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Ursachen, jenen großartigen Charakter und Geist des Ritterthums erzeugte, der nur dem Mittelalter eigen, und in ihm möglich, auch in einem vollständigen Gemälde desselben eine der schönsten, glänzendsten und herzerhebendsten Parthien bildet.

13. Obgleich nun, wie wir so eben bemerkt, eine Erzählung auch nur eines Theils der vielen Fehden und kleinen Kriege, welche unter Hugos Regierung mehr als eine schöne Gegend Frankreichs oft auf Jahre in eine Einöde verwandelten, eine äußerst monotone, einförmige und langweilige Wiederholung immer derselben Auftritte seyn müßte; so glauben wir doch Eine Fehde ganz eigener Art und Natur, nämlich zwischen einem Gatten und seiner Gattin, weil den Charakter der Zeit bezeichnend, nicht, ohne ihrer in wenigen Worten zu erwähnen, übergehen zu dürfen. — Wilhelm, Graf von Poitiers, einer der mächtigsten Herren in Aquitanien, war mit der schönen Emmeline, einer Tochter des Grafen von Blois, vermählt. Geschäfte führten den Grafen Wilhelm auf einige Zeit nach Bretagne. Während der Abwesenheit ihres Gemahls beschäftigte sich Emmeline mit dem Bau eines Klosters, und alle Bewohner der dortigen Gegend freueten sich des frommen Sinnes ihrer Gebieterin. Auf seiner Rückkehr aus Bretagne trat der Graf Wilhelm in dem Schloß der Baronin von Thouars ab. Diese stand noch in der vollen Blüthe ihrer Schönheit. Ihren verführerischen Reizen vermochte der Graf nicht zu widerstehen. Er entbrannte in Liebe zu ihr, und die Baronin, deren Schlösser und Besigungen ein Lehen des Grafen von Poitiers waren, glaubte sich ihrem Lehnherrn gefällig erzeigen zu müssen. Unglücklicher Weise erfuhr dieß sogleich wieder Emmeline. Bei seiner Ankunft ward demnach der Graf von seiner Gemahlin mit Vor

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würfen überhäuft. Er suchte sich zu rechtfertigen. Jede Rechtfertigung zog ihm jedoch nur härtere Vorwürfe zu. Endlich gab er ihr gar keine Antwort mehr, und schwieg. Aber sein Schweigen deutete wo nicht auf Verachtung, doch auf Kälte und Gleichgültigkeit. Emmeline ward dadurch noch mehr erbittert; aber ihr ganzer Zorn fiel jest auf die welche, wie sie wähnte, ihr das Herz ihres Gemahls entrissen hatte. An dieser beschloß fie furchtbare Rache zu nehmen. Sehr frühe am Morgen des andern Tages machte sich Emmeline, begleitet von mehreren Rittern und einer zahlreichen bewaffneten Dieners schaft, auf den Weg nach dem Schlosse Thouars. Nicht ferne davon begegnete ihr die Baronin mit einem äußerst schwachen Gefolge, wovon nicht eins mal alle bewaffnet waren. Diese ließ die Gräfin sogleich angreifen. Mit leichter Mühe ward das Gefolg der Baronin zerstreut, sie selbst aber eine Gefangene Emmelinens, die nun gleich in der folgenden Nacht sich an ihrer wirklichen oder vermeints lichen Nebenbuhlerin auf eine Weise rächte, die eine bescheidene Geschichte, ohne selbst zu erröthen, und auch nur wenig keusche Ohren zu beleidigen, durchaus nicht näher bezeichnen darf. Ihres schänd lichen Frevels bewußt, und ohne Hoffnung von ihrem Gemahl Verzeihung zu erhalten, kehrte Emmeline nicht mehr zu demselben zurück, sondern begab sich nach der festen Burg Chinon. Eine förmliche blutige Fehde begann nun zwischen dem Grafen und der Gräfin. Dieselbe dauerte zwei Jahre. Die ganze Umgegend von Chinon und mehrere andere Gegenden der Grafschaft wurden abwechselnd schrecklich verwüftet; und erst als es des Elendes weit und breit zu viel geworden war, traten, wie der Mönch von Maillezais berichtet, fromme Männer als Vermitler auf. Sie stellten dem Grafen sehr ernstlich vor, daß, da

er durch seinen Treubruch sich schon so sehr an seiner Gemahlin verfündiget habe, er jegt noch um so viel straffälliger werde, da er derselben wegen eines unbedeutenden Vergehens*) so lange zürne. Aller Segen des Himmels werde von ihm und seinem Lande weichen, wenn er nicht, ohne zu zögern, sich wieder mit ihr aussöhne. Die Gründe dieser frommen Leute leuchteten dem Grafen ein. Er bat seine Gemahlin um Verzeihung, und da er diese sehr leicht erhielt, so hatte nun auch die Fehde ein Ende, und Emmeline, deren Frömmigkeit, wie wir gesehen, weder glühende Rachsucht, noch auch, um diese zu befrie rigen, die schandbarsten Mittel verschmähet, hatte nun wieder Zeit und Muße, ihren Klosterbau zu vollenden und das Kloster mit der hinreichenden Zahl von Mönchen zu bevölkern.

14. Während Hugos Regierung entstanden noch mehrere, bis dahin unbekannte, kleine souverainé Häuser; wie z. B. die Grafen von Foir, von Bearn, von Carcassonne; die Barone von Grignan, von Soult, von Castellane xc. x. Längst schon hatten die großen Vasallen ihre Länder ebenfalls zerstückt, und die einzelen Theile derselben ihren Getreuen als Unterlehen ertheilt. Diese Untervasallen suchten nun schon seit geraumer Zeit sich zu ihren Lehnherren in das nämliche Verhältniß zu stellen, in welches sich jene zu der Krone gesezt hatten. Den Einen gelang es, den Andern wieder nicht. Aber im Ganzen

*) Wie äußerst enge und beschränkt muß doch bei dem guten Mönch der Umfang seiner moralischen und religiösen Begriffe gewesen seyn, daß er einen so schändlichen Frevel, der unter einem christlichen Volke gar nicht gedacht werden sollte, einen unbedeutenden Fehler nennt!

genommen brachten sie es doch dahin, daß sie gegen ihre Lehnsherrn keine andere Verpflichtung mehr hatten, als blos ihnen in ihren Kriegen und Fehden beizustehen, und nie gegen sie die Waffen zu führen. Was die innere Verwaltung betraf, so blieb diese den jezt schon so ziemlich unabhängig gewordenen Lehnsträgern völlig überlassen. Ihre Lehnsherren durften sich in dieselbe gar nicht mischen, ja sogar eine von ihren Untervafallen erbaute feste Burg ohne deren Erlaubniß nicht betreten. Hugo Capet selbst, konnte z. B. nicht von Paris nach Orleans gehen, ohne durch fremde Territorien zu kommen das heißt, durch kleine Länderparcellen, die er oder feine Vorfahren Andern als Lehen ertheilt hatten.

15. Ueberhaupt bleibt Frankreichs Geschichte in dieser, wie in der folgenden Periode, ein wahres historisches Labyrinth, zu welchem das Licht nur selten einen Zugang findet; und wenn wir den jedesmaligen Königen nur eben so selten darum begegnen, so vers schwindet noch weit mehr, ja oft gänzlich die Nation als solche aus derselben. Selbst wenn wir sie in den speciellen Geschichten der vielen Herzogthümer, zahllosen Grafschaften, oder auch in den Chroniken der Städte suchen wollten, würde unser Bemühen nicht minder fruchtlos seyn; denn bei der in diesen Jahrbüchern herrschenden chronologischen Verwirrung, bei den vielen, durch keine Combinationskraft zu füllenden Lücken und dem völligen Mangel an Zusammenhang und Verbindung mit andern, oft zunächst liegenden Theilen Frankreichs, vermag selbst nicht der tiefste Forscher auch nur das wenige Faktische, was sie enthalten, gehörig zu prüfen, vielweniger es zu ordnen und ein wenigstens in so weit vollständiges Gemälde davon zu entwerfen, daß aus demselben der mit dem Jahrhundert stets harmonische

Geist der Nation nur einigermaßen anschaulich hervore treten könnte. Indessen berichtet uns doch die Chronik des Ademarus von Chabonnois, daß zu den Lebzeiten Hugo Capets eine furchtbare Pest, wenig sich bekümmernd um die von Politik und Gewaltthat gezogenen Grenzen und Demarkations-Linien, für ganz Frankreich ein gemeinschaftliches Band des schrecklichsten Elendes war. Am allerheftigsten wüthete die Seuche in Aquitanien, Limousin und den angrenzenden Ländern. Die Mortalität überstieg alle Vorstellung. Sogar die Landstraßen waren hie und da mit Leichen bedeckt. Das Uebel troßte allen Künsten und Erfahrungen der Aerzte. Selbst die sonst heil. samsten Kräuter schienen ihre heilenden Kräfte vers loren zu haben. Als die Erde den Menschen keine Hülfe mehr bot, richteten sie endlich ihren Blick zum Himmel. Die Kirche zum heiligen Martialis *) in Limoges war damals wegen der vielen dort schon geschehenen wunderbaren göttlichen Gnadenerweisungen ganz vorzüglich berühmt. Dahin strömte nun aus allen Gegenden Frankreichs eine ungeheure Menge Pilger: Fürsten und deren Völker, Vornehme und Niedrige, Edle, Freie und Knechte. Alle Bischöfe aus ganz Aquitanien kamen ebenfalls dahin und brachten die Reliquien ihrer Kirchen mit. Die Kirche des heiligen Martialis konnte natürlicher Weise die ungeheueren Menschenmassen nicht fassen. Auf allen zu ihr führenden Straßen lag also das Volk auf den Knieen. Die ganze Stadt schien in einen Tempel verwandelt, in welchem jest Tag und Nacht

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*) Der heilige Martialis war mit dem heiligen Dionyfius gegen das Jahr 250 nach Gallien gesandt wor den, wo er mit ungemeinem Erfolge das Evangelium predigte und die Kirche von Limoges gründete, deren erster Bischof er ward.

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