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VII.

1. Herrschaft der Dänen in England. Gleich nach dem Tode König Eadmunds berief Cnut die Wittans oder Stände des südlichen Englands, nämlich alle Bischöfe, Ealdormen, Thans fammt allen Optimaten*) des Landes zu einer großen Gemote (Versammlung) nach London. Hier behauptete Cnut, daß in den zwischen ihm und Eadmund, bei Gelegenheit des auf der Insel Olney geschlossenen Theilungsvertrags gepflogenen Unterredungen festgesezt worden wäre, daß, wenn Einer von ihnen beiden stürbe, der Ueberlebende auch den Reichsantheil des Verstorbenen erhalten sollte. Erkaufte Zeugen traten sogleich auf und bestätigten mit Eidschwüren die Aussage des Dänen. Allen übrigen fesselte Furcht die Zunge, obgleich sie vollkommen überzeugt waren, daß ihr verstorbener edler König nie eine so schändliche, unnatürliche und ungerechte Uebereinkunft zu schließen fähig gewesen war.

Cnut ward also jezt von den Ständen als alleiniger Herr und König von ganz England anerkannt und ihm in dieser Eigenschaft gehuldiget, worauf auch er den gewöhnlichen Königseid leistete. Durch einen auf dieser Gemote gefaßten Beschluß wurden die Söhne und Brüder Eadmunds aller Rechte auf die Thronfolge in England für immer verlustig erklärt. Gleich im ersten Monate des folgenden Jahres 1018 ward Cnut in Lon

*) Omnes episcopos, duces et principes cunctosque optimates Gentis Angliae. Optimaten nannte man bei den Angelsachsen damals Alle, welche nicht im Dienste eines Ealdorman oder Thans, völlig unabbängig waren und eigene. Ländereien und Leibeigene besaßen.

don auf eine mehr als gewöhnlich feierliche Weise gekrönt *).

2. Cnuts erste Sorge war jezt die Befestigung feines auf Verrath, Treulosigkeit, Meuchelmord, Lug und Trug gegründeten Throns. Aber damit schien ihm das Daseyn der Söhne und Brüder Eadmunds durchaus unverträglich. Was die erstern betrifft, so soll Eadric, die beiden Kinder gleich jezt in der Wiege erwürgen zu lassen, ihm gerathen, aber Enut, jedoch nicht, weil er vor diesem neuen Frevel zurückschreckte, sondern blos aus Klugheit und Berücksichtigung der öffentlichen Meinung, diesen Rath verworfen haben. Indessen wollte er doch die königlichen Kinder nicht länger in England dulden. Er schickte sie also seinem Halbbruder, dem König Olav, nach Schweden, und ließ diesem durch den Boten zu verstehen geben, wie sehr er wünsche, daß Olav die beiden Knaben, so bald als möglich, aus der Zahl der Lebenden möchte verschwinden lassen. Olav war ein edelmüthiger, wahrhaft christlich denkender Fürst, daher unfähig, aus feiger Gefälligkeit gegen Cnut seine Hände mit dem Blute der Unschuld zu beflecken, jedoch dabei auch besorgt, daß, wenn er die beiden Prinzen bei sich behielte, er in der Folge mit Cnut in sehr schwierige Verhältnisse könnte verwickelt werden, schickte er sie nach Ungarn zu dem damals dort herrschenden König Andreas dem Heiligen. Dieser nahm die beiden schon in der Wiege unglücklichen Kinder mit vieler Liebe auf, erzog sie mit väterlicher Sorgfalt, und gab nachher dem ältern, dem Eadmund, eine seiner

*) Der ganze, selbst in den entferntesten Provinzen wohnende hohe und niedere Adel mußte den Krönungsfeierlichkeiten in London beiwohnen.

Töchter zur Gemahlin *). Aber Eadmund starb bald darauf ohne Kinder zu hinterlassen, worauf die junge Wittwe sich mit einem deutschen Fürsten vermählte. Der jüngere, Eduard, erhielt Agatha, eine sehr nahe Verwandte des Kaisers Heinrich des Zweiten, zur Gemahlin **). Diese ward Mutter mehrerer Kinder, denen wir zu seiner Zeit wieder in England begegnen werden.

3. Aber in dem Prinzen Eadwy, an körper licher Größe und Wohlgestalt, wie an Geist, Kraft und Muth das lebendige Ebenbild seines Bruders Eadmund, erblickte Enut seinen gefährlichsten Feind. Auf sein Betreiben ward dieser also durch einen

