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m. g. Fr., so fröhlich und herrlich ist es doch seinem wahren Inhalte nach. Denn wer wird gerichtet, als derjenige, dem man schon einen freien Willen zutraut und eine reife Erkenntniß? wer wird gerichtet, als der schon herangewachsen ist in das männliche Alter und zum vollen Besiz und Beroußtsein seiner Kräfte gelangt? So ist also dies ein erfreuliches Zeichen der Fortschritte, welche das menschliche Geschlecht durch diese höchste Entwikkelung der göttlichen Rathschlüsse, ich meine durch die Erscheinung des Er, lösers gemacht hat; es ist ein hoher Vorzug der neuen Welt, worin sie die alte weit hinter sich zurükkläßt, daß ihr der Herr nicht mehr wie einem kindischen Geschlecht zu übersehen braucht, sondern daß von nun an in ihr immer fortgeht das Gericht, in welchem alle Gesinnungen und alle Werke offenbar werden an dem Licht der Erkenntniß, welches Christus angezündet hat. Ehe diese reine Erkenntniß, dies klare Bewußtsein des göttlichen Willens aufgegangen war, gab es auch statt des Gewissens nur ungewisses in dem innern des Menschen; statt der Sünde nur Schwachheiten, die man sich einander gegenseitig gestand und übersah, und die also auch immer wiederkehrten; statt des guten nur glükkiche Neigungen, weniger als andere mit dem Interesse der anderen streitend und durch günstige Umstände in einem leidlichen Maaß gehalten. Darum drehte sich auch das Leben nur immer in demselben Kreise umher. Denn auch das Volk des alten Bundes war nicht gewisser in sich; in seinem Gesez war das äußerlichste dem wesentlichsten gleich gestellt, und auf der einen Seite der Herzenshärtigkeit nur zu viel nachgegeben, auf der anderen der eitelste Dünkel reichlich genährt. Wenn aber die Sünde gewiß geworden ist und das Ebenbild Gottes anschaulich: dann ergeht über alles menschliche Thun das Gericht, weil wir uns nun erhoben fühlen über die Schwachheiten und Unvollkommenheiten der Vorzeit durch den, der erst den menschlichen Geist zur Reife gebracht und den Willen frei gemacht hat, wie er selbst sagt, Recht frei ist nur der, den der Sohn frei macht *). Und zwar macht er ihn frei durch die Wahrheit, die an die Stelle der Unwissenheit treten muß, welche in dem kindischen Zustande die Augen des Geistes verdunkelte. So könnten wir uns gewiß die ganze herrliche Gestalt der neuen Welt eben daraus entwikkeln, daß der Apostel sagt, sie sei die Zeit des Gerichts. Und unbes denklich könnten wir es, da wir ja wissen, daß, wer da glaubt, der kommt nicht ins Gericht! Jedoch wir finden in unserm Text

*Joh. 8, 36.

noch andere uns nåher liegende, mit unserm eigenen innersten Bes wußtsein genauer verbundene Worte, durch die uns noch außerdem der Apostel das neue der christlichen Welt bezeichnet, welches wir nun in dem zweiten Theile unsrer Betrachtung näher mit einander erwågen wollen.

II. Dasselbe nåmlich, was der Apostel auf der einen Seite so ausdrükkt, der Herr habe nun beschlossen den Kreis der Erde mit Gerechtigkeit zu richten durch den, den er dazu bestimmt hat, dasselbe ist auch der Sinn jener andern Worte, daß der Herr nunmehr allen Menschen an allen Enden gebiete Buße zu thun, und daß er ihnen vorhalte den Glauben.

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Das erste nun, die Buße, hat auch einen herben Klang, und scheint nicht viel Weihnachtsfreude darin zu sein. Allein es hångt auf das innigste mit jenem zusammen, was uns auch schon aus dem strengen ein fröhliches und heiteres geworden ist, daß nåmlich die Zeit des neuen Bundes die ist, in der das Gericht anhebt über alle Menschen. Denn wie überhaupt Gericht nicht eher gehalten werden kann, bis zuvor ein Maaßstab aufgestellt und ans erkannt worden ist, nach welchem gerichtet werden soll: so konnte auch in diesem mehr geistigen und innerlichen Sinn nicht eher die Rede sein von einem Gericht, bis die Zeit der Unwissenheit vorüber war und der Wille Gottes geoffenbart durch den, den er eben so sehr dazu ausgerüstet hatte, daß er seinen Willen kund thue, als daß er ihn selbst erfülle. Der Uebergang nun aus jenem Zustande der Unwissenheit in den worin der Mensch fähig ist gerichtet zu werden, dieser Uebergang ist das, was der Apoftel durch das Wort Buße bezeichnet, wenn er sagt, Nun gebietet Gott allen Menschen an allen Enden Buße zu thun, dieweil die Zeit der Unwissenheit, welche er allein übersehen konnte, vorüber ist. Dieses Nun m. g. Fr. ist nun eben das fröhliche und herrliche Nun seit dem Tage, dessen glorreiches und schönes Fest wir heute mit einander begehen, das Nun seit der Erscheinung des Erlösers; und die Aufforderung zur Buße ist nichts anderes als der Ruf, So erwache nun der du schläfft, so wird dich Chris stus erleuchten *), nichts anderes als die Stimme des Sohnes Gottes, welche hören die in den Gråbern sind und aufstehen zum Leben **). Denn das rechte Hauptstükk bei der Buße ist, daß der Mensch seinen Sinn åndere. So lange nun die Menschen in jes

