ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

XVII.

Zwei Beispiele davon, wie wenn die Gerech tigkeit ein Volk nicht erhöht die Sünde das Verderben desselben wird.

Am Bußtage.

Text. Spr. Salom. 14, 34.

Gerechtigkeit erhöhet ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben.

iejenigen unter euch m. chr. 3., die sich dfter hier mit mir zu versammeln pflegen, wissen es wol, daß ich selten etwas ans deres als Worte aus unseren im engeren Sinne christlichen heis ligen Büchern, Worte aus den Schriften des neuen Bundes uns seren Betrachtungen zum Grunde lege; aber es hat in dieser Hinsicht eine besondere Bewandniß mit einem Tage wie der heu, tige. Er ist ein festlicher Tag nicht aus der inneren Geschichte der christlichen Kirche, nicht aus einem besonderen Bedürfniß des christlichen Glaubens, welches sich an eine bestimmte Zeit knüpfte, hervorgegangen, sondern ein festlicher Tag eingesezt von christlis cher Obrigkeit für ein christliches Volk; und eben diese Richtung desselben auf den Verein, welchen wir unter einander als ein Volk bilden, macht, daß die Bücher des alten Bundes für einen folchen Tag reicheren Stoff enthalten und angemessener sind, weil

jene älteren heiligen Schriften sich ganz und gar auf das ger meinsame Leben desjenigen Volkes, welches Gott zu einer beson deren Bestimmung auserwählt hatte, beziehen.

Finden wir nun solche Tage vornehmlich eingesezt unter des nen christlichen Völkern, welche durch das Licht des Evangeliums vermittelst der Kirchenverbesserung noch mehr sind erleuchtet wors den; rühmen wir uns alle solche zu sein, die einen freien Besiz an dem göttlichen Worte haben jeder einzelne für sich: so ziemt uns auch an einem solchen Tage nicht nur nicht bei unsern äuße ren Handlungen für sich stehen zu bleiben, vielmehr sie im Zus sammenhang mit unsern Gesinnungen zu betrachten; sondern wir dürfen auch den Werth unserer Gesinnungen nicht schäzen lassen nach irgend einer menschlichen Willkühr, vielmehr sollen wir uns ser Gewissen nur schärfen und unser Leben nur richten nach dem göttlichen Wort. Wenn wir nun diesen Tag einen Tag der Buße und des Gebetes nennen: so führet das erstere uns mehr in die Vergangenheit zurükk, das andere mehr in die Zukunft hinaus. Das eine richtet mehr unsern Blikk nach innen, das andere lenkt ihn mehr nach außen; aber beides in beiderlei Beziehung steht mit einander in der genauesten Verbindung. Wir sollen an dies sem Tage auf die Vergangenheit zurükksehn, wie uns unser ges genwärtiger Zustand aus derselben als das Ergebniß unserer eis genen Handlungen entstanden ist. Wenn wir dabei unseren Blikk nach innen richten, dann wird uns dieses Zurükkfehen zur heils samen Erkenntniß der Sünde; dann sehen wir, aus welchem ins neren Grunde, was irgend mangelhaft ist in unserem Leben und Wirken, was wir als Gott mißfällig verdammen müssen, hervor, gegangen sein möge, und der Tag wird uns ein Tag der Buße. Wenn wir aber unseren Blikk nach außen richten, so wendet er fich zugleich in die Zukunft, so ahnen wir, was aus der bitteren Wurzel des Verderbens, welche sich schon in der Gegenwart zu Tage gelegt hat, noch für verderbliche Früchte hervorgehen wer den, und dann wird uns natürlich der Tag der Buße ein Tag des Gebets. Von dieser Empfindung sind die Worte unseres Textes der natürliche Ausdrukk; sie stellen uns in der Kürze die Verbindung dar, auf welche ich eben hingewiesen habe. Gelangen wir zu der Erkenntniß der Sünde, so ahnen wir auch, daß sie das Verderben der Völker sein werde, und werden fester in dem Glauben, daß nur die Gerechtigkeit ein Volk erhöhen kann. Aber dieses lezte Wort m. a. Fr. scheint freilich mehr der gans zen Art und Weise des alten Bundes anzugehören. Gerechtigkeit und Gesez, das siehet beides in einem genauen Verhältniß

zu einander. Das Gesez steht vor dem Menschen als ein äußerer Buchstabe, der ihm gegeben ist; und wie er sich auch danach abschäzen möge, weil eben dieser Werth weniger eine Sache des Herzens und des Gemüthes ist, so läßt ihn auch ein solches Urtheil über sich selbst und über andere kalt. Wir unter den Segs" nungen' des neuen Bundes lebend wissen, daß die, welche der Geist Gottes regiert, in Beziehung auf alles, was mit ihrem inneren Leben zusammenhängt, nicht unter dem Geseze stehen *); wir wissen, daß wir nur Christen sind, in sofern der Wille Gottes in unser Herz geschrieben und in demselben wirksam ist. Und wie wir in diesem Bewußtsein leben und an diesen warmen Ton der Liebe, welche eben der uns in das Herz geschriebene Wille Gottes ist in allen unseren Gedanken und allen unseren Aeuße rungen gewöhnt sind, scheint uns jenes Wort Gerechtigkeit nicht zu befriedigen. Aber laßt uns nur bedenken m. th. 3., daß die Liebe recht verstanden auch der innerste und lezte Grund alles Rechtes ist. Es gåbe keine solche äußere Verbindung der Mens schen wie diese auf das Recht gegründete und dasselbe auch wieder bewahrende und erläuternde, wenn ihr nicht die Liebe voranginge; und somit gehört für uns auch die bürgerliche Gerechtig keit mit zu der vollen Erweisung derselben Liebe in diesem Gebiet unserer Lebensverhältnisse. In diesem Sinne also laffet uns in gegenwärtiger Stunde der Andacht uns mit dem Saz beschäfs tigen, daß, wenn solche Gerechtigkeit nicht ein Volk ers höht, dann gewiß die Sünde das Verderben dessel. ben wird.

Aber wie vermöchten wir wol in einer kurzen Rede einen Saz wie diesen zu erschöpfen! Das kann daher auch gar nicht meine Meinung sein. Aber jedem Volke jeder Zeit jedem besonderen Zustande eines Volkes sind auch besondere Mängel und Gebrechen aufgedrükkt; es ist izt dieser izt ein anderer Zweig der Gerechtigkeit, welcher krånkelt, es ist izt diese izt eine andere Sünde, welche am meisten Verderben bringt. Darum will ich mich darauf beschränken unseren Saz nur zu erläutern an einem Paar Beispielen, welche in dieser Zeit unserem Zustande und unseren Verhältnissen ganz besonders Gefahr zu drohen scheinen.

I. Das erste m. a. Fr., was ich euch in dieser Beziehung warnend vor Augen stellen und ans Herz legen möchte, ist der Argwohn. Die Neigung bei dem, was außerhalb unserer

"Gal. 5, 18.

Weise, mithin auch anders als in dem Sinn und Geist unseres nächsten Lebenskreises geschieht, immer schlimmeres vorauszusezen als wirklich zu Tage liegt, diese vielfach unter uns verbreitete Neigung, sage ich, ist in unserm gemeinsamen Leben eine solche Sünde, die uns gewiß Verderben droht, wenn wir uns nicht zurükkwenden zu der Gerechtigkeit, welche das rechtliche das gesezmåßige bei jedem im voraus annimmt, bis das Gegentheil offenbar wird. Zwar m. th. Fr. scheint, die angedeutete Neigung, in so üblem Ruf sie auch überall steht, doch auf der andern Seite genau zusammenzuhangen mit einer Lehre, zu welcher wir uns ja alle in unserem christlichen Glauben bekennen, nåmlich der Lehre von dem natürlichen Verderben des menschlichen Herzens. Wir fühlen es tief, wenn wir das ganze Gebiet der Sünde in ihren verschiedenen Gestaltungen überschauen, daß der Keim zu einer jeden in dem inneren eines jeden Gemüthes mithin auch des unsrigen verborgen liegt. Sind wir nun so wachsam auf uns selbst, so meinen wir auch vorsichtig sein zu dür fen ja zu müssen in Beziehung auf andere; und je mehr jeder wacht über denjenigen Kreis des menschlichen Lebens, welcher besonders seiner Sorgfalt anvertraut ist, um desto mehr glaubt er sich rechtfertigen zu können, wenn er das schlimmste erwartet und vermuthet von allem, was auf irgend eine seinem Einfluß entgegengesezte Weise auf diesen Kreis einzuwirken droht. Aber demungeachtet ist doch gewiß diese Neigung des menschlichen Herzens Sünde, vorzüglich Sünde unter einem christlichen Volke, weil sie einen Unglauben in sich schließt an die Wirkungen der göttlichen Gnade, auf welche wir ja alle vertrauen. Traget ihr euch umher in eurem Sinn mit einem Bilde des menschlichen Herzens, wie man es ja auch nicht selten in den Händen unserer Christen sieht, die scheußlichen Gestalten aller jener Thiere, die ihr eigentliches Wesen haben das eine in dieser das andere in jener von den ausschweifenden finnlichen Neigungen, die auch in der menschlichen Seele keimen, diese insgesammt Besiz ergrif fen habend von dem Herzen des Menschen und sich darin wohls gefällig umherbewegend, geleitet aufgeregt zusammengeführt von dem bösen Geiste, in dessen Gewalt sie stehen: wie viel wahres auch in dieser Schilderung sei, lafset uns nie vergessen, daß sie immer nur einseitig ist! Ist in keiner Seele kein Verderben schon jemals vollkommen ertödtet, so daß sie jeder Befürchtung gånzlich enthoben wäre: so kann es auf der andern Seite doch eben so wenig eine menschliche Seele unter uns geben, in welche nicht der göttliche Såemann auch den Samen des göttlichen Wortes

gestreut hätte! Woher also sollten wir das Recht haben von eis nem der unsrigen zu glauben, sein Herz sei so ganz verhärtet wie der Weg in der Gleichnißrede des Herrn, so daß der göttliche Same gar nicht hineingestreut werden könnte mit irgend einer Hoffnung, daß er da Leben gewinnen werde. Wie wahr es auch sei, daß dem Menschen in diesem Leben noch überall entgegen. treten die Verlokkungen der Lust: doch kann auch wieder keine menschliche Seele unter uns leben, die niemals wåre angeweht worden von dem Frieden Gottes, welcher ja überall in dem Reiche des Herrn wohnt! keinen kann es unter uns geben, wels cher niemals des Unterschieds sollte inne geworden sein und ihn tief in sein Bewußtsein aufgenommen haben zwischen dem Ges horsam gegen den göttlichen Willen und den wilden aufrühreris schen Wogen einer Herrschaft der sinnlichen Lust. Und haben wir zu so allgemeinen nachtheiligen Voraussezungen kein Recht: dann dürfen wir auch nicht irgend etwas einzelnes bestimmtes voraussezen, ohne daß wir es wahrnehmen und eher als es sich wirklich zeigt. Und achten wir dennoch überwiegend auf die nachtheilige Seite anderer, so laffet uns auch die gute nicht überse. hen! zeigt uns das Auge des Glaubens überall das Verderben, um dessentwillen wir alle des Erlösers bedürfen: das Auge der Liebe wird uns sicher überall auch die Wirkungen der Erlösung zeigen, die uns in dem guten Glauben an die Kraft der göttlis chen Gnade befestigen.

Und ist diese argwöhnische Neigung eben deswegen eine Sünde, weil sie so sehr den Unglauben an die göttliche Gnade und ihren heilsamen Einfluß unter christlichen Völkern im christ lichen Leben und Wandel ausspricht und nährt: wie sollten wir uns dagegen verwahren können, daß eben diese Neigung auch eine Ungerechtigkeit wird? Laßt uns nur die Art und Weise unseres Zusammenlebens in diesem Verein zu bürgerlichem Recht und Ordnung mit der Art vergleichen, wie der Apostel Paulus uns das höhere Urbild dieses Vereins, nämlich die christliche Kirche darstellt. Da hält er uns vor die Verschiedenheit der Gaben und der Geschäfte, wie sie doch alle wesentlich zusammen gehören; und gewiß kann das nicht in höherem Grade wahr sein in dem Gebiete des geistigen Lebens, als es gelten muß von diesem mehr äußerlichen Verein, durch welchen allein die große Bestimmung allmählig erreicht werden kann, die uns Gott für dieses Leben angewiesen hat, nåmlich die Herrschaft des Menschen über die Erde und ihre Güter sicherzustellen und zu erhdhen. Da ist kein Geschäft, das entbehrt werden könnte, keine

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »