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von dem Werke des Herrn sei zwar noch unvollkommen und geringe, aber in ihm, ohne den auch dies nicht würde erschienen sein, liege die Kraft das noch viel herrlichere hervorzubringen, was wir erwarten, wenn er kommt. Ja wir können gewiß sein, daß grade ein solches Zeugniß das wirksamste sein wird. Denn wer sich irgend an den edelsten menschlichen Dingen gesättiget hat, dem muß grade dieses, daß ein unendliches Verlangen in uns gewekkt ist, welches bei nichts erscheinendem sich beruhigen kann, grade dies muß ihm ein Zeichen sein, daß die Erscheinung des Erlösers, welche dieses Verlangen gewekkt hat, eine göttliche gewesen ist. Und wer sich an den sinnlichen Genüffen des Lebens genügen ließ, bis endlich ein Verlangen in ihm entstand höheres zu suchen, für den kann es keine bessere Bürgschaft geben, daß dasjenige was ihm dargeboten wird wirklich das größte und schönste sei, als eben die, daß keine Uebersättigung damit möglich ist, sondern nur Verlangen nach mehrerem und höherem zurükkbleibt, welches innerhalb der Schranken dieses Lebens nie kann gestillt werden.

Darum ist auch billig diese Zeit, in der wir uns an die Zukunft des Herrn in das Fleisch mit besonderer Freude erinnern, zugleich die, in welcher uns jene herrlichen Weissagungen der Schrift von der zweiten Zukunft des Herrn besonders vor Augen stehen. Wenngleich diese Zukunft, die dem Anschein nach in manchen Worten der Jünger des Herrn so nahe dargestellt wird, immer weiter zurükkzutreten scheint: so bleibt doch unser Auge billig darauf gerichtet; dieses Ziel zeigen wir allen und wollen die schöpferische und bildende Kraft des Erlösers nach keinem geringeren Maaßstabe geschäzt wissen.

Aber dieser Glaube kann nur lebendig bleiben und das auf ihn gegründete Zeugniß nur kräftig, wenn auch wirklich jedes neue Jahr der christlichen Kirche ein Uebergang ist von dem, was schon da war, zu dem, was noch kommen soll; wenn sie in jedem wirklich zunimmt an Aehnlichkeit mit dem, dessen Züge sich in ihr darstellen; wenn auch wirklich, indem er mitten unter Streit und Kämpfen sich immer mehr in ihr verklärt, seine Kraft immer ties, fer in denjenigen wurzelt, sich immer lebendiger in denen ausbildet, welche einmal von ihr sind ergriffen worden.

Zu solchem Wachsthum und Gedeihen wollen wir uns also ihm hingeben und uns auch für dieses Jahr unsers kirchlichen Lebens seiner Huld empfehlen, so lieb es uns ist mit allen seinen Jüngern den Beruf zu theilen, Ihr aber sollt meine Zeugen sein. Denn von seiner Macht und Herrlichkeit zeugt nicht das, was wir

in der vergangenen Zeit schon dem menschlichen Auge sichtbar dargestellt haben, nicht die Reinheit und Wahrheit unserer Gedanken, nicht die Tüchtigkeit und Dauerhaftigkeit unserer Werke; sondern nächst dem innersten Grunde, aus welchem alle Herrlichkeit der Kinder Gottes hervorgehen kann, und in welchem das Herz durch den göttlichen Geist vertreten wird vor Gott mit unausgesprochenen Seufzern, zeugt von derselben nur das rastlose Fortstreben und Bilden, nur die ungeftillte Sehnsucht, nur der immer wiederkehrende Durst, der uns festhält an der unversieglis chen Quelle. So wir auf irgend etwas schon vorhandenes und wahrnehmbares hinwiesen als auf das rechte und befriedigende: so betrògen wir uns selbst, und die Wahrheit wäre nicht in uns*). So wir aber von ihm zeugen als von dem, welcher die Unvoll, kommenheit und Sinnlichkeit alles vorhandenen vergiebt, weil wir glauben, daß wir aus seiner Fülle nehmen können Gnade um Gnade, wenn wir nur bereit sind immer mehr zu empfangen: alsdann wandeln wir nicht nur selbst im Lichte der Wahrheit, sondern auch unser Zeugniß wird dann mit der Kraft dieses Lich, tes in die Herzen der Menschen dringen. Und je mehr wir, måßig von uns selbst haltend, auch davon ihm allein die Ehre geben, weil eigentlich immer nur er selbst von sich zeugt und dem Vater, und nur sein Geist auch diese Zeugnisse verklärt: desto mehr wird er auch uns mit allen den feinigen führen von einer Klarheit zur andern und von einer Vollkommenheit zur andern und in uns die Hoffnung befestigen, daß wenn erscheinen wird was wir sein sollen wir ihm gleich sein werden so sehr als der Mensch, der nicht ohne Sünde ist, es vermag, weil wir ihn sehen und erkennen werden wie er ist.

Amen.

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*) 1 Joh. 1, 6.

III.

Der Unterschied zwischen dem Wesen des neuen und des alten Bundes an ihren Stiftern

dargestellt.

Advents predigt.

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Und Moses zwar war treu in seinem ganzen Hause als ein Knecht zum Zeugniß deß das gesagt werden sollte: Christus aber als ein Sohn über sein Haus, wel ches Haus sind wir, so wir anders das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung bis an das Ende fest behalten.

a. Fr. Wenn wir in einigen unserer Adventsbetrachtun gen *) aufmerksam darauf gemacht worden sind, wie unser Erldser niemals etwas äußerliches bezwekkte, noch weniger sich damit begnügte, vielmehr in allen seinen eignen Anordnungen und Einrichtungen auf dergleichen gar keinen Werth legte, sondern allein darauf sah, was im innern des Menschen lebt und aus diesem hervorgeht, wenn wir in unserer neulichen Betrachtung **) gesehen haben, wie er um der Erlöser der Welt zu sein freilich

*) Ueber Mark. 7, 5—17 u. 17— 32.

**) Ueber Hebr. 4, 15.

mußte versucht werden gleich wie wir, aber ohne die Sünde: so finden wir in den Worten unsers heutigen Textes zu beidem, wie es sich gegen einander verhält, den eigentlichen Schlüssel. Hier nämlich wird uns die gesammte Thätigkeit des Erlösers beutlich gemacht in ihrem Verhältniß zu dem, was in dem alten Bunde statt fand; er als Stifter des neuen wird gegenübergestellt dem Stifter des alten, und zwar so, daß wir aus dieser Entgegensezung begreifen, wie der eine nur konnte äußerliches begehren, einrichten, vollbringen, der andere aber nothwendig mußte und nur konnte auf das innere schen. Aber wie uns das bei zugleich bemerklich gemacht wird, daß dieser Unterschied in dem genauesten Zusammenhang damit steht, daß Christus in dem Hause seines Vaters walten konnte wie der Sohn, Moses aber nur als ein Knecht: so laßt uns heute unsere Adventszeit mit dieser Betrachtung beschließen, daß wir den Worten unsers Textes nachgehend das Wesen des neuen mit dem des alten Bundes vergleichen. Judem aber dieses hier zurükkgeführt wird auf die Stifter von beiden, und einerseits ohnerachtet jener Verschiedenheit an beiden ihre Treue gerühmt, andrerseits aber auch die Verschiedenheit selbst nachgewiesen wird an ihren Ges schäften: so laffet uns denn auf beide Stükke mit einander achten, zuerst wie der eine und wie der andere, jeder auf seine Weise treu gewesen ist, zweitens aber, was eben deswegen nur der eine, und was nur der andere auszurichten vermochte.