Ephef. 5, 14. **) Joh. 5, 25.

ner Unkenntniß des göttlichen Willens lebten und also auch ohne ein reines und lebendiges Gefühl von der gänzlichen innern Verschiedenheit dessen, was der göttliche Wille gebietet, von dem, was die göttlichen Rathschlüsse vertilgen wollen aus der Welt der vernünftigen Wesen: so lange konnte sich nun auch das menschliche Herz nicht seinem wahrhaftigen und einzigen Ziele, der Gemeinschaft mit dem den es nicht kannte, entgegens strekken. Weil es aber doch nicht ruhen kann, sondern im mer streben und begehren muß: so waren die Menschen während jener Zeit der Unwissenheit in eitlen Richtungen mancherlei Art und in der Lust an dem vergånglichen Wesen dieser Welt befangen. Diesen Sinn, der bei dem jüdischen Volke auch die göttlichen Offenbarungen verdunkelte, åndern, von solchem kindischen Spiel mit den vergånglichen Dingen der Erde sich losmachen, und nachdem die Seele sich der Erkenntniß des göttlichen Willens geöffnet nun auch das Herz auf den einzigen der Bestrebungen und der Liebe jedes geistigen Wesens würdigen Gegenstand hinlenken: das ist die Buße, zu welcher der Apostel auffordert. Eine solche aber war nicht möglich vor der Erscheinung des Herrn. Darum auch in jenem Volk, welches sich eben deswegen einer besondern göttlichen Öbhut erfreute, weil aus demselben der Erlöser der Welt geboren werden sollte, auch in diesem ertönte der Ruf zur Buße nicht eher mit rechter Gewalt, als bis die Ankunft des Herrn nahe war, und diejenigen, welche zur Buße aufgefordert wurden, auch zugleich auf das nahe herbeigekommene Himmelreich hingewiesen werden konnten. Für beide also Juden und Heiden war dieser Ruf eine Aufforderung sich loszureißen, und alles Losreißen ist schwer, auch das von der Sünde, die uns ter göttlicher Geduld geblieben war *), auch das vom eiteln Wandel nach väterlicher Weise und von dem todten Buchstaben der äußeren Sazung, und es bleibt schwer, wenn auch bevorsteht die Gerechtigkeit zu erwerben, die vor Gott gilt, und einzugehen in die Freiheit der Kinder Gottes. Aber doch ist solche Buße eben deshalb auch etwas fröhliches und herrliches, weil wir uns in ihr einem andern und seligen Zustande nahe fühlen. Sei sie auch mit einem schmerzlichen Rükkblikk auf die vorige Zeit verbunden: so ist das nur die Traurigkeit, die niemanden gereut; es sind die flüchtigen Schmerzen der Gebährerin, die bald in Freude verkehrt werden. Allein freilich ist sie nicht möglich gewes sen in den Zeiten der Unwissenheit, wo dieser bessere Zustand ver

*) Röm. 3, 25.

borgen war; und nur seitdem der Vater sich geoffenbart hat in dem Sohn, gebietet Gott allen Menschen an allen Enden diese Buße. Er gebietet! der gebietet, dessen Wort That ist, und von dem es heißt, So er spricht, so geschieht es; und so er gebeut, so stehet es da *). Er gebietet nicht etwa gleich einem menschlichen Herrn mit einem schrekklichen vielleicht und drohenden oft aber doch unfruchtbaren Worte, denn so ließe sich nicht einmal die Buße gebieten, sondern durch die einladende und erquikkende Stimme seines Sohnes selbst; er gebietet durch die gnädigen Zeichen, welche er uns giebt, indem er über uns durch den Sohn seinen Geist ausgießt. So gebietet er demnach auch hier mit einem kräftigen Worte, dem die That nicht fehlt. Ja, wo die Zeit der Unwissenheit wirklich ein Ende nimmt, wo die Erkenntniß Gottes durch sein Ebenbild den Sohn wirklich vermittelst der Predigt in das Herz dringt, daß es zum Bewußtsein der göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit kommt, und ihm göttliches Licht und Recht aufgeht: o da ist jene Buße auch unausbleiblich das erste Werk des göttlichen Geistes in dem Menschen; und dieses die Buße gebietende Wort, welches eigentlich die neue geistige Welt schafft, indem jeder nur durch die Buße in derselben zum Dasein kommt, ist eben so kräftig und wirksam wie das gebietende Wort, welches die äußere Welt um uns her ins Dasein gerufen hat.

Welche Freude also, daß mit dieser Buße das Werk des Erlösers beginnt! Dem Herzen können, wenn es Gott gefällt seinen Sohn zu offenbaren, weder die Werke irgend eines äußeren Gesezes genügen, noch mag es sich länger von den Trebern des sinnlichen Genusses nähren mit den andern. Und wenn sich ein solcher im Begriff umzukehren das vergangene weniger zu übersehen getraut, weil er doch bisweilen eine wenngleich unsichere und immer wieder bestrittene und beschwichtigte warnende Stimme vernommen: so sagt ihm dieselbe Predigt, daß Gott auch diese Stimme, durch die er sich selbst habe ein Gesez sein wollen, unter dieselbe Unwissenheit wie den Ungehorsam gegen dieselbe bes greift, um dieses insgesammt zu übersehen, damit die neue Gerechtigkeit aufgerichtet werden könne, die allein gelten soll. Welche Freude, daß das wenn ein höheres werden sollte unerlaßliche aber immer schwere Umkehren und sich Losreißen für alle vermittelt ist durch eine so belebende und erfrischende Erscheinung, als die des Sohnes, in dem wir den ewigen Vater des Lebens wirken sehn. Wie konnten die Menschen besser und leichter gereinigt

*) P. 33, 9.

werden, als wenn sie gleichsam genöthigt werden in dem Erlöser den Sohn Gottes zu erkennen, durch den wir, weil wer ihn sieht auch den Vater sieht, zur Erkenntniß Gottes und zur Gemeinschaft mit ihm sollen geführt werden. Denn unmittelbar vermag seine Erscheinung und sein Wort die Zeit der Unwissenheit wirklich zu vertreiben; und bei wem dies geschieht, in dessen Herzen macht er Wohnung und erfüllt es mit der Offenbarung des Vaters, die in seinem Wesen liegt. Da vergeht denn das kindische Wesen, in welchem der Mensch ohne ihn begriffen ist, und ers scheint in seiner Nichtigkeit; da wird der menschliche ̧Geist zur rechten Mannheit erstarkt; und der, welcher vorher den Dingen dieser Welt diente, ist frei geworden durch die Kraft der Wahr, heit; umgekehrt ist der innerste Sinn des Gemüthes und alle Handlungsweisen und Ordnungen des Lebens und das ist die Buße.

Aber m. g. Fr. die Buße gebietet Gott auf diese selbst voll. ziehende und kräftige Weise, indem er den Menschen vorhält den Glauben. Dieses Wort nun klingt uns gleich fröhlicher und erquikklicher, und gern rechnen wir es in unsre Weihnachtsfreude hinein. Aber mit Recht erinnern uns die Worte des Apostels daran, wie ge nau beides zusammenhängt, die Buße und der Glaube. Denn auch der Glaube war verborgen in jenen Zeiten der Unwissenheit, die der Herr übersehen hat. In Zweifeln schwankte die menschliche Seele hin und her ohne eine feste Zuversicht, welche die Stüze ihrer Freis heit sein konnte. Jedes Wort der Wahrheit, welches unter den Menschen ertönte; jeder Strahl des Lichtes, den die göttliche Milde in irgend eine menschliche Seele senkte, um sie und andere über das vergångliche und nichtige zu erheben: ach manchem blens deten sie die Augen, daß er doch nur die Finsterniß erkannte, in welcher er wandelte, und allen gingen sie vorüber als ein flüchtiger Schein! Nur jezt erst haben wir ein festes prophetisches Wort, seitdem alle diese vereinzelten Strahlen gesammelt sind in dem einen Licht, welches in die Welt gekommen ist um alle Finsterniß zu erleuchten. Wie nun die Erscheinung des Erlösers das Gebot der Buße ist, indem wir erst an ihm die Herrlichkeit eines göttlichen Lebens schauen und darnach verlangen lernen: so wird auch durch ihn allen Menschen vorgehalten der Glaube. Wem der Erlöser selbst so vorgehalten wird, daß er in ihm erkennt die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes, der gewahrt auch die Fülle, aus welcher er nehmen kann Gnade um Gnade. Und so fest ist auch der Erlöser von dem Entstehen und der Kraft dieses Glau bens überzeugt, daß er nur sorglos lächelt über einzelne vorüber

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