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und der da gekommen ist, mit einander gefreut haben und uns sowol mit dankbarem Herzen gegen Gott dazu bekannt, daß wir nicht mehr nöthig haben, eines andern zu warten, als auch uns unter einander bezeugt, wie es nur an uns liegen könne, wenn wir nicht täglich mehr unsern geistigen Hunger und Durst an ihm und an allen himmlischen Erquikkungen ftillen, die er gebracht hat. Wie aber auch die verlesenen Worte selbst — auf die ich für heute eure Aufmerksamkeit hingewiesen habe, was nämlich Christus, als jene Jünger Johannis sich wieder entfernt hatten, anfing von Johannes selbst zum Volke zu reden — wie auch diese sehr geschikt sind, ein Gegenstand unsrer Betrachtung in dieser unsrer fröhlichen Adventszeit zu werden, das ist vielleicht nicht so von sich selbst einleuchtend; die Sache ist aber diese. Von jeher handelt alle christliche Dichtkunst und alle christliche Rede in dieser festlichen, der Feier der Geburt des Herrn vorangehenden Zeit zunächst immer von seiner Zukunft in das Fleisch oder auch von jenem feierlichen Einzug in die Hauptstadt seines Volkes, als er nun den letzten Theil seines großen Werkes auf Erden beginnen wollte. Mit beidem aber läßt sich auch auf das lieblichste verbinden → und das wird euch m. g. Fr. schon häufig vorgekommen sein, so daß ich nicht fürchten darf unverständlich zu reden, wenn ich den Anfang der lebendigen Gemeinschaft mit dem Erlöser so nenne der Einzug des Herrn, der ja nicht nur für uns gelebt und gelitten hat, sondern auch in uns sein und leben will, in das Herz der gläubigen selbst, Johannes der Tâu, fer nun m. g. Fr. war nicht ein Mann des neuen Bundes, sons dern des alten; das zeigt seine ganze Geschichte, und der Herr felbft bestätigt es in den Worten, die unmittelbar auf unsern Text folgen, indem er sagt, Seid ihr 1 ausgegangen einen Propheten zu sehen? Ja ich sage euch, der auch mehr ist als ein Prophet; aber der kleinste im Reiche Gottes ist größer, denn er. Also ein Mann des neuen Bundes war Johannes nicht, aber er war derjenige im alten Bunde, dessen ganzes Leben und Sein sich am unmittelbarsten auf den bezog, der da kommen sollte. Eben deswegen war er vor ihm her gefandt; aber um diesen Beruf zu erfüllen, mußte er gerade so sein und nicht anders, wie Gott der Herr ihn ausgerüstet hatte. —

Hiervon nun m. g. Fr. können wir leicht die Anwendung machen auf das Leben des Erlösers in unfern Herzen. Es giebt Zustände des menschlichen Gemüths, welche zu dem eigentlichen Erben aus Gott, zu der heiligen Freiheit der Kinder Gottes, die der Erlöser gebracht und erworben hat, noch nicht gehören; fie

gehören eigentlich noch wie Johannes einem früheren Entwikk lungszustand der menschlichen Seele an; aber sie sind dasjenige, was der Natur der Sache nach vorhergehen muß vor dem Eins zug des Erlösers in die Seele, dasjenige, wodurch sie eben so für ihn bereitet und auf ihn ihre Aufmerksamkeit gespannt wird, wie das Volk es werden sollte und zum Theil auch wurde durch Johannes den Täufer.

Diese Zustände nun verdienen eben daher als solche wol gar sehr, daß wir in dieser Zeit unsre Aufmerksamkeit auf sie richten, theils um ihrer selbst willen, denn wie sollten uns nicht überall in dem menschlichen Gemüthe die Zeichen willkommen sein, welche verkündigen, daß eine Seele nicht fern ist vom Reiche Gottes, sondern bereit es in sich aufzunehmen? theils auch um uns durch Vergleichung desto mehr in unsrer eigenen Erkenntniß von der rechten Art und Weise des Reiches Gottes in uns selbst zu befestigen.

Dies m. g. Fr. fei also die Beziehung, in welcher wir über die verlesenen Worte jezt mit einander nachdenken wollen. Unmittelbar sagt uns der Erlöser zwar hier nur zweierlei, was Johannes nicht sei, nicht ein vom Winde bewegtes Rohr, nicht einer in weichen Kleidern. Aber wie sich seine Zuhörer aus eigner Bes kanntschaft bei diesen Andeutungen das leicht hinzudenken konnten, was Johannes statt dessen wirklich war: so finden auch wir dazu Anleitung genug in den Erzählungen der Evangelisten. Und so wird uns deutlich werden, wie Johannes in beiderlei Hinsicht ein Vorbild ist dessen, was in der menschlichen Seele vorges hen muß, ehe der Erlöser in sie einziehen kann, und werden uns denn auch recht überzeugen können, wie doch auch in beider Hinsicht der kleinste im Reiche Gottes etwas herrliches res und größeres darstellt, als er.

I. Zuerst also fragt der Erlöser, was seid ihr hinausgegangen zu sehen? ein Rohr, welches der Wind hin und her weht? Das ist ein Zustand m. g. Fr, in welchem sich der Mensch, der in dem Reiche des Erlösers lebt, unmöglich befinden kann. Ein Rohr, das vom Winde bald auf diese, bald auf jene Seite hingetrieben wird, erhält seine Bewegung von außen und hat nicht Kraft und Festigkeit genug, um irgend einer Bewegung, die ihm von außen mitgetheilt wird, einen Widerstand zu leisten, durch den es seine Selbstständigkeit bewährte. Dies also ist der Gegensaz zu der Freiheit, welche der Erlöser uns anbietet und mittheilt und von welcher er sagt, Wen der Sohn frei macht, der sei recht frei,

indem er gekominen sei, die Menschen frei zu machen durch die. Wahrheit. Der freie bekommt von außen zwar die Veranlassung zu seinen Handlungen und die Gegenstände für seine Gedanken und Empfindungen; aber wie er sich dann bewegt, dazu hat er die Regel in sich selbst. So lange der Mensch noch, wie der Apostel es ausdrükkt, von jedem Winde der Lehre hin und her bewegt wird, so lange bald diese, bald jene einander widerspre chenden Vorstellungen und Ansichten einander in seiner Seele drången und verdrängen: so ist er im Suchen und Trachten, aber ohne das rechte finden zu können. Und wenn der Erlöser gegen das Volk grade dieses heraushebt, daß Johannes kein solches Rohr gewesen, so will er seine Zuhörer gewiß zugleich auf sich selbst zurükkführen, wie denn unter ihnen gar viele solche mögen gewesen sein, welche bald dem Johannes nachgingen, bald Christo selbst, bald wieder sich unter das Joch der pharisäischen Schriftgelehrten begaben. Und glükklich noch, wenn sie nicht am Ende, hoffnungslos, zu einer eignen Ueberzeugung zu gelangen, auch ohne Ueberzeugung ganz bei diesen lezteren stehen blieben, zufrieden damit, das Loos derer zu theilen, welche sich des größten öffentlichen Ansehns erfreuten; denn dies ist noch weit schlimmer, als das Hin- und Hergewiegtwerden von jedem Winde der Lehre, weil¿ wenn der Mensch auf das köstliche Besißthum einer eignen Ueberzeugung verzichtet, er zugleich seiner Freiheit entsagt und sich zum blinden Werkzeug derer erniedrigt, von denen er die Regel des Glaubens und des Lebens annimmt.

So war Johannes nicht, der vielmehr jedes geistliche und weltliche Ansehn seiner Predigt der Buße unterwerfen wollte und sich von dem ihm vorgezeichneten Wege durch keinen Windstoß hinwegtreiben ließ. Aber wie war er denn? In der Wüste lebte er entfernt von dem Gedränge der Menschen. Statt sich den entgegengesezten Windstößen menschlicher Meinungen preiszugeben, sicherte er sich unter dem dichten Schuz der Einsamkeit, weder des nen erreichbar, welche, um desto allgemeiner geehrt zu werden, ihre Meinungen möglichst zu verbreiten suchen, noch auch denen, welche nur, um sich selbst immer mehr zu befestigen, den Wunsch hegen, daß recht viele dasselbe glauben möchten wie sie. Hier lebte er ungestört wenigstens in der Ueberzeugung, die aber freilich noch keinen Frieden und keine Seligkeit in sich schloß, daß, un den Menschen zu helfen und die göttlichen Verheißungen wahr zu machen, ein anderer kommen müsse; hier lebte er in froher Ahndung, daß die Erfüllung nahe sei, in ernstem Umgang mit Gott und, wie wir wol glauben müssen, in heißem Flehen, daß

ihm werden möge, den selbst zu schauen, der das Heil Gottes in fich trage; für welches Flehen ihm denn auch Gewährung ward, indem der Herr ihm ein Zeichen gab, woran er seinen gesandten erkennen sollte,

Und wenn die Menschen zu ihm hinauskamen in die Wüste: so hatte er für die meisten unter ihnen immer nur das eine, zur Buße nämlich ermahnte er sie und forderte sie auf, rechtschaffene Früchte der Buße zu tragen, wobei er ihnen aber auch nicht verhehlte, daß sie von ihm nichts weiter zu erwarten håtten und daß er nichts anders sei, als die Stimme eines rus fenden. Nur wenige, wie es scheint, die es ihm würdiger zu sein schienen, suchte er bestimmter aufmerksam zu machen auf den, der schon unter sie getreten war, den sie aber nicht kannten.

Wie häufig m. g. Fr. finden wir nun nicht auch unter uns einen Seelenzustand, der diesem gar sehr gleicht, eben so zwischen dem Zustande stehend, worin das Volk sich damals befand, und dem der wahren Jünger Christi, wie Johannes in der Mitte stand zwischen beiden! Welche lange genug entweder eitlerweise menschlichem Ansehn gefröhnt haben, weil sie die wahre Freiheit für unerreichbar und sich selbst nicht gut genug für sie hielten, oder welche lange Zeit das Rohr gewesen sind, das der Wind hin und her weht, so daß sie eine Menge von Meinungen und Ansichten mit wechselnder Anhänglichkeit jezt gehegt und dann verworfen haben, von jeder hoffend, sie werde Ruhe und Sicherheit gewähren, und von jeder immer wieder getäuscht: die werden dann frü her oder später das geistige Verkehr mit den Menschen anfangen für gefährlich zu halten, und, wie Johannes sich in die Wüste zurükkzog, ziehen sie sich in sich selbst zurükk. Warum? weil sie merken, daß die Menschen ihnen nicht helfen können, sondern, wie Jos hannes das auch predigte, ein anderer kommen muß. Sie selbst freilich, das wissen sie wol, können sich auch nicht helfen; aber doch wissen sie nichts besseres, als sich immer aufs neue mit dem Bewußtsein zu erfüllen, daß sie nun wenigstens wissen, wie nichtig das ist, was ihnen lange als groß und gut erschienen ist, wie eis tel alles, womit sie sich bisher beschäftigt, was sie in sich erfahren und wonach sie gestrebt haben. Giebt es nun aber anDere, welche entweder, weil ihnen alles bedeutender scheint, was von dem gewöhnlichen abweicht, oder auch, weil sie besonders bei solchen stillen und zurükkgezogenen das wahre und rechte zu finden meinen, sich in ihre Zurükkgezogenheit eindrången — wie auch zu Johannes, und gewiß nicht wider seinen Willen, die Menschen hinausströmten in die Wüste: so hören wir auch von ihnen die nämlichen strengen Tône. Zur Buße ermahnen sie und erscheinen

selbst auf alle Weise als solche, welche der Buße sich befleißigen; aber es weht ein Geist wie der des alten Gesezes in ihren herben Reden. Sie sprechen am liebsten mit den Worten des alten Bundes, als ob sie noch kein Recht hätten an die freudigeren Aussprüche des neuen. Sie haben eine Menge äußerlicher Werke zu verdammen und lebungen und Entsagungen zu fordern, und, wies viel auch dem Christen erlaubt sei, sie ziehen sich immer dahinter zurüff, daß doch nur gar weniges fromme; als ob sie doch noch nicht im Stande wåren, dieses als ihre größte und reinste Erfahrung auszusprechen, daß die Liebe des ganzen Gesezes Erfüllung ift. Sie hängen am Buchstaben und richten nach dem Buchstaben, ängstlich für sich selbst und scharf für andere, als ob ihnen noch das eine fehlte zu wissen, daß eben der Buchstabe tödtet und nur der Geist lebendig macht.

Wie sollen wir diese Stufe des geistigen Lebens beurtheilen, auf der wir so viele achtungswerthe Menschen minder freudig und selig finden, als wir wünschten? Laßt mich ehrlich sein und es gerade heraus sagen: indem uns diese Weise beengt, zieht sie uns nicht an sich, indem sie uns den Glanz des Evangeliums verbirgt hinter einem Schirm, der der Dekke Mosis nur zu ähnlich sieht, ergreift uns das Verlangen nach einem freieren Licht, und wir wenden uns von ihr ab. Ihre einsame Betrachtung hat zuviel beigemischt von einem unfruchtbaren Brüten über den geheimsten Tiefen des menschlichen Verderbens, als daß wir einen freudigen Genuß der göttlichen Gnade davon ahnden könnten; ihr Ringen im Gebete mit Gott, wie sehr auch die Standhaftigkeit zu leben sei, mit der sie ihn nicht lassen wollen, er segne sie denn, hat zus viel gewaltsame Anstrengung, als daß wir nicht fürchten müßten, fie aus diesem Kampfe doch nicht anders, als mit einer Verrens kung der Seele scheiden zu sehen, welche ihnen nicht leicht ein frisches und fröhliches Wandeln vor Gott gestatten wird. Ihre Strafreden an diejenigen, die sich aus dem Geräusch eines vielbe wegten Lebens zu ihnen wagen, sind zu wenig versezt mit evangelischer Milde, um auf heilsame Art eindringlich zu sein; ihre Ermahnungen zur Buße zeigen zu wenig das Bild des Reiches Gottes, in welchem wir doch unser Erbe haben, als daß wir sie uns aneignen könnten. Darum geht es ihnen wie dem Johannes, zu dem auch neugierige in Menge hinausströmten und viele sich von ihm untertauchen ließen in das Bad der Buße, aber das Bad der Wiedergeburt hatte niemand von ihm empfangen, und nur wenige scheint er im Stande gewesen zu sein sich auf das ganze Leben zu verbinden; der auch viel besprochen wurde und hochgeachtet

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