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Winkel unseres Herzens und alle Gegenden unseres Lebens. Was aber das erste betrifft m. Fr., wohl dem, der den edlen Durst fühlt sich durch Milde und Liebe das Leiden zu erleichtern! denn dieser Durst soll gestillt werden. O wir haben es desto nöthiger, daß diese Erleichterung uns gestattet sei, als wir ja meistens von Natur nur zu geneigt sind in der eignen Sache eher zu, strenge zu richten. Und wie sollten wir nicht dürfen entschuldigen und um Vergebung bitten für die, welche uns hassen und verfolgen! Wenn wir in uns selbst die verschiedenen Abstufungen fühlen von der Unwissenheit bis zum wissentlichen Lug und Trug des Herzens: wie sollten wir sie nicht auch in denen voraussezen, welche wir in der Liebe zum guten uns selbst nicht gleich stellen können? Wenn auch seit den Zeiten des Erlösers die Sünde nie mehr nur Unwissenheit ist: Unwissenheit ist dennoch immer in der Sünde. Wir aber sind nicht die Richter, wir nicht die untrüglichen Hers zenskündiger, wir vermögen selten zu bestimmen, wie groß die Verschuldung des Menschen in dieser und in jener Art, wie viel in seiner Sünde gewußtes und gewolltes sei und wie viel unbewußtes und doch nicht schuldloses. Können wir daher auch selten bestimmt sagen, Sie wissen nicht was sie thun: so können wir doch allem bittern Gefühl Einhalt thun, indem wir uns selbst fragen, Weißt du, ob sie wissen was sie thun? so können wir doch, bedingt freilich, wie wir alles bitten sollen, auch dieses bitten, Vater vergieb ihnen, wiefern sie doch nicht wissen, was sie thun. Ja eines können wir sehr vermuthen, daß sie selten wiss sen, wem sie es thun. Sie wissen selten, daß, was sie uns thun, sie dem Erlöser thun; sie erkennen selten an uns, indem sie uns leiden machen, die Jünger, die die Stelle ihres Meisters vertreten. Wir dürfen nur uns selbst ansehn, wie unscheinbar unser hochzeitliches Kleid ist, wie wir öfter gar nicht damit ans gethan sind; und leicht werden wir dann zugestehen, es sei wol möglich, daß andere uns nicht für Jünger Christi ansehen. Aber will jemand gern so sehr als möglich in diesem Stükk in das Verhältniß des Erlösers treten: wolan, der trachte darnach recht weit allen seinen Brüdern voran zu gehen. Es wird eine ziemlich allgemeine Erfahrung sein, daß wir vorzüglich bei denen, welche uns gleich find an Einsicht, in allem ihren Thun mehr den Willen beurtheilen; wir wagen es minder bei des nen, auf die wir als höher erleuchtete hinaufsehen, weil wir ihre Ansicht und Absicht nicht zu schäzen vermögen; und in denen, die wir tief unter uns sehen, erscheint uns alles Unrecht mehr als Verfinsterung, als Unkunde seiner selbst und der Dinge. Laßt

uns recht tief eindringen in den Abgrund der Weisheit und Gnade Gottes, in das einige Ebenbild seines Wesens, in den großen Zusammenhang seines Reiches, in das Geheimniß der seufzenden Kreatur: o welches böse, welches verkehrte sollte uns von einem so hellen Standpunkt aus dann wol nicht als Dunkelheit erscheinen! wie sollten wir dann nicht über alle mit voller Wahrheit ausrufen, Vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, was fie thun! wie sollten dann nicht auch wir unter denen, durch die wir leiden, liebevoll umherblikken, sorgfältig lauschend ob nicht einer da sei, der jezt eben einer höheren Wahrheit empfänglich ist, dem wir abwischen können den Roft des Irrthums von der Obers fläche seines edlen Geistes und ihn dem Licht und Recht gewinnen, eben wie es zu den lezten Thaten des Erlösers gehörte noch eine einzelne verlorene Seele zu erleuchten und zu begnadigen.

Ja m. Fr., so tapfer und beharrlich dem bösem Widers stand leisten wie er, so wie er dem erkannten Recht treu und gehorsam sein auch bis zum Tode, so wie in der Liebe zu Gott und Christo, auch in der Liebe zu den verlorenen Brüdern nicht müde werden, das laßt uns, jezt wie immer, aber besonders jezt lernen unter dem Kreuze des Erlösers. Amen.

XIII.

Betrachtung der Umstände, welche die lezten Augenblikke des Erlösers begleiteten.

Am Charfreitag.

Preis und Dank sei dem, der den Erlöser an das Kreuz erhöht hat zu einem heilbringenden Zeichen, um ihn auch so zu verklären mit himmlischer Klarheit! Preis und Ehre sei dem, welcher der Anfänger des Glaubens geworden ist durch seinen Gehorsam bis zum Tode, auf daß er diejenigen, welche er sich nicht schämt Brüder zu heißen, als ein treuer Hoherpriester ver treten könne bei Gott. Amen.

Text. Lukas 23, 44-49.

Und es war um die sechste Stunde, und es ward eine Finsterniß über das ganze Land bis an die neunte Stunde. Und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels zerriß mitten entzwei; und Jesus rief laut und sprach, Vater ich befehle meinen Geist in deine Hånde; und als er das gesagt, verschied er. Da aber der Hauptmann sah was da geschah, pries er Gott und sprach, Fürwahr dieser ist ein frommer Mensch gewesen. und alles Volk, das dabei war und zusah, da sie sahen was da geschah, schlugen sie an ihre Brust und wandten wieder um. Es standen aber alle seine Verwandten von ferne und die Weiber, die ihm aus Galilåa waren nach, gefolgt, und fahen das alles.

