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XXV.

Vorschriften für den Schmerz bei dem Berlust unserer Brüder.

Am Todtenfest.

M

Text. Ev. Joh. 11, 16.

Da sprach Thomas, der da genannt ist Zwilling, ju den Jüngern, Lasset uns mit ziehen, daß wir mit ihm sterben.

a. 3. An einem Tage wie der heutige findet ohnfehlbar gerade in Beziehung auf denselben eine sehr große Verschiedenheit statt unter denen, welche sich in den Häusern unserer christlichen Andacht versammeln. Gewiß sind immer so manche darunter, welche in `dem kirchlichen Jahre, das wir heute beendigen, irgend ein herber und schwerer Verlust getroffen hat, denen irgend ein geliebtes Haupt geschieden ist, das sie vermissen, sei es nun in dem Kreise ihres häuslichen, oder sei es in den Geschäften ihres öffentlichen Lebens. Eben so fehlt es auch gewiß nirgend an sols chen, welche in das nun beginnende Jahr mit banger Erwartung hinaussehen, weil es ihnen wahrscheinlich ist, sie werden am Ende desselben nicht alle mehr in ihrer Mitte haben, mit denen sie auf das innigste verbunden gewesen sind. Und diejenigen, die sich in einem von beiden Fällen befinden, wie verschieden werden sie

sich nicht zeigen, wenn wir auf die Abstufungen in den Bewes gungen ihres Gemüthes sehen, sowol auf den verschiedenen Grad, als auf die mannigfaltigen Gründe und die oft so sehr verschie denen Wirkungen solcher schmerzlichen Gefühle. Aber eben deswegen, weil diese so verschieden sind, so ist eine Feier wie die heutige auch wichtig und bedeutend für viele, welche in dem unmittelbar sich abschließenden Zeitraume verschont geblieben sind in ihrem nächsten Kreise von den Pfeilen des Todes. Wie viele giebt es nicht, die nur vor längerer Zeit ähnliches erfahren haben, aber mögen sie auch jedesmal, wenn dieser Tag wiederkehrt, weiter zurükksehen müssen doch noch in ihrem Herzen den Stachel tragen, den ihnen ein solcher Verlust verursacht, so daß sie, wenn gleich immer wieder verschont geblieben, doch diesen Tag nie begehen können, ohne daß die Wunde ihres Herzens aufs neue aufreißt. Darum muß es uns allen etwas sehr wichtiges sein diese Feier dafür zu benuzen, daß wir uns verständigen aus dem göttlichen Wort sowol über das rechte Maaß, als über die rechte Art und Weise unserer Empfindungen bei dem Abscheiden unserer Brüder.

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Dazu nun geben uns die verlesenen Worte der Schrift eine besondere Veranlassung. Der Schmerz, den der Tod des Lazarus verursachte, war wegen seiner Wiedererwekkung zwar nur vor übergehend, aber deshalb in der Zwischenzeit nicht minder tief. Und es ist doch der einzige Todesfall, der uns erwähnt wird aus den Zeiten des Lebens unseres Erlöseres in dem Kreise der seinigen. Diesen hatte der Erlöser seinen Jüngern angekündigt; und als er das unumwunden gethan hatte, sprach Thomas die Worte, welche wir mit einander vernommen haben. Wir können sie. indeß nicht ganz und nicht sicher verstehen, wenn wir uns nicht etwas weiter zurükk des ganzen Zusammenhanges erinnern. Als der Erlöser die Nachricht von der Krankheit des Lazarus erhielt, blieb er noch da, wo er eben war; aber nach wenigen Tagen sprach er zu seinen Jüngern, Lasset uns wieder nach Judâa ziehen. Und als sie ihn warnten und sprachen, Wie? als du zum lezten Mal da warest, wollten sie dich steinigen, und nun willst du doch wieder hinzichen? da gab er ihnen das geschehene zuerst noch umwunden und dunkel zu verstehen, Lazarus schliefe, und er müsse hin und ihn aufwekken. Aber als sie ihn auch da noch abhalten wollten, sagte er es ihnen endlich deutlich heraus; und so beziehen sich denn diese Worte seines Jüngers auch mit auf die Gefahren, denen sie alle entgegen zu gehen fürchten mußten, wenn ihr Meister nach Judda in die Nähe von Jerusalem zurükk

kehren wollte. Auf jeden Fall aber war doch die Stimmung, die uns Johannes hier darstellt, zunächst durch diese Nachricht von dem Tode des Lazarus hervorgerufen, und so lasset uns denn die Worte ist nur in dieser Beziehung nåher erwägen.

Freilich alle Lehre, die wir daraus schöpfen können, kann nicht alle verschiedenen Fälle auf gleiche Weise umfassen, die gewiß in diesen Tagen so manches Gemüth bewegen. Denn sie bez schränkt sich doch unmittelbar nur auf das Hinscheiden derjenigen, welche schon unsere Mitarbeiter sind an dem Werke des Herrn; nicht erstrekkt sie sich auf die, welche wir selbst erst anleiten sollen, um wirklich in diesen heiligen Kreis zu treten, nicht auf die große Zahl derjenigen, welche jährlich aus diesem Leben scheiden, ohne noch zu der ersten Erkenntniß Gottes zu dem ersten kindlis chen Bilde des Erlösers in ihrer Seele gelangt zu sein. Aber wenn jenes doch immer das wichtigste und bedeutendste ist, so mögen wir uns füglich für unsere heutige Betrachtung hierauf beschränken; und darum lasset uns sehen, was wir aus jenen Worten des Thomas in Beziehung auf den Grad und die Art und Weise unseres Schmerzes bei dem Verluste unserer Brüder lernen können.

I. Was zuerst darin unverkennbar ist m. a. 3., fie find der Ausdrukk eines gewissen Verlangens abzuscheiden aus diesem Leben, eines gewissen Ueberdrusses an demselben, welcher durch einen so schmerzlichen Todesfall verursacht wurde. Wenn wir uns eine solche Aeußerung als den augenblikklichen Ausbruch ei nes von einem großen Verluste tief bewegten Gemüthes denken, dem vielleicht durch ein einziges von denen, die ihm lieb und werth find, doch viele Fäden seines Lebens abgeschnitten sind; dem sich nun kein Bild der nächsten Zukunft gestalten will, weil es in so vieler Hinsicht dem unmittelbar vorangegangenen nicht mehr ähn lich sein kann: so mögen wir es wol verzeihen und entschuldigen; ja wir können wol auch das Stillschweigen sowol des Erlösers als der anderen Jünger zu diesem Ausruf des Thomas als eine solche Billigung oder wenigstens Entschuldigung ansehen. Aber was natürlich sein kann und eben deswegen auch vergönnt als eine augenblikkliche Bewegung des Gemüthes, das bekommt doch einen ganz anderen Werth und eine ganz andere Bedeutung, so: bald es sich in demselben festsezt. Empfinden wir nun auf diese Weise bei dem Dahinscheiden der unsrigen; wird uns so dadurch das ganze Bild des Lebens getrübt, daß wir den Zusammenhang mit demselben verlieren und glauben uns nicht mehr hineinfinden

zu können: so laffet uns ja fragen, was wol die natürliche Folge davon sein muß, wenn sich eine solche Verwirrung in dem innern unsers Gemüthes befestigt. Auf der einen Seite freilich werden wir alle eine große Wahrheit darin erkennen, daß, je mehrere von denen vor uns dahinscheiden, mit denen zusammenzuwirken und in den liebsten und theuersten Beziehungen alles zu theilen wir gewohnt gewesen sind, auf deren Thätigkeit sich überall in allem, was uns das wichtigste im Leben sein muß, die unsrige bezog: um desto weniger Wohlgefallen wir dann noch an unserem eigenen Leben haben können. So daß sich unser wol ganz mit Recht die Empfindung bemeistert, daß es auf der einen Seite je långer je mehr an seinem Werthe für das menschliche Wohl, für die gemeinsame Thätigkeit, in die wir mit verwebt sind, verliert; und daß auf der andern, je mehr uns diejenigen fremd sind, die nun in die menschlichen Dinge am meisten eingreifen, je weniger von denen nur noch übrig sind, welche lange Gewohnheit, genaue Uebereinstimmung auf eine innige Weise mit uns verband: um besto eher auch wir selbst uns gefallen lassen können nun abgeru, fen zu werden aus diesem irdischen Schauplaz.

Dieses m. a. Fr. ist gewiß ein sehr richtiges Gefühl eben deswegen, weil es der Abdrukk ist von der göttlichen Ordnung in diesem menschlichen Leben. Denn so ist es ja der Wille Gottes, daß ein Geschlecht nach dem anderen aufgeht, erblüht, zu seinen vollen Kräften gelangt, nach Maaßgabe der verschiedenen Witterung, die den menschlichen Dingen auf Erden begegnet, reichere oder sparsamere Früchte bringt und dann auch wieder verwelkt und abftirbt, während ohnedies schon wieder ein anderes zu der frischen Blüte und in die Zeit der Fruchtbarkeit gelangt ist. Wenn mit dieser göttlichen Ordnung unsere eigene Empfin dung nicht übereinstimmte, sondern in Widerspruch wäre: so könnte ja auch unser Wille nicht mit dem göttlichen Willen übers einstimmen; so würden wir uns ja auch stråuben dieses Leben zu verlassen, um desto mehr, je mehr es in der natürlichen Ordnung der Dinge liegt, daß es nicht mehr lange währen kann. Und darum ist auch alles wahr und richtig, was uns auf diesen Punkt führt; darum ist auch jede Empfindung wahr, die wir, wenn einer aus dem Kreise unserer Wirksamkeit dahinscheidet, davon bekommen, daß von der Kraft unseres eigenen Lebens etwas verloren geht.

Das also ist Wahrheit m. g. Fr. in dem, was dieser Jünger ́aussprach, als die Nachricht gekommen war aus dem Munde des Herrn, daß ein so theures Glied, wenn auch nicht zu dem engeren

apostolischen Kreise gehörend, aus ihrer Mitte geschieden war; es ist Wahrheit, ohnerachtet Thomas mit den andern noch in der kräftigsten Zeit des Lebens stand.

Aber m. g. 3. eine jede Empfindung, die wahr ist und über einstimmend mit der göttlichen Ordnung, muß auch eben deswe gen die Ruhe des Gemüthes den Frieden des Herzens erhöhen und nicht stören. Wenn wir uns in den göttlichen Willen bei einer jeden solchen Veranlassung so fügen, daß wir ihn in seiner ganzen Wahrheit erkennen, daß wir dabei den Eindrukk - davon immer aufs neue in unser Herz fassen, wie auch unsere ganze Wirksamkeit in dem Reiche Gottes auf Erden und in allen menschlichen Dingen an gewisse Bedingungen der Zeit gebunden ist und natürlich aufhören muß, wenn diese nicht mehr vorhanden sind: so darf sich doch dieses nie auf solche Weise festsezen, daß es sich in ein sehnsüchtiges Zurükkwünschen dessen, was nicht mehr da ist, verwandelt; so soll es nicht in ein niederdrükkendes Gefühl übergehen, welches eine Klage gegen die göttliche Ordnung selbst in sich schließt, so daß wir auf die Vergangenheit als auf ein Gut zurükksehen, das wir nie hätten verlieren sollen, weil es uns ersezlich ist. Denn wie dieses doch nichts anderes ist als Migmuth über die göttliche Ordnung und Unzufriedenheit mit Gottes Wegen: so muß es unsere Lebensfrische und Thätigkeit schwächen und alle Triebfedern zu gottgefälligen Handlungen lähmen und abspannen. Denn diese alle gehen nur hervor aus dem herzlichen Wohlgefallen an dieser Welt Gottes, wie er sie eingerichtet hat. Und was in seinem Grunde dem entgegen wirkt, das kann auch seiner Natur nach nicht recht sein. Bringt der Schmerz eine solche Verstimmung hervor, so ist er auch nicht rein gewesen, sondern von Selbstsucht getrübt. Wie tief ein reines Gefühl erlittenen Verlustes auch in das Herz schneide: nicht nur darf es unsern eigenen Lebensgehalt nicht schwächen; sondern es muß auch beis tragen in anderen fromme Ergebung in den göttlichen Willen und heitere Thätigkeit unter den Bedingungen, unter die Gott uns gestellt hat, hervorzubringen oder zu erhalten.

II. Allein in den Worten dieses Jüngers Christi liegt, wenn 'wir auf den ganzen Zusammenhang derselben sehen, noch etwas anderes. Sie hatten vorher ihren Herrn und Meister gewarnt, er folle nicht nach Judäa gehen, weil man ihm da nach dem Leben stehe, und dieses wird uns dargestellt als ihre gemeinsame Stimme, als eine Empfindung, die sie alle theilten. Nun sagt ihnen der Herr, Lazarus sei gestorben, und fährt ført, Lasset uns

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