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guten das bessere in unser eigenes Leben hineinzuführen vermö gen, wie lieb uns auch übrigens eine größere Beschleunigung wäre, gewinnen wir nicht doch an Lebendigkeit der Ueberzeugung, an Unmittelbarkeit des Gefühls davon, daß, was sich so langsam in uns gestaltet, daß wir es mit dem begleitenden Gedanken, mit der zusammenfassenden Erinnerung uns genau vergegenwärtigen fönnen, auch unser eignes Werk sei und also unser wahres Eigens thum? Wäre die Ausführung immer eben so schnell, wie der Gedanke; könnte sich unsere Thatkraft eben so beflügeln, wie die innerlich belebende Kraft oft urplößlich den Gedanken schafft und in seiner Vollendung hinstellt: gewiß dann würden wir uns selbst mit dem, was wir thun, nicht mehr ein naturgemäßes Wesen sein, sondern ein unbegreifliches Wunder, und auch der göttlichen Gnade, welcher wir freilich alles wahrhaft gute in uns immer zuschreiben, würden wir uns, wenn sie auf diese Art wirkte, nicht als einheis misch bei uns und in uns wohnend erfreuen können, sondern sie würde uns immer etwas fremdes und äußeres bleiben. Darum hängt alle Sicherheit des menschlichen Selbstgefühls, ja das ganze Bewußtsein unserer Freiheit und Selbstthätigkeit eben an diesem langsamen Fortschreiten des Willens, an diesem Bewußtsein der Mühe und Anstrengung, mit der wir das eine nach dem andern vollbringen und auf diesem Wege unser Werk fördern, unsere Kräfte erhöhen und unsern Sinn reinigen.

Wenn wir aber nun auf die Kehrseite sehen, so müssen wir freilich sagen, wo der langsame Wille dem nicht nachkommt, was der Verstand vorlängst als gut erkannt hat, da ist das Gefühl der Sünde. Beides also, sehen wir, ist von einander unzertrennlich; wo das Gesetz ist, da ist auch die Sünde. Das Gesetz ist uns überall, wo wir etwas gutes und schönes sehen und darnach trachten, was wir noch nicht vollbringen können; die Sünde ist uns überall, wo wir fühlen, daß wir etwas, wonach wir trachten, noch nicht vollbringen können, weil wir erst etwas widerstrebendes zu überwinden haben; und eben so wenn das Gesez verbies tet und wir nicht unterlassen können. Das ist m. g. Fr. der Widerstreit, den uns eben der Apostel, von dem die Worte unsers heutigen Textes herrühren, in seinem Briefe an die Römer beschreibt, wo er nicht auf eine so bestimmte Weise, als hier, von dem Gesez seines Volkes redet, sondern, wie auch wir es so eben gethan, von dem Gesez im allgemeinen, und dabei unterscheidet ein Gesez, welches wir haben in unserm Geiste das ist jedes voraneilende Erkennen dessen, was gut und gottges, fällig ist, mag es hervorgegangen sein aus unserm eigenen Sinn,

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oder aus den Einrichtungen unsers geweinsamen Lebens, oder mag es mehr als eine alte, von Gott dem menschlichen Geschlechte erwiesene Wohlthat erscheinen, jedes solches voraneilende Erkennen des guten und schönen ist das Gesetz in unserm Geiste —; aber außerdem, sagt er, finden wir ein Gesetz in unsern Gliedern, das ist die Macht der Gewöhnung an das früher geübte, das aber dem neu erkannten widerstreitet. Am deutlichsten finden wir dies freilich ausgesprochen in der Gewalt der finnlichen Lust, welche sich an die Befriedigung der Bedürfnisse des leiblichen Le bens anknüpft, und in der Stärke der leidenschaftlichen Bewegungen, welche aus der Selbstliebe hervorgehen; aber es ist auch überall dasselbe, wo etwas unvollkommnes, das uns lieb gewors den ist und leicht, einer höheren Forderung weichen soll. Das ist das Gesez in den Gliedern, welches uns hindert zu vollbringen, was das Gesetz im Geiste uns vorhält, und diese beiden, sagt er, sind mit einander im Streit. Já auch wenn wir schon durch angestrengte Treue in fortschreitender Uebung bedeutend zugenommen haben in der Kraft das auszurichten, was wir als gut und recht und schön anerkannt haben, werden wir doch dieses Streites niemals ganz erledigt. Und wenn es scheint, als ob der Widers stand ganz überwunden wäre: so beginnt sogleich derselbe Zwiespalt aufs neue. Denn obschon das ewige göttliche Gesez, worauf doch alle menschliche zurükkgehen, unveränderlich ist: so können wir es doch nicht auf einzelne Gebiete unseres Lebens anwenden, ohne es uns nåher zu bringen und uns zu vermenschlichen. In dieser Gestalt aber ist es dann auch veränderlich, wir schauen es erst dunkler und unvollkommner, dann schärfer und heller. Hat nun das Gesez jenen Streit erregt, und die ihm zugewendete Kraft des Willens hat allmählig das Gesez in den Gliedern überwunden, so ist unterdeß das Auge des Geistes auch nicht müßig gewesen. Der Verstand am guten hat inzwischen einen neuen Flug genommen; das durch die Uebung geschärfte Auge entdekkt nun an eben dem vorher als ein fernes Ziel aufgestellten Gesez, das aber nun nåher gerükkt ist, doch wieder Fehler und Unvollkommenheiten und setzt an die Stelle dieses Gesezes ein neues und höheres. Und wie oft sich dieses auch fortseze, nicht nur in dem beschränkten Leben des einzelnen Menschen, sondern mehr noch und in größerem Maaßstabe in dem gemeinsamen Leben ganzer Reihen von Geschlechtern, ja wenn wir uns in die fernsten Zeis ten hinaus denken: es bleibt immer das nämliche, und nie wird eine menschliche That so ganz dem Geseze, welches derselben zum Grunde gelegen hat, gleichen, daß einer von uns, wenn er sich

anders recht versteht, zur Zufriedenheit mit sich selbst jemals ges langen follte, sondern wir werden immer mit dem Apostel aus, rufen müssen, wer wird mich erlösen von diesem Leibe des Todes!

So ist denn wol gewiß, daß kein Gesez erdacht werden kann, soll es anders diesen Namen verdienen, aus welchem nicht, wie auch Paulus sagt, Erkenntniß der Sünde käme für denjenigen, der unter dem Gesez steht. Das andere aber ist schon jedem von selbst klar, daß der Mensch ohne Gesez zwar auch sehr verderbt sein kann und elend, daß ihm aber doch etwas erst Sünde werden kann, wenn ihm ein Gesez geworden ist. Was folgt aber aus beiden zusammen? Offenbar dieses, daß so lange wir unter dem Gesez stehn, wir freilich einen Sporn haben, uns von der Verderbtheit und Unvollkommenheit loszumachen, welche durch das Gesez bezeichnet wird, daß wir aber zu einer Gerechtigkeit auf diefem Wege niemals gelangen können und also auch zu keinem Frieden. Denn wie wäre es möglich, daß ein Mensch Frieden haben könnte mit sich selbst, der sich selbst verdammen muß nach dem Gesez, welches er selbst anerkennt? Wenn sich aber irgend Gott zu dem Menschen herabläßt, wenn wir etwas als eine besondere und bleibende Veranstaltung für unser Geschlecht anzus sehen berechtigt sein sollen: dürfen wir davon wol weniger erwarten, als eben die Beruhigung unseres ganzen Wesens, den inneren Frieden, ohne den alles andere nur ein zweideutiges Gut ist? Was ohne diesen besessen werden kann, das haben wir alles reichlich, denn es wäre undankbar, dies nicht erkennen zu wollen in der ursprünglichen Ausstattung unserer Natur; aus dieser aber stammt auch das Gesez her, und wenn das Gesez Mofis sich von andern menschlichen Gesezgebungen unterschied und ihm ein nåherer göttlicher Ursprung beigelegt werden konnte: so war es doch gewiß nur eine vorübergehende göttliche Veranstaltung eben deshalb, weil es nicht lebendig machen konnte, sondern auch nur Erkenntniß der Sünde hervorbringen, nicht aber die Sünde hinwegnehmen. Hången nun Sünde und Gesez so zusammen, daß eins nicht ohne das andere gedacht werden kann: so kann auch jenes nicht anders hinweggenommen werden, als indem dieses zugleich aufgehoben wird; und eine göttliche Veranstaltung, welche uns wirklich felig machen will, kann, da der Friede mit dem Bewußtsein der Sünde nicht bestehen kann, auch nicht wieder ein Besez sein. Und so laßt uns denn

II. zu dem anderen Theil unserer Betrachtung übergehen und Die Behauptung des Apostels erwägen, daß eben deswegen die

göttliche Verheißung nur konnte erfüllt werden durch den Glau ben und durch die Sendung dessen, der allein der Gegenstand eines solchen Glaubens sein kann und sein darf.

Wenn wir nun m. g. Fr. mit dem Apostel fragen ), Wer will mich denn erlösen von dem Leibe dieses Todes, von dieser Zusammenfügung der menschlichen Natur, kraft deren wir, eben weil wir uns nicht enthalten können, alle Thätigkeit, die unserm geistigen Leben angehört, auf ein uns vor Augen schwebendes Ges sez zu beziehen, niemals zur rechten Freude des Lebens gelangen, sondern immer nur Tod im Gefühl der Sünde das Loos des Menschen bleibt; wenn wir mit ihm auch in die Antwort einstim men, Ich danke Gott durch unsern Herrn Jesum Chriftum: so müssen wir wol offenbar vorausseßen zunächst, daß Christus selbst eben diesem Zwiespalt zwischen dem Verstande und dem Willen, zwischen der Erkenntniß und der Ausübung nicht unterworfen gewesen ist; denn wie konnte er uns von dem befreien, dem er selbst unterlåge? Der einzige Mensch ohne Sünde war eben des wegen auch ohne Gesez. Aber aus demselben Grunde, weshalb die Erlösung aus diesem Zustande nur von einem solchen aus, gehen konnte, folgt ja auch m. g. Fr., daß eben diese Erlösung nicht wieder auf einer eben so getrennten Einwirkung auf unsern Verstand und auf unsern Willen beruhen kann; denn auch die Ungleichheit beider würde dann wieder hinzutreten, und wir wür den ganz in demselben Zustande bleiben, wie vorher.

Darum scheinen diejenigen die eigentliche Kraft der Erlösung nicht recht zu treffen, gesezt auch sie haben sie in ihrem Gemüth, denn das wollen wir ihnen keinesweges streitig machen, aber sie treffen sie doch in ihrem Ausdrukk nicht richtig, welche entweder meinen, die Erlösung, die Christus gestiftet, bestehe in der Lehre, die er vorgetragen und die den späteren Geschlechtern in den heis ligen Schriften unseres neuen Bundes kund gemacht ist, oder welche meinen, sie beruhe auf dem Beispiel Christi, welches wir eben dort deutlich genug aufgestellt finden, oder auf beiden zus sammengenommen. Denn was, m. g. Fr., was ist die Lehre und zu mal die sittliche Lehre vom Thun und Lassen, die hier immer vorzüglich gemeint ist, was ist sie anders, als wieder ein Gesez? wie es ihr denn auch, so wie Christus sie vorgetragen hat, an Verheißungen und Drohungen nicht fehlt, die wir doch wol deshalb nicht für unwirksamer halten werden, weil sie geistig sind und

*) Römer 7, 24.

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nicht fleischlich. Stellt nun die Lehre Christi den göttlichen Billen in unserm Verstande fest, also als das höchste Gesez, das durch kein späteres mehr ergänzt werden soll oder übertroffen: so temmt sein Beispiel auf der einen Seite der Lehre zu Hülfe, ins dem der Gedanke belebt wird durch das anschauliche Bild, auf ter andern Seite aber regt dieses allerdings auf eine eigenthums 1 ke Weise den Willen auf zur Nachahmung. Aber wird diese Cufregung die Natur des menschlichen Willens åndern? wird icht im Streit gegen das Gesez in den Gliedern die Ausübung och immer zurükkbleiben hinter der klaren Einsicht des Verstandes? wird nicht doch das innerste Bewußtsein immer wieder den alten Zwiespalt darstellen zwischen dem Gesez in dem Gemüth und dem Gesez in den Gliedern? Ja m. g. Fr., es ist offenbar nicht anders; wenn Christus nur durch Lehre und Beispiel wirkt: so sind wir noch auf dem alten Wege des Gesezes, und es ist noch teine Erlösung erfunden. Aber kann das wohl Christi eigene Meis nung sein? Die schöne Einladung, daß er die unter der Last des Gesezes seufzenden erquikken wolle und der Seele Ruhe geben, sell keinen andern Gehalt haben, als die Vertauschung eines Ges fezes mit einem andern? und der Apostel soll sich eine Erlösung eingebildet haben, die gar nicht stattgefunden hat, wenn er. doch auf der einen Seite für die Erlösung dankt und auf der andern behauptet, ein Gesez könne nicht gegeben werden, das lebendig mache? und die vielversprechende Bitte des Herrn, daß wir möch ten eins werden mit ihm, wie er eins sei mit dem Vater, er in uns, wie der Vater in ihm, soll uns nicht mehr eingetragen haben als dieses? und unrecht soll Christus gehabt haben, daß er sich mehr an die unmündigen und geringen gewendet hat, als an die hochgestellten in der geistigen Welt? denn die unvollkommneren in einer jeden Zeit finden immer noch Lehre und Beispiel bei den vollkommneren, und wenn auch nur eines von beiden, so sind sie schon nicht ohne Hülfe; aber die vollkommneren, die håtten neuer tehre bedurft und eines höheren Beispiels, um sie weiter zu fühDieses alles außer Stande zu bejahen kann ich als meine Ueberzeugung nur sagen, daß, wenn wir uns die vollkommene Befriedigung der christlichen Welt, die nun keines andern mehr wartet, nur so erklären, wir sie nicht richtig verstehen; sondern ist Christus uns wirklich zur Gerechtigkeit geworden, so kann er uns nicht wieder zum Gesez gegeben sein.

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Fragt aber jemand, Wie mag denn solches zugehen, daß uns Christus zur Gerechtigkeit worden ist: sollen wir nicht dabei bleiben, daß der Apostel in den Worten unsers Textes unser aller

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