I. Dies nun ist das erste, was unser Text, aus einem Buch genommen, in welchem überall die Vergleichung zwischen dem neuen und alten Bunde das wesentliche des Inhalts ausmacht, von Mose rühmt, er sei treu gewesen als ein Knecht; von Christus aber sagt er, er sei treu gewesen als der Sohn. Lasset uns zuerst m. a. Fr. in dem Sinn und Geist jener Zeit das Verhältniß eines Knechts zu seinem Herrn ins Auge fassen. Das war dabei eine Regel, von welcher fast keine Aus, nahme vorkommt, der Knecht war dem Herrn ursprünglich fremd, größtentheils von anderer Abstammung und aus anderem Volk, zum wenigsten, aber aus einem ganz andern Lebenskreise her und also auch mit ganz andern Einsichten ausgestattet und bei sehr verschiedenen Gewöhnungen in allen Beziehungen und Gebieten des menschlichen Lebens hergekommen. Aber dazu nun kam noch eine solche Ungleichheit, daß in ihrem Zusammenleben nur der Wille des einen galt, der andere aber gar nichts zu wollen hatte, sondern nur auszuführen. Hieraus folgt schon im allgemeinen

nothwendig, was unser Erlöser selbst in einer Rede an seine Junger, als er ihnen die tröstliche Zusicherung giebt, daß sie nicht mehr Knechte seien, mit den Worten ausdrükkt, Der Knecht weiß nicht, was sein Herr that *). Und das haben wir nicht etwa nur auf das übrige Leben und Wirken des Herrn zu beziehen, dem der Knecht so ganz fern stand, daß er überhaupt nur das wenigste davon sehen konnte; sondern es ist vorzüglich von demjenigen zu verstehen, was der Herr gerade in Beziehung auf seinen Knecht thut, daß er ihm nämlich gebietet, und daß er ihm Aufträge giebt. Dies hat der Erlöser im Sinn, wenn er sagt, ein Knecht weiß nicht was sein Herr thut, das heißt, der Grund, welchen die Befehle die er empfängt im Gemüthe und Verstande seines Herrn haben, die Absichten, welche dadurch erreicht werden sollen, der Zusammenhang, in welchem sie unter einander stehen, das alles bleibt ihm fern und verschlossen; und so ist seine Treue nicht sowol die Treue eines lebendigen selbstthätigen Wesens, als vielmehr nur die Treue eines freilich lebendigen, aber, wie auch schon in alten Zeiten das Wesen der Knechtschaft bes zeichnet wurde, nur eines Werkzeuges in der Hand eines andern. Dasselbe spricht sich denn auch natürlicher Weise aus in dem Verhalten des Herrn gegen seinen Knecht. Er betrachtet ihn nämlich auch gar nicht anders als so; er schåzt seine Eigenschaften nicht nach dem, was sie in dem Menschen und für den Menschen an sich selbst werth find, sondern nur nach dem, wozu gerade er sie in seinem Dienst gebrauchen kann. Und eben so ist deswegen auch der Knecht gar nicht ein Gegenstand der Liebe und des Wohlgefallens für seinen Herrn; sondern dieser rühmt sich seiner freilich, wenn er treu ist, wie hier gesagt wird, aber nur in demselben Sinn und auf dieselbe Weise, wie wir uns auch eines brauchbaren, wohlgearbeiteten Werkzeuges rühmen und uns des Besizes, 'den wir daran haben, erfreuen, aber ohne ein solches Wohlgefallen oder eine Liebe von der Art, wie sie nur statt finden kann zwischen denen, welche in Beziehung auf die Gemeinschaft, in welcher sie mit einander stehen, auch gleicher Art sind und gleiches Wesens.

Lasset uns nun sehen m. a. Fr., wie sich dies zeigt in dem Verhältniß, in welchem Moses stand zu dem Gott seines Volks. Was wollte der Höchste mit ihm? Der Vater aller Menschenkins der, dessen allmächtige Liebe auf alle gerichtet ist, für den kein einzelner im voraus irgend einen besondern Werth haben kann,

Joh. 15, 15.

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