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das ganze kleine Land mit flüchtigen Juden überfüllt. Aber je mehr ihrer ankamen, desto größer war des Grafen Gewinn; und nichts belustigte ihn daher so sehr, als wenn er hörte, daß die an sein Gebiet angrenzenden Herren ihn den neuen Judenfönig nannten. Doch Rainards Freude nahm ein trauriges Ende, und der an den Juden gemachte Gewinn kam ihn ungemein hech und theuer zu stehen. Wegen seiner zur Schau gestellten Irreligiosität und Geringschägung alles Kirchlichen ohnehin schon in übelm Rufe, zog er sich jezt gar noch den Verdacht des Judaismus zu. Die Bischöfe Leutherich von Sens, Rainold von Paris und Fulbert von Chartres klagten bei dem König, und besonders bat Leutherich denselben, seine Diöcese so bald als möglich von einem solchen Abtrünnigen zu befreien. König Robert zeigte sich bereitwillig. Ganz unvorbereitet ward jezt der Graf von dem königlichen Heere überfallen, die Stadt Sens erobert und geplündert, und nur mit genauer Mühe gelang es noch dem Grafen Rainard, halb nackt durch schnelle Flucht sich zu retten. Sein Bruder Fromond flüchtete sich mit einigen Soldaten in einen Thurm, in der Hoffnung, sich hier noch einige Zeit zu halten, mußte aber schon nach zwei oder drei Tagen sich ergeben, und starb etliche Jahre nachher als Gefangener des Königs. Graf Rainard ward seines Lebens verlustig erklärt und dessen Grafschaft von dem König eingezogen.

25. Dieser strenge Akt königlicher Oberlehnsherrlichkeit brachte beinahe alle übrigen Herren Frankreichs in Bewegung. Sie hatten zwar Robert erlaubt, König zu seyn, aber nicht auch alle königlichen Rechte zu üben. Der mächtige und unruhige Graf Eudes von Blois und Chartres nahm sich 7

Ferti d. Stolb. N. G. D. 32.

des aus seinem Lande vertriebenen Grafen Rainards an, schloß mit ihm ein Bündniß und erbauete an der Grenze eine Burg, aus welcher er, toll genug, weit und breit ein Land verwüstete, das er doch im Begriffe stand für seinen Bundesgenossen zu erobern. Endlich rückte Eudes vor die Thore von Sens, verwüstete, wie gewöhnlich, zuerst die ganze Umgegend, drang hierauf in die Vorstädte, plünderte die Häuser, verbrannte die Kirchen, und begann dann die förmliche Belagerung der Stadt selbst. Aber die Eingeschlossenen leisteten tapfern Widerstand, und nun kam während der Belagerung ein Vergleich zu Stande, dem zu Folge die Stadt Sens wie auch die Grafschaft dieses Namens dem Grafen Rainard wieder zurückgegeben, nach dessen Tod aber an den König zurückfallen, und dieser die eine Hälfte davon mit seinen Domainen vereinigen, die andere dem Erzbischofe von Sens als Lehen ertheilen sollte. Waren dem Grafen früher die Juden, als sie seine Schazkammer füllten, äußerst willkommen, so wurden sie ihm jezt eben so sehr zuwider, da sie, obschon unverschuldeter Weise, den Fall seines Hauses herbeigeführt hatten.

26. Der Fanatismus, der besonders in dem Jahre 1010 so viele blutige Opfer verschlungen, war indessen von dem Volke wieder gewichen. Das über den Juden ausgebrochene Ungewitter hatte sich nach und nach verzogen, und diese waren bei dem ersten matten Scheine einer für sie wiederkehrenden Sonne sogleich aus ihren Schlupfwinkeln und Zufluchtsorten hervorgekrochen und zu ihren ehemaligen Wohnsigen zurückgekehrt. Zwar ward ihnen jest wieder erlaubt, sich überall in Frankreich anzusiedeln, ihre vorigen Geschäfte zu treiben und dabei des Schußes der Geseze zu genießen. Aber

bei allem dem blieb doch ihr Name mit unauslöschlicher Schmach gebrandmarkt; und damit die Verachtung und der Haß gegen die jüdische Nation auch auf die folgenden Generationen forterben möchte, wurden nun allerlei, die Juden kränkenden, sie demüthigenden, und gleichsam auf die allerunterste Stufe der Menschheit herabwürdigende Einrichtungen und Ceremonien erfunden. Zu Toulouse z. B. mußte von jezt an jedes Jahr am ersten Ostertage sich ein Jude vor den großen Eingang der Hauptkirche stellen, und diesem dann ein von der Stadtobrigkeit dazu ernannter Christ nach beendigtem Gottesdienste beim Herausgehen aus der Kirche eine Ohrfeige geben. Daß aber dieses nicht blos eine auf Verachtung und Demüthigung der Juden deutende symbolische Handlung seyn sollte, erwies sich dadurch, daß man zum Ertheilen jener Ohrfeige stets gerade einen der stärksten und kraftvollsten Menschen wählte. Als im Jahre 10t8 ein Graf von Rochechouart nach Toulouse kam, um dort das Osterfest zu feiern, hatte er einen durch ungewöhnliche Körperstärke ausgezeichneten Kaplan, Namen Huge, in seinem Gefolge. Diesem Kaplan ward nun die Ehre, daß man ihn wählte, dem vor der Kirchenthüre stehenden Juden die gewöhnliche Ohrfeige zu geben, und Hugo erledigte sich des ihm ertheilten Auftrages mit solcher Rohheit, daß er dem armen Menschen die Augen und das Gehirn aus dem Kopfe schlug und derselbe auf der Stelle todt zu Boden sank. Nichts ist schrecklicher und verderblicher, als religiöser Eifer ohne alle Religion, ein Eifer, den der Geist der Religion, der Geist der Liebe nicht erleuchtet, läutert und führt. Ein solcher Eifer, blos ein Erzeugniß des Stolzes, des Partheigeistes und eines harten, durch gänzliche Lieblosigkeit völlig erfrornen und erstarrten Herzens, geht gewöhnlich sehr bald

in Fanatismus über, der zwar mehrere Grade hat, aber jezt schon auf der untersten, am wenigften bemerkbaren Stufe das Allerheiligste und Beseligendste mißbraucht, um gerade desto kühner das Allerunheiligste, Ruchloseste und VerdammungswürWelch' ein schrecklicher digste üben zu können.

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Mensch jener Hugo, der, nachdem er kurz vorher dem Vater aller Barmherzigkeit das höchste und reinste Opfer unbegreiflicher Liebe und gnadenvoller Herablassung dargebracht hatte, nun eine Handlung begeht, die nur ein von dem Satan besessener Unmensch auszuüben im Stande ist.

27. Wegen König Roberts in allen feinen Verordnungen wie in seinem eigenen Wandel sich kund gebender Frömmigkeit, gaben ihm nach seinem Tode die Franzosen den Beinamen: der Andächtige; und wegen seiner, in seinen Verhandlungen sowohl mit auswärtigen Mächten, als auch den französischen Reichsfürsten bewiesenen Mäßigung, nannten sie ihn den Weisen und zum Theil auch den Friedfertigen. Dieß Lettere doch wahrscheinlich deßwegen, weil während seiner Regierung weder Normänner noch Saracenen, die jezt mit dem südlichen Frankreich in einem sehr lebhaften Handelsverkehr standen, noch auch Deutsche in das Reich eingefallen waren. Aber außerdem sah es zu König Roberts Zeiten nichts weniger als sehr friedlich in Frankreich aus. Gewöhnlich war es ein weiter, oft von einer Grenze bis zur andern sich erstreckender Tummelplaß einer Menge von Raufereien, kleiner und großer Fehden, wovon manche, obgleich mit kleinern Heeren geführt, dennoch die Gestalt wahrer bürgerlicher Kriege hatten. Die unruhigsten von allen französischen Herren waren Eudes II., Graf von Blois und Chartres, und

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dann der Graf Fulko von Anjou. Ersterer war beinahe in allen seinen Kriegen unglücklich; von dem Herzog der Normandie ward er mehrmals geschlagen, noch öfters von dem wilden und tapfern Grafen Fulko von Anjou. Aber Eudes verlor nie den Muth, ersetzte auch jedesmal sehr schnell wieder seinen Verlust. Er war schlau und klug; wußte jeden günstigen Augenblick, besonders die Fehler seiner Gegner zu benugen, und da er durch weise Sparsamkeit zu jeder Zeit über eine reichlich gefüllte Schazkammer verfügen konnte, so wurden ihm dadurch alle seine Unternehmungen nicht wenig er leichtert. Als Stephan aus dem Hause Vermandois, Graf von Champagne und Brie, ohne männliche Erben starb, bemächtigte sich Eudes des größten Theils dieser reichen Erbschaft. Aber mit der Erweiterung seiner Macht erweiterten sich nun auch feine ferneren Vergrößerungsplane. Nach dem Tode des legten Burgundischen Königs Rudolph machte Eudes auch Ansprüche auf das arelatische Reich. Wäre ihm dieses, wie es anfänglich schien, wirklich gelungen, hätte er die Provence, die Dauphiné, Lyon mit seinem sich weit hinstreckenden Gebiete, ganz Savoyen und die Schweiz mit seinen ohnehin schon so weitschichtigen Besigungen vereiniget, so hätte es gar kein Machtverhältniß mehr zwischen ihm und jedem andern, auch dem mächtigsten französischen Herrn gegeben, und eine solche, alles Gleichgewicht aufhebende Uebermacht würde nun ganz gewiß sehr bald den Sturz des Capetingischen Hauses und Eudes eigene Erhebung auf den französischen Thron zur Folge gehabt haben. Aber der tapfere und weise König Conrad II. kam ihm zuvor, und vereitelte eben so schnell Eudes Plane auf Burgund, als er auch gleich darauf jene des Herzogs Wilhelm von Aquitanien auf das Königreich Italien zu vereiteln wußte.

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