*) König Andreas von Ungarn war mit Gisella, einer Schwester Kaiser Heinrichs II., vermählt, und Ead mund ward also durch seine Verbindung mit einer Toch ter derselben ein Glied des sächsischen Kaiserhauses. **) Agatha soll eine Bruderstochter Heinrichs II. gewesen seyn, nämlich des Bruno, der, wie man sich erinnern wird, sich einigemal gegen seinen Bruder empörte, aber jedesmal bald bezwungen, endlich das Visthum Augsburg erhielt. Die Verbindung beider eng lischen Prinzen mit Fürstentöchtern, die entweder mittelbar oder unmittelbar dem deutschen Königs hause angehörten, deutet so ziemlich auf zwar ent fernte, aber ziemlich weit aussehende, gegen Cnut und dessen Haus gerichtete Plane. Die Dänen waren damals Deutschlands Banalfeinde, und ihre, durch die Acquisition von England so ungeheuer vermehrte Macht konnte besonders dem nördlichen Deutschland höchst gefährlich und verderblich werden. Es lag also offenbar in Deutschlands wichtigstem Interesse, der dänischen Herrschaft in England so bald wie möglich ein Ende zu machen. Aber welche Plane man auch gehabt haben mag, so ward doch ihre Ausführung durch den natürlichen Gang der Ereignisse, wie wir bald sehen werden, anfänglich auf unbestimmte Zeit vertagt, und endlich völlig überflüßig und unnöthig.

Beschluß der Wittans in die Acht erklärt und aus England verbannt. Doch dieß genügte dem Eroberer noch nicht. Auch von dem verbannten, aus England entfernten Prinzen glaubte er seinen Thron noch immer bedrohet. Nach einiger Zeit rief er ihn demnach wieder zurück, gab aber bald darauf einem Than, Namens Ethelwold, den Auftrag, ihn von dem Prinzen zu befreien. Ethelwold, der wenigstens dem Scheine nach gehorchen mußte, traf folche Vorkehrungen, daß der gegen den Prinzen gerichtete Mordanschlag mißlang, worauf Cnut unter Eadwy's eigenen Leuten ein paar Banditten fand, die denselben ermordeten. Damit jedoch Cnut in dem Tower zu London ganz ruhig schlafen könnte mußte jezt noch ungleich mehr, und zum Theile beinahe nicht minder edles Blut fließen. Viele der angesehensten Männer, und unter diesen die Ealdormen von Chester, Coventry, Devonshire, auch der dem Leser schon bekannte Brithric, wurden an einem und demselben Tage auf ganz leeren, völlig unerwiesenen Verdacht hin enthauptet. Noch größer war die Anzahl der Optimaten und minder angesehenen Leute, die jezt hingerichtet wurden, und deren Ermordung offenbar keine andere Ursache und keinen andern Zweck hatte, als den Enút, durch Confiscirung der Güter der Ermordeten,' nun in Stand zu sehen, seine Dänen mit Ländereien zu belohnen.

Was jedoch Cnuts Staatsflugheit jezt wirklich Ehre machte, war, daß er, im Interesse aller Souveraine, alle jene Angelsachsen, welche in den legtern englisch - dänischen Kriegen sich irgend einer Verrätherei, Treulosigkeit oder groben Pflichtverlegung gegen Ethelred oder dessen Sohn Eadmund schuldig gemacht, nie mehr vor Augen sehen wollte, fie weit von sich entfernte, viele davon bei der ge= ringsten Veranlassung aus England verbannte, einige

sogar hinrichten ließ, überhaupt gegen alle mit der größten Strenge verfuhr, und so lange er regierte, nie irgend ein öffentliches Amt, selbst nicht das unbedeutendste, einem derselben übertrug.

4. Bei allem dem drohete jedoch die größte Gefahr dem Cnut noch immer von der Normandie herüber. Hier befand sich Emma mit ihren beiden Söhnen Eduard und Alfred, und ihr Bruder, der regierende Herzog Richard II. mit dem, Beinamen: der Gute, zeigte sich fest entschlossen, die Ansprüche seiner Schwestersöhne auf den Thron von England mit den Waffen in der Hand geltend zu machen. Normannische, von Richard abgeordnete Gesandten waren dießfalls schon in London angekommen, jedoch, obgleich von Cnut mit scheinbarem Wohlwollen empfangen und reichlich beschenkt, völlig unverrichteter Dinge wieder nach Rouen zurückgekehrt. Richard rüstete sich nun zum Krieg. Eine zahlreiche Flotte ward ausgerüstet, und ein eben so zahlreiches Heer stand bereit, sich nach den Küsten von England einzuschiffen. Noch nie vielleicht zogen sich an Cnuts politischem Horizont so trübe und unglückschwangere Wolken zusammen, als jeßt. Landete ein normännisches Heer mit den beiden Prinzen in England, so war vorauszusehen, daß bei der Angelsachsen bekannten warmen Anhänglichkeit an ihr angestammtes Herrscherhaus, und dem allgemein herrschenden Unwillen über den blutigen und graufamen Anfang der neuen Regierung, die ganze Nation für König, Freiheit und Vaterland zu den Waffen greifen würde. Durch die normännische Flotte von Dänemark abgeschnitten, und in doppeltem Kampfe mit Richards tapferm, den dänischen Streitkräften weit überlegenen Heere, und dann noch mit einer zahlreichen empörten und alle Dänen leidenschaftlich

Forts. d. Stols. R. G. B. 33.

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