ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Gemeingut aller frommen Verehrer seines Vaters gewesen waren, einen so besonderen Werth legte, daß er es nicht verschmähte noch) im Angesichte des Todes seinen Vater mit Worten aus diesen Schriften anzurufen: wie sollten nicht wir durch dieses große Beispiel noch immer fester an unsere heiligen Schriften des neuen Bundes gekettet werden, welche ja nicht nur den Schatten künftiger Güter enthalten, wie die jenes alten Bundes, sondern das Wesen selbst; welche sich schon so viel långer als die kräftigste Stärkung und das reinste Läuterungsmittel heilsbegieriger Seelen bewährt haben, so daß auf jeden Spruch derselben, da die glâubigen sich immer wieder bei dieser Quelle gelagert haben, ein bes sonderer Segen dankbarer Erinnerung ruht, und auch wir selbst einzeln sowohl als in Gemeinschaft, weit entfernt eben so wie der Erlöser uns selbst genügen zu können, nur allzu leicht in Gefahr kommen das Gleichgewicht zu verlieren und Schiffbruch zu leiden, wenn es uns nicht zu rechter Zeit gelingt in dem festen Grunde jenes göttlichen Wortes einen zuverlässigen und schüzenden Anker zu werfen.

Möchte daher doch uns allen des sterbenden Erlösers Beispiel ein neuer Antrieb sein unsere Bekanntschaft mit der Schrift immer lebendig zu erhalten, ja sie mehr und mehr zu erweitern, damit wir nicht nöthig haben, wie es die Weise vieler frommen Christen ist, es auf den Zufall ankommen zu lassen, was er uns zuführt, wenn wir einen Trost aus der Schrift brauchen, sondern es uns leicht werde aus dem Schaze unserer eigenen Erinnerung uns jedesmal dasjenige zu vergegenwärtigen, was uns am, meis sten Trost und Erbauung oder Belehrung und guten Rath ges währen kann. Sehet da, das gesegnete Wort des Herrn beginnt jezt einen neuen freudigen Flug; in fremde größtentheils noch rohe ungeglåttete Sprachen übertragen eilt es zu Völkern hin, die zwar wol den heiligen Namen des Erlösers gehört und einzelne Laute des Christenthums vernommen haben, aber noch nie die Geschichte des Erlösers und die göttlichen Tröstungen seiner Lehre in diesem ursprünglichen Zusammenhange konnten kennen lernen. Daß doch dieses ja nicht den Schein gewinne, als wollten wir vielleicht gar nicht etwa nur mittheilen, sondern die heis lige Schrift als etwas, das nur für die ersten Zeiten des Glau bens seinen ganzen Werth hätte, gänzlich anderen überlassen, als ob wir ihrer nicht mehr bedürften, weil nåmlich unser inneres Christenthum so fest begründet und so vollkommen entwikkelt sei, daß wir des äußeren Wortes leicht entbehren könnten! Möge es auch nicht den Schein gewinnen, als sehne sich das göttliche

Wort selbst von uns, die wir nicht fleißig und ernstlich genug Gebrauch davon machten, hinweg und zu anderen, welche diesen Schaz köstlicher bewahren würden, und denen es wieder alles sein könne, was es unsern Vorfahren gewesen ist. Nein m. gel., so möge sich diese Sache nicht wenden zu einem Wechsel, bei dem wir nur verlieren könnten! Tragen wir unser Scherflein dazu bei, daß die heilige Schrift über alle Länder und Völker der Erde verbreitet werde: so müsse sie zugleich unter uns selbst immer reichlicher wirken, damit auch jene löblichen Bestrebungen stets von dem rechten Antrieb, nämlich der überströmenden eigenen Erfahrung, ausgehen. Darum laßt uns auch hierin dem Beispiel Christi folgen, am meisten aber uns an die Schriften des neuen Bundes halten, damit sowol die einzelnen Züge des Bildes Christi als auch seine Anweisungen für die seinigen sich uns immer wieder auffrischen, und so das geschriebene Wort lebendig werde in unseren Seelen und nach seiner Verheißung Frucht trage hundertfältig und tausendfältig. Amen.

XI.

Die Gesinnung, in welcher Christus seinem Leiden entgegenging.

Passionspredigt.

Text. Johannes 14, 30, 31.

Ich werde hinfort nicht mehr viel mit euch reden; denn es kommt der Fürst dieser Welt und hat nichts an mir. Aber auf daß die Welt erkenne, daß ich den Vater liebe, und ich also thue, wie mir der Vater geboten hat, stehet auf und lasset uns von hinnen gehen.

M. a. Fr. In unserer ersten Leidensbetrachtung haben wir

uns Worte des Herrn zum Gegenstand gemacht aus den Tagen seiner Auferstehung *), als er sein Leiden hinter sich hatte und als Sieger des Todes auf dasselbige zurükksehen konnte; und ha ben erwogen, wie er damals seinen Jüngern den Zusammenhang und die Nothwendigkeit dieses göttlichen Rathschlusses auseinandergesezt hat. Die heutigen Worte unsers Textes sind Worte des Erlösers mitten aus dem Zusammenhang seiner lezten Reden genommen, als er seine Jünger auffoderte aufzustehen von dem Ort, wo sie so eben das Mahl des Abschiedes mit ihm gehalten hatten, indem er im Begriff war mit ihnen dahin zu gehen, wo

*) Ueber Lukas 24, 26.

