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in die Zukunft weiter reichen als nur auf das, was in den Umkreis eines einzelnen, wenn auch noch so thätigen Lebens hineinfällt.

II. Und nun m. g. Fr. lasset uns zeltens in unserer Vergleichung dazu fortschreiten, daß wir sie auch auf den Ums fang und den Inhalt dieses Blikkes in die Zukunft beziehen. Wenn wir den Stammvater des jüdischen Volks auf seiner eben so bunten als mühevollen Wanderung durch das Leben betrachten, wie er überall als Fremdling nur durch das feste Vertrauen auf die Verheißung Gottes, daß er ihn wolle zum großen Volke machen, und daß alle Geschlechter der Erde in ihm sollten gesegnet werden, in seinen Irrsalen und Widerwärtigkeiten gestärkt und getröstet wurde: wie vieles mußte an seinem geistigen Auge vorübergehen, wenn der Herr so gnådig sein wollte bestimmte Bilder von dem Inhalt jener Verheißungen vor ihm erscheinen zu lassen! Håtte er ihm gleich den Tag des Herrn ges zeigt in seiner Wahrheit: unmöglich hätte Abraham verstehen können, was er sah. Er mußte zuvor seiner Nachkommen Knechts schaft und Verwilderung sehen und die Strenge des Gesezes, des fen Erfüllung und Ende der Erlöser sein sollte. Er konnte die gegenwärtige Zeit eines Ifracls nach dem Geist zu einem geistigen Tempel Gottes bereitet nicht erkennen, ohne die vorige auch gesehen zu haben, den leiblichen Israel unter den Geboten und an ein einziges herrliches aber doch vergångliches Gebäude als an den bestimmten Punkt der Anbetung des Höchsten gewies › sen. Was für Zeiten, was für Veränderungen mußten also an ihm vorbeigeführt werden, auf wie vieles mußte er erst hinsehen, was doch wieder vor seinem Auge verschwinden mußte, um dem einen Plaz zu machen! Aber auch David in seiner Macht, auch Salomon in seiner Herrlichkeit, dies alles rief nicht das Jauchzen aus seiner Brust hervor, regte nicht sein Herz zur Freude auf. Daß sein Volk wuchs, daß es gewürdigt wurde die Offenbarung des Höchsten festzuhalten mitten unter andern Völkern, die sämmt lich versunken waren in die Nacht der Abgötterei: dieses befestigte seinen Glauben; aber nichts erfreute sein Herz, bis er den Tag des Herrn sah.

Wie nun sah er ihn? Wir m. a. Fr. sind immer gewohnt unter dem Ausdrukk der Tag des Herrn vornehmlich oder wenigstens zugleich zu begreifen das Ende der irdischen Dins ge, den Uebergang des gesammten menschlichen Geschlechts aus diesem Schauplaz seines trdischen Daseins in einen andern. Hat

das durch die göttliche Gnade geschärfte Auge jenes Erzvaters auch bis in jene Ferne getragen? ist er gewürdigt worden mehr und genaueres von dieser überirdischen Zukunft zu erfahren, als wir? Wir haben keine Ursache dies zu glauben m. g. Fr., wenn wir die Absicht erwägen, in welcher der Herr diese Worte sprach und welche sich so deutlich und bestimmt in dem Ausdrukk ausspricht, Abraham, euer Vater, ward froh, daß er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freuete sich. Seine Zuhd. rer sollten das offenbar auf sich selbst anwenden; sie wollte der Erlöser durch diese Worte zur Rede darüber stellen, daß sie seis nen Tag sahen und sich doch nicht freuten, vielmehr dem größ« ten Theile nach darnach trachteten ihn unter die Füße zu treten und über ihn weg ihren nichtigen Weg weiter zu wandeln. Das her verstand der Herr in dieser Rede unter seinem Tage nur die damalige Zeit, sein Auftreten und seinen Wandel auf Erden, den großen Wendepunkt der Geschichte, an dem alles alte verging und ein neues ward, ja der Mensch selbst als eine neue Kreatur dastehen sollte, um schon hier aus dem niedern Zustand emporgehoben zu werden in ein höheres Dasein. Wohl m. g., wenn also Abrahams Blikk auf unsere Gegenwart beschränkt war: so müssen ja wol wir auch genug haben an diesem Tage des Herrn, der uns schon lange leuchtet, und haben um so mehr Ursache eben so wie Abraham darüber zu jauchzen und uns zu freuen, da wir ja diese große Verbreitung des göttlichen Lichtes, die ihm nur in weiter Ferne noch dargestellt werden konnte, selbst unmittelbar zu genießen haben. So sollten also eigentlich diese Worte des Herrn unserm Verlangen in die Zukunft zu sehen cher zur Beschwichti gung dienen als dasselbe aufs neue reizen; wir sollen uns freuen an der Gegenwart und jauchzen über die Gegenwart, wenn doch das, was damals noch ferne Zukunft war, nun in so großer Ausdehnung vor uns liegt. Was für ein Bedürfniß können wir also haben, weiter als es für die Aufgaben unseres eigenen Le bens jedesmal nöthig ist in die Zukunft zu sehen? haben wir unsre nächsten Verhältnisse, das ganze uns ursprünglich angewies sene Dasein zum Opfer gebracht um heimatlos umherzuirren? werden wir durch Verheißungen hingehalten, die sich immer nicht erfüllen wollen? Wenn also demohnerachtet auch wir noch ein solches Verlangen in uns finden: würden wir es auch nur entschuldigen können, wenn es irgend einen anderen Grund hätte als eben unsere Liebe zum Erlöser, die ja jede andere Liebe in sich schließt? Zuerst nun m. g. führet uns ein solches Verlan gen gewiß nicht über diesen irdischen Schauplaz der Verherrli

chung Christi durch sein Werk hinaus! Manche haben freilich von den wenigen Worten des Herrn, in denen er sich hierüber äußert, Veranlassung genommen hinauszuschauen in das überirdische Gebiet; und so sind vielerlei wohlgemeinte Bilder unter den Christen in Umlauf gekommen um uns deutlich zu machen, was uns noch bevorstehe jenseit dieses Lebens. Aber immer können doch diese Bilder nur hergenommen sein von irdischer Natur, weil sie uns sonst fremd sein würden und unverständlich. Und wie kann nun, was mit irdischen Augen gesehen ist und in menschlicher Sprache geredet, überirdisches erklären? Was sind alle diese nach Art des prophetischen Blikkes alter Zeiten gestalteten Bilder gegen das eine Wort der Liebe, das uns der Apostel zurükkgelassen hat, wenn er sagt, Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden; wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist "). Das ist die wahre Auslegung des einen Wortes unsers Herrn und Meisters selbst, Vater, ich will, daß wo ich bin auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast **). Was folgt aber hieraus weiter für uns, m. th. Fr.? Wenn wir selbst von jener Zukunft nie etwas anderes erblikken könnten, als was wir jezt schon durch seine Gnade erfahren, daß wir ihn immer deutlicher sehen, wie er ist, daß sich uns immer mehr sondern wird, was wesentlich zu seiner Würde gehört, und was sich nur zufällig unsern Vorstellungen von ihm beigemischt hat, so daß wir immer mehr eindringen in die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Vater: so können wir von einer irdischen um desto weniger etwas größeres erwarten. Warum sollte uns also nicht genügen, daß wir wissen, so wie es jezt unter manchen Abwechselungen geht, so werde es für immer fortgehen, und alles, was noch folgen kann, sei dasselbe hier wie dort jezt und zu jeder Zeit, nämlich immer dasselbe ewige Leben, welches wir durch ihn schon haben?

Nur eben diese Abwechselungen, nur die uns verborgene Ordnung in den Fortschritten, durch welche er selbst in dieser irdischen Welt das höchste Ziel seiner Verherrlichung immer mehr erreichen wird, das regt unser theilnehmendes Verlangen auf. Noch wollen sich nicht alle Knice der Menschen vor ihm beugen. und ihn als Herrn anerkennen; darum fragen wir, wenn wir bei einem solchen Wendepunkt angelangt find wie der heutige Tag, wo zunächst wird das Feuer aufschlagen, welches er zu entzün

*) 1 Joh. 3, 2. **) Joh. 17, 24.

den gekommen ist? Noch sehen wir das christliche Leben um uns her voll Mångel und Gebrechen; darum fragen wir, wie und wann wird der Herr seine Tenne fegen? darum freuen wir uns nicht genügsam der Gegenwart, sondern strekken unsern Blikk weit hinaus und freuen uns, nicht etwa, daß noch ein neues größes res Heil bevorsteht, noch ein anderes Reich Gottes zu erwarten ist, aber doch nach vielleicht noch mancherlei Stürmen ein festeres, ungetrübteres, minder durch das Widerstreben des alten Menschen wie überhaupt durch die noch nicht ganz erstorbene Macht der Sünde gehemmtes Fortschreiten, eine ruhigere Entwikkelung ohne Reibungen, welche die Liebe bedrängen, ein innigeres Zusammenwirken, welches durch keine Verwirrung der Sprachen zerfällt. Erinnern wir uns nun noch einmal m. a. 3., wie Abrahams Blikk ursprünglich zwar um seiner Nachkommen willen aufgefordert war nach der Zukunft zu fragen; wie er so viel ans deres wenigstens seinen wichtigsten und größten Zügen nach mußte gesehen haben, um dann auch den Tag des Herrn zu sehen; und wie dieser ihn, wenn er ihn recht sah, weit über seine Nachkommenschaft hinausführte: und vergleichen wir dann unsern Blikk mit dem seinigen! Sind wir nun zuerst auch in dem Fall wie Abraham, daß wir um den fernen herrlicheren Tag des Herrn zu verstehen noch manches zu schauen haben, was erst eingetreten aber auch wieder verschwunden sein muß? Und dann, wenn doch auch unserer Nachkommen Geschikk unter dieser verborgenen Ordnung steht und jenen Abwechselungen mit ausgesezt ist: haben wir auch ein festes Wort der Verheißung für sie, und führt uns ein prophetischer Blikk dann zugleich auf ein noch größeres Feld der Freude, welches erst das Gebiet unserer Nachkommen wäre? Neues, das wider verschwinden müßte, kann nicht wieder eintres ten, wie die Knechtschaft, wie das Gesez war zwischen Abraham und Christus; denn wir leben schon in der lezten Zeit. Keine Kuechtschaft, denn die Freiheit der Kinder Gottes kann nicht untergehen. Und so tief ist das Evangelium eingedrungen in das Leben, die Ehrfurcht vor der durch die Menschwerdung des eingebornen Sohnes geheiligten menschlichen Natur so festgewurzelt, daß sich alles immer mehr regeln muß unter die Ordnung auch jenes göttlichen Wortes, Bist du als Knecht berufen und kannst frei werden: so gebrauche deß viel lieber *). Kein Gesez kann weiter gegeben werden, das da gerecht machen sollte vor Gott! denn der Geist läßt sich nicht wieder dämpfen, und

*) 1 Kor. 7. 21.

welche der Geist regiert, die stellen sich nicht unter solches Gesez. So gänzlich also kann der Gang der großen Angelegenheit unsers Heils nicht mehr gehemmt werden. Verdunkeln kann sich das Licht hie und da; dürftiger kann hie und da die geistige Freiheit eine Zeit lang erscheinen: aber was für Wechsel dieser Art der Gemeine Christi auch noch bevorstehen, nicht in etwas neuem, das erst kommen sollte, können die trüben Zeiten ihren Grund haben, sondern nur in dem was immer schon da ist, in der Sünde; diese allein wird auch jezt noch der Leute Verderben. Aber alles böse wird immer wieder und immer kräftiger überwunden werden durch das gute. Und nichts neues bedürfen wir, damit es an dem sieg reichen guten nie fehle; denn alles ist uns schon gegeben in dem einen. Auch die Fortschritte in menschlicher Weisheit und Erkenntniß, auch die zunehmende Macht des Menschen in dem Ges biet der Natur, auch die festeren und freudigeren Gestaltungen des gemeinsamen Lebens: alles muß ausgehen von dem höheren Leben, das uns mitgetheilt ist durch den einen, welcher herrschen soll in der Schöpfung Gottes und sich nur immer mehr verherrlichen wird bei allem Wechsel irdischer Dinge. Und über unsere Nachkommen, sofern wir der geistige Israel sind, führt uns kein Blikk auf den Tag des Herrn hinaus. Unter allen Zonen von allen Farben find alle unsere Nachkommen, die unsere Nachfolger sind im Glauben, wie wir alle zu den Söhnen der Verheißung Abrahams gehören *). Und das ist die größte Herrlichkeit unsers Blikkes in die Zukunft, daß immer mehr alle Scheidewände verschwinden werden, und aller Zwiespalt aufhören, und alle zusammenwachsen zu einem Volk von Brüdern, die einträchtig bei eins ander wohnen.

III. Und nun lasset uns m. g. Fr. noch zulezt vergleichen den Nuzen und Gewinn von diesem Blikk in die Zus kunft, den Abraham hatte und den wir haben sollen. Was er bedurfte, und was er auf diesem Wege auch erhielt, das war Troft für alle Entbehrungen seines Lebens, das war ein Schimmer wenigstens von Hoffnung, daß alle seine Entsagungen, alle seine Mühen und die mannigfachen Windungen seines Lebensganges nicht würden vergebens sein; wohingegen selbst etwas thun um die Zukunft herbeizuführen, an der sein Herz sich freute, das vermochte er nicht.

Wie steht es aber in dieser Beziehung mit uns m. a. Fr.?

*) Gal. 3, 29.

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