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I.

Warnung vor selbstverschuldeter Knechtschaft.

M

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Ihr seid theuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte.

a. Fr. Ich war im Begriff, wie ich oft in diesem Theile des kirchlichen Jahres zu thun pflege, eine genauer zusammenhän gende Reihe von Betrachtungen für unsere vormittågige Andacht zu beginnen. Aber da mahnte mich das Fest, das wie euch allen bekannt ist uns in diesen Tagen bevorsteht, daß es wol wichtig sei und rathsam unsere Gedanken schon jezt auf dasselbe vorbes reitender Weise zu richten. Denn wie es ein großes und herr liches Fest ist, so ist es doch ein solches, das seine besondern Bedenklichkeiten hat und Gefahren; und das sind gerade die, in Beziehung auf welche uns die vorgelesenen Worte des Apostels warnen und den richtigen Weg zeigen. Schon wenn wir bedens ken, was wir feiern sollen sei die Uebergabe einer Schrift: so muß uns das den Eindrukk geben von einem großen Werth, der auf den Buchstaben gelegt wird. Diese Schrift nun sollte eine Darstellung der Lehre enthalten, wie sie in den Kirchen der deut-schen sich evangelisch bildenden Christenheit getrieben wurde; fie war bestimmt für die versammelten Fürsten unsers Volkes und rührte her von denen, die zuerst vorangegangen waren auf dem

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Wege der gemeinsamen Erleuchtung aus dem göttlichen Wort. Wie natürlich also, daß sich hernach fast alle die, denen durch die göttliche Gnade das Licht des Evangeliums in demselben helleren Sinne aufging, mehr oder weniger an dieses Bekenntniß ange schlossen haben! Aber bedenken wir, wie wir uns eben deshalb noch immer in allen Verhandlungen und Streitigkeiten unter uns, so oft jemand einer Abweichung von der rechten Einfalt des Glaubens beschuldigt wird, auf dieses Bekenntniß zu berufen pfles gen: so ist allerdings die Gefahr nicht gering, da doch diese Dars stellung nur ein menschlicher Ausdrukk der christlichen Lehre ist, daß wir uns in eine Knechtschaft des Buchstaben begeben und aufs neue, wovor uns der Apostel warnt, Knechte der Menschen werden. Nur wenn wir uns bei dieser Feier hievon ganz frei wissen, nur wenn wir sowol in unserer Dankbarkeit gegen Gott für diese That unserer Kirche als auch in unserer Ehrfurcht ges gen die, welche in diesem Glauben unsere Vorgänger geworden find, die kräftige Richtung auf die Freiheit der Kinder Gottes festhalten, zu welcher wir berufen find, und nicht der Menschen Knechte werden: nur dann werden wir dieses Fest zu unserm eigs nen Segen begehen, würdig der Erinnerung und Nachfeier der folgenden Geschlechter, auf daß es diesen auch wiederkehre in gleis cher Dankbarkeit gegen Gott, in einem gleich würdigen Genusse der nur noch weiter ausgebildeten evangelischen Freiheit.,

Der unmittelbare Zusammenhang der verlesenen Worte m. Fr. hat es freilich zu thun mit den äußeren irdischen Ber hältnissen derer, die in die Gemeinde Christi aufgenommen waren. Der Apostel sagt, Ein jeder bleibe in dem Beruf, darin er beru fen ist; ist einer ein Knecht berufen, so sorge er nicht, denn er if ein gefreiter Chrifti. Wenn er aber nun hinzufügt, Ihr seid theuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte! so kann er das nicht mehr in demselben Sinne nehmen; denn davor hatte es keine Gefahr damals, daß sich einer sollte freiwillig in das harte Joch der Knechtschaft des einzelnen gegen den einzelnen begeben haben. Aber vorher schon in diesem Briefe hatte der Apostel davon geredet mit großem Schmerz und starker Mißbilligung, daß sich) so viele in jener Gemeinde an einzelne, die ihnen Diener des göttlichen Wortes geworden waren, fast ausschließend festhielten, der eine an diesen der andere an jenen, und darüber des gemeinsamen Herrn, dessen Diener alle waren, fast zu vers geffen schienen, so daß sie statt der Einheit des Geistes und Glaubens in allerlei Spaltungen zu gerathen in Gefahr waren. Und fo groß war das Gewicht dieser Sorge bei ihm, daß er auch

hier, obwol er von etwas anderm redet, boch wieder hlerauf zus rükkkommt und denen, welche gelöst vom Dienst der Sajungen zu Kindern Gottes berufen waren, zuruft, sie sollten bedenken, daß sie nicht wieder Knechte der Menschen würden, da sie sö theuer erkauft seien.

So last uns denn m. Fr. diese Warnung des Apostels vor selbstverschuldeter Knechtschaft recht zu Herzen neh men und zwar so, daß wir uns erstlich den Inhalt derselben recht vor Augen halten, und dann auch besonders auf den Be. weggrund, den der Apostel seiner Warnung hinzufügt, unsere Aufmerksamkeit richten.

I. Wir werden aber, was das erste betrifft, die Wars nung, daß wir nicht möchten wieder der Menschen Knechte wer den, nur dann in ihrem ganzen Umfange verstehen, wenn wir uns auch die vorhergehende Belehrung aneignen. Wer ein freier bes rufen ist, der ist ein Knecht Christi; denn so m. Fr. sind wir alle berufen Knechte Christi zu sein. Wenn ich sage wir alle, so meine ich jezt uns, die wir im Begriff sind dieses schöne Fest der Erinnerung und des Dankes zu begehen, uns die wir der erneuer ten evangelischen Kirche angehören, die sich von Anfang an auch hingestellt hat als eine freie Kirche, um überall eine würdige und zuverlässige Stüze für die Freiheit der Kinder Gottes zu sein.

Laßt uns doch um uns hievon zu überzeugen zunächst dar. auf zurükkgehen, wie wir alle in diese Gemeinschaft berufen wors den sind. Welches ist das Bekenntniß, das uns vorgelegt wurde, als wir in den Tagen unserer Jugend aufgenommen wurden in die Gemeinschaft evangelischer Chriften? wovon handelt es? Es ift nichts als die Geschichte Christi seine Thaten und sein Werk. Der ganze Kern diefes Bekenntnisses handelt nur von dem Erlös fer, welchen wir alle erkannt haben in der Herrlichkeit des einges bornen Sohnes vom Vater, von dem Gott, den er uns selbst zuerst als seinen und unsern himmlischen Vater geoffenbart hat, von dem Geist, den er uns erst erbeten hat von seinem Vater, daß er ausgegossen würde über die seinigen, von Chrifti Geschichte seiner Geburt seinen Thaten und seinen Leiden; an nichts anderes wurden wir erinnert, und nichts anderes wurden wir etwa verpflichtet zu glauben, weil andere es glaubten oder als zu glau bendes aufstellten und anbefahlen; an keines Menschen Namen find wir jemals gebunden worden, nach keinem Menschen haben wir uns jemals nennen wollen. Und wenn dies doch hier und da im gemeinen Gebrauch des täglichen Lebens vorzukommen

pflegt, daß wir unserm Bekenntniß den Namen jenes göttlichen Rüstzeuges, jenes tapferen Streiters in diesem Kampfe des Lichts und der Wahrheit hinzufügen: so wissen wir wohl, daß dieses nie etwas anders hat bedeuten sollen als eine geschichtliche Erins nerung, nicht so, daß wir uns dadurch auf ihn oder gegen ihn auf irgend eine Weise hätten verpflichten sollen und wollen; denn das würde ganz gegen seinen und gegen jedes andern Dieners des Evangeliums Dank und Willen geschehen sein. Was ferner ist uns ausgehåndigt worden, als wir in diese Gemeinschaft der gläubigen aufgenommen worden sind? Nur das Wort Gottes in der Schrift ist uns überwiesen worden zum freien Gebrauch nach bester Ueberzeugung und als treuen Haushaltern über die Geheimnisse Gottes. Dieses Wort ist freilich ausgegangen von seis nen ersten Augenzeugen, von denen, welchen er selbst seine Auf träge gegeben hatte, um seine Gemeinde zu sammeln und zu ord, nen. Aber wie sie sie nur in seinem Namen, nicht in dem ihris gen leiten sollten und weiden: so ist auch dieses Wort der Schrift nicht unser Nichtmaaß, sofern es das ihrige ist, sondern sofern der Geist, der sie trieb, es aus der Fülle Christi genommen hat.

Zu solcher Freiheit von allem menschlichen Ansehen sind wir aufgenommen in diese Gemeinschaft der evangelischen Christen. Aber zu welchem Ende? Auf daß wir alle Knechte Christi seien mit allen denen, die gleich uns frei von jedem andern Dienst bes rufen sind zu dieser edlen Knechtschaft.

Worin aber besteht nun diese? Der Erlöser äußert sich selbst über dieses Verhältniß auf so mannigfaltige Weise, daß es nicht leicht ist zu sehen, wie seine Ausdrükke zusammenstimmen. In wie mancher Gleichnißrede führt er seine Jünger darauf, daß sie Knechte sind, die sich nicht einmal rühmen dürften, wenn sie gethan hatten was sie schuldig waren *), warnt sie, daß sie ja möchten wachend erfunden werden, wenn der Herr kâme **), und dieser Herr ist des Menschen Sohn. Wie sagt er ihnen voraus, sie würden gehaßt werden um seines Namens willen, und fügt hinzu, der Knecht sei nicht über seinen Herrn ***). Dann aber auch ganz entgegengesezt verheißt er, die Wahrheit mache frei, und giebt sich mit Recht das Zeugniß, daß er die Wahrheit ges redet habe ****). Und die sollten nicht frei geworden sein, bei

*) Luf. 17, 10.

**) Luk. 12, 37. ***) Matth. 10, 24.

****) Jol. 8, 32. 36. 40.

denen doch seine Rede gefangen hatte und nicht leer zurukkges kommen war? Aber ja, er sagt ihnen auch änderwärts, fie seien nun nicht mehr Knechte, sondern Freunde, denn er habe ihnen kund gethan alles was er von seinem Vater gehört *). So stimmt nun freilich dieses beides, der Sohn hat sie frei gemacht durch die Wahrheit, und weil diese sein innerstes Wesen ist, das er ih nen zu erkennen gegeben, so sind sie nun seine Freunde. Wie stimmt aber dieses zusammen genommen mit dem ersten? Schwer, lich wird wol jemand sagen wollen, damals als Christus das erste gesagt, seien seine Jünger noch Knechte gewesen, weil seine Nébe noch nicht gefangen hatte unter ihnen; als er aber das lezte gesagt, seien sie schon Freunde gewesen. Denn wie hätte er dann ihr ganzes Verhalten als Knechte vorstellen können als den Gegenstand ihrer Rechenschaft bei seiner Wiederkunft? Sondern es verhält sich so. Jene ersten Reden sollen erinnern an den großen Abstand zwischen dem Meister und den Jüngern, gegen welchen jeder andere verschwand, damit sie die Gleichheit unter sich recht vollkommen feststellen möchten. Denn ein Knecht konnte viel scheinbare Vorzüge haben vor dem andern, er konnte auch gesezt sein in mancher Hinsicht über die andern; aber das Loos war und blieb dasselbe, die Knechtschaft. So sollten auch sie alle fich für gleich halten, jeder Vorzug des einen vor dem andern verschwinden, keiner sollte sich Meister nennen lassen, Einer nur ist der Meister, Christus. Die andern Reden aber find die Zeugs nisse, welche Chriftus ablegt von sich selbst, von seiner Art und Weise mit den Menschen zu handeln, an welche sein Wort ers geht, und von seinen Leistungen für uns. Ihr höchster Gipfel ist in dem Wort, daß der Sohn frei macht, und daß nur diejenigen recht frei sind, die der Sohn frei gemacht hat **) Recht frei ist aber nur der, welcher auch frei bleibt. Der Sohn, wenn er uns frei gemacht, hält er uns auf keine äußerliche Weise fest. Wir gehören ihm an, aber nur vermöge eines geistigen Bandes, wels ches nur fort besteht, sofern es sich durch unser Verlangen und unsere Zustimmung immer wieder erneuert. Wie es damals war ***), als der Herr bemerkte, daß viele nicht mehr mit ihm wandelten sondern hinter sich gegangen waren, weil seine Rede ihnen zu hart war: so ist es auch noch. Er fragte seine Jünger, ob sie ihn auch verlassen wollten? darin lag also die Anerkens

"Joh. 15, 15.

"*) Joh. 8, 36.
***) Joh. 6, 66 flgd.

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