M

a. Fr. Die Neigung große Ereignisse auch von auffallen. den Zeichen begleitet zu finden, ist so alt und so allgemein, daß, wenn es auch unsern Glauben nicht stören dürfte, uns döch eine gewisse Befriedigung fehlen, und es uns Wunder nehmen würde, wenn nicht alles, was sich bei dem großen Gegenstand 'unserer heutigen Feier zutrug, ebenfalls bedeutungsreich für den ganzen Zusammenhang des Werkes Christi und für die große Absicht, die Gott der himmlische Vater durch seinen Tod erreichen wollte, ges' wesen wäre. Aber so finden wir es auch! Betrachten wir das traurige und schmerzliche Schauspiel des Todes Christi, sehen wir ihn dabei umgeben von rohen Feinden bis zu seinem lezten Aus genblikk: so strahlt dennoch dem aufmerksamen Auge überall das große und erhabene entgegen, und das gläubige Herz empfängt Fingerzeige von oben zu seiner Beruhigung und Erquikkung. In diesem Sinne laßt uns denn in der gegenwärtigen heiligen Stunde auch die Umstände, von denen die lezten Augenblikke des Erlösers begleitet waren, mit einander betrachten, das mit auch uns dadurch der Trost und die Hoffnung aus seinem Tode aufs neue gestärkt, und der zuversichtliche Blikk auf die seligen Folgen desselben erweitert werde. Wir sondern uns aber zuerst die äußern den Tod des Erlösers begleitenden Zeichen für unsere Betrachtung ab und sehen dann auf dasjenige, was unsre evangelische Erzählung uns von den Wirkungen desselben auf die Gemüther der Menschen berichtet. Das seien die beiden Theile unserer Betrachtung, wozu ihr mir eure christliche Aufmerksamkeit schenken wollet.

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I. Wenn wir m. g. Fr. auf die begleitenden Zeichen bei dem Tode unsers Erlösers sehen, so bemächtigt sich unser eine Ahnung von einem größen geheimnißvollen Zusammenhang zwis schen dem Reiche der Natur und dem Reiche des Geistes und der Gnade. Auf einen solchen Zusammenhang achten wir bei allem großen, was sich in der menschlichen Welt ereignet. Ihn aufzusuchen ist freilich eine gefährliche Neigung für diejenigen, die mit der Natur der Dinge noch wenig bekannt sind und bei allen fremderen Naturereignissen in eine besorgliche Spannung ge rathen, worauf in der geistigen Welt sie wol deuten mögen. Aber mit wie vielem Necht man auch hiegegen warne, es ist ganz and ders mit dem umgekehrten Wege und für diejenigen, welche ges wekkt sind für alles, was dem geistigen Leben angehört. Dann ist es die Regung des feinsten Gefühls, wenn wir nach begleiten

den Zeichen in der Natur spåhen, welche dem Werth des geistigen Ereignisses entsprechen. Diesen Zusammenhang im großen Gange der Weltregierung aufzudekken ist das lezte und höchste Ziel, der tiefsten menschlichen Erkenntniß und Weisheit.

Aber auch im einzelnen, wenn sich großes, sei es nun gut oder verderb. lich, auf dem Gebiet des Geistes ereignet, ist es nur das zarteste Gewissen, was uns lehrt bedeutsame Zeichen in der Natur aufzus suchen. War es nicht eben dieses Bewußtsein von dem göttlichen in Christo, welches so viele gleichsam nöthigte an den wunderba ren Thaten, welche er vollbrachte, ein Zeugniß seiner höheren Würde und Bestimmung zu erkennen? Dieser Zusammenhang ers scheint uns nun auch hier bei seinem Tode bedeutungsvoll, einmal in der Finsterniß, durch welche die Sonne ihren Schein vers lor, und dann in dem Zerreißen des Vorhanges im Tempel.

Es war um die sechste Stunde, schreibt der Evangelist, da entstand eine Finsterniß über das ganze Land bis um die neunte Stunde, und die Sonne verlor ihren Schein. Diese Finsterniß war nicht eine von denjenigen, welche regelmäßig aus dem Laufe unsrer Erde und der ihr zugehörigen Gestirne hervorgehen, es war eine außerordentliche Erscheinung der Natur, und das ganze Land ward mit Finsterniß bedekkt, und die Sonne verbarg oder verlor ihren Schein bis an die neunte Stunde, in welcher der Erlöser verschied. Da also, und das ist eigentlich das bedeut samste, da also hörte diese Finsterniß auf, und die erloschene Sonne strahlte wieder in ihrem Glanz und verbreitete wieder ih ren wohlthätigen Schein. O m. th. Fr., was die Erscheinung des Erlösers auf der Erde unentbehrlich machte, das war die alls gemeine traurige Verfinsterung des menschlichen Geistes durch den Irrthum, den Wahn und die Sünde; aber es war noch eine bes sondere nicht so leicht aus den Gesezen der menschlichen Natur zu erklärende und überall vorkommende, sondern eine außerordentliche Verfinsterung menschlicher Geister, welche den Mann mächs tig in Worten und Thaten, der da lehrte im Geist und in der Kraft und umherging die zu lösen, deren Geist gebunden war, und die Kranken wunderthätig zu heilen, dennoch unter dem Vorwand des göttlichen Gesezes zum Tode brachte; und auf diese Verfinsterung deutete nun auch die umgebende Natur dadurch, daß die Sonne auf eine ungewöhnliche Weise ihren Schein verlor.

Aber daß, sie indem der Erlöser verschied wieder hervorbrach: o das sei uns nun ein Zeichen, ein herrlicheres als der Bogen des Friedens, den Noah in den Wolken erblikkte, nachdem die Wasser der Sündfluth sich verlaufen hatten! Wie dort der Herr

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