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das auf diese Weise offenbar ward. Das mußte der Herr wissen, als er kam das Schwert zu bringen und selbst zuerst irdischer Weise unter demselben zu erliegen! Er mußte wissen, daß, nachdem die göttliche Kraft, die in ihm wohnte, nur einmal ihre Wirksamkeit angeknüpft hatte durch seine Erscheinung auf Erden, fie auch immer fort wirken müsse und immer größere Werke thun. Er mußte wissen, daß er in den seinigen bleiben werde immerdar, daß ihr Verständniß von ihm sich immer mehr verklären, ihre Liebe zu ihm sich immer mehr läutern werde, und sie auf diese Weise ohne seine leibliche Gegenwart, aber doch nur vers möge seiner geistigen tüchtig werden zu jener Botschaft. Er mußte durch die vorübergehende Verläugnung, durch den wiederkehrens den Wankelmuth doch das hindurchsehen, daß er im Stande sei, in allen gläubigen Gemüthern eine Liebe und Treue zu entzünden wie die jenes ersten Mårtyrers, dessen Gedächtniß heute begangen wird, welcher, als er davon daß in Jesu von Nazareth alle Verheißungen erfüllt feien, die den Våtern gegeben waren, und in ihm allein das Heil für alle zu finden, im Angesichte des Todes sein Zeugniß ablegte, nicht die Wuth der aufgeregten Menge, nicht die Steine, die schon aufgehoben wurden um das erleuchtete und begeisterte Haupt zu zerschellen, nichts von allen diesen feind. seligen Bewegungen sah, sondern nur den Himmel, in dem hon hier sein Wandel gewesen war, geöffnet und des Menschen Sohn zur rechten Gottes stehen *) und so zur lichten Anschauung ver, Finnlicht die feste innere Ueberzeugung, die er eben ausgesprochen hatte, und um derentwillen er jezt sein Leben so wenig lieb hatte, sondern es verlor als ein fruchtbares Samenkorn, das nicht al, lein bleibt, wenn es stirbt, sondern selbst behalten bleibt zum ewigen Leben und auch noch viele Früchte bringt **).

Ja m. g. Fr. diese Zuversicht mußte in dem Herrn sein, daß er auf diese Weise und immer herrlicher fortleben werde in den feinigen, und auch auf uns erstrekkt sich diese Zuversicht so gewiß, als er auch jezt noch fortwirkt und auch nur uns, die Gesammtheit der jedesmal lebenden Christen hat, durch die er wirkt. So knüpft sich unser erstes christliches Hauptfest an das lezte. Wie könnten wir uns auch wahrhaft der Erscheinung des Erldfers freuen, wenn wir uns nicht auch darüber freuen könnten, daß dieselbe Kraft der Liebe und der Treue und alles, was der Apostel

) Apostelgesch. 7, 55.

**) Joh. 12, 24. 25.

als die Frucht des Geistes bezeichnet, auch über uns ausgegossen ist durch denselben Geist? Bewillkommen wir Christum in diesen festlichen Tagen als unsern Herrn: so kann auch das nur gesches hen durch den heiligen Geist "), der die Quelle aller dieser Gaben ist. Bewillkommen wir ihn als den, welcher uns befreit von allen andern Banden: so kann das nur Wahrheit sein und bleiben, wenn er uns zugleich durch die unauflöslichen Bande der Liebe fest mit sich verbunden hält zu Einem Leben; wie er auch verheis ßen hat, daß, wenn er werde erhöht sein von der Erde, er alle zu sich ziehen wolle. Sind auch wir nun Gegenstände dieser Zus bersicht Christi, daß alles menschliche Leben eins werden soll mit dem feinigen: so muß diese Zuversicht, so gewiß sie zu der Gött. lichkeit seines Wesens gehört, auch unser Antheil werden und auch wir in derselben wirken. Wenn also auch wir, wiewol weder in die Anfänge der christlichen Kirche gesezt, noch an den Grenzen derselben wohnend, doch auch in manchem Sinne Erfahrung das von machen, daß auch wir das Schwert bringen müssen — nur ja so wie er, daß wir es nur bringen, nicht etwa selbst nehmen und ziehen, damit wir nicht dadurch umkommen, aber müssen wir es brin gen: so laßt uns gutes Muthes sein, wie er immer festhaltend an der befreienden Liebe, welche auch diejenigen, die seiner Wahrs heit noch entgegen treten, immer nur als solche ansehen kann, welche nicht wissen was sie thun. Um so mehr aber laßt uns von seiner Liebe gedrungen alle unsere Kräfte gern vereinigen zu dem heilsamen Dienst, ihn denen bekannt zu machen, die aus Unwissenheit noch auf irgend eine Weise wider den Herrn find: so zwar, daß wir unsererseits uns des Friedens befleißigen mit jedermann, aber auch so, daß wir das Wort Gottes nicht im Etiche lassen, welches uns anvertraut ist, damit auch nicht auf diese Weise das Amt, das die Versöhnung predigt und welches unser aller gemeinschaftlicher Beruf ist, durch uns der Feigherzigs keit geziehen werde und in Geringschäßung verfalle. Und wenn wir hiebei dem Streite nicht entgehen können, sei es mit denen, welche aus Mißverstand das Reich Gottes bekämpfen, oder mit denen, welche aus Troz eines thörichten Herzens sich durch die heilsame Lehre, wiewol sie dieselbe anerkennen, doch nicht wollen züchtigen lassen zur Gottseligkeit: nun wol, so laßt uns bedenken, daß wir den Erlöser schon bei dem Feste seiner Geburt, also vom Anbeginn seines Lebens als den Fürsten des Friedens begrüßen,

*) 1 Kor. 12, 3.

und daß er das auch immer geblieben ist unter allem Streit, ben er selbst führte, damit auch in diesem Sinne sein Leben sich in uns fortseze, und wir eben so inmitten der innern Zwietracht so wol, die leider nicht selten unter den Bekennern seines Namens obwaltet, als auch des äußeren Streites mit der Welt uns im mer die heitere Ruhe bewahren, die ihm nie getrübt ward, und immer auf den Wegen des Friedens wandeln, so daß ohnerachtet des Schwertes dieser dennoch auf Erden herrscht, weil er in dem innersten Gemüth der gläubigen seinen Siz aufgeschlagen hat, und ohnerachtet alles scheinbaren Wechsels ein herzliches Wohlgefallen unter allen Menschen gefunden wird, welchen die Gnade Gottes in Christo erschienen ist, und welche einen Blikk gethan haben in die Tiefe des Reichthums der Weisheit und Erkenntniß Gottes, weil sie wissen, daß, wie oft es auch wieder dunkel zu werden droht um uns her, doch das Reich des Lichtes fest gegründet ist, und der Gemeinschaft derer, welche Gott liebt in seinem Sohne, alle Dinge zum besten dienen müssen. Und so ist in Wahrheit, ohnerachtet des Schwertes, das er gebracht hat, durch den, dessen Geburt wir feiern, Friede und Wohlgefallen bei uns eingekehrt, wofür Gott denu Ehre sei in der Höhe jezt und immerdar. Amen.

VI.

Gott, der alten Dingen ihr Maaß

bestimmt.

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Am Neujahr stage.

Tert. Hiob 38, 11.

Und sprach, Bis hieher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen.

a. Fr. Diese Worte sind genommen aus einer erhabenen Rede, welche dem höchsten Wesen, dem Schöpfer und Erhalter der Welt selbst in den Mund gelegt wird. Er antwortet darin aus einem Wetter dem Hiob, als dieser sich wiewol in ehrers bietiger Bescheidenheit darüber beklagt hatte, daß der Herr sich nicht finden laffe von den Menschen, daß er von seiner guten Sache ihnen dennoch keine Rechenschaft ablege und daß ihnen deshalb nichts übrig bleibe, als ihn in der Stille zu fürchten. Da trat der Herr, heißt es, aus dem Wetter hervor und redete mit Hiob über seinen Unverstand; und aus dieser Rede sind die Worte unseres Textes genommen. Auch wir m. g. Fr., wenn wir an einem Tage wie der heutige zurükkfehen in die vergangene Zeit, in solche Menge von unerwarteten Unfällen, von unerfüllt gebliebenen Hoffnungen, von vereitelten Wünschen, von Verwikklungen, durch deren Erfolg der Herr etwas ganz anderes herbeis geführt, als was nicht etwa immer nur menschlicher Eigennuz und menschliche Selbstsucht, sondern auch die aufrichtige Liebe

zum guten und verständige Wünsche für das allgemeine Wohl der Menschen geahndet und gehofft hatten: wie sind auch wir, wenn uns dies alles vor Augen tritt und sich gleichzeitig verge, genwärtigt, immer in demselben Gange der Gedanken wie Hiob! Der Herr läßt sich nicht finden von den Menschen, wir treffen seinen Rath nicht, weder mit den hochfliegendsten Hoffnungen, noch mit den mäßigsten Wünschen! er will uns keine Rechenschaft ablegen, denn wie oft wieder ein Jahr verstreiche, keines löst die Näthsel der früheren; unerforschlich sind und bleiben seine Wege und unbegreiflich für uns arme Menschen seine Gedanken. Wollte aber der Herr m. g. Fr., daß wir uns in dieser scheinbaren Ergebung beruhigen sollten: dann würde er nicht aus dem Wetter hervor geantwortet haben dem Hiob, ja was noch mehr sagen will, dann würde sein Sohn nicht zu uns haben sprechen können, Ihr seid nun nicht mehr Knechte, sondern ihr seid Freunde, denn ihr wisset, was euer Herr_thut *).

Zu diesem Wissen um das Thun des Herrn will uns nun auch jene erhabene Rede verhelfen, von deren ganzem Inhalt unfer Text in wenigen Worten einen kernigen Auszug enthält. Der Herr stellt sich überall in seiner Rede dar als denjenigen, der, so wie er alles hervorgerufen hat, daß es sei, so wie er alles trägt durch sein allmächtiges Wort: so auch allem in der Welt sein Maaß gegeben hat und seine Ordnung; nichts bleibt hinter seinem kräftigen Worte zurükk, aber auch nichts darf sich weiter ausbrei ten, nichts sich weiter erstrekken, als er es gebietet. Bis hieher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!

So laßt uns denn dies m. a. Fr. jezt mit einander näher erwågen, wie das den Geist und Sinn aller göttlichen Nathschlüsse ausspricht, dies das große Geheimniß der göttlichen Weltregierung ist, daß Gott der Herr allem sein festes und bestimmtes Maaß gesezt hat. Und laßt uns m. g. Fr. in Beziehung auf den heutigen Tag zuerst sehen, wie wir hierin unsern besten Trost finden, wenn wir aus der Vergangenheit in die Zukunft hinaussehen; dann aber auch zweitens, wie diese Worte auch für uns die heiligste und theuerste Vorschrift enthalten, das große Gebot, nach welchem auch wir unser ganzes Leben im Dienste Gottes einzurichten haben.

*) Joh. 15, 15.

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