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wollen wir anrufen um seine Gnade, daß er auch uns gebrauchen möge nach unserer Schwachheit, um seinen Weinberg anzubauen und den geistigen Tempel Gottes höher hinaufzuführen. O dann wird unser Leben nichts anderes sein, als ein freudiger und schöner Kranz von Werk und Lohn, die stille Seligkeit des göttlichen Friedens im Herzen und das einfache Verdienst der Treue, unscheinbar beides vor, der Welt und oft nicht wahrgenommen, aber doch die Fülle des göttlichen Segens, doch allein das ewige in der Hülle des zeitlichen und vergånglichen, doch allein die volle Genüge, die der Herr uns allen geben möge. Amen.

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IX.

Welchen Werth es für uns habe, daß das Leiden des Erlösers vorhergesagt ist.

Passions predigt.

Text. Markus 9, 12.

Er antwortete aber und sprach zu ihnen, Etwas soll ja zuvor kommen und alles wieder zurecht bringen; dazu des Menschen Sohn soll viel leiden und verachtet wer den, wie denn geschrieben steht.

M. a. Fr. Wir finden sowol in unsern Nachrichten von dem

Leben Christi als in den Verkündigungsreden der Apostel viele Stellen, welche wie die eben verlesene darauf aufmerksam machen, daß das Leiden des Erlösers vorher verkündigt und beschrieben worden ist; und auch die Evangelisten selbst gehen oft bei ihren Erzählungen von dem Leiden des Herrn in diesem Sinn auf eins zelne Stellen des alten Testaments zurükk, daß sie das geschehene als die Erfüllung derselben darstellen. Hierauf haben nun von Anfang an, und das ist gewiß sehr natürlich und leicht zu begreis fen, fast alle gläubigen einen großen werth gelegt; und bis auf den heutigen Tag ist viel unter uns die Rede hievon, wenngleich nicht immer auf die gleiche Weise. Daher habe ich es für wohl geeignet gehalten, unsre diesjährigen Andachten über das Leiden

des Herrn durch eine Betrachtung über den Zusammenhang ders selben mit dem, was vor alten Zeiten erst mündlich kund gemacht, dann auch durch die Schrift mitgetheilt worden war, einzuleiten, damit wir uns unter den vielen so sehr verschiedenen Aeußerun gen über diesen Gegenstand, die uns gewiß allen vorkommen, um so leichter zurechtfinden lernen. Allein um nicht zuviel für eins mal zu unternehmen, will ich mich auf die Frage beschränken, was für einen Werth dies für uns habe, daß das Leiden des Erlösers schon vorher ist geweissagt gewesen. Aber auch diese Frage läßt sich nicht einfach beantworten, sondern ganz anders verhält es sich, wenn von den einzelnen Umstånden dieses Leidens, und ganz anders, wenn von dem Zustand des Leidens überhaupt und in seiner Allgemeinheit die Rede ist. Nach diesen beiden Fällen laßt uns also unsre Betrachtung eintheilen.

I. Zu dem ersten giebt unser Text uns freilich keine unmits telbare besondere Veranlassung, außer in sofern, daß vieles Leiden allerdings auf eine Menge von Einzelheiten hinweiset; aber der Ausdrukk, Wie denn geschrieben steht, erinnert gewiß jeden an viele Stellen unserer heiligen Bücher, wo bei solchen einzelnen Umständen auf Ausdrükke in den Schriften des alten Bundes zurükkgewiesen und oft genug sogar gesagt wird, dies sei geschehen, damit das erfüllt würde, was geschrieben steht.

In Beziehung nun auf diese Weissagungen, wenn wir sie fo nennen dürfen, von bestimmten Einzelheiten in dem Leiden des Erlösers ist große Vorsicht nöthig, damit nicht das, was dem Glauben zur Bestätigung dienen soll, ihm eher Schaden bringe.

Denn zunächst, wenn wir die auf solche Weise angeführten Stellen aus den Büchern des alten Testamentes aufmerksam be trachten und sie mit dem, was geschehen ist, vergleichen: so werden wir gestehen müssen, daß es keinesweges in allen Fållen dies felbe Art ist, wie das geschriebene in dem geschehenen seine Ers füllung gefunden hat; ja nicht selten scheint beides, genau bes trachtet, gar nicht dasselbige zu sein. Und nicht nur dies, sons dern in demselben Zusammenhang, wohin wir als auf solche ein zelne Weissagungen verwiesen werden, finden sich andre Beschreis/ bungen, die entgegengeseztes von dem enthalten, was dem Erldfer wirklich begegnet ist. Ich will, um dies zu erläutern, nur an zwei ausgezeichnete Beispiele erinnern. Zuerst ist der zwei und zwanzigste Psalm voll von solchen Einzelheiten. Wenn wir aber in demselben unter andern lesen, Sie theilen meine Kleider unter sich und werfen das Loos um mein Gewand; aber du Herr fei

nicht ferne, meine Stärke, eile mir zu helfen *): so werden wir wenig dagegen einwenden können, wenn jemand sagt, so wie dies ses Wort hier auf jenes erste bezogen werde, sei das erste offenbar eine sprichwörtliche Beschreibung von der Sicherheit, mit welcher die Gegner jenes bedrängten ihn schon in ihrer Gewalt zu haben glaubten, er aber hoffte noch, indem er jenes aussprach, auf Hülfe von oben; und so wäre dieses erfüllt worden an dem Erlöser, wenn auch buchstäblich nicht seine Kleider wären vertheilt worden. Betrachten wir aber den ganzen Zusammenhang, so erscheint dieser Psalm vielmehr als die Darstellung einer durch göttliche Hülfe glükklich überstandenen Gefahr. Das unmittelbar auf die vorher angeführten Worte folgende Gebet, Errette meine Seele vom Schwert, hilf mir aus dem Rachen des Löwen! zeigt sich in allem folgenden als unmittelbar erhört; daß aber zwischen die Bitte und die Erhörung erst noch der Tod zwischen eingetreten sei, davon kann aus dem Psalm selbst kein unbefangener eine Ahnung bekommen. Er erscheint also, wenn man das einzelne betrachtet, als Weissagung, wenn aber das ganze, dann nicht. Zweitens erinnert euch an die bekannte Weissagung in dem Propheten Jesaias **), wie. bestimmt sehen wir hier doch Christum vor uns stehen in einer Menge von einzelnen Zügen! Aber wenn wir nun finden, daß der Evangelist dasselbe, was wir durch das Leiden des Erlösers erfüllt halten, wenn es nämlich heißt, Er nahm unsre Krankheit auf sich und trug unsre Schmerzen ***), durch die heilenden Wunderthaten des Herrn erfüllt glaubt ****), so werden wir doch wankend, welches das richtige sei. Und wenn wir in dem Propheten zugleich lesen, Weil seine Gestalt håßlicher ist denn anderer Leute, und er hatte keine Gestalt noch Schdne t): so denken wir hiebei nicht an eine vorübergehende Entstellung durch Schmerz und Wunden, sondern die Worte erscheinen wie die Beschreibung der ganzen Person; und so haben wir doch gar keine Ursache uns den Erlöser vorzustellen. Lesen wir endlich mitten unter den sprechendsten Zügen auch dieses, Und er ist begraben wie die gottlosen und gestorben wie ein reicher tt): so ist dies das grade Gegentheil von dem, was dem Erlöser bes

*) Pf. 22, 19. 20.

**) Jef. 52, 12 u. 53, 12.

***) Jef. 53, 4.

****) Matth. 8, 16. 17.

†) Jef. 52, 14 u. 53, 2.

†) Jef. 53, 9.

gegnet ist; und wenn man auch die Worte allerdings etwas an ders faffen kann, die Erwähnung des Gegenstandes bleibt, aber eine ähnliche Beschreibung kommt nicht zu Stande. Auch hier also finden wir in demselben ununterbrochenen Zusammenhang neben dem ähnlichsten auch das ganz unähnliche und fremde.

Deshalb thut wol vor allen Dingen noth uns darin festzusezen, daß von dem Dasein solcher Weissagungen und von ihrer Erfüllung unser Glaube nicht darf abhängig gemacht werden. Oder sollte wol einer gefunden werden, der da behauptete, die Vergleichung solcher Stellen habe ihn zum Glauben an Christum bekehrt? Gewiß nicht! Oder auch nur einer, welcher im Ernst besorgte, feine Ueberzeugung von Christo würde an Festigkeit verlieren, wenn es solche Stellen nicht gåbe? oder wenn es sie zwar gåbe, aber das buchstäblich entsprechende dazu fånde sich nicht im Leben des Erlösers? Gewiß nicht! denn nicht alles geschriebene ist ja genau und buchstäblich erfüllt; und viel wichtigeres als das geschriebene ist doch gar nicht vorhergesagt. Steht aber dies einmal fest: nun dann können wir alles, was sich als eine solche Zusammenstimmung ankündigt, ruhig betrachten und ruhig unterscheiden, wie dieses und wie jenes gemeint und auch wie das eine und das andere erfüllt ist. Bliebe nun auch wenig dergleichen übrig, so würde uns deshalb nichts abgehn; was uns aber bleibt, deß wers den wir uns auf die richtigste Weise erfreuen.

Und so werden wir auch am sichersten vor einem Nachtheil bewahrt bleiben, der nur zu vielen Christen aus der Beschäftigung mit dieser Art von weissagenden Aussprüchen entsteht. Nämlich legen wir einmal einen hohen Werth auf solche einzelne Vorherverkündigungen: so ist es auch natürlich, daß wir alle Spuren von Aehnlichkeiten zwischen alttestamentischen Erzählungen oder Sprüchen und dem, was sich bei dem Leiden des Erlösers zuges tragen, fleißig und mühsam aufsuchen, um nur wo möglich noch hier eine Weissagung, dort ein Vorbild, mindestens eine Anspie lung mehr zu finden. Aber kann dies anders geschehen, als ins dem wir bei unserer Betrachtung der Leiden Christi grade am meisten auf die Nebendinge uns richten, die uns weder den hohen Zwekk derselben vergegenwärtigen, noch uns die göttliche Hei-, ligkeit des Erlösers vor Augen bringen? Wenn wir uns nun an solche kleine Umstände hängen, die sich eben so leicht, und ohne daß in der Sache selbst das geringste wåre geändert worden, auch ganz anders hätten ereignen können: wenden wir uns dann nicht in der That von der Sache selbst ab? Wenn wir unsre Aufmerksamkeit mit solchen äußerlichen Dingen beschäftigen: so muß

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