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die er ihnen in der Schrift eröffnete, nicht vermocht hatte. Eben so wenn er nichts gewollt håtte als auf eine solche Weise von ihnen erkannt sein und nur den Glauben an ihn, der sich hierauf gegründet hätte: nun so båtte er damit begonnen und geendet; aber ein Verständniß in den Zusammenhang seiner Geschichte mit der Schrift wäre ihnen dadurch allein nicht geworden. Darum schiffte er hier dieses voran und endete mit jenem, wie er in ans dern Fällen auch umgekehrt verfuhr. Und so m. g. Fr. wollen wir zuerst dieses feststellen, daß beiderlei Wirkungen, die des Wors tes und die der unmittelbaren geistigen Gegenwart des Herrn in der christlichen Kirche immer müssen mit einander verbunden sein.

Wir wissen alle, was für einen herrlichen Schaz wir an dem göttlichen Worte haben, und wir sind als Mitglieder der evange lischen Kirche ganz besonders berufen Wächter und Hüter dessels ben in der Christenheit zu sein. Ja das ist und bleibt noch im» mer wie vom Anfang unserer Gemeinschaft an der rechte Kampf für die Wahrheit und Vollständigkeit unseres evangelischen Christenthums, wenn wir unsere gute Sache aus der Schrift erweisen, wie Paulus und vor ihm Stephanus auch in den Schulen tha ten für die gute Sache des Christenthums überhaupt. Aber wenn nun dies allein wäre, würden wir sicher sein das wahre lebendige Christenthum unter uns zu haben und festzuhalten? oder giebt nicht jeder gleich zu, daß gar viele diesen guten Streit mit uns theilen und wie wir gegen alle Werkheiligkeit und alle Gewalt menschlichen Ansehns kämpfen, und zwar auch aus der Schrift, von denen wir aber doch sagen müssen, es ist nicht die Liebe zu Christo, welche sie drångt. Ja ich will noch mehr heraus, fagen. Viele giebt es, denen, wenn sie in den Geboten, die Chris ftus den feinigen gegeben, in den Ordnungen, die er in der ersten Kirche gestiftet hat, gleichsam in der Ferne das vorbildliche seines Lebens und die Grundzüge seiner persönlichen Handlungsweise erblikken, ebenfalls das Herz brennt, daß sie etwas besonderes empfinden; aber ihre Augen werden ihnen doch gehalten, und zu der freudigen unmittelbaren Anerkennung, Das ist der Herr, da ist die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Vater, da' allein find Worte des Lebens, zu dieser gelangen sie doch nicht. Wenn nun auf dieser erst das eigentliche lebendige Christenthum beruht: so müssen wir wol gestehen, daß dieses sich nicht unter uns ers halten und sich immer wieder erzeugen kann, wenn nicht jene von dem lebendigen Gedächtniß, von der geistigen Gegenwart Christi ausgehenden, in der Ganzheit seines Wesens und seiner Erschei nung gegründeten Wirkungen zu dem hinzukommen, was in dem

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engsten und eigentlichsten Sinne Wirkung des Wortes und der Lehre ist. Nicht gerade als ob ich behaupten möchte, abgeson, dert von dem persönlichen Einfluß des Erlösers werde seine Lehre, wenn wir sie wirklich aus den Worten der Schrift schöpfen, noth. wendig wieder in einen todten Buchstaben ausarten müssen. Aber geschehen ist es doch; es hat häufig genug auch in unserer Kirche gegeben und giebt auch wol noch eine Beruhigung bei dem Buchstaben der rechtgläubigen Lehre, ohne daß sich dabei eine wahr. haft christliche Gesinnung recht wirksam bewiese. Wir kennen dies wol alle aus unserer Erfahrung; bei denen aber pflegen wir es nicht zu finden, welche jenen persönlichen Einwirkungen Christi zugänglich sind. Und außerdem wenn wir bedenken, wieviel Schwierigkeiten sich bei der Erklärung des Wortes der Schrift finden, schon deshalb weil sie aus einer uns fernen Zeit herstammt, sich auf eine uns fremde Sitte bezieht, in einer uns wenig vers wandten Sprache geschrieben ist: was für ein bedenklicher Spiels raum eröffnet sich da für menschliche Willkühr! und wieviel bes trübte Beispiele liegen uns nicht vor Augen, daß sie sich auch wirklich dahin gewendet hat, theils das abzustumpfen und zu vers dunkeln, worin sich das eigentliche Wesen des Chriftenthums am hellsten abspiegeln muß, theils auch wol etwas hineinzulegen in die Schrift, was mit dem ursprünglichen Geiste des chriftlichen Glaubens nicht zusammenstimmt. Aber alles, was man in der besten Meinung versucht hat, um durch äußere Hülfsmittel diese Willkühr zu zügeln, wie vergeblich hat es sich nicht immer bewies sen! wie nothwendig also ist der Schrift eine andere Ergänzung, die von innen herauswirke! und was gåbe es anders als eben jene Fortwirkung des Erlösers selbst, jene lebendigen Eindrükke, die er auch jezt noch gleichsam unmittelbar hervorbringt in der menschlichen Seele! Diese sind es, welche noch immer dem Worte zu Hülfe kommen müssen in der christlichen Kirche, eben wie in dem Leben des Erlösers selbst beides immer verbunden war und sich gegenseitig unterstüzte.

Denn auf der andern Seite, wenn wir uns diesen Einwire fungen allein hingeben wollten und neben ihnen das göttliche Wort, diesen theuren und köstlichen Schaz, gering achten: dann wären wir unstreitig eben so großen, wo nicht noch größeren Ges fahren preisgegeben.. Denn das ist nicht zu läugnen, daß sich von jeher gar viel ungeregeltes, schwärmerisches und Ueberspannun gen des menschlichen Gemüthes verrathendes gar häufig einge. schlichen hat unter dasjenige, was für unmittelbare Wirkungen des Herrn in der Seele ist ausgegeben worden. Sollen wir uns

hier nicht selbst täuschen, so daß wir menschliches mit göttlichem vermischen unabsichtlich; sollen wir nicht in Gefahr gerathen des nen zur Beute zu werden, die absichtlich dem göttlichen menschlis ches unterschieben und menschliches für göttliches ausgeben: wohl, so muß das göttliche Wort immer das Richtmaaß bleiben, an welchem alles andere gemessen, und wonach alles beurtheilt wird. Denn anders kann doch der Herr in dem, was wirklich durch ihn in den Seelen der gläubigen hervorgebracht wird, nicht sein, als er sich auch zeigt in seinem Wort; und wollten wir irgend etwas für eine Wirkung Christi in uns ausgeben, was da stritte mit bieser Regel des göttlichen Worts, so würden wir ihn zum Lügner machen und eben dadurch uns selbst muthwilliger Weise von ihm scheiden. Denn wir gingen dann in der That damit um uns selbst an feine Stelle zu sezen und uns für ihn auszugeben, und anstatt die gläubigen an ihn gewiesen sind, wollten wir vielmehr im vers tehrten Hochmuth des Herzens uns selbst nicht nur, sondern so. gar ihn en uns weisen und bei uns fest halten.

Darum m. s. Fr. wenn uns, wo und wie es auch immer sei, von einem Lichte geredet wird, welches der Sohn Gottes in der menschlichen Seele unmittelbar entzünde, und zwar so daß wir neben dieser Erleuchtung das göttliche Wort gar leicht ents behren könnten, da sich Christus auf diese Weise klarer und bestimmter in der Seele unmittelbar verherrliche und offenbare: so laßt uns hiebei jedesmal ganz unbedenklich jene Worte Christi in Anwendung bringen, Wenn sie euch sagen, hie ist Christus oder da ist er, so glaubet ihnen nicht *). Wir möchten sonst durch den verkehrtesten Hochmuth zur verderblichsten Losreißung von der rechten Einheit des Glaubens verleitet werden. Denn Gott, fo schreibt der Apostel, ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern der Ordnung in allen Gemeinen der Christen. Darum darf sich in denselben nichts für göttlich geltend machen, was im Widerspruch steht mit dem göttlichen Worte der Schrift. Denn dieses enthält zuerst das ursprüngliche Zeugniß von dem Leben und Das sein des Erlösers, nach welchem allein wir zu beurtheilen haben, ob etwas von dem feinigen genommen ist. Dann aber enthält es auch die ersten Grundzüge.aller christlichen Ordnung des Glau bens und Lebens, und niemand kann sich losreißen von diesem Bande, welches uns mit allen vergangenen Geschlechtern der Kirche vereint und uns auch init den künftigen vereinen soll, ohne

*) Matth. 24, 23.

sich auch von der Gemeinschaft der gläubigen zu trennen. Darum wer in dieser bleiben will und sich viel oder wenig rühmt, was der Herr unmittelbar in seiner Seele gewirkt, und wodurch er sich ihm besonders gegenwärtig erwiesen habe, der lasse es průs fen von der Gemeine nach dem göttlichen Wort, damit es ans Licht gezogen werde, ob es eingebildet ist, oder wahr und recht, ob nichts daran willkührliches Menschenwerk ist, sondern es wirks lich sein Gepräge an sich trägt, und seine Ueberschrift ihm zukommt. Deshalb wollen wir Gott danken, wenn immer beides zusammen ist und auf einander zurükkwirkt in der christlichen Kirche. Das unmittelbare Zeugniß von der Wirksamkeit des Herrn in der Seele möge die Wirkungen des Wortes immer aufs neue beles ben; das heilige Ansehn des Wortes möge allem, was in den Gemüthern der Christen vorgeht, die feste Regel geben, auf daß alle zusammengehalten werden in der Einheit des Glaubens, und alles einzelne sich füge in die Uebereinstimmung mit dem gemeins samen, und wir so alle in der Wahrheit bleiben, die uns frei macht.

Aber freilich m. g. Fr. noch eine andere Frage, als was in der christlichen Kirche im ganzen heilsam ist, ist die, die wir uns nun noch zu beantworten haben. Wie hat sich nämlich jeder einzelne für sich zu dieser zwiefachen Wirkung zu stellen, auf der unser geistiges Leben beruht? Hiebei nun laßt uns vor allen Dingen an das Wort des Apostels denken, Es ist ein Leib, aber es sind viele Glieder *), ein jegliches in seiner Art, und Gott hat in der Ges meine den einen gesezt zu diesem und den andern zu jenem, und keiner ist alles. In der christlichen Kirche muß beides vereint sein, die klare begreifliche leicht mittheilbare Wirksamkeit des Wor tes, die geheimnißvollere tieferregende aber auch unmittelbare Wahrheit des Erlösers in der Seele. Aber nicht ist jedem einzels nen von beiden ein gleiches Maaß geordnet; denn Gott ist nur ein Gott der Ordnung in der Gemeine des Herrn eben deswegen, weil er ein Gott ist der mannigfaltiges hervorbringt, denn nur unter dem mannigfaltigen kann Ordnung stattfinden und aufrecht erhalten werden.

Jeder also halte sich vorzüglich an das, wozu er berufen ist. Werth seien uns diejenigen, die wenn auch vielleicht zu sehr mißtrauend den unmittelbaren inneren Erfahrungen des Herzens sich mit desto lebendigerem Eifer und mit redlicher Treue an das gött

1 Kor. 12, 12.

liche Wort, an die klare Einsicht in die Lehre und das Vorbild des Erlösers halten, die sie aus demselben schöpfen! Mögen sie sich nur immer mehr daran nåhren, so daß sich in ihrem innern das Wort der Schrift verklärt, welches von Christo zeugt! Werth seien sie uns, und wenn wir auch auf die Frage, ob kein solches unmittelbares Verhältniß zwischen ihnen und dem Erlöser statts findet auch ohne besondere Vermittlung des göttlichen Wortes, keine andere Antwort erhalten, als daß sie wenigstens sich bestreb. ten, alle frommen Regungen der Seele und den Inhalt jedes Augenblikks, in dem sie besonders von Gott durchdrungen sind und alles auf ihn beziehen, sich immer unmittelbar aus dem heis ligen Worte der Schrift zu erklären, dem vertrauen sie fest und es vergegenwärtige sich ihnen immer mehr; wenn sie uns auch nur dieses sagen: wie sollten wir uns wol berufen fühlen sie irre zu machen auf ihrem Wege, oder wie könnten wir sie deswegen gering achten, weil ihnen etwas fehlt, was andere erlangt haben, da sie doch nach demselben Ziele streben wie diese? wie sollten fie uns nicht werth sein als die eifrigsten Bewahrer des großen gemeinsamen Schazes, den wir alle an dem geschriebenen Worte des Herrn befizen, und aus dem sie schöpfen, weil sie daran die Quelle erkennen, die niemals versiegt, und die das Wasser des Lebens in sich schließt. Und wenn sie ein Mißtrauen beweisen gegen manches, dessen sich andere Christen rühmen als besonderer Gnadenbeweise Gottes: was haben wir für ein Recht, da sie doch als Glieder der Gemeine des Herrn unter derselben göttlichen Obhut stehen wie wir, dies nicht auch anzusehen als eine Stimme Gottes in ihnen und für sie? Denn wahrscheinlich haben sie bei ihrer besondern Gemüthsbeschaffenheit nöthig so gewarnt zu wer den, oder vielleicht bedürfen andere, die ihnen anvertraut sind, einer solchen mißtrauischen Vorsicht, weil sie vielleicht vor andern geneigt wären, wenn sie solchen Erfahrungen von ber unmittel baren Wirksamkeit des Erlösers in der Seele vertrauen wollten, auf Abwege zu gerathen und sich von der Uebereinstimmung mit der Wahrheit des Evangelii zu entfernen. Darum wollen wir uns damit begnügen, daß auch auf diese Mitchristen durch die mannigfaltigen Berührungen in der Gemeinschaft der Christen der Segen wenigstens mittelbar sich verbreitet, der nur aus dieser inneren Wirksamkeit des Erlösers in der Seele hervorgehen kann. - und eben so wollen wir es mit denjenigen halten, welche sich folcher Erfahrungen einer geistigen Gegenwart des Erlösers vor. züglich rühmen. Wenn sie nur das Richtmaaß des göttlichen Wortes halten und ihre besonderen Erfahrungen nicht dieser Auf

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