ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[ocr errors]

mit Gott: so wissen wir doch auch, daß wir insgesammt diese göttliche Gabe nicht eher wirklich empfangen konnten, bis uns schon das volle menschliche Bewußtsein aufgegangen war und alle die geistigen Kräfte erwacht, welche der Geist Gottes unmits telbar und vorzüglich regieren soll, so daß er nun auch diese Re gierung und also seine heiligende Thätigkeit sogleich antreten konnte; und anders als durch diese sind wir uns seiner auch nie bewußt geworden. Aber wenn wir uns nun die göttliche Kraft des Erlösers in ihm denken sollen, während er noch in dem un» vollkommensten Zustande war, in welchem uns der Mensch erscheint, dem der neugebornen Kinder, in denen noch alle jene Kräfte schlummern, an welchen sich die höhere göttliche Kraft in Christo offenbaren und beweisen konnte: so sollen wir denken, daß fie da sei, aber ohne daß wir uns irgend eine Wirksamkeit vorzustellen wüßten, welche sie ausübe, und dies eben ist uns schwer vorzustellen und fällt uns deshalb auch hart zu glauben.

Daher eben hat es von jeher in der christlichen Kirche auch eine solche Vorstellung gegeben, wie ich sie vorher andeutete, als ob der Erlöser nicht nur in den Jahren seiner Kindheit, sondern so lange, bis alles menschliche in ihm zur Reife gediehen gewes sen, nichts anders gewesen sei und nichts anders in sich getra, gen habe, als alle anderen Menschenkinder, und nur als er den großen Beruf, zu dem er bestimmt war, antreten sollte, da erst sei die Kraft Gottes über ihn gekommen und habe sein ganzes Wesen durchdrungen. Eben daher auch kommt es, daß viele an. dere Christen, wiewol dieser leßten Meinung nicht zugethan, doch nicht recht von Herzen in die kindliche Andacht einstimmen kön nen, die mit der vollen Verehrung, welche die dankbare Seele dem Erlöser weiht, bis auf den ersten Anfang seines Lebens zu zurükkgeht und schon in dem neugebornen Kinde, ohnerachtet seis ner Bewußtlosigkeit, den Sohn Gottes erkennt, so daß ihm nun nichts neues mehr von oben zu Theil werden durfte, sondern er durch die regelmäßige Entwikklung der menschlichen Seele derjes nige werden mußte, welcher durch Wort und That, durch Leben und Tod den Glauben verdiente und hervorbrachte, den doch eben Diese bedenklicheren Christen auch hegen, er sei nämlich der Sohn des lebendigen Gottes, derjenige, durch den Gott in den letzten Tagen also zum letzten Male zu den Menschen geredet habe und nach welchem wir keines anderen mehr warten dürfen. Aber wenn diese Mitchristen sich nur recht verstehen wollen, wenn es ihnen nur Ernst ist mit diesem Glauben und dem gemäß auch mit dem Verein, welcher uns hier zusammenführt: werden fie uns

[ocr errors]

nicht doch beistimmen müssen, daß es für uns mindestens eben so hart wåre, diesen Glauben, auf dem auch das heutige Fest bes gründet ist, aufgeben zu sollen, bloß weil wir den Anfang der zweiten Schöpfung nicht besser begreifen können, als den Anfang der ersten und jeden Anfang überhaupt? Denn wenn in Christo nicht schon, als er zuerst sein menschliches Auge aufschlug, das göttliche Wort Fleisch geworden war, was folgt daraus weiter? So viel ist uns gewiß m. g. Fr., es ist nicht nur unsere eigene Erfahrung, sondern kühn und fest stellen wir es dar als die allgemeine aller Menschen, von der niemals eine Ausnahme gefunden worden ist, noch auch gefunden werden kann, daß in allen, welche von Geburt nur so ausgerüstet sind, wie jedes Menschen, kind auf der Erde erscheint, auch früher oder später die Sünde sich entwikkelt, und aller Unterschied, wie groß er uns auch ers scheine - im Grunde aber ist sie doch immer nur geringfügig, diese Verschiedenheit, in dem Maaße der Kraft des Verstandes und Stärke des Willens, wie man sie aber auch ansehe, sie bewirkt immer nur ein mehr und weniger in der Entwikklung der Sünde; daß aber diese in einer Seele, die nur so ausgerüs stet in das Leben eintritt, jemals fehlen könne, dem widerspricht das Zeugniß unseres Bewußtseins gänzlich. So können wir dem nach auch nicht anders denken, als daß auch dem Erlöser dasselbe würde begegnet sein, wäre er von Geburt gewesen wie ein an deres Menschenkind. Was für Verheißungen auch der Engel in die demüthige Seele der Maria hinein gesenkt habe, wie beson nen sie sich in kindlicher und inniger Gottesfurcht mochte gesam melt und bereitet haben zu dem großen Geschäft, Mutter und Pflegerin dessen zu sein, der ein Sohn des Höchsten sollte ges nannt werden: dennoch, wenn eben dieses leßte ihm erst in Zus Eunft kommen sollte, wie treu und weise sie auch über das zarte Gemüth möchte gewacht haben, wie fern von ihm gehalten alles, was ihn håtte anstecken können mit dem weit verbreiteten Gift, welches einmal ach alle Menschenkinder aushauchen und einathmen, eben deswegen hätte sie es auch von ihm nicht abzuhalten vermocht denn hier erkennen wir die Grenze aller, auch der vollkommensten menschlichen Liebe und Treue und Weisheit. Wolan also, wenn Christus auch nur im geringsten Grade ein Sünder geblieben wåre: könnte er dann unser Erlöser sein? Got hätte durch ihn reden können, wie durch die Propheten des alter Bundes, welche auch fündige Menschen waren. Aber wollen wi uns nennen nach dem Namen eines Propheten? wollen wir uns ver sammeln in eines Propheten Namen, dessen Thun und Werk dod

nur eine Fortsezung des alten gewesen wäre und nichts neues? Ja wie nirgendwo wenig Sünde sein kann, oder es kann auch noch weniger gedacht werden: so könnten wir auch nie sicher sein, daß diese Fortsezung der alten Weise die lezte wäre. Und was Gott durch ihn geredet hätte, es hätte können eine vollkommnere Lehre und Anweisung sein; was er håtte thun können, das wäre. ein reineres Vorbild gewesen: beides aber ist immer nur Gesez. Und ob ein von außen gegebenes Gesez auf steinerne oder eherne Tafeln gegraben unmittelbar vom Himmel herab kommt, oder ob es durch einen Menschen und von einem Menschen gegeben wird, niemals kann durch ein solches das menschliche Geschlecht erlöset werden; sondern auch durch den heiligsten Mund geredet oder mit dem Finger Gottes geschrieben, kann es nur Erkenntniß der Sünde bewirken, und diese gewährt für sich keine Erlösung, sondern je ges nauer wir die Sünde erkennen, desto mehr nur drångt es uns auszurufen, Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes. Die Erlösung muß vielmehr gerade darin bestehen, daß die Sünde aus unserm Bewußtsein getilgt wird. Die Sündlosigkeit muß uns also vor Augen treten, und diese lebendige Sündlosikeit ist der Erlöser, und nur indem wir uns diese in der innigsten Befreundung und Gemeinschaft mit ihm aneignen, wie befreundeten alles ge, mein ist, können wir des Friedens und der Seligkeit theilhaftig werden, welche die Früchte der Erlösung sind.

Håtte uns nun diese Sündlosigkeit in ihm erscheinen und uns zu einer solchen Hingabe auffordern können, wenn der Erldser späterhin auf irgend eine geheimnißvolle Weise mit göttlichem Geißte und mit göttlicher Kraft, auch ohne Maaß und gar nicht zu vergleichen mit jenen Propheten, wäre erfüllt worden? Sollte er nach dieser Veränderung doch ein Mensch, und zwar derselbe Mensch sein und bleiben und sich uns nicht in eine unheimlich gespenstische Erscheinung verwandeln, die uns, wie ehrwürdig auch ihrer Beschaffenheit nach, doch durch ihre Geschichte auf immer von sich abstieße: so durfte boch das Gedächtniß seines früheren Lebens und Zustandes nicht ausgelöscht werden, gesezt auch, er håtte nach dieser wunderbaren Heiligung keine Sünde mehr begehen können. Wäre aber das Gedächtniß des früheren sündlichen Zustandes in ihm geblieben, wohl, laßt uns wieder auf unsre eigene und die allgemeinste menschliche Erfahrung sehen, was daraus weiter hervorgeht. Wir fühlen es m. g. Fr., es ist eine traurige Erfahrung und die wir in mancher Hinsicht lieber verschweigen und verbergen, als mittheilen, daß auch das fernste Gedächtniß früherer Sünde, welches in unfrer Seele zurükkbleibt, niemals darin zurükkbleibt nur als

eln todter Buchstabe, als eie bloße Kenntniß, wie von Dingen die außer uns sind und vorgehen; sondern sie bleibt etwas lebendiges und verunreinigt nicht selten auch die heiligsten Gedanken und Thaten, in deren ersten Ursprung wir uns der Kraft des göttlichen Geistes auf das bestimmteste bewußt waren; sie lebt in uns, um uns zu zeigen, daß, so lange der Mensch als sündiger Mensch auf Erden wandelt, wie reich auch die Gnade Gottes über ihn sich ergieße, niemals seine Seele ein so vollkommen rei, ner Spiegel wird, als sie sein könnte, wenn nie etwas von diesem Gift in ihr inneres eingedrungen wäre. Håtte also der Erlöser dieses mit uns getheilt, er hätte auch jene Erfahrung machen müssen, wie wir. Und m. g. Fr. wissen wir das nicht, daß jede Sünde, von der so auch nur noch eine leise Regung in unserer Seele zurüffgeblieben ist, auch, eben wie es jene herrschende Sünde im großen thut, irgendwie und irgendwann im einzelnen verfinsternd auf unsern Verstand wirkt, unser Urtheil verblendet und verfälscht, unsern Blikk in den göttlichen Willen trübt und verunreinigt? Håtte nun auch der Erlöser irgend einen sols chen flüchtigen Schatten der Sünde in seiner Seele behalten, wie könnten wir von ihm hoffen, daß die Worte, in welchen er uns den Willen seines und unseres Vaters im Himmel verkündigt und unser ganzes Verhältniß zu ihm darstellt, so vollkommne Wahrheit wåren, auf einer so reinen und. vollständigen Auffassung beruhten, daß das menschliche Geschlecht auf immer daran könnte gewiesen bleiben? wie könnten wir voraussezen, daß eine vollkommne Uebereinstimmung in ihm gewesen, alles, was in ihm Fleisch ist, von dem Geist vollkommen durchdrungen und mit ihm eins geworden, so daß er das Vorbild ist, dem sich alle nachbilden, der Führer, in dessen Fußstapfen alle treten sollten, ohne daß wir hoffen dürften, auch durch die besonnenste Aneignung je feine Wahrheit zu erschöpfen, auch durch den treuesten Gehorsam sein Vorbild zu ers reichen? Und solch einen Erlöser brauchten wir doch, wenn wir uns vollkommen befriedigt finden sollten und keinen Wuusch zurükk, behalten, daß doch noch ein anderer nach ihm kommen möge!

Nehmen wir nun noch dazu m. th. Fr., mit was für großen und gewichtigen Worten der Erlöser selbst, was ihn so wesentlich von allen Söhnen der Erde unterscheidet, in seinen Reden beschrie ben hat, wenn er sagt, Ich und der Vater sind eins, Wer mich fiehet, der siehet den Vater; bedenken wir, daß diese Worte zugleich das Maaß enthalten für unsere Vereinigung mit ihm selbst, wie fie uns im Glauben gegeben ist, in der Wirklichkeit aber nur ims mer vollkommner erreicht werden foll, wie er für uns gebeten hat,

daß auch wir eins mkt ihm sein sollen, woraus schon von selbst folgt, daß, wer uns sieht, auch ihn sehe: wie könnten wir wol anders, als sie in ihrem ganzen vollen Sinne nehmen, wie sie uns vorliegen, und wie hätte der Erlöser solche Worte reden können, ohne daß er uns ihretwegen erschiene als einer, der entweder sich selbst täuscht in eitlem Wahn, oder, wenn auch wohlmeinend, das mit nicht zu wenig angenommen werde, stårkere Ausdrükke wählt, als der Wahrheit gemäß ist, und so diejenigen, die es genau nehmen wollen, täuscht mit eitlen Hoffnungen. Ja so müßte er uns erscheinen, hätte er so geredet und dabei auch von ferne nur die Sünde geschmekkt. Denn wie könnte der, in welchem auch nur die leiseste Spur von ihr übrig gewesen ist, sagen, daß er eins ist mit dem Vater, dem Vater des Lichtes, dem, der allein gut und rein ist und dem alles auch nur nahet in dem Maaß, als jeder am guten und reinen theilnimmt. Hat er also wahr geredet und giebt es eine solche Gemeinschaft zwischen ihm und uns, welche ein Ausfluß ist von seiner und des Vaters Einheit: so muß er auch schon vom Anfang seines Lebens an das Wort Gottes in sich getragen und dieses ihn behütet haben vor allem, was auch nur von ferne der Sünde gleicht; dann muß dieses bewacht haben jede Entwikkelung seiner natürlichen menschlichen Kräfte, so bewacht haben, daß auch das finnliche rein blieb und gleichsam harrte auf das allmählige Eintreten der merklichen Wirksamkeit dieser einwoh, nenden göttlichen Kraft und von Anfang an nichts anderes zu sein strebte, als ein Werkzeug für dieselbe. Nur wenn es so um ihn stand vom Anfang seines Lebens an, konnte er mit Recht dies von sich sagen.

und endlich m. g. Fr. denken wir noch an die Heiligkeit des jenigen, vor dem wir eben durch die Sünde alles Ruhmes ermangelten, den wir bei ihm haben sollten, und daß wir also eines folchen Helfers bedürften, um deswillen dieser heilige Gott das ganze menschliche Geschlecht konnte für rein achten und erklären, und der durch seine vollkommne Reinheit uns alle vertråte bei seinem Vater: o vor dem heiligen Auge Gottes bleibt auch der leisefte Hauch des Verderbens und der Sünde nicht verborgen; und wenn vor ihm etwas, auch nur dem kleinsten Theile nach, der jedem andern Auge entginge, unrein erscheint, so ist das ganze unrein. Also m. g. Fr. unser Glaube an die Vertretung unsers Erlösers beim Vater, unser Glaube daran, daß wir in ihm das Bild des himmlischen Vaters und den Abglanz seiner Herrlichkeit schauen, unser Glaube an die Unübertrefflichkeit und die beständige Fortdauer seiner Lehre, so wie an die Zulänglichkeit und Unum

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »