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Erfahrung ausspricht, wenn er sagt, die Verheißung würde durch den Glauben an Jesum Chriftum gegeben denen die da glauben? Nur freilich daß dann dieser Glaube etwas anderes sein muß, als nur das Fürwahrhalten der Lehre und das Anerkennen des Beispiels! Und sollte wol der Apostel die Worte unseres Textes hingeschrieben haben, ohne daß er den Gemeinden, an die er sei, nen Brief richtete, auch hierüber in demselben hinreichenden Aufs schluß gegeben hätte? So håret denn, was in seinem Briefe den Worten unseres Textes vorangeht, wo er nämlich von seinem Streite mit Petrus erzählt und wie er diesen erinnert habe, daß auch sie, die von Natur nicht Sünder wären aus den Heiden, sondern Juden, weil sie wüßten, daß durch des Gesezes Werke kein Fleisch gerecht werden könne vor Gott, gläubig geworden wåren an den Herrn Jesum Christum und nun hofften, gerecht und selig zu werden durch den Glauben an ihn, -da beschreibt er uns diesen Glauben recht wie es sich zu allem schifft, was ich bisher nach Anleitung unseres Textes gesagt habe, mit diesen Worten *), so daß er sagt, So bin ich nun dem Gesez abgestors ben um Gott zu leben, weil nåmlich nicht ich lebe, sondern Chris ftus in mir lebt.

Sehet da m. g. Fr., wie nahe sich das jenen Worten des Erlösers anschließt, die ich vorher angeführt, und wie es ganz anders lautet als nur Lehre und Gesez von dem Erlöser annehmen! Ja dies ist der lebendige Glaube, durch welchen allein die göttliche Verheißung an dem Geschlecht der Menschen in Erfüllung gehen konnte! Dem Gesez müssen wir absterben. Immer in die Ferne und nach außen sehen, ohne in sich etwas zu haben, was dem eigenen Urtheil und Gefühl genügt; immer dem Gesez nachlaufen, wie die Knaben einem Vogel, der vor ihnen herhüpft, ohne sich jemals haschen zu lassen, das wäre nur vergeblis ches Abmühen und ungeftilltes Verlangen, aber nicht Erfüllung der göttlichen Verheißung! Vielmehr wenn wir des Gese zes Werke wieder aufbauen: so kann auch nur beides, Gesez und Sünde, in uns leben; und so leben denn auch nur wir, der alte Mensch des alten Zwiespaltes. Als der also sollen wir nicht mehr selbst leben, sondern so sind wir gekreuziget, so daß nur Christus in uns lebt. War nun in Christo keine Trennung zwis schen Verstand und Willen, sondern die vollste Uebereinstimmung; war für ihn der Wille seines Vaters nicht ein Gesez außer ihm,

*) Gal. 2, 19 und 20.

sondern zugleich sein eigner Wille, der ausschließlich alles bewirkte, was er that, ohne daß jemals ein anderes Gesez in seinen Glies dern gelebt hätte, und erkennen wir ihn als einen solchen: so können wir auch nicht anders, als ihn lieben und glauben, daß er von Gott ausgegangen ist *).