[ocr errors]

er wußte, daß diejenigen ihn erwarteten, welche ausgesandt waren um ihn gefangen zu nehmen. Und hier m. g. Fr. giebt er uns nun in den Worten, die wir vernommen haben, die Ge. sinnung zu erkennen, in welcher er dem Leiden, das ihm nun bevorstand, entgegen ging; indem er nåmlich sagt, es solle der Welt zur Erkenntniß davon gereichen, daß er den Vater liebe, und daß er also thue, wie ihm der Vater geboten hat. Daran also, daß er seinem Leiden, so wie er es that, entgegenging, sollten sie erkennen zuerst seinen Gehorsam gegen seinen Vater, zweitens aber auch, was noch mehr ist als das, den ganzen Umfang und die ganze Innigkeit seiner Liebe zu seis nem Vater. Dies beides laßt uns denn jezt zum Gegenstand unferer andächtigen Betrachtung machen.

1. Der Erlöser also sagt zuerst m. a. 3., die Welt solle erkennen, daß er also thue, wie ihm sein Vater geboten habe, und darum, sagt er, lasset uns aufstehen und von hin nen gehen.

Wie dies beides mit einander zusammenhängt, das geht aus den gesammten übrigen Umständen dieser Geschichte deutlich genug hervor. Der Gehorsam nämlich kann sich zunächst und unmittelbar immer nur in demjenigen zeigen, was man zu thun hat; nicht in demjenigen können wir ihn eigentlich beweisen, was uns nur begeguet. Wenn also der Erlöser irgendwo, wo er es nicht erwartete und ohne etwas davon zu wissen, von seinen Verfolgern wäre überrascht worden, wie sie wol glaubten, daß es der Fall sein würde: so wäre ihm das nur begegnet; er hätte nichts dabei selbst zu thun gehabt, und also håtte er auch darin unmittelbar seinen Gehorsam nicht beweisen können. Nun aber sagt er, Lasset uns aufstehen und von hinnen gehen; denn der kommt, der mich verräth. Aber freilich so deutlich das auf der einen Seite ist, daß, wenn die Welt an seinem Leiden erkennen sollte, daß der Erlöser thue, wie ihm sein Vater geboten habe, er auch wirklich etwas dabei mußte zu thun haben: so voll von mancherlei Schwierigkeiten ist eben dies auf der andern Seite. Ist nicht, so fragen wir uns billig selbst, jeder Mensch von Gott seiner eigenen Sorgfalt, seinem Verstande, seiner Ueberlegung ans vertraut in Beziehung auf alles, was zur Erhaltung seines Les bens und seiner Wirksamkeit gehört? hat der Erlöser nicht an andern Orten deutlich genug zu erkennen gegeben, wie gern er seine Wirksamkeit noch långer fortgesezt hätte; wie schwer es ihm wurde sich nun schon von seinen Jüngern zu trennen? wie

er, sobald er ihrer gedachte, wünschen mußte, daß dieser Kelch wenigstens diesmal noch an ihm möge vorübergehen? Wenn er also nun denen, die da kamen ihn gefangen zu nehmen, entgegens ging, statt daß er ihnen hätte ungehindert entkommen können: will es nicht das Ansehn gewinnen, als ob er diese allgemeine Pflicht, daß wir uns unserm Beruf erhalten sollen, vernachlässigt habe? eine Pflicht, welche doch Gott uns allen aufgelegt hat, indem er uns Rechenschaft abfordern wird nicht nur von dem, was wir wirklich gethan haben, sondern auch von der Art, wie wir uns die theure ohnehin so kurze Zeit des irdischen Lebens anfgespart haben, um so lange es nur gehen will etwas zur Erfüllung seines Willens beizutragen; will es nicht das Ansehen gewinnen, als ob der Erlöser dieses Gebot vernachlässigt habe und also nicht so thue, wie auch ihm Gott unser Vater gebot? Daher haben denn auch, zum Theil vorzüglich um dieser Schwierigkeit zu entgehen, viele Christen sich die Vorstellung gemacht, als ob der Erlöser unter einem andern Gesez gestanden habe als wir übrigen Menschen; als ob eine dunkle Nothwendigkeit ob, gewaltet habe, eine nicht nur so über ihm, sondern auch gewiss sermaßen über seinem und unserm Vater im Himmel stehende denn auch dieser sei gebunden gewesen durch das große Gesez der Gerechtigkeit, da er doch die Quelle aller Gerechtigkeit ist, und vermöge dieser Nothwendigkeit also habe Christus so und nicht anders leiden müssen, und daher sei, wie sehr uns auch das Gegentheil als das einzig richtige erscheinen möchte, doch dieses, daß er selbst sich nicht länger erhalten wollen, sein wah, rer Gehorsam gegen seinen Vater gewesen. Aber auch dies m. 9. Fr. bringt uns nur in neue Verlegenheit; denn es streitet ja deutlich genug damit, daß der Erlöser überall das Vorbild sein soll, dessen Fußstapfen wir nachzufolgen haben. Nun wissen wir ja überdies, wie er selbst früherhin auch nach jenem allgemeis nen Gesez gehandelt und sein Leben geschont hat, und mehr als einmal hat er sich der Wuth seiner Feinde entzogen. Oder wie? lesen wir nicht zu verschiedenen Malen, daß das Volk ergrimmte über seine Rede und ihn steinigen wollte, und daß er mitten durch sie hindurch ging und sich ihnen entzog, wenn sie sein Les ben suchten? Wie leicht hätte er sich auch diesmal seinen Fein den entziehen und so auch hernach immer auf dieselbe Weise wie vorher handeln können! Statt dahin zu gehen, wo Judas mit feiner Schaar ihn erwartete, stand ihm jeder andere Weg offen. Er hatte mit seinen Jüngern das Passahmahl gefeiert wie uns die andern Evangelien erzählen, obgleich wir bei dem unfris

[ocr errors]

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »