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Hauptsache angesehen wird, daß nämlich die gerechten eingehen in ihres Vaters Reich, und die bösen gleichfalls an den Ort, der ihnen beschieden ist, auch das laßt uns nicht lediglich als eine Verheißung ansehen, die erst auf jenen Tag wartet. Greife vielmehr jeder in seinen Busen und schaue um sich her, daß und wie der Herr auch jezt schon richtet. Manche freilich meinen, dies liege sehr nahe und sei sehr leicht zu finden. Die Tugend, sagen fie, sei ihr eigener Lohn, der fromme allein sei in sich selig, er fühle sich sicher unter Gottes Schuz, ihm fehle nicht auch in den Stürmen der Welt der Friede des Höchsten; der böse hingegen werde auch seines Glükkes nicht froh, ihm sei bange vor der Vergänglichkeit seiner Genüsse, seine Erinnerungen seien zernagt von dem Stachel des Gewissens, kurz überall sei inwendig der Wurm, der nicht stirbt. Aber wenn wir dann näher zusehn, so finden wir oft, daß die Kinder der Finsterniß, wie sie denn klug sind in ihrer Art, sich vor allem Schaden wohl zu hüten wissen; daß sie in natürlichem oder angelerntem Leichtsinn der Furcht vor der Zus kunft entgehen; daß sie in der Gewohnheit des Ungehorsams vers stokkt bald im innersten des Gemüthes keine Stimme mehr hö ren, die sie verdammt: so daß sie in ungetrübter Fröhlichkeit aus dem Becher ihrer unwürdigen Lüfte schlürfen. Und eben so sehen wir, wie freilich der fromme den Frieden Gottes in sich hat, aber wie dieser oft höher ist als die menschliche Natur, und das Herz sich sehnt nach einem Tage der Offenbarung des Herrn, an dem es auch sein Recht erhalte. Und sehen wir, wie viele Thränen der fromme weint um mißlungene Versuche das gute auszubrei ten und zu fördern; wie er sich verzehrt unter dem Hohn und Spott der Widersacher im oft vergeblichen Widerstand gegen sie: dann können wir doch nicht läugnen, daß noch nicht erschienen ist was wir sein werden, und daß der Herr seinen Stuhl noch nicht aufgerichtet hat zum Gericht. Darum laßt uns noch einen ans dern Standpunkt nehmen als diesen gewöhnlichen, einen solchen, den uns der Erlöser selbst anweiset, wenn er sagt, Ei du getreuer Knecht gehe ein in deines Herrn Freude, du bist über weniges treu gewesen, ich will dich über viel sezen; und wenn er sagt, Dem faulen Knecht aber nehmet was er hat und werfet ihn hin aus in die äußerste Finsterniß, da wird sein Heulen und Zähn klappen. Was ist die Verdammniß des gottlofen, in die er schon jezt eingeht? Daß er immer mehr verliert von dem, was ihm ursprünglich gegeben war, von dem allen Menschen angebornen göttlichen Ebenbilde; daß der göttliche Funke in ihm immer mehr serlischt, und er aus dem Reiche der geistigen Freiheit unter die

Botmäßigkeit der Naturgewalt hinausgestoßen wird. Wollen wir noch eine ärgere Verdammniß für ihn begehren? Was hingegen ist das Reich, das uns beschieden ist, auf daß wir es ererben sollen, und in welches der getreue Knecht schon jezt eingeführt wird von seinem Herrn? Es ist eben das geschäftige wirksame Leben, in dem wir schon immer begriffen sind; in dem geht diese Vers heißung Jesu in Erfüllung. Unter jenen Thrånen und Seufzern verdienen wir doch immer etwas für unsern Herrn, und er sezt uns über mehr. Unter dem Widerstand und im Streit wächst uns die geistige Kraft, gestaltet sich herrlicher in uns sein Bild, sehen wir ihn immer mehr wie er ist und werden immer mehr ihm gleich. Wollen wir, denen es um keinen der Sache selbst fremden äußerlichen Ruhm zu thun ist, sondern nur um das Wohlgefallen unseres Herrn und die frohe Gemeinschaft mit ihm, wollen wir noch mehr?