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Und indem wir uns in diesem Glauben an ihn halten, ist dies das erste, daß, wie er sich für uns dahingegeben hat und der unsrige geworden, wir nun auch alles das feinige als das unsrige ansehn, und nicht nur unmittelbar das seinige, sondern auch alles, was er bewirkt in denen, die ihn aufnehmen, und so, indem er in uns ist, wir alle mit ihm eins werden **) und seine Gerechtigkeit als die unsrige ansehen und also gerecht werden durch den Glaus ben an ihn, daß der gerechte nun auch seines Glaubens_lebe ***), der alte Mensch des Zwiespaltes aber, aus Gesez und Sünde zus sammengehalten, nun nicht mehr lebe, sondern für todt erklärk werde, und wenn er sich auch noch regt, dieses doch nicht mehr für das unsrige gehalten werde, sondern wir uns herzhaft davoit wegwenden. Wer aber das nicht verstehen wollte, wie wir uns auf diese Weise Christi Gerechtigkeit zueignen und dabei unsere eigene Unvollkommenheit, sofern wir sie nur nicht mehr wollen, auch ganz in Vergessenheit stellen können, der muß auch darauf verzichten, das edelste in menschlichen Dingen zu verstehen. Denn begegnet uns nicht ganz dasselbe, wenn unser persönliches Bewußtfein sich verliert in dem eines großen Gemeinwesens, dem wir ans gehören, wenn wir uns an den Tugenden und Thaten seiner Hel den und Weisen als an unserm eignen Besiz und Rühm erfreuen und uns dabei gar nicht mehr einfällt, àlles kleinlichen oder wis derfirebenden zu gedenken, was von uns mag ausgegangen sein, the wir von diesem Bewußtsein durchbrungen waren, ja auch was jezt noch unbedacht und wider Willen ähnliches geschieht? Nur freilich kann darin nur Wahrheit sein, wenn der Geist dieses ganjen wirklich in uns lebt und unser eigener Geist und Wille ges worden ist.

Darum nun ist auch für das Leben Chrifti in uns die eigent liche Hauptsache das zweite, daß nun auch wirklich Christus als die Kraft unseres Lebens in uns sei, er die Einheit und der Mittelpunkt unseres gemeinsamen Lebens und wir nur jeder ein Glied

Joh. 16, 27.

**Joh. 17, 23.

Gal. 2, 20. und 3, 11.

II.

an ihm, von ihm beseelt und so wie durch ihn, so auch für ihn wirksam, so daß unser Tichten und Trachten nur darauf steht, das zu fördern, was zu bewirken er von Gott gesendet in die Welt gekommen ist, alles andere aber nur hierauf zu beziehen. Will aber jemand das nicht begreifen, wie es möglich sei, ein fremdes Leben so in sich aufzunehmen und sein eigenes in jenes zu verwandeln, der muß wol niemals erfahren haben oder auch nur beobachtet, welch eine fast zauberische Gewalt ein edler und hoher Geist ausübt, wenn er sich den schwächeren Gefäßen zuwendet und sich ihnen hingiebt, um sie sich anzueignen. So die Sonne, die in das tiefe Herz der Pflanzen hineinscheint, treibt aus ihnen wieder heraus in Blättern und Blüthen; die Mutter, liebe lächelt in die Augen des Säuglings hinein und wekkt in ihm die Liebe, die sich der Mutter wieder entgegenstrekkt; der Feldherr haucht seinen Muth in tausende, und derselbe Muth glänzt ihm wieder entgegen aus ihren feurigen Blikken. Christus aber, der uns mit göttlicher Liebe geliebt hat, entzündet eben diese göttliche Liebe in unsern Herzen. Denn der Wille des Vaters, den zu erfüllen seine Stärkung war und seine Freude, ist nichts anders als die Liebe, weil Gott die Liebe ist. Darum ist auch allen, die wahrhaft von ihm ergriffen sind, die Liebe alles. Was sie auch arbeiten mögen und leiden, sie machen sich kein Verdienst daraus, sondern, Die Liebe Christi dringet uns also *); was ihnen auch rühmliches und erfreuliches begegne, wofür sie Lob und Dank sagen, ist immer nur dieses, daß die Liebe Gottes ausges gossen ist in ihre Herzen **). Wo aber die Liebe waltet, da gilt kein Gesez. Denn aus dem Gesez kommt Erkenntniß der Sünde, die Liebe aber bedekkt auch der Sünden Menge; das Gesez bringt Furcht hervor, der Belohnungen verlustig zu gehen, oder in die Strafen zu verfallen, die Liebe aber treibt alle Furcht aus; das Gesez, wiewol geistig, besteht doch seiner Natur nach nur durch den Buchstaben, die Liebe reicht weiter als alle Sprachen und alle Erkenntniß ***). In dieser Liebe Chrifti leben, das heißt, von seinem Geiste, der ihn verklärt und alles von dem seinigen nimmt, auf das beseligendste regiert werden, und, Regieret euch nun der Geist: so seid ihr nicht unter dem Gesez †).

* 2 Kor. 5, 14.

**) Röm. 5, 5.

***) 1 Kor. 13, 8.

†) Gal. 5, 18.

So m. 8. Fr. befreit uns Christus beibes vom Gesez und von der Sünde; von der Sünde, indem die Gemeinschaft mit seiner Gerechtigkeit uns das Bewußtsein derselben entfremdet; vom Gesez, indem die Liebe Christi so sehr des ́Gesezes Erfüllung ist, daß desselben nun nicht weiter gedacht zu werden braucht. Und rufen wir uns alles hierher gehörige zurükk: so werden wir auch in der Ueberzeugung fest werden, daß anders, als es gewor. den ist mit dem menschlichen Geschlecht, Gott auch nicht über uns verfügen konnte und daß der Rathschluß einer solchen Erld. sung nicht etwan eine göttliche Willkühr ist, sondern eins und dasselbige mit dem Rathschluß, die Menschen, solche Wesen wie sie sind, zu schaffen. Denn sollten sie solche nicht sein, in denen Zwiespalt gesezt wåre zwischen der Einsicht und zwischen der That: so konnten sie unmöglich, was doch unsere innerste und ursprüng. lichste Bestimmung ist, ein fortschreitendes geistiges Leben auf Er den entwikkeln. Aber sollten sie auch immer solche und nur solche bleiben: so konnten sie nie zu einem wahren und vollen Frieden gelangen. Und so hat der Apostel Recht, daß die göttliche Ver heißung, das menschliche Geschlecht zu fegnen, auf keinem andern Bege in Erfüllung gehen konnte, als auf dem einer solchen Erlösung vermittelst der Einheit und der lebendigen Gemeinschaft des Glaubens mit dem, in welchem weder Sünde noch Gesez ist und überhaupt kein Streit noch Zwiespalt, sondern lauter Uebereinstimmung, Friede und Seligkeit. So erlöst sein von dem Gesez und der Sünde und hineingezogen durch Glauben und Liebe in die Lebenseinheit mit dem, der uns vorher so hoch ges hebt und sich gern für uns dahin gegeben hat von dem ersten Augenblikk seiner Wirksamkeit an bis an seinen Tod, das ist die Freiheit, das die Gerechtigkeit und die Seligkeit der Kinder Gottes. Möchten nur alle Christen während dieser festlichen Tage in solchem Sinne hinauf sehen zu dem, der uns erschienen ist, und möchten sie alle aus eigner Erfahrung mit der innigsten Dankbarkeit sagen können, Wen der Sohn frei macht, der ist recht frei. Amen.

III.

Was in der Seele dem Einzug des Herrn vorangehen muß.

Adventspredigt.

Text. Matth. 11, 7. 8.

Da die hingingen, fing Jesus an zu reden zu dem Volk von Johannes: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her wehet? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? wolltet ihr einen Menschen in weis chen Kleidern sehen? Siehe, die da weiche Kleider tragen sind in der Könige Häusern.

Diese Worte m. a. Fr. find aus der in einem großen Theil

unserer Kirche für den heutigen Sonntag üblichen evangelischen Lection. Johannes hatte zwei von seinen Jüngern zu Jesu gefandt, ihn zu fragen, ob er in der That der sei, der da kommen sollte, oder ob sie noch eines anderen warten müßten; und Jesus hatte ihnen geantwortet, fie möchten als Antwort nur ihrem Meis ster berichten, was sie selbst gesehen hätten von seinem Thun und Wirken. Wie nun dieses unserm Text vorhergehende gar sehr in die Zeit hingehört, in welcher wir jezt leben, das m. g. Fr. ist wohl einem jeden von selbst einleuchtend, und ich darf mich deshalb nur auf unsere neuliche Versammlung berufen, in welcher wir uns ganz besonders wieder seiner als dessen, der da kommen sollte

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