ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Gottes; und was er sagt, erscheint uns falsch: so müssen wir ja voraussezen, er wisse seine Darstellung mit seiner frommen Gefinnung zu vereinigen, und so lange er diese Voraussezung durch seine Beharrlichkeit in christlicher Frömmigkeit rechtfertigt, haben wir keine Ursache unsere Gemeinschaft mit ihm abzubrechen wegen dessen, was doch höchstens eine Schwäche seines Verstandes sein kann. Aber freilich, wenn einer davon ausgeht oder seine Såze ihn selbst dahin bringen, daß er die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes nicht ertragen sondern ihn allen andern gleichstellen will, also auch möglicher Weise andere über ihn hingussezen: nun der freilich rechnet sich selbst nicht mehr zu uns, sofern wir eine Gemeinschaft von Christen bilden. Aber so weit er sich noch mit uns einlassen will, haben wir nicht Ursach ihm zu wehren; ja es muß uns lieb sein, wenn auch ein solcher sich nicht ganz von uns trennt, weil wir ihn dann noch anfassen und einen wohlthätigen Einfluß auf ihn üben können, und eben so wenn einen seine Såze dahin führen, daß er den Glauben der Christen auf Leichtfinn zieht und statt des Ernstes der Heiligung vielmehr dem Fleisch Raum giebt: dann freilich werden wir ihm widerstehen müssen und wohl Acht haben, daß ein solcher, der gar nicht demselbigen Ziele zustrebt, dem wir, nicht andere verführe mit seiner falfchen Weisheit. Aber eben dieser Widerstand kann ihm zur Züchtigung gereichen und also auch zur Besserung, wenn er in unse rer Gemeinschaft bleibt; und darum wäre es auch nur eine unbrüderliche Trägheit, wenn wir ihn aus unserer Zucht entlassen wollten. Wie viel weniger also noch werden wir einen Grund zum Verdammen finden, wenn Behauptungen, die uns unverständlich sind oder mißfällig, doch andere dahin führen, daß sie fest an dem Herrn und seinem Bekenntniß halten, wenn sie sie an nichts hindern, was zur christlichen Gottseligkeit gehört, vielmehr sie selbst ihnen das Zeugniß einer reinigenden und stårkenden Einwirkung geben. Nein, wie wenig uns auch solche Lehren begründet erscheinen in dem Wort Gottes, auf welches sie sich doch berufen: immer haben doch solche Christen denselben Geist empfangen wie wir, immer streben sie ja zu demselben Ziele wie wir; wie sollten wir einen Mitknecht verdammen wollen, von dem wir hoffen dürften, daß sein Herr ihn immer werde wachend finden? wie sollten wir nicht gern mit ihm zu der Gemeinschaft der Lehre und der Untersuchung, der Liebe und des Gebetes verbun den bleiben?

Wenn wir die menschlichen oft so willkührlichen und wenig begründeten Trennungen in den Angelegenheiten des Heils aus

diesem Gesichtspunkte betrachten: wie wahr werden wir dann das Wort des Erlösers finden, daß wer andere verdammt sich selbst verdammt! wie wahr werden wir es finden, was er sagt gerade in dieser Beziehung, wer nur nicht wider ihn ist, wer nicht ohne ihn sein Heil suchen will, sondern mit ihm und durch ihn, der ist auch für ihn! und wie gern werden wir dann alle die so gesinnt sind pflegen mit Liebe und Treue und mit ihnen gemeinsam die Wahrheit suchen. Das war aber auch der innerste Geist derer, die Gott der Herr zur Verbesserung der Kirche berufen hatte; es waren nur vorübergehende Mängel, Verirrungen in Bezug auf das, worauf sie nicht hinreichende Aufmerksamkeit hatten wenden köns nen, was sie in dieses Richten, in dieses Verdammen hineinführte. Wir mögen sie entschuldigen; aber wir dürfen ihnen nicht folgen. Wir können es ihnen vergeben, daß sie sich nicht gleich von allem losmachen konnten, was das Werk einer so langen Zeit war; aber wir müssen nicht überschäzen, was das Werk menschlicher Unvollkommenheit und Schwäche war. Und dazu haben sie uns selbst das Recht gegeben; sie haben keinen auf ihr Wort verpflichten wollen, sie haben nur das Werk des Herrn gesucht, und das laffet uns mit ihnen suchen und uns nur da zu ihnen gesellen, wohin sie von dem Geist der Gemeinschaft geführt sind. Aber haben sie etwas gethan, wodurch das Band der Liebe gelöst, und das ganze zerspaltet und getheilt wurde: so kann doch darin nur menschliche Schwäche und Irrthum vorgewaltet haben, wovon wir immer mehr suchen müssen uns zu reinigen. Darum Wahr heit mit einander suchen in Liebe, ohne Störung des Friedens dem Heil entgegengehn und das Wort des Herrn unter einander reichlich austheilen, damit es sich allen immer deutlicher offenbare: das sei das schöne Werk der Gemeinschaft, zu der wir mit einan der verbunden sind durch den Gnadenruf unsers Gottes und Heis landes. Amen.

IX.

Daß wir nichts vom Zorne lehren haben.

Gottes zu

Text. 2 Korinther 5, 17. 18.

Darum ist jemand in Christo, so ist er eine neue Creatur; das alte ist vergangen, siehe es ist alles neu geworden, aber das alles von Gott, der uns mit ihm selber versöhnet hat durch Jesum Christum und das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt.

M. a. Fr. Es ist bei unserer heutigen Betrachtung nicht eis

gentlich mein Zwekk uns in den ganzen reichen Inhalt dieser Worte des Apostels zu vertiefen; obgleich freilich so wie er uns allen bekannt und eigen sein muß auf der einen Seite, so doch auf der andern er nie aufhören kann der Gegenstand unserer bes ständigen Vertiefung im Geiste und unseres Lobes und Preises gegen Gott zu sein. Ich habe vielmehr im Zusammenhange mit demjenigen, womit wir uns seit einer Reihe dieser Vorträge beschäftigt haben, nur eure Aufmerksamkeit überhaupt darauf lenken wollen, wie der Apostel das Christenthum beschreibt als das Amt, welches die Versöhnung predigt und zwar die von Gott in Christo gestiftete Versöhnung, um nicht sich mit der Welt sondern die Welt mit sich zu versöhnen; wie das ja so deutlich ist in den folgenden Worten, wo der Apostel hinzufügt, Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selber, noch einmal wiederholend was er schon gesagt hatte, daß alles dieses von Gott ausgehe, der uns mit ihm selber versöhnet hat durch Je

sum Chriftum. Nun m. a. Fr. gehört zu denjenigen Unvollkommenheiten unseres Glaubensbekenntnisses, weswegen ich nicht ge: rade wünschte, daß wir es gleichsam aufs neue seinem ganzen wörtlichen Inhalt nach als unser eignes annåhmen und bestätig ten, auch dieses, daß darin noch viel zu viel die Rede ist von einem Zorne Gottes, was sich doch mit dieser vom Apostel selbst uns gegebenen Darstellung des Christenthums gar nicht verträgt, sondern mit derselben in offenbarem Widerspruch steht. Daher möchte ich dieses zum Gegenstand unserer heutigen Betrachtung machen, daß wir gar keine Veranlassung haben und gar keine Anweisung diese Vorstellung von einem Zorne Gots tes als in dem Christenthum begründet als ein wesentliches Stuff unseres Glaubens als eine eigenthümliche Lehre aufzustellen; vielmehr, daß je mehr wir unsere und anderer Aufmerksamkeit darauf hinlenken wir uns um so weiter von dem wahren Geist des Christenthums entfernen. Lasset uns zu dem Ende zuerst sehen, wie wir in dem Berufe, den uns der Apos stel vorhält, nämlich alle zu diesem Amte, das die Versöhnung predigt, zu gehören und darin zu arbeiten, gar keine Veranlassung finden können von einem Zorne Gottes zu reden; dann aber zweitens, wie in der That je mehr wir uns selbst und andere damit beschäftigen wir auch gewiß sind uns um so weiter von dem wahren Geiste des Christenthums zu entfernen.

I. Wenn wir nun zuerst uns überzeugen wollen, daß wir durchaus keine Veranlassung haben den Zorn Gottes den Men schen vorzuhalten, und daß Christen auf keine Weise durch ir gend eine Lehre, die vom Zorne Gottes handelt, gefördert wers den können: so müssen wir uns vor allen Dingen daran erin nern, daß der Erlöser selbst dieses niemals gethan hat, daß es kein einziges uns von ihm aufbehaltenes Wort giebt, worin von dem Zorn Gottes die Rede wäre. Allerdings finden wir eines und anderes, was man dahin ziehen könnte, wol hie und da in seinen Reden und so auch in unserm heutigen Sonntagsevange: lium *), und ich habe eben deswegen lieber dieses zu unserer hens tigen Vorlesung erwählt. Der Erlöser freilich sagt, Als der Kös nig den sah, der kein hochzeitliches Kleid anhatte, ward er zors nig und sprach zu ihm, Wie bist du hineingekommen? Aber es wird uns auch allen aus dieser Vorlesung erinnerlich sein, wie diese Gleichnißrede des Herrn ganz besonders und vor anderen

*) Am 20. Sonnt. n. Trin. Matth. 22, 1–14.

[ocr errors]
[ocr errors]

ähnlichen reich ist an mancherlei Ausschmükkungen, ich meine an solchen Ausdrükken, die nicht zu der Lehre gehören, die er uns geben, nicht zu den Gedanken, die er mittheilen wollte; sondern nur zur Anschaulichkeit des Bildes, in welches er seine Lehre, und Gedanken eingekleidet und verwebt hatte, gehört das, wenn er sagte, Der König wurde zornig. Aber dasjenige, was diesen Zorn veranlaßte und daraus hervorging, das sollte als der eis gentliche Mittelpunkt seiner Nede wohl beherzigt werden wie er auch selbst darauf hindeutet, wenn er am Ende derselben sagt, Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt, dieses nåmlich, daß einer sich äußerlich schon da befinden kann, wo die Gaz ben der Milde des Königs gespendet werden, aber doch von der wahren Theilnahme daran hinweggewiesen werden dahin, wo von dem allen nichts zu finden ist, wenn er nämlich nicht das hochzeitliche Kleid anhat. Wollen wir aber, was er von dem Zorne` des Königs sagt, buchstäblich auf Gott übertragen: so müssen wir auch alles andere, was hier vorkommt, daß der König seine Heere ausgeschifft und viele Städte zerstört habe, eben so auf ihn anwenden. Nun ist freilich nicht zu leugnen, in den Schrif ten der Apostel und eben auch des Apostels Paulus, der uns in den Worten unseres Textes das Christen:hum darstellt als das Amt der Versöhnung, ist an mehreren Stellen vom Zorne Gottes die Rede. Lasset uns aber nicht übersehen, wie dies damit zusammenhängt, daß die Apostel zu solchen redeten, welche ent weder unmittelbar dem Volk des alten Bundes angehörten, oder wenigstens durch ihre wenn auch entferntere Gemeinschaft mit demselben zu der Erkenntniß des Christenthums gelangt waren. In dem alten Bunde nun wissen wir, daß gar viel die Rede ist von dem Eifer und dem Zorne Gottes; das Gesez und die Propheten sind voll von Vorstellungen dieses Eifers und Zorns und von Drohungen, welche davon ausgehen. Aber davon sagt der Apostel in den Worten unseres Textes, Wer in Chrifto ist, der ist eine neue Creatur; das alte ist vergangen, es ist alles neu geworden. Und zu diesem alten, das vergangen ist für alle diejenigen, die in Christo eine neue Creatur geworden sind, gehört vor allen Dingen jede solche Vorstellung von einem Zorne Gottes. Damit aber hångt es genau betrachtet so zusammen, daß dies zu den Mitteln gehört, deren sich Gott bei dem damaligen Zustand der Welt und des menschlichen Geschlechts bedienen mußte. Es giebt einen natürlichen Zusammenhang, und die Menschen haben ihn von jeher von einer gewiffen Seite betrachtet richtig aber doch auch wieder gar leicht zu mancherlei Schaden

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »