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gen, daß auch in den heiligsten Angelegenheiten des Glaubens die Christen so weit mit ihren Vorstellungen auseinandergehen, sich so sehr gegenseitig abstoßen, daß sie nicht mehr eingehen können in irgend einen bedeutenden Austausch ihrer Gedanken! wenn nun auch jeder in der Rede und Zunge seines eigenen Kreises bleibt, die ursprüngliche Gabe des Geistes aber, daß alle Zungen geredet und verstanden werden in der Gemeinschaft der gläubigen, für uns verloren gegangen ist: sind wir nur sicher, daß sich auch die verschieden denkenden vereinigen können, wo es auf thätige Liebe und auf Beförderung des Evangeliums in welcher Weise es auch sei ankommt; bleibt das nur ungefährdet, daß dann wenigstens jeder in seinem Kreise treu und fröhlich mitwirkt, mag es auch der eine so der andere anders thun: so können wir uns bei allen diesen Verschiedenheiten ja Gegensäzen leicht beruhigen; die Uebereinstimmung liegt in dem, der alles leitet. Dasselbe könnte man auch sagen in Beziehung auf unser bürgerliches Gemeinwesen. Mag doch immer der eine diese, der andere eine entgegengesezte Meinung darüber haben, wie das gemeinsame Ziel soll gefördert werden; ja wenn sie sich auch in ihren Ueberzeugungen, so weit von einander trennen, daß zulezt gar keine Gemeinschäft der Nede statt findet, weil jeder denkt, es sei besser darüber nicht erst zu sprechen, worüber man sich ja doch nicht einigen kann: wenn sie nur alle dem Geseze gehorchen, das über sie alle waltet; wenn nur keiner dem Winke der schüzenden und leitenden Hand seinen Gehorsam versagt: so kann jenes ohne allen Schaden vorübergehen. Aber die Entfernung zwischen Wort und That ist eine sehr ungleiche in verschiedenen Zeiten des Lebens. Liegt nicht darin schon immer der Keim zu entgegengesezten Thaten, wenn der eine für gut hält was der andere für verderblich? Ja ist nicht fast immer, wenn wir es genau betrachten, das Wort selbst schon That und oft sehr folgenreiche gewichtige That? Eind nicht die Geseze des bürgerlichen Lebens Worte, und schließen sie nicht Thaten in sich und rufen sie hervor? Wenn es darauf ankommt Geseze zu berathen und zu Stande zu bringen, und die liebevolle Mittheilung der Ansichten ist dann aufgehoben: wo kann die Vereinigung herkommen, aus der das bessere hervorgehen soll? Sind nicht schon zu sehr die einen gegen die andern erbittert, als daß ein herzliches Zusammenwirken zu erwarten wåre? Darum auch von da droht unheilbares Verderben, wenn wir nicht dieser Veruneinigung Grenzen sezen; wenn wir uns nicht auch denen Ansichten von der Einrichtung des Lebens und der Schäzung seiner Güter lie

bend öffnen, welche den unsrigen am meisten entgegengesezt zu sein scheinen; wenn wir nicht der Pflicht treulich nachkommen, auch in alle dem, was sich uns als verderblicher Irrthum darstellt, doch den Keim der Wahrheit aufzusuchen.

Ach wissen wir es denn nicht m. g. Fr., daß in uns selbst doch auch immer noch viel Irrthum wohnt? und muß nicht je der gestehen, daß der Streit, wenn sich einmal die Leidenschaft eingemischt hat, uns unfähiger macht selbst in unseren schon bes festigten Ueberzeugungen, noch mehr aber in den noch einzeln stehenden flüchtigen Gedanken Wahrheit und Irrthum bestimmt zu unterscheiden? Desio mehr Ursache haben wir ja aber, wenn uns in einem andern Gemüth etwas anderes mit eben so kühner Sicherheit entgegentritt, vorauszusezen, darin sei einerseits gewiß auch Wahrheit, die uns über einen von unseren eigenen Irrthümern erleuchten kann, andererseits vielleicht auch Mißverständniß, welches wir zu beseitigen vermögen. Und ebenso in Beziehung auf das vorige. Wenn in anderen Gemüthern Argwohn entsteht gegen unsere Bestrebungen und unsere Handlungsweise, so laßt uns gewiß sein, wir haben eine Veranlassung dazu gegeben; und gehen wir nur in unser inneres ein, so werden wir auch das auffinden, was ihn veranlaßt hat, und werden es abthun können. Werden wir hingegen selbst angestekkt von dieser verderblichen Neigung und hegen Argwohn gegen andere: ach dann laßt uns nur gleich bei uns feststellen, daß das nicht von reinem Eifer für das gemeinsame Wohl herrührt; es hat unfehlbar seinen Keim in irgend einer verborgenen Selbstsucht, und die müssen wir aufsuchen und entfernen.

Doch lasset uns nicht vergessen m. chr. Fr., daß ich dieses nur angeführt habe als ein paar Beispiele, als einzelne Fålle, deren Berichtigung auch zu dem großen Geschäfte eines solchen Tages wie der heutige gehört. Wo unter unsern Glaubensgenossen ein solcher Tag öffentlich nicht gefeiert wird, da müssen christliche und den Willen Gottes suchende und liebende Gemü ther sich ihn selbst machen. Über eben so müssen wir unsererseits diesen Tag mit seiner Aufgabe in unser ganzes Leben hinüberführen; denn Ein Tag genügt derselben nicht. Ueberall lasset uns fleißig forschen in jeder Stunde der Betrachtung, an jedem Abend wann wieder das Werk eines Tages vor uns liegt, Lasset uns forschen, wo die Sünde sich geregt hat, wo wir uns einen Mangel an der höheren Gerechtigkeit vorzuwerfen haben, die in der Vollständigkeit der Erweisungen der Liebe besteht, welche in dem Glauben ihren Grund hat; denn das allein ist

die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Möge doch kein Tag vors übergehen, an dem a'r nicht auch an das Verderben dächten, welches die Sünde nothwendig mit sich bringt! denn gewiß vers geht doch keiner, wo uns nicht die Sünde vor Augen tråte. Dann wird auch wol keiner vergehen, an dem wir nicht eben so wie wir heute dazu aufgefordert werden unsere gemeinsamen und die Angelegenheiten des Reiches Gottes dem ans Herz legten mit Gebet und Flehen, der allein die menschlichen Dinge regiert, und von dem alle Förderung des guten unter uns ausgeht. Nur in dieser ununterbrochenen Fortsezung hat ein solcher Tag der Buße und des Gebets seinen Werth; aber so muß er uns auch Gewinn bringen. Denu nehmen die Glieder eines Gemeinwesens in rechter Erkenntniß desselben zu: so werden sie sich auch kräftiger anfassen in Liebe und werden immer aufs neue erbaut wer den zu der wahren christlichen Demuth, ohne welche kein Heil ist; so werden wir uns immer enger zusammenschließen zu einer Gott wohlgefälligen Vereinigung der Kräfte, um mit einander sein Reich zu bauen. Amen.

Heiliger barmherziger Gott, Vater des Lichts, du Urquell der Wahrheit, du gnådiger Vater auch deiner sündigen und gefallenen Kinder! Wir erkennen mit einander in Demuth die menschliche Gebrechlichkeit, welche sich auch unter uns offenbart, und wissen, daß wir nicht würdig gewandelt sind des Namens, der uns gegeben ist, indem wir uns nennen dürfen nach deinem Sohne! Wir bekennen, daß uns noth ist die Zucht deines Geis stes, der uns strafe warne reinige. O daß wir uns alle ihm immer mehr hingeben möchten! o daß wir den Geist der Wahrs heit nicht überhören möchten und nicht betrüben, auf daß dein himmlisches Licht uns immer mehr erleuchte, auf daß das Leben deines Sohnes in uns immer mehr Gestalt gewinne, auf daß alle unsere irdischen Verbindungen würdig seien und immer würs diger werden zugleich Bestandtheile zu sein deines ewigen geisti gen Reiches! Dazu lasse du denn gesegnet sein die Verkündigung deines Wortes in der Gemeine der Christen. O die Predigt dess felben werde doch unter uns immer mehr eine Predigt des Frie dens, auf daß sich alle vereinigen in dem Gehorsam gegen das heilbringende Wort, auf daß wir immer mehr unsere eigenen besonderen Meinungen gering achten lernen und nur das reine Licht, welches von oben kommt, aufzufassen streben ). Und was sollten wir nun in Demuth noch bitten als die Gnade, daß kei

*) Hier schloffen sich die Hauptpunkte aus dem Kirchengebet an.

xer unter uns sein möge, den du nicht würdigest dazu beizutragen, daß wir unter allen Schwächen und Verirrungen unseres Lebens nie das Bewußtsein unseres großen Berufs Kinder Gottes zu sein verlieren mögen. Ja dazu laß deine Gnade mächtig sem unter uns. Und wenn es kaum der Mühe werth ist, indem wir um das geistige bitten, auch des leiblichen zu gedenken: so find wir doch uns unserer Schwäche bewußt und bitten dich um Trost und Beistand für die, welche sich unter den wenngleich vergänglichen Trübsalen ihres Lebens zu dir wenden, damit deine Gnade sich in uns mächtig zeige, und wir in wahrer fröhlicher Buße, in treuem Ringen immer nåher kommen dem Ziele, wels ches du uns allen gestekkt þaßt. Amen.

XVIII.

Was Christus nach seiner Erhöhung für uns ist.

Am Himmelfahrtstage.

Text. Ebråer 8, 1 u. 2.

Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da fizet zu der rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel und ist ein Pfleger der heiligen Güter und der wahrhaf

tigen Hütte, welche Gott aufgerichtet hat, und kein Mensch.

M. a. Ft. Was wir vorher in unserer apostolischen Lection

vernommen haben, daß die Jünger, als der Herr vor ihren Aus gen aufgenommen wurde, ihm nachsahen wie er gen Himmel fuhr, das war ein vergebliches Unternehmen; weswegen sie auch davon abgemahnt und hinweggelenkt wurden. Für menschliche Sinne war da nichts mehr wahrzunehmen, ja was geschah war auch nicht mehr in unsere sinnliche Vorstellungsweise als etwas bestimm tes aufzufaffen. Der Himmel, dies Wort bezeichnet keinen bestimmten Ort, es ist das unendliche, überall ausgebreitet, überall eins und dasselbe. Die rechte Gottes, zu welcher er sizt, bezeich net keinen Ort; denn wie Gott überall ist, so ist auch da überall seine rechte, wo seine Macht ist, und wo seine Liebe waltet. Aber auch das, worauf die Jünger damals hingelenkt wurden

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