Tagen seines schon un, terbrochenen menschlichen Zusammenseins mit den Jüngern der Erlöser gewiß sehr absichtlich darauf verwendet hat ihnen die Schrift, die von ihm zeugte, verständlich zu machen. Auf der andern Seite aber sehen wir zugleich, so wie fast in allen diesen Erzählungen, so auch in der unsrigen, daß es doch noch etwas anderes gab, was weder die Schrift an sich, noch auch Christi Erklärung der Schrift bewirken konnte. Denn ohnerachtet den Jüngern ihr Herz brannte auf dem Wege, als er ihnen die Schrift öffnete: so erkannten sie ihn doch nicht, sondern das geschah erst, da er mit ihnen zu Tische saß und gewohnter Weise mit Dank, sagung das Brot brach und unter fie theilte; da erst erkannten sie ihn. Aber auch schon daß ihnen das Herz brannte, das schrieben sie nicht der Schrift zu, sondern seiner Art sie zu gebrauchen und sie auszulegen, da sie ja meinten, schon daraus hätten sie ihn eigentlich erkennen sollen. Wir sehen hier m. g. Fr. also zweierlei, die Wirkungen der Schrift und die unmittelbaren Wirkungen des Herrn, die rein von seiner Person ausgingen im Zusammen, sein mit den seinigen. Es kann uns aber an dieser Geschichte das bestimmte Verhältniß dieser beiden Wirkungen besonders klar werden, so daß wir versuchen können eben dies auch auf uns und auf die gegenwärtigen Verhältnisse der christlichen Kirche an zuwenden. Darum laßt uns nach Anleitung dieser Worte mit einander den Zusammenhang zwischen den Wirkungen der Schrift und den unmittelbaren persönlichen Wirkungen des Erlösers erwågen. Laßt uns zuerst aber, denn das wird nothwendig sein, uns darüber verständigen, in wiefern unter beiden auch wirklich etwas verschiedenes gemeint ist, und dann nach Anleitung dessen, was in unserm Texte vorkommt, das Verhältniß beider gegen einander betrachten.

I. Was zuerst die Schrift sei und die Wirkungen derselben, das kann freilich scheinen wenig oder gar keiner weitern Erläuterung zu bedürfen; aber doch um das, worauf es uns ankommt, in seis nem ganzen Umfang zu verstehen, ist nöthig einiges darüber zu sagen.

Zuerst, die Schrift, die der Herr den Jüngern öffnete, als er mit ihnen ging auf dem Wege, war die Schrift des alten Buns des; es waren die Weissagungen von dem der da kommen sollte,

es waren die frommen Ahnungen der Diener Gottes aus älteren Zeiten über den Gang der göttlichen Führungen mit ihrem Volke und durch das selbe mit dem ganzen menschlichen Geschlecht; das war die Schrift, von welcher hier allein die Rede sein konnte. Sollen wir uns etwa auch auf diese vorzüglich beschränken und nach den Wirkungen derselben fragen? Dann würden wir m. g. Fr. unsere Stellung und die eigenthümlichen Vorzüge derselben gar sehr verkennen. Der Apostel Paulus sagt unstreitig mit großem Recht, Christus ist geworden ein Diener des Volks Israel um der Verheißungen willen, die Gott dessen Våtern gegeben hat, aber die Heiden preisen Gott und loben ihn un der Barmherzigkeit willen "). Das wa ber göttliche Rathschluß, daß der Erlöser der Welt unter jenem dazu eigens aus einer großen Reihe von Geschlechtern ausgesons derten Volke sollte geboren werden; und eben deshalb mußte nun auch die Erfüllung den weissagenden Ahnungen entsprechen. Das also darf uns nicht Wunder nehmen, daß allerdings die Mitglies der dieses Volkes eine ganz besondere Freude hatten an dieser Erfüllung der Verheißung; sie mußten sich, wenn ihnen beides vorgehalten wurde, dabei noch ganz besonders und aufs neue als ein auserlesenes und geheiligtes Volk des Herrn erscheinen. Aber die Heiden, sagt der Apostel, und dazu gehören wir alle, die wir Christen sind aus den Heiden, loben Gott um der Barmherzig, keit willen. Denn eben jener Rathschluß Gottes war ein Raths schluß der Barmherzigkeit über das ganze menschliche Geschlecht; und für uns alle ist eben die dankbare Freude an diesem barms herzigen Rathschluß Gottes etwas weit höheres und größeres, als jene auf den Umfang eines einzelnen Volkes beschränkte Freude an der Erfüllung der Weissagungen, die dem Herrn vorangegan⚫ gen waren. Darum mit Recht erbleicht die Weissagung, wie schön und groß, wie herrlich und den geschichtlichen Faden weiter forts führend sie auch gewesen sein mag, sie erbleicht gegen die Erfüllung. Die Schrift, die uns den Herrn in seinem Leben und Wirken auf Erden darstellt, die uns die köstlichen: Worte aus seinem Munde bewahrt, die Schrift des neuen Testaments ist für uns das bei weis tem wichtigere und herrlichere, als jene ålteren heiligen Schriften; uns sind diese apostolischen Schriften das feste prophetische Wort, auf wels ches wir uns verlassen, und welches der Grund unseres Glaubens ist. Aber zweitens, indem der Herr feinen Jüngern die Schrift öffnete, so theilte er ihnen gewiß nicht nur das wiederholend mit,

*) Römer 15, 8. 9.

was sie auch selbst lesen konnten; sondern er suchte sie in den Zus sammenhang, der ihnen verborgen geblieben war, einzuleiten, und dies eben machte, daß das Herz in ihnen brannte, als ihnen so der tiefere Sinn der Verheißungen von Christo aufgeschlossen ward. Darum bleibe auch unter uns in der christlichen Kirche überhaupt, zumal aber auch und ganz besonders in unserer evangelischen Kirche, welche sich so vorzüglich ja ausschließend auf das Wort Gottes in der Schrift stüzt und gründet, die Erklärung der Schrift ims mer vereint mit der Schrift selbst, auf daß sie uns niemals zum todten Buchstaben herabgewürdigt werde. Die Schrift ist ein ges meinsamer Scha;; aber weil, wie es dort Christus that, hernach und jezt immer noch der Geist Gottes ihn den gläubigen nach seiner Weise und seinem Maaß, dem einen dieses, dem andern jes nes, und diesem heller, jenem aber minder klar und durchsichtig offenbart und erläutert: so fühlen wir uns auch mit Recht vers pflichtet, alles dieses gegen einander auszutauschen und auszugleis chen, einer von dem andern lernend, und einer den andern lehrend, wohl wissend, solche Mittheilung streite nicht mit dem köstlichen Wort der Verheißung, welches der Herr selbst uns angeeignet hat, daß den Christen gebühre von Gott gelehret za sein. Denn es ist überall nicht Menschen Werk und Wort, was uns segensreich wird; sondern die Wirkung des göttlichen Gestes im Worte und durch das Wort ist es allein, wodurch wir uns einander wahrhaft bereichern und befestigen können. Wie nun gaviß in jenen Tagen der Herr, so oft er seinen Jüngern erschien, ihnen etwas neues mitgetheilt hat aus jenen Schäzen: so läßt er auch zu keiner Zeit feiner Kirche die guten zum Himmelreich gelehrten Schriftgelehrten fehlen, welchen der Geist Gottes giebt aus ihrem Schaze neben dem alten und bewährten auch neues was erleuchtet und das Herz entbrennen macht hervorzubringen. Und gel. Fr. ihr werdet mir gewiß gern bezeugen, daß von der Zeit an, wo ihr durch den erften Unterricht im Christenthume die Milch des Evangelii empfingt, bis auf den heutigen Tag jede solche Schrifteröffnung wie eine neue erfreuliche und stärkende Erscheinung des Herrn selbst gewesen ist, und an solchen segensreichen Erfahrungen möge es uns auch in der künftigen Zeit unseres Lebens nicht fehlen!

Aber wie steht es nun mit dem andern Hauptstükk unseres Textes, mit den unmittelbaren und persönlichen Wirkungen des Erlösers?

Was hiezu damals zu rechnen war, als er auf Erden wans delte, sowol in den eigentlichen Tagen seines Fleisches, als in die. sen herrlichen Tagen seiner Auferstehung, das können wir uns

leicht denken. Wenn gleich die Evangelisten aus der Zeit seines öffentlichen Lebens nicht bestimmt melden, daß er sich mit seinen Jüngern über die Schrift unterhalten und sie ihnen im Zusam menhange gedeutet: so wird dennoch niemand bezweifeln, daß dies nicht oft der Gegenstand ihrer Fragen an ihn und seiner Reden an sie gewesen sei. Aber auch darin war dann etwas von jenem andern, ein von dem Gegenstand unabhängiger, in seinem ganzen Umgang mit ihnen unter den verschiedensten Formen und unter noch so sehr von einander abweichenden Umständen immer sich selbst gleicher Eindrukk, den seine ganze Persönlichkeit, sein eigen. thümliches Wesen, wie es sich auch äußern mochte, doch niemals verfehlte hervorzubringen. Wie durch diesen Eindrukk, vermöge deffen sie in ihm die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Vater erkannten, ihr Glaube zuerst entstanden war: so wurde er auch zunächst durch diesen erhalten und befestigt. Kam ihnen nun dieser Eindrukk, indem der Herr Worte der Lehre und der Ermahs nung zu ihnen redete, die hernach die Quelle ihrer eignen Beleh, rungen an die Christen wurden: nun so gehört das dem Inhalt nach für uns ganz zu den Wirkungen der Schrift. Allein auch hierbei war dann das, weshalb ihnen das Herz brannte, eben je ner unmittelbare Eindrukk, die Art wie sich die liebevollen Reguns gen des göttlichen Gemüthes in Jesu äußern spiegelten, die Kraft der Ueberzeugung, die aus dem himmlisch klaren Auge sprach, und was wir sonst noch anführen könnten als dazu gehörig, daß an ihm zu schauen war die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit. Aber alles dieses hångt freis lich zusammen mit seiner persönlichen Erscheinung und scheint also jener Zeit seines Wandels auf Erden ausschließlich anzugehören, und für uns fonach gar nichts hieher gehöriges vorhanden zu fein.

Indessen m. g. Fr. haben doch auch wir köstliche Worte der Verheißung, welche wir wol nicht werden wollen fahren lassen. dieses zuerst, Wo zwei oder drei versammelt find in meinem Na, men, da bin ich mitten unter ihnen, und jenes andere, Ich werde bei euch sein alle Tage bis an der Welt Ende. Sollte Christus hierunter nichts anderes gemeint und also auch für uns nichts anderes übrig gehabt haben als die Wirkungen, welche das ihn darstellende Wort der neutestamentischen Schriften und, che dieses verfaßt war, die Erzählungen derer, die mit ihm und unter ihm gelebt hatten, auf heilsbegierige Gemüther, die seiner persönlichen Bekanntschaft und Einwirkung sich nicht hatten erfreuen können, hervorbringen muß? Das können wir uns kaum denken; die

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