So waltet der siegreiche Herr, der sich gesezt hat zur rechten Gottes! so segnet beglükkt und leitet er nicht ferne, sondern nahe und gegenwärtig alle, die seine Stimme hören und ihr folgen; und so läßt er die ungläubigen sich selbst richten jezt und immerdar! Laßt uns daher die Ermahnung zu Herzen nehmen, die jene Männer den Jüngern ertheilen, nicht in ungeduldiger Sehnsucht gen Himmel zu schauen; sondern mit den Jüngern laßt uns umkehren von der Betrachtung seiner Himmelfahrt zur lebendigen Anbetung im Geist und in der Wahrheit und einmüthig bei einander sein wie sie: so wird er auch uns begegnen in seiner Liebe und seiner Macht, so wird auch an uns in Erfüllung 'gehen, was er seinen Jüngern verheißen hat; wir werden schmekken und sehen, wie freundlich er uns gegenwärtig ist, und wir werden mit ihm sizen und nach seinem Sinn und Gesez richten die Geschlechter der Menschen. Amen.

XX.

Das Ende der wunderbaren Aeußerungen des göttlichen Geistes in der christlichen Kirche.

Am Pfingst fest.

Text. 1 Korinther 12, 31.

Strebet aber nach den besten Gaben; und ich will euch noch einen köstlicheren Weg zeigen.

M. a. Fr. Diese Worte find das Ende eines Unterrichts, wel

chen der Apostel Paulus dieser Gemeine gab über den richtigen Gebrauch aller der Gaben, welche als Wirkung und Ausströmung des göttlichen Geistes in der christlichen Kirche zu betrachten sind. Sie führen uns in jene Zeit zurükk, wo auf den Aposteln des Herrn, wie wir aus vielen Erzählungen in der Geschichte der Apostel ersehen, die nämliche Wunderkraft ruhte, mit welcher der Erlöser selbst ausgerüstet gewesen war, um Krankheiten zu heilen und menschliche Leiden aller Art zu lindern.. Aber auch auf an= dere Weise scheinen in der neuen christlichen Gemeinschaft damals die Gränzen der Natur gleichsam verrükkt und erweitert gewesen sein. Außerordentliche, auch das seltnere Maaß ausgezeichneter Menschen überschreitende Erweisungen geistiger Kräfte, Macht über das Gemüth und den Willen, ja auch über die leibliche Natur anderer Menschen, welche, wenn wir auch nicht geradezu behaupten können, daß sie als Wunder in dem höchsten Sinne des

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Wortes angesehen werden müßten, doch dem wunderbaren so nahe liegen, daß sie sich jeder bestimmten Erklärung entziehen: von dem allen war damals eine Fülle in der christlichen Kirche verbreitet. Das begann mit dem Tage, dessen Andenken wir jezt wieder mit einander feiern, als zuerst der Geist des Herrn ausgegossen wurde über die versammelten Jünger. Jezt aber m. g. Fr. ist auch der Geist Gottes mit seinen Wirkungen in der menschlichen Seele mehr in die Schranken der Natur und in die gewöhnliche Ordnung des Lebens zurükkgetreten; nichts was ein Wunder oder etwas übernatürliches in diesem äußerlichen Sinne des Wortes wåre kommt uns mehr in der christlichen Kirche entgegen; ja was vielen so erscheint, das schreiben wir doch nicht dem göttlichen Geiste zu, sondern natürlichen Kräften, die nur noch nicht erkannt und erforscht sind. Zwar freilich giebt es eine Sage, in einem großen Theil der Kirche geglaubt, als ob noch lange nach den Zeiten der Apostel ähnliche übernatürliche Erscheinungen auf eine besondre Weise das fortwährende Walten des Geistes bewiesen håtten; als ob noch bisweilen im einzelnen die wunderbaren Kräfte wiederkehrten zur Ehre und zur Verherrlichung der christlichen Kirche. Uns aber m. g. Fr. sind diese Sagen zu ungewiß und zu schwankend, zu verdächtig die menschlichen Zeugnisse, die darüber zusammengesucht werden, zu finster größtentheils die Jahrhunderte, aus welchen uns diese Zeugnisse herüberkommen; und was noch in neueren uns nåher liegenden Zeiten geschehen sein soll, ist zu sehr aus allem Zusammenhange herausgerissen mit dem, was wir als den eigentlichen innersten Geist und als die göttliche Kraft des christlichen Lebens zu betrachten haben, als daß unser Glaube daran mit Zuversicht haften könnte. Wenn nun aber denjenigen Christen, welche glauben, daß ihre kirchliche Gemeinschaft sich noch in dem Besiz solcher Kräfte befinde, dies als ein großer Schaz und als ein eigenthümliches Geschenk des Höchsten erscheint: so könnte doch sehr leicht auch in uns der Gedanke entstehen, als ob wir durch den Mangel derselben vernachlässigt wåren und zurükkgesezt, ja als ob überhaupt der jùngere Theil der Kirche des Herrn nicht mehr auf dieselbe Weise ausgestattet wäre als die frühere, und als ob der göttliche Geist, wenn auch nicht ganz von ihr gewichen, doch nicht mehr in der alten Fülle in ihr vorhanden wäre. Zu solchen Klagen könnte die Erinnerung an jenen außerordentlichen Tag göttlicher Gnadenbezeugungen, den wir jezt mit einander feiern, manchen unter uns verleiten. Darum habe ich uns allen in den verlesenen Worten den Trost des Apostels vorhalten wollen, den er schon

während dieser Zeit der wunderbaren Gaben, indem er diese selbst recht zu würdigen gebietet und auch seine Zeitgenossen auf etwas höheres hinwies, uns und allen künftigen Christen für diese Zeit, wo jene Wundergaben gänzlich fehlen würden, aufgestellt und als ein schönes Vermächtniß zurükkgelassen hat. So laßt uns denn aus seinen Worten lernen, wie wir uns darüber zu berus higen haben, daß die wunderbaren Aeußerungen des göttlichen Geistes in der chriftlichen Kirche ihr Ende erreicht haben. Laßt uns zuerst mit einander auf die Ursachen dieser Veränderung Achtung geben, ob nicht auch in ihnen schon etwas beruhigendes liegt; dann aber zweitens vorzüglich aus den Worten des Apostels lernen, daß das köstlichere und geblieben ist und auch seiner Gemeine immer bleiben wird bis an das Ende der Tage.

1. Diese erste Frage aber m. g. Fr., die ich uns vorge, legt habe, nämlich welches denn wol die Ursachen sein mögen, warum diese Wundergaben in der Gemeine des Herrn aufgehört haben, besorge ich, könnte wol manchem als eine überflüssige und vorwizige erscheinen. Denn wer giebt uns ein Recht nach den Ursachen zu fragen, wenn der Höchste etwas giebt, und wenn er etwas entzicht? wer leistet der Wißbegier, oder dürfen wir nicht in solchem Falle füglich sagen der Neugierde unsers Verstandes, wenn sie auch aus guter Meinung und aus einem gläubigen Gemüth hervorgeht, wer leistet ihr dafür Gewähr, daß sie werde Befriedigung finden bei dieser so allgemein anerkannten Schwachheit und Kurzsichtigkeit unsers Urtheils? Allein m. g. Fr. wie richtig dieses auch sei, und wie wohl angebracht die Warnung in vielen andern Fällen: wenn das Herz beunruhigt ist und bes kümmert, dann sucht es eben nach Ruhe und Trost auf allen Seiten; und überall finden wir, daß es eine Erleichterung ist, wenn wir in den wahren Zusammenhang dessen was uns trifft hineinschauen, eine Erleichterung wenigstens für jeden, dem es um Licht und Klarheit auf dem Wege dieses Lebens zu thun ist. Darum wollen wir die Frage nicht scheuen. Soll aber die Ants wort gegeben werden, nun wohl, so stellt der Erlöser selbst m. g. Fr. uns oft in seinen herrlichen Reden das Reich der Natur neben das Reich der Gnade, nicht nur als das herrliche Gebiet, woraus er seine kräftigen Gleichnißreden hernimmt, sondern auch unmittelbar, wo er uns irgend aufmerksam macht auf die Er weisungen des göttlichen Wesens und auf die Geseze des götte lichen Willens, als welche dieselben sind in dem einen wie in

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