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IV.

Von der Gerechtigkeit aus dem Glauben.

Text. Gal. 2, 19-21.

Ich bin aber durchs Gesez dem Gesez gestorben, auf daß ich Gott lebe. Ich bin mit Christo gekreuzigt, ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jezt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben. Ich werfe nicht weg die Gnade Gottes; denn so durch das Gesez die Gerech tigkeit kommt, so ist Christus vergeblich gestorben.

M. a. Fr. Diese Worte find der unmittelbare Verfolg derer,

die wir neulich zum Gegenstand unserer Betrachtung gemacht haben. Der Apostel sezt einander entgegen das Streben gerecht zu werden durch das Gesez, was er als ein nichtiges bezeichnet, in- ' dem er sagt, Kein Fleisch wird gerecht durch des Gesezes Werk, und das Streben gerecht zu werden durch den Glauben an Jes sum Chriftum. Wie nun diese Worte sich jenen anschließen, so auch unsere heutige Betrachtung der neulichen. Von jenem nichtigen haben wir neulich gehandelt, und ich habe dabei dieses als bekannt vorausgesezt, was Paulus sich und den seinigen als das Wesen des Christenthums beilegt, das gerecht werden wollen durch den Glauben. Von diesem Wesen des Christenthums, worauf unsere Vorfahren in jenem Bekenntniß, welches immer noch der *Gegenstand unserer christlichen Aufmerksamkeit in diesen Versamm

lungen ist, aufs neue zurükkgegangen waren, nachdem mannigfal tige Verirrungen davon in der christlichen Kirche überhand genom. men hatten, enthalten die verlesenen Worte die eigentliche Be schreibung des Apostels. Er stellt ihr das gleichsam als Einlei tung voran, daß er durch das Gesez dem Gesez gestorben und mit Christo gekreuzigt sei. Damit deutet er ja offenbar auf das gångliche Ende seines frühern gesezlichen Lebens hin und spricht sich also aufs bestimmteste darüber aus, wie unverträglich beides mit einander sei, dem Gesez leben, auf das Gesez hoffen, durch des Gesezes Werke gerecht werden wollen auf der einen Seite, und Gott leben, gerecht werden wollen durch den Glauben, und Christum in sich leben haben auf der andern. Ehe dieses beginnen konnte, mußte jenes erst völlig aufhören. Durch das Gesez, fagt er, bin ich dem Gesez gestorben, indem ich mit Christo gekreuzigt bin. Diese Einleitung zu der eigentlichen Beschreibung der Ges rechtigkeit aus dem Glauben dürfen wir nicht übersehen m. g. Fr. Freilich ist dieser Ausdrukk des Apostels etwas schwierig, Ich bin durch das Gesez dem Gesez gestorben. Wenn wir uns aber den ganzen Zusammenhang seiner Gedanken, wie er ihn in diesem Briefe und von einer andern Seite im Briefe an die Römer aus einandersezt, vergegenwärtigen: so sehen wir sehr leicht, daß seine eigentliche Meinung diese ist. Christus war durch das Gesez ge storben; denn diejenigen, welche ihn zum Tode brachten, hatten dies nur im Namen des Gesezes gethan, wie denn auch der Apo ftel ihnen das Zeugniß giebt, daß sie nichts anderes seien, als Eiferer um das Gesez, aber nicht mit dem rechten Verstande. Und schlimmer bezeichnet sie auch unser Erlöser selbst nicht, indem er von ihnen sagt, Sie wissen nicht, was sie thun. Sie beriefen sich auch ausdrükklich auf das Gesez, indem sie sagten, Wir ha ben ein Gesez und nach diesem Gesez muß er sterben. Weil nun diejenigen, die das Gesez verwalteten, als solche seinen Tod vers ursachten: so konnte der Apostel mit Recht sagen, daß Christus durch das Gesez gestorben sei. Wenn er nun sagt, er selbst sei durch das Gesez dem Gesez gestorben, indem er mit Christo, gekreuzigt sei: so meint er dies so, weil das Gesez den Tod Christi habe hervorbringen können, und es also im Wesen des Gesezes liege, daß, wiewol es seinem Ursprung nach geistig ist, dennoch in der Anwendung desselben das wahre geistige Leben, welches der Gegenstand des göttlichen Wohlgefallens ist, gänzlich verkannt werden könne: so habe er sich eben durch das Gesez von demsel ben losgesagt, sich durch dasselbe mit Christo kreuzigen laffen, und sei so ihm gestorben. Wie nun Paulus dem Gesez gestorben war,

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das wissen wir von anderwärts her. Sofern es für alle Nach. kommen Israels die Bedingung war, unter der sie wohnen soll. ten in dem Lande, das ihnen Gott gegeben, insofern beobachtete er es, wenn er im Lande war, wie er auch jedes menschliche Gesez der Ordnung in weltlichen Dingen ehrte und Gehorsam gegen die Obrigkeit lehrte: aber gerecht zu machen vor Gott, das stehe in der Macht keines Gesezes. Wie nichtig nicht nur das mosaische Gesez sondern jedes in dieser Hinsicht sei, das geht auch am klarsten aus solchen Beispielen hervor. Man sieht wie tiefes inneres Verderben sich doch kann in die Gesezlichkeit kleiden; und da jedes Gesez nur Handlungen fordern kann, so müßte Gott, wenn er nach dem Gesez richtete, auch solche gelten lassen, die aus einem Gemüth kommen, dem jede gottgefällige Gesinnung fremd ist. Darum wie man auf der einen Seite sagen konnte, kein Fleisch würde gerecht durch des Gesezes Werke, weil niemand vermochte das Gesez vollkommen zu halten: so konnte man auf der andern Seite dasselbe auch deshalb sagen, weil einer es konnte vollkommen erfüllt haben und doch von allen Ansprüchen auf Lob und Billigung vor Gott ganz entblößt sein. Und dies war nun der natürliche Uebergang von dem einen zu dem andern. Diese Ansprüche sah Paulus in höchster und einziger Vollkommen. heit in dem, den das Gesez getödtet hatte; darum starb er mit ihm dem Gesez und suchte gerecht zu werden durch diesen. Diese Gerechtigkeit aus dem Glauben beschreibt er nun so. Ich lebe zwar nach jenem Tode, aber eigentlich nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jezt lebe im Fleische, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben. Aus dieser Beschreibung nun m. g. Fr. können wir ganz vorzüglich erkennen lernen, was wir unter der Gerechtigkeit aus dem Glauben zu verstehen haben, die als ein so wichtiges Hauptstükk in jenem Bekenntniß aufgestellt wird. Wenn wir zu diesen Worten noch die folgenden ebenfalls verlesenen hinzunehmen: so ist es zweierlei, worin das Wesen diefer Gerechtigkeit aus dem Glauben zusammengefaßt wird. Erstlich daß wir das Leben Christi in uns haben, das sagt der Apostel in den Worten, Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir; und dies stellt er dem gleich, Was ich lebe im Fleische, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes. Zweitens, daß nur, wenn wir uns mit gänzlichem Ausschluß des Ges sezes hierauf allein verlassen, wir die dargebotene göttliche Gnade wirklich annehmen. Dies sagt der Apostel ganz vornehm lich in den Worten, Ich werfe nicht weg die Gnade Gottes; denn

so durch das Gesez die Gerechtigkeit kommt, so ist Christus ver. geblich gestorben.

1. Vielleicht ist es nicht ohne Schwierigkeit zu behaupten, das Wesen der Gerechtigkeit aus dem Glauben bestehe darin, daß wir das Leben Christi in uns haben. Jeder gewiß denkt sich etwas, und zwar was jeder Christ haben muß, unter dem Ausdrukk an Christum glauben; auch wol dabei daß Christus in uns lebt etwas, das wenigstens die weiter gediehenen Christen von sich rühmen könnten: daß aber dieses dasselbe sei mit der Gerechtigkeit aus dem Glauben, das wird nicht leicht klar sein.

Zunächst haben wir uns nur darüber zu verständigen, daß sich niemand nach dem Gebrauch dieses Wortes im gewöhnlichen Leben unter dem Glauben etwas weit geringeres denke als der Apostel, und wozu seine kurze und kernige Beschreibung, daß im Glauben leben und Christum in sich lebend haben einerlei sei, gar nicht passe! Denn fangen wir damit an uns bei dem Glauben zu denken irgend ein Anerkennen oder Wissen um das, was Christus gewesen ist: so dürfen wir doch dabei nicht stehen bleiben; sonst kommen wir wieder zurükk auf das, was der Erlöser selbst sagt "), Nicht alle, die zu mir Herr Herr sagen, werden ins Himmelreich kommen, sondern die, welche den Willen meines Vaters im Himmel thun. Ein jedes Anerkennen Christi mit unserm Vers stande, mögen wir ihm nun mehr oder weniger zuschreiben oder unumwunden das größte, wodurch wir seine eigenthümliche Würde zu bezeichnen pflegen: wenn es nur das ist, so ist es nur ein sol ches Herr Herr sagen, welches niemanden in das Himmelreich bringt, und also auch keinen gerecht macht. Wenn aber nun der Erlöser sagt, Sondern die, welche den Willen meines Vaters thun: so erklärt er sich oft darüber, daß der Wille seines Vaters sei, daß wir glauben sollen an den, den er gesandt hat. Folgt also nicht hieraus ganz deutlich, daß, wenn wir auch zu jenem Anerkenntniß noch hinzurechnen, was, wo ein ausgezeichneter Werth anerkannt wird, nothwendig damit verbunden ist — nens nen wir es nun Wohlgefallen und Freude an dem Gegenstand oder Bewunderung und Verehrung desselben, wir doch weder den Glauben noch das Leben Christi in uns damit schon ergriffen haben? Der Unterschied zwischen beiden wird niemandem unter euch entgangen sein, wer das menschliche Leben in der Nähe eis nes ausgezeichneten Geistes beobachten konnte. Wie viel Yurr

*) Matth. 7, 21.

kennung findet jeder, ursprüngliche und solche, die sich in andern wiederholt, weil sie einmal in das gemeinsame Leben eingegangen ist, wie viel Bewunderung auch für jede eigenthümliche That für jedes ausgezeichnete Wort: aber wie wenige sind es immer nur, die ein solcher in eine mit ihm übereinstimmende und doch freie Bewegung sezt, die sich so seinem Einfluß hingeben! So auch mit dem Erlöser! So, aber freilich in einem so ungeheuer anderen Maaßstab, daß eigentlich keine Vergleichung statt findet. Jene Anerkennung, die lebendigere sowol als die mehr überkommne sind etwas, sie haben auch eine Wahrheit; aber wenn es dabei bleiben kann, auch eine sich vor ihm beugende Verehrung mit dazu gegeben: so ist das nicht der Glaube. Der Glaube ist nur jenes sich seinem Einfluß hingeben; und er wåre also gar nicht, wenn Er ihn nicht hervorriefe. Weil er aber sich unser bemächtigen will, weil er diese Gewalt jezt noch mittelbar eben so übt, wie er fie persönlich übte, als er auf Erden wandelte: so entsteht nun in denen, die sich diesem Einfluß hingeben, sein Leben. Mit einer solchen Kraft und mit diesem Willen in andern zu leben mußte der Sohn Gottes angethan sein und sich den Menschen darbieten, wie er es auch von Anfang seines öffentlichen Lebens an immer gethan hat. Er bietet sich an als das Brot des Lebens, und die ihn genießen, das sind die gläubigen; er ladet zu sich ein als zu einer Quelle lebendigen Wassers, und die aus ihm schöpfen find die gläubigen. So entsteht und gedeiht sein Leben in uns; was hieran Werk ist und That, das ist sein, nur das Aufnehmen ist unser. Und dieses sich immer erneuernde Aufnehmen ist der Glau be, von dem Paulus sagt, daß er nun in ihm`lebe, nachdem er mit Christo dem Gesez gestorben ist.

Wie wir nun häufig genug auch unter unsern evangelischen Christen solche Vorstellungen vom Glauben finden, wie wir sie eben beschrieben, und wie sie der Rede des Apostels nicht genüs gen können: so giebt es auch viele, die sich nur etwas sehr eins seitiges und unvollkommnes denken unter der Gerechtigkeit vor Gott, welche wie der Apostel sagt nur aus dem Glauben kommen kann. Viele nämlich halten das beides für einerlei, gerecht sein vor Gott und Vergebung der Sünden haben. Nun ist Vergebung der Sünden in dem vollen Sinne des Wortes freilich auch nur in der Gemeinschaft mit Christo. Denn was der Apostel Johannes sagt *), So wir unsere Sunde bekennen, so ist Er treu und gerecht, daß er uns die Sünde vergiebt und reinigt uns von aller Untugend, das sagt er nicht von den Mens

*) 1 Joh. 1, 9.

